Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. CXXXVII.
Wie die Raubvögel zu fangen.
[Spaltenumbruch]

DJe Sperber/ Sprintzen und Lerchenfälcklein
werden also gefangen: Man macht ein Netz
von grünem oder blaulichten subtilen doch star-
cken Zwirn oder Seiden/ damit man vier subtile
Stänglein/ die im Quadrat eingesteckt sind/ umrichten/
und oben anhencken kan/ daß jede Seiten derselben
etwan drey Elen austragen möge/ und wird im Herbst
oder Früling in die Felder gerichtet/ wo man aus
Erfahrung weiß/ daß es dergleichen Raub-Vögel
giebt.

Die Mäschen an dem Garn müssen noch etwas
grösser seyn/ als bey den Klebgarnen/ in dieses Netze
Mitten setzet man junge hungerige Vögel/ die sehr
schreyen/ und hin und wieder flattern/ wann der Sper-
ber oder das Fälcklein ihrer gewahr wird/ stösset er be-
gierig und schnell darauf/ daß er in den weiten Mä-
schen sich also verschlägt und einhenckt/ daß man ihn
offt mit harter Mühe auslösen kan; also werden auch
die Falcken und grössern Raubvögel gefangen: Man
muß aber/ an statt der kleinen Vögel/ eine weisse
Henne/ oder weisse Tauben hinein setzen; Etliche
lassen die vier Wände dieses Netzes oben eröffnet/ von
andern aber wird es oben auch mit einem gleichförmi-
gen Netze eingedeckt; sobald sich ein Raubvogel ge-
fangen/ den man zum Baissen behalten will/ muß
man ihm/ weil er noch im Netze ist/ die Flügel mit
einem Spaget wol binden/ damit er ihm mit dem
Umflattern keine Federn zerstosse oder abbreche; wanns
aber Weyhen/ F[i]schahren oder Hünergeyer sind/ mag
man sie wol gleich im Netze würgen/ so sind sie desto
leichter auszulösen.

Fast auf diese Weise/ sagt Bellonius in seiner
Orientalischen Reis-Beschreibung/ daß sie bey dem
Ponto Euxino die Habicht und Sperber pflegen zu fan-
gen/ lib. 3. cap. ultimo: und daß dergestalt von denen
nach und nach über das Meer herstreichenden Raub-
vögeln ein Weidmann/ innerhalb zwo Stunden/ die sie
alldort zugebracht/ mehr als 30 Stuck gefangen ha-
be. Seine Wort lauten also:

Aberramus haud procul a Faucibus Ponti
Euxini, ubi Freti Propontidis initium est, con-
scensoque altissimo ejus loci monte, inveni-
mus forte fortuna Aucupem Sperveriorum
capturae incumbentem. Cum autem jam A-
prilis fere praeteriisset, quo tempore omne avi-
um genus construendis nidis, ac procrean-
dae soboli operam dare solet, nobis mirum ac
insolens erat Milvorum ac Accipitrum tantam
multitudinem a plaga Oceani dextra adven-
tantem videre. Hisce ea dexteritate ac indu-
stria Auceps insidias ponebat, ut ne unus qui-
dem evaderet. Singulis vero horis accipitres
ad minus duodecim capiebat. Latebat hic au-
ceps post dumetum, ante quod aream qua-
dratam aequaverat, duos plus minus passus lon-
[Spaltenumbruch] gam, latamque, binis vel ternis a dumeto pas-
sibus distantem, senos in areae marginibus in
humum defixerat stipites, justo intervallo col-
locatos, pollicis fere crassitudine, staturae hu-
manae longitudine, utroque latere binos, qui-
bus summis & singulis crena ea, qua aream spe-
ctabant, parte incisa erat, e qua rete filo viridi,
tenuique contextum suspendebatur. Media
vero area hastula cubitum alta stabat, cujus a-
pici funiculus alligatus erat, qui ad aucupem
post dumetum latentem usque pertingebat.
Eidem huic funiculo aviculae complures ad-
nexae, sed longo, laxoque satis, grana fru-
menti per aream depascebantur, quas auceps
accipitrem a longe adventare conspiciens a
plaga Oceani, agitato fune, subvolitare coge-
bat.

