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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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Die physicalischen Erscheinungen häufen sich in dem Maaße, daß es unmög-
lich wird, hier auch nur einen allgemeinen Ueberblick zu geben. Doch
will ich der einflußreichen Voltaschen Säule erwähnen, einer der größ-
ten Entdeckungen des Jahrhunderts, die noch wichtiger wird durch die
Anwendung davon, welche Davy und Berzelius auf die Zerlegung der
sonst vielfach genannten Stoffe gemacht haben. Ebenso will ich nur er-
wähnen, daß Oerstedt die Identität der electrischen und magnetischen
Kraft
nachgewiesen hat und daß Malus und Arago uns zugleich mit der
Polarisation des farbigen und unfarbigen Lichts bekannt gemacht haben,
und dadurch in den Stand gesetzt, die physicalische Beschaffenheit der ent-
ferntesten Weltkörper zu untersuchen.

[14. Vorlesung] [(13. März 1828)]

Die Weltansicht als Product der menschlichen Intelligenz hat nicht
in allen Perioden gleiche Fortschritte gemacht, indem wir bald
eine Tendenz zur speculativen Philosophie, bald zum dichterischen
Schaffen vorherrschend sehen. Die Hauptentwicklung gehört unstrei-
tig der neusten Zeit an. Bei den Alten fand die Entwicklung
der Cultur fast nur um das Mittelmeer Statt, wogegen später
die Civilisation sich räumlich weiter ausgebreitet hat. Wenn aber
von den Neuern alle Zweige der Wissenschaft mehr gleichzeitig
ausgebildet wurden, so kann man doch darum die Fortschritte
nicht gleichmässig nennen, die vielmehr in den meisten Wissen-
schaften von jeher mehr stoßweise erfolgten. Einzelne Zweige
des Wissens, z. B. die Beobachtungen der magnetischen Erschei-
nungen scheinen oft lange gewissermassen zu ruhen, um dann
mit einem Male desto größere und bedeutendere Fortschritte
zu machen. - So berechtigte die große Entdeckung der Contacts-
electricität im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts zu
bedeutenden Hoffnungen, die durch die Fortschritte in dieser Wis-
senschaft vollkommen erfüllt sind. Im Jahre 1791 entdeckte Aloys

Die physicalischen Erscheinungen häufen sich in dem Maaße, daß es unmög-
lich wird, hier auch nur einen allgemeinen Ueberblick zu geben. Doch
will ich der einflußreichen Voltaschen Säule erwähnen, einer der größ-
ten Entdeckungen des Jahrhunderts, die noch wichtiger wird durch die
Anwendung davon, welche Davy und Berzelius auf die Zerlegung der
sonst vielfach genañten Stoffe gemacht haben. Ebenso will ich nur er-
wähnen, daß Oerstedt die Identität der electrischen und magnetischen
Kraft
nachgewiesen hat und daß Malus und Arago uns zugleich mit der
Polarisation des farbigen und unfarbigen Lichts bekañt gemacht haben,
und dadurch in den Stand gesetzt, die physicalische Beschaffenheit der ent-
ferntesten Weltkörper zu untersuchen.

[14. Vorlesung] [(13. März 1828)]

Die Weltansicht als Product der menschlichen Intelligenz hat nicht
in allen Perioden gleiche Fortschritte gemacht, indem wir bald
eine Tendenz zur speculativen Philosophie, bald zum dichterischen
Schaffen vorherrschend sehen. Die Hauptentwicklung gehört unstrei-
tig der neusten Zeit an. Bei den Alten fand die Entwicklung
der Cultur fast nur um das Mittelmeer Statt, wogegen später
die Civilisation sich räumlich weiter ausgebreitet hat. Weñ aber
von den Neuern alle Zweige der Wissenschaft mehr gleichzeitig
ausgebildet wurden, so kañ man doch darum die Fortschritte
nicht gleichmässig nennen, die vielmehr in den meisten Wissen-
schaften von jeher mehr stoßweise erfolgten. Einzelne Zweige
des Wissens, z. B. die Beobachtungen der magnetischen Erschei-
nungen scheinen oft lange gewissermassen zu ruhen, um dañ
mit einem Male desto größere und bedeutendere Fortschritte
zu machen. – So berechtigte die große Entdeckung der Contacts-
electricität im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts zu
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[115/0119] Die physicalischen Erscheinungen häufen sich in dem Maaße, daß es unmög- lich wird, hier auch nur einen allgemeinen Ueberblick zu geben. Doch will ich der einflußreichen Voltaschen Säule erwähnen, einer der größ- ten Entdeckungen des Jahrhunderts, die noch wichtiger wird durch die Anwendung davon, welche Davy u Berzelius auf die Zerlegung der sonst vielfach genañten Stoffe gemacht haben. Ebenso will ich nur er- wähnen, daß Oerstedt die Identität der electrischen u magnetischen Kraft nachgewiesen hat und daß Malus u Arago uns zugleich mit der Polarisation des farbigen u unfarbigen Lichts bekañt gemacht haben, u dadurch in den Stand gesetzt, die physicalische Beschaffenheit der ent- ferntesten Weltkörper zu untersuchen. 14. Vorlesung (13. März 1828) Die Weltansicht als Product der menschlichen Intelligenz hat nicht in allen Perioden gleiche Fortschritte gemacht, indem wir bald eine Tendenz zur speculativen Philosophie, bald zum dichterischen Schaffen vorherrschend sehen. Die Hauptentwicklung gehört unstrei- tig der neusten Zeit an. Bei den Alten fand die Entwicklung der Cultur fast nur um das Mittelmeer Statt, wogegen später die Civilisation sich räumlich weiter ausgebreitet hat. Weñ aber von den Neuern alle Zweige der Wissenschaft mehr gleichzeitig ausgebildet wurden, so kañ man doch darum die Fortschritte nicht gleichmässig nennen, die vielmehr in den meisten Wissen- schaften von jeher mehr stoßweise erfolgten. Einzelne Zweige des Wissens, z. B. die Beobachtungen der magnetischen Erschei- nungen scheinen oft lange gewissermassen zu ruhen, um dañ mit einem Male desto größere u bedeutendere Fortschritte zu machen. – So berechtigte die große Entdeckung der Contacts- electricität im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts zu bedeutenden Hoffnungen, die durch die Fortschritte in dieser Wis- senschaft vollkom̃en erfüllt sind. Im Jahre 1791 entdeckte Aloys

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Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/119>, abgerufen am 21.12.2024.