Bis Woerden geht der Weg nach Alphen immer neben Kanälen her, meistens neben dem, welcher die Kommunikation zwischen Leyden und Amster- dam erhält. Oft sind sie von beiden Seiten mit Bäumen bepflanzt, immer bietet die Aussicht weite Flächen, und hie und da, bald einzeln, bald zahl- reicher die lächerlichen Windmühlen, die mit ihren tölpischen Bewegungen durchaus behext scheinen. Sind diese Mühlen an befahrnen aber nicht Haupt- kanälen gelegen -- denn über diese gehen Zug- brücken -- so haben sie eine Art Brückchen, die, wahrscheinlich sehr unschuldig, in manchen unsern deutschen englischen Gärten nachgeahmt sind. Es führen mehrere Stufen hinauf und herunter, da- bei sind sie so schmal, daß sie nur mit Ausschluß korpulenter Passagiere beschritten werden können, und so leicht, daß ein Kind sie schütteln kann. Im Holländischen heißen sie -- ich weiß nicht, ob al-
Zwoͤlfter Abſchnitt.
September. Reiſe nach Leyden u. ſ. w.
Bis Woerden geht der Weg nach Alphen immer neben Kanaͤlen her, meiſtens neben dem, welcher die Kommunikation zwiſchen Leyden und Amſter- dam erhaͤlt. Oft ſind ſie von beiden Seiten mit Baͤumen bepflanzt, immer bietet die Ausſicht weite Flaͤchen, und hie und da, bald einzeln, bald zahl- reicher die laͤcherlichen Windmuͤhlen, die mit ihren toͤlpiſchen Bewegungen durchaus behext ſcheinen. Sind dieſe Muͤhlen an befahrnen aber nicht Haupt- kanaͤlen gelegen — denn uͤber dieſe gehen Zug- bruͤcken — ſo haben ſie eine Art Bruͤckchen, die, wahrſcheinlich ſehr unſchuldig, in manchen unſern deutſchen engliſchen Gaͤrten nachgeahmt ſind. Es fuͤhren mehrere Stufen hinauf und herunter, da- bei ſind ſie ſo ſchmal, daß ſie nur mit Ausſchluß korpulenter Paſſagiere beſchritten werden koͤnnen, und ſo leicht, daß ein Kind ſie ſchuͤtteln kann. Im Hollaͤndiſchen heißen ſie — ich weiß nicht, ob al-
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Zwoͤlfter Abſchnitt.
September. Reiſe nach Leyden u. ſ. w.
Bis Woerden geht der Weg nach Alphen immer
neben Kanaͤlen her, meiſtens neben dem, welcher
die Kommunikation zwiſchen Leyden und Amſter-
dam erhaͤlt. Oft ſind ſie von beiden Seiten mit
Baͤumen bepflanzt, immer bietet die Ausſicht weite
Flaͤchen, und hie und da, bald einzeln, bald zahl-
reicher die laͤcherlichen Windmuͤhlen, die mit ihren
toͤlpiſchen Bewegungen durchaus behext ſcheinen.
Sind dieſe Muͤhlen an befahrnen aber nicht Haupt-
kanaͤlen gelegen — denn uͤber dieſe gehen Zug-
bruͤcken — ſo haben ſie eine Art Bruͤckchen, die,
wahrſcheinlich ſehr unſchuldig, in manchen unſern
deutſchen engliſchen Gaͤrten nachgeahmt ſind. Es
fuͤhren mehrere Stufen hinauf und herunter, da-
bei ſind ſie ſo ſchmal, daß ſie nur mit Ausſchluß
korpulenter Paſſagiere beſchritten werden koͤnnen,
und ſo leicht, daß ein Kind ſie ſchuͤtteln kann. Im
Hollaͤndiſchen heißen ſie — ich weiß nicht, ob al-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/302>, abgerufen am 21.11.2024.
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