Ad hasce accipitres seu Nisi, a medii mil-
liaris intervallo, nempe Leucae Gallicae, quo
sunt insigni visus acumine, conspectas subito
pleno explicatarum alarum remigio advolan-
tes, tanto impetu in retia irruebant, aviculas
abripere conati, ut illis intricati, implicatique
caperentur. Hac arte in cassides illectis au-
ceps alas totas, ad axillas usque, linteo cui-
dam, in eum usum consuto, inserebat, quo a-
larum infimam partem femoribus, caudaeque
colligabat. Ita vinctos humi relinquebat, sui
adeo impotentes, ut neque movere, neque re-
luctari prorsus, multo minus expedire sese pos-
sent. Nemo facile cogitaret, unde tanta Niso-
rum copia advolare potuerit. Eo enim bina-
rum horarum spacio, quo aucupii ejus specta-
tores eramus, plus quam triginta numero hoc
dolo captos vidimus: unde conjectura est, au-
cupem unicum centenos & amplius unius diei
spacio capere potuisse.

Und Aldrovandus setzt darzu: Accipitres
hi alioquin non aeque diu eodem loco moran-
tur, ut Falcones, sed saepius hunc mutant, un-
de difficilius quam hi capiuntur reti. Neque
enim facile spatium aucupi casses super se ex-
plicandi concedunt, nisi ea ratione, quam Bel-
lonius posuit, fallantur.

Sonst kan man diese schädliche Vögel/ die man
zum Weidwerck und Baissen nicht gebrauchen kan;
auch also fahen: man macht ein halbe Spann tieffes
Grüblein/ umgibt dasselbe mit einer Mäschen von star-
cken Roßhaaren/ oder einer zimlich grossen Spahet-
Schnur/ die am Ende mit einen Pflock in die Erden
fest eingesteckt worden/ und legt in die mitte ein Stuck

Fleisch
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. CXXXVII.
Wie die Raubvoͤgel zu fangen.
[Spaltenumbruch]

DJe Sperber/ Sprintzen und Lerchenfaͤlcklein
werden alſo gefangen: Man macht ein Netz
von gruͤnem oder blaulichten ſubtilen doch ſtar-
cken Zwirn oder Seiden/ damit man vier ſubtile
Staͤnglein/ die im Quadrat eingeſteckt ſind/ umrichten/
und oben anhencken kan/ daß jede Seiten derſelben
etwan drey Elen austragen moͤge/ und wird im Herbſt
oder Fruͤling in die Felder gerichtet/ wo man aus
Erfahrung weiß/ daß es dergleichen Raub-Voͤgel
giebt.

Die Maͤſchen an dem Garn muͤſſen noch etwas
groͤſſer ſeyn/ als bey den Klebgarnen/ in dieſes Netze
Mitten ſetzet man junge hungerige Voͤgel/ die ſehr
ſchreyen/ und hin und wieder flattern/ wann der Sper-
ber oder das Faͤlcklein ihrer gewahr wird/ ſtoͤſſet er be-
gierig und ſchnell darauf/ daß er in den weiten Maͤ-
ſchen ſich alſo verſchlaͤgt und einhenckt/ daß man ihn
offt mit harter Muͤhe ausloͤſen kan; alſo werden auch
die Falcken und groͤſſern Raubvoͤgel gefangen: Man
muß aber/ an ſtatt der kleinen Voͤgel/ eine weiſſe
Henne/ oder weiſſe Tauben hinein ſetzen; Etliche
laſſen die vier Waͤnde dieſes Netzes oben eroͤffnet/ von
andern aber wird es oben auch mit einem gleichfoͤrmi-
gen Netze eingedeckt; ſobald ſich ein Raubvogel ge-
fangen/ den man zum Baiſſen behalten will/ muß
man ihm/ weil er noch im Netze iſt/ die Fluͤgel mit
einem Spaget wol binden/ damit er ihm mit dem
Umflattern keine Federn zerſtoſſe oder abbreche; wanns
aber Weyhen/ F[i]ſchahren oder Huͤnergeyer ſind/ mag
man ſie wol gleich im Netze wuͤrgen/ ſo ſind ſie deſto
leichter auszuloͤſen.

Faſt auf dieſe Weiſe/ ſagt Bellonius in ſeiner
Orientaliſchen Reis-Beſchreibung/ daß ſie bey dem
Ponto Euxino die Habicht und Sperber pflegen zu fan-
gen/ lib. 3. cap. ultimo: und daß dergeſtalt von denen
nach und nach uͤber das Meer herſtreichenden Raub-
voͤgeln ein Weidmann/ innerhalb zwo Stunden/ die ſie
alldort zugebracht/ mehr als 30 Stuck gefangen ha-
be. Seine Wort lauten alſo:

Aberramus haud procul à Faucibus Ponti
Euxini, ubi Freti Propontidis initium eſt, con-
ſcenſoq́ue altisſimo ejus loci monte, inveni-
mus fortè fortuna Aucupem Sperveriorum
capturæ incumbentem. Cùm autem jam A-
prilis ferè præteriiſſet, quo tempore omne avi-
um genus conſtruendis nidis, ac procrean-
dæ ſoboli operam dare ſolet, nobis mirum ac
inſolens erat Milvorum ac Accipitrum tantam
multitudinem à plagâ Oceani dextrâ adven-
tantem videre. Hiſce eâ dexteritate ac indu-
ſtriâ Auceps inſidias ponebat, ut ne unus qui-
dem evaderet. Singulis verò horis accipitres
ad minus duodecim capiebat. Latebat hic au-
ceps poſt dumetum, ante quod aream qua-
dratam æquaverat, duos plus minus paſſus lon-
[Spaltenumbruch] gam, latamq́ue, binis vel ternis à dumeto pas-
ſibus diſtantem, ſenos in areæ marginibus in
humum defixerat ſtipites, juſto intervallo col-
locatos, pollicis ferè crasſitudine, ſtaturæ hu-
manæ longitudine, utroque latere binos, qui-
bus ſummis & ſingulis crena eâ, quâ aream ſpe-
ctabant, parte inciſa erat, è qua rete filo viridi,
tenuiq́ue contextum ſuſpendebatur. Mediâ
verò areâ haſtula cubitum alta ſtabat, cujus a-
pici funiculus alligatus erat, qui ad aucupem
poſt dumetum latentem usque pertingebat.
Eidem huic funiculo aviculæ complures ad-
nexæ, ſed longo, laxoq́ue ſatis, grana fru-
menti per aream depaſcebantur, quas auceps
accipitrem à longè adventare conſpiciens à
plaga Oceani, agitato fune, ſubvolitare coge-
bat.

Ad haſce accipitres ſeu Niſi, à medii mil-
liaris intervallo, nempè Leucæ Gallicæ, quo
ſunt inſigni viſus acumine, conſpectas ſubitò
pleno explicatarum alarum remigio advolan-
tes, tanto impetu in retia irruebant, aviculas
abripere conati, ut illis intricati, implicatiq́ue
caperentur. Hâc arte in casſides illectis au-
ceps alas totas, ad axillas usque, linteo cui-
dam, in eum uſum conſuto, inſerebat, quo a-
larum infimam partem femoribus, caudæq́ue
colligabat. Ita vinctos humi relinquebat, ſui
adeò impotentes, ut neque movere, neque re-
luctari prorſus, multò minus expedire ſeſe pos-
ſent. Nemo facilè cogitaret, unde tanta Niſo-
rum copia advolare potuerit. Eo enim bina-
rum horarum ſpacio, quo aucupii ejus ſpecta-
tores eramus, plus quam triginta numero hoc
dolo captos vidimus: unde conjectura eſt, au-
cupem unicum centenos & amplius unius diei
ſpacio capere potuiſſe.

Und Aldrovandus ſetzt darzu: Accipitres
hi alioquin non æquè diu eodem loco moran-
tur, ut Falcones, ſed ſæpius hunc mutant, un-
de difficilius quàm hi capiuntur reti. Neque
enim facilè ſpatium aucupi caſſes ſuper ſe ex-
plicandi concedunt, niſi eâ ratione, quam Bel-
lonius poſuit, fallantur.

Sonſt kan man dieſe ſchaͤdliche Voͤgel/ die man
zum Weidwerck und Baiſſen nicht gebrauchen kan;
auch alſo fahen: man macht ein halbe Spann tieffes
Gruͤblein/ umgibt daſſelbe mit einer Maͤſchen von ſtar-
cken Roßhaaren/ oder einer zimlich groſſen Spahet-
Schnur/ die am Ende mit einen Pflock in die Erden
feſt eingeſteckt worden/ und legt in die mitte ein Stuck

Fleiſch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0738" n="720"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> CXXXVII.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wie die Raubvo&#x0364;gel zu fangen.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Sperber/ Sprintzen und Lerchenfa&#x0364;lcklein<lb/>
werden al&#x017F;o gefangen: Man macht ein Netz<lb/>
von gru&#x0364;nem oder blaulichten &#x017F;ubtilen doch &#x017F;tar-<lb/>
cken Zwirn oder Seiden/ damit man vier &#x017F;ubtile<lb/>
Sta&#x0364;nglein/ die im Quadrat einge&#x017F;teckt &#x017F;ind/ umrichten/<lb/>
und oben anhencken kan/ daß jede Seiten der&#x017F;elben<lb/>
etwan drey Elen austragen mo&#x0364;ge/ und wird im Herb&#x017F;t<lb/>
oder Fru&#x0364;ling in die Felder gerichtet/ wo man aus<lb/>
Erfahrung weiß/ daß es dergleichen Raub-Vo&#x0364;gel<lb/>
giebt.</p><lb/>
            <p>Die Ma&#x0364;&#x017F;chen an dem Garn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch etwas<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn/ als bey den Klebgarnen/ in die&#x017F;es Netze<lb/>
Mitten &#x017F;etzet man junge hungerige Vo&#x0364;gel/ die &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chreyen/ und hin und wieder flattern/ wann der Sper-<lb/>
ber oder das Fa&#x0364;lcklein ihrer gewahr wird/ &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er be-<lb/>
gierig und &#x017F;chnell darauf/ daß er in den weiten Ma&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;ich al&#x017F;o ver&#x017F;chla&#x0364;gt und einhenckt/ daß man ihn<lb/>
offt mit harter Mu&#x0364;he auslo&#x0364;&#x017F;en kan; al&#x017F;o werden auch<lb/>
die Falcken und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Raubvo&#x0364;gel gefangen: Man<lb/>
muß aber/ an &#x017F;tatt der kleinen Vo&#x0364;gel/ eine wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Henne/ oder wei&#x017F;&#x017F;e Tauben hinein &#x017F;etzen; Etliche<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en die vier Wa&#x0364;nde die&#x017F;es Netzes oben ero&#x0364;ffnet/ von<lb/>
andern aber wird es oben auch mit einem gleichfo&#x0364;rmi-<lb/>
gen Netze eingedeckt; &#x017F;obald &#x017F;ich ein Raubvogel ge-<lb/>
fangen/ den man zum Bai&#x017F;&#x017F;en behalten will/ muß<lb/>
man ihm/ weil er noch im Netze i&#x017F;t/ die Flu&#x0364;gel mit<lb/>
einem Spaget wol binden/ damit er ihm mit dem<lb/>
Umflattern keine Federn zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e oder abbreche; wanns<lb/>
aber Weyhen/ F<supplied>i</supplied>&#x017F;chahren oder Hu&#x0364;nergeyer &#x017F;ind/ mag<lb/>
man &#x017F;ie wol gleich im Netze wu&#x0364;rgen/ &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie de&#x017F;to<lb/>
leichter auszulo&#x0364;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Fa&#x017F;t auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e/ &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Bellonius</hi> in &#x017F;einer<lb/>
Orientali&#x017F;chen Reis-Be&#x017F;chreibung/ daß &#x017F;ie bey dem<lb/><hi rendition="#aq">Ponto Euxino</hi> die Habicht und Sperber pflegen zu fan-<lb/>
gen/ <hi rendition="#aq">lib. 3. cap. ultimo:</hi> und daß derge&#x017F;talt von denen<lb/>
nach und nach u&#x0364;ber das Meer her&#x017F;treichenden Raub-<lb/>
vo&#x0364;geln ein Weidmann/ innerhalb zwo Stunden/ die &#x017F;ie<lb/>
alldort zugebracht/ mehr als 30 Stuck gefangen ha-<lb/>
be. Seine Wort lauten al&#x017F;o:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#aq">Aberramus haud procul à Faucibus Ponti<lb/>
Euxini, ubi Freti Propontidis initium e&#x017F;t, con-<lb/>
&#x017F;cen&#x017F;oq&#x0301;ue altis&#x017F;imo ejus loci monte, inveni-<lb/>
mus fortè fortuna Aucupem Sperveriorum<lb/>
capturæ incumbentem. Cùm autem jam A-<lb/>
prilis ferè præterii&#x017F;&#x017F;et, quo tempore omne avi-<lb/>
um genus con&#x017F;truendis nidis, ac procrean-<lb/>&#x017F;oboli operam dare &#x017F;olet, nobis mirum ac<lb/>
in&#x017F;olens erat Milvorum ac Accipitrum tantam<lb/>
multitudinem à plagâ Oceani dextrâ adven-<lb/>
tantem videre. Hi&#x017F;ce eâ dexteritate ac indu-<lb/>
&#x017F;triâ Auceps in&#x017F;idias ponebat, ut ne unus qui-<lb/>
dem evaderet. Singulis verò horis accipitres<lb/>
ad minus duodecim capiebat. Latebat hic au-<lb/>
ceps po&#x017F;t dumetum, ante quod aream qua-<lb/>
dratam æquaverat, duos plus minus pa&#x017F;&#x017F;us lon-<lb/><cb/>
gam, latamq&#x0301;ue, binis vel ternis à dumeto pas-<lb/>
&#x017F;ibus di&#x017F;tantem, &#x017F;enos in areæ marginibus in<lb/>
humum defixerat &#x017F;tipites, ju&#x017F;to intervallo col-<lb/>
locatos, pollicis ferè cras&#x017F;itudine, &#x017F;taturæ hu-<lb/>
manæ longitudine, utroque latere binos, qui-<lb/>
bus &#x017F;ummis &amp; &#x017F;ingulis crena eâ, quâ aream &#x017F;pe-<lb/>
ctabant, parte inci&#x017F;a erat, è qua rete filo viridi,<lb/>
tenuiq&#x0301;ue contextum &#x017F;u&#x017F;pendebatur. Mediâ<lb/>
verò areâ ha&#x017F;tula cubitum alta &#x017F;tabat, cujus a-<lb/>
pici funiculus alligatus erat, qui ad aucupem<lb/>
po&#x017F;t dumetum latentem usque pertingebat.<lb/>
Eidem huic funiculo aviculæ complures ad-<lb/>
nexæ, &#x017F;ed longo, laxoq&#x0301;ue &#x017F;atis, grana fru-<lb/>
menti per aream depa&#x017F;cebantur, quas auceps<lb/>
accipitrem à longè adventare con&#x017F;piciens à<lb/>
plaga Oceani, agitato fune, &#x017F;ubvolitare coge-<lb/>
bat.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#aq">Ad ha&#x017F;ce accipitres &#x017F;eu Ni&#x017F;i, à medii mil-<lb/>
liaris intervallo, nempè Leucæ Gallicæ, quo<lb/>
&#x017F;unt in&#x017F;igni vi&#x017F;us acumine, con&#x017F;pectas &#x017F;ubitò<lb/>
pleno explicatarum alarum remigio advolan-<lb/>
tes, tanto impetu in retia irruebant, aviculas<lb/>
abripere conati, ut illis intricati, implicatiq&#x0301;ue<lb/>
caperentur. Hâc arte in cas&#x017F;ides illectis au-<lb/>
ceps alas totas, ad axillas usque, linteo cui-<lb/>
dam, in eum u&#x017F;um con&#x017F;uto, in&#x017F;erebat, quo a-<lb/>
larum infimam partem femoribus, caudæq&#x0301;ue<lb/>
colligabat. Ita vinctos humi relinquebat, &#x017F;ui<lb/>
adeò impotentes, ut neque movere, neque re-<lb/>
luctari pror&#x017F;us, multò minus expedire &#x017F;e&#x017F;e pos-<lb/>
&#x017F;ent. Nemo facilè cogitaret, unde tanta Ni&#x017F;o-<lb/>
rum copia advolare potuerit. Eo enim bina-<lb/>
rum horarum &#x017F;pacio, quo aucupii ejus &#x017F;pecta-<lb/>
tores eramus, plus quam triginta numero hoc<lb/>
dolo captos vidimus: unde conjectura e&#x017F;t, au-<lb/>
cupem unicum centenos &amp; amplius unius diei<lb/>
&#x017F;pacio capere potui&#x017F;&#x017F;e.</hi> </p><lb/>
            <p>Und <hi rendition="#aq">Aldrovandus</hi> &#x017F;etzt darzu: <hi rendition="#aq">Accipitres<lb/>
hi alioquin non æquè diu eodem loco moran-<lb/>
tur, ut Falcones, &#x017F;ed &#x017F;æpius hunc mutant, un-<lb/>
de difficilius quàm hi capiuntur reti. Neque<lb/>
enim facilè &#x017F;patium aucupi ca&#x017F;&#x017F;es &#x017F;uper &#x017F;e ex-<lb/>
plicandi concedunt, ni&#x017F;i eâ ratione, quam Bel-<lb/>
lonius po&#x017F;uit, fallantur.</hi></p><lb/>
            <p>Son&#x017F;t kan man die&#x017F;e &#x017F;cha&#x0364;dliche Vo&#x0364;gel/ die man<lb/>
zum Weidwerck und Bai&#x017F;&#x017F;en nicht gebrauchen kan;<lb/>
auch al&#x017F;o fahen: man macht ein halbe Spann tieffes<lb/>
Gru&#x0364;blein/ umgibt da&#x017F;&#x017F;elbe mit einer Ma&#x0364;&#x017F;chen von &#x017F;tar-<lb/>
cken Roßhaaren/ oder einer zimlich gro&#x017F;&#x017F;en Spahet-<lb/>
Schnur/ die am Ende mit einen Pflock in die Erden<lb/>
fe&#x017F;t einge&#x017F;teckt worden/ und legt in die mitte ein Stuck<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Flei&#x017F;ch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[720/0738] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. CXXXVII. Wie die Raubvoͤgel zu fangen. DJe Sperber/ Sprintzen und Lerchenfaͤlcklein werden alſo gefangen: Man macht ein Netz von gruͤnem oder blaulichten ſubtilen doch ſtar- cken Zwirn oder Seiden/ damit man vier ſubtile Staͤnglein/ die im Quadrat eingeſteckt ſind/ umrichten/ und oben anhencken kan/ daß jede Seiten derſelben etwan drey Elen austragen moͤge/ und wird im Herbſt oder Fruͤling in die Felder gerichtet/ wo man aus Erfahrung weiß/ daß es dergleichen Raub-Voͤgel giebt. Die Maͤſchen an dem Garn muͤſſen noch etwas groͤſſer ſeyn/ als bey den Klebgarnen/ in dieſes Netze Mitten ſetzet man junge hungerige Voͤgel/ die ſehr ſchreyen/ und hin und wieder flattern/ wann der Sper- ber oder das Faͤlcklein ihrer gewahr wird/ ſtoͤſſet er be- gierig und ſchnell darauf/ daß er in den weiten Maͤ- ſchen ſich alſo verſchlaͤgt und einhenckt/ daß man ihn offt mit harter Muͤhe ausloͤſen kan; alſo werden auch die Falcken und groͤſſern Raubvoͤgel gefangen: Man muß aber/ an ſtatt der kleinen Voͤgel/ eine weiſſe Henne/ oder weiſſe Tauben hinein ſetzen; Etliche laſſen die vier Waͤnde dieſes Netzes oben eroͤffnet/ von andern aber wird es oben auch mit einem gleichfoͤrmi- gen Netze eingedeckt; ſobald ſich ein Raubvogel ge- fangen/ den man zum Baiſſen behalten will/ muß man ihm/ weil er noch im Netze iſt/ die Fluͤgel mit einem Spaget wol binden/ damit er ihm mit dem Umflattern keine Federn zerſtoſſe oder abbreche; wanns aber Weyhen/ Fiſchahren oder Huͤnergeyer ſind/ mag man ſie wol gleich im Netze wuͤrgen/ ſo ſind ſie deſto leichter auszuloͤſen. Faſt auf dieſe Weiſe/ ſagt Bellonius in ſeiner Orientaliſchen Reis-Beſchreibung/ daß ſie bey dem Ponto Euxino die Habicht und Sperber pflegen zu fan- gen/ lib. 3. cap. ultimo: und daß dergeſtalt von denen nach und nach uͤber das Meer herſtreichenden Raub- voͤgeln ein Weidmann/ innerhalb zwo Stunden/ die ſie alldort zugebracht/ mehr als 30 Stuck gefangen ha- be. Seine Wort lauten alſo: Aberramus haud procul à Faucibus Ponti Euxini, ubi Freti Propontidis initium eſt, con- ſcenſoq́ue altisſimo ejus loci monte, inveni- mus fortè fortuna Aucupem Sperveriorum capturæ incumbentem. Cùm autem jam A- prilis ferè præteriiſſet, quo tempore omne avi- um genus conſtruendis nidis, ac procrean- dæ ſoboli operam dare ſolet, nobis mirum ac inſolens erat Milvorum ac Accipitrum tantam multitudinem à plagâ Oceani dextrâ adven- tantem videre. Hiſce eâ dexteritate ac indu- ſtriâ Auceps inſidias ponebat, ut ne unus qui- dem evaderet. Singulis verò horis accipitres ad minus duodecim capiebat. Latebat hic au- ceps poſt dumetum, ante quod aream qua- dratam æquaverat, duos plus minus paſſus lon- gam, latamq́ue, binis vel ternis à dumeto pas- ſibus diſtantem, ſenos in areæ marginibus in humum defixerat ſtipites, juſto intervallo col- locatos, pollicis ferè crasſitudine, ſtaturæ hu- manæ longitudine, utroque latere binos, qui- bus ſummis & ſingulis crena eâ, quâ aream ſpe- ctabant, parte inciſa erat, è qua rete filo viridi, tenuiq́ue contextum ſuſpendebatur. Mediâ verò areâ haſtula cubitum alta ſtabat, cujus a- pici funiculus alligatus erat, qui ad aucupem poſt dumetum latentem usque pertingebat. Eidem huic funiculo aviculæ complures ad- nexæ, ſed longo, laxoq́ue ſatis, grana fru- menti per aream depaſcebantur, quas auceps accipitrem à longè adventare conſpiciens à plaga Oceani, agitato fune, ſubvolitare coge- bat. Ad haſce accipitres ſeu Niſi, à medii mil- liaris intervallo, nempè Leucæ Gallicæ, quo ſunt inſigni viſus acumine, conſpectas ſubitò pleno explicatarum alarum remigio advolan- tes, tanto impetu in retia irruebant, aviculas abripere conati, ut illis intricati, implicatiq́ue caperentur. Hâc arte in casſides illectis au- ceps alas totas, ad axillas usque, linteo cui- dam, in eum uſum conſuto, inſerebat, quo a- larum infimam partem femoribus, caudæq́ue colligabat. Ita vinctos humi relinquebat, ſui adeò impotentes, ut neque movere, neque re- luctari prorſus, multò minus expedire ſeſe pos- ſent. Nemo facilè cogitaret, unde tanta Niſo- rum copia advolare potuerit. Eo enim bina- rum horarum ſpacio, quo aucupii ejus ſpecta- tores eramus, plus quam triginta numero hoc dolo captos vidimus: unde conjectura eſt, au- cupem unicum centenos & amplius unius diei ſpacio capere potuiſſe. Und Aldrovandus ſetzt darzu: Accipitres hi alioquin non æquè diu eodem loco moran- tur, ut Falcones, ſed ſæpius hunc mutant, un- de difficilius quàm hi capiuntur reti. Neque enim facilè ſpatium aucupi caſſes ſuper ſe ex- plicandi concedunt, niſi eâ ratione, quam Bel- lonius poſuit, fallantur. Sonſt kan man dieſe ſchaͤdliche Voͤgel/ die man zum Weidwerck und Baiſſen nicht gebrauchen kan; auch alſo fahen: man macht ein halbe Spann tieffes Gruͤblein/ umgibt daſſelbe mit einer Maͤſchen von ſtar- cken Roßhaaren/ oder einer zimlich groſſen Spahet- Schnur/ die am Ende mit einen Pflock in die Erden feſt eingeſteckt worden/ und legt in die mitte ein Stuck Fleiſch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/738
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/738>, abgerufen am 30.12.2024.