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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] meister und Forstknechte betrifft/ auch in diese Ordnung
zu ziehen; weil aber vorhin schon absonderlich auch hin
[Spaltenumbruch] und wieder etwas davon gedacht worden/ wollen wir den
günstigen Leser dahin gewiesen haben.

Cap. XXXIV.
Ob den Unterthanen frey stehe zu jagen.
[Spaltenumbruch]

WJr wollen den Rechtsgelehrten über dieser Frag
hin und wieder ihre Meynungen lassen/ und nicht
viel fragen/ was dem Gesetze der Natur nach/
billich oder unzulässig sey/ sondern wollen allein/ weil
die Jagten zu besuchen/ den Unterthanen meistentheils
verbotten/ die Bewegungs-Gründe ansehen und be-
trachten:

1. Jst gewiß/ daß einer jeden Herrschafft hoch
daran gelegen/ daß die Unterthanen ihrer Arbeit/ als die
Bauren dem Feldbau/ die Hauer der Weingart-Arbeit/
und die Handwercker ihrem Gewerbe obliegen; Nun
weiß man wol/ wo das Jagen/ Fischen und Vogelfan-
gen frey stünde/ würde die junge fürwitzige Bursch lie-
ber diesen obliegen/ ihre Gebühr verlassen/ und also dem
gemeinen Nutzen Schaden bringen.
2. Wie nun der Müssiggang nichts gutes bringet/
würden die Leute den Lust zur Arbeit verlieren/ zu ihrem
eignen Verderben/ allerley Sünde und Laster trei-
ben.
3. Sonderlich weil die Jagten ohne Gewehr und
Geschoß nicht wol zu treiben/ und die Gelegenheit in wü-
sten Orten/ Wäldern/ Bergen und Thalen leichtlich
aufstossen könte/ daß solche zum Bösen geneigte müssige
Leute sich zu Mörden und andern verbottenen Stücken
vom Teuffel verführen liessen.
Da auch zum vierten diß schon nicht zu fürchten wä-
re/ würde es doch (wann Jus omnium in omnia Statt
hätte) sich offtermals zutragen/ daß ihrer mehr einerley
Wildpret verfolgten und fälleten/ und indem einer so
viel Recht darzu/ als der andere/ zu haben vermeynen-
[Spaltenumbruch] de/ sich viel Zanck und Händel unter den gemeinen
Leuten erheben/ und der Stärckere des Schwächern
Meister seyn würde/ dardurch Aufruhr und Schläge-
reyen entstehen möchten/ welches zu verhüten.
5. Müste das Wildpret/ wann es Jederman frey
wäre/ und zur Zeit und Unzeit von so vielen aufgesucht
und gefället würde/ endlich gar ausgerottet werden/
welches nicht zu gestatten/ weil dessen ohne diß sehr we-
nig ist.
6. Jst nicht unbillich/ daß die Obrigkeit/ weil sie
ohne diß ein schweres Amt/ vor ihrer Unterthanen Wol-
ergehen sorgen/ und manche schwere Last ertragen und
dulten muß/ auch eine wenige Ergetzlichkeit habe/ damit
sie sich erlustigen/ und die Bitterkeit des Regierstandes
versüssen könne/ weil sie es mit guter Ordnung zu rechter
Zeit und Weil exerciren/ auch die Mittel hat/ die auf
die Jagten aufgehende schwere Unkosten desto leichter
zu ertragen/ und hernach desto williger und lustiger an
die aufgetragene Amtssorgen wieder zu tretten.

Endlichen/ weil dardurch keinem kein Unrecht zuge-
füget wird/ ob ihm schon das Jagen verbotten ist/ so ist
dieser Obrigkeitlichen Verordnung desto williger zu ge-
horchen/ indem wer der Obrigkeit widerstehet/ auch
GOttes Ordnung widerstehet. Wiewol die Jagten
nicht allen Unterthanen ins gemein verbotten sind/ die-
weil Jhr Kayserl. Majest. Unser allergnädigster Lands-
Fürst und Herr selbst in seinen Erblanden/ auch andere
fürnehme Fürsten des Reichs/ ihrem Adel und getreuen
Vasallen mehrentheils das Reißgejayd/ offt auch den
hohen Wildbahn/ gutwillig überlassen.

Cap. XXXV.
Von der Jägerey Brauch und Mißbrauch/ und von den Jägern.
[Spaltenumbruch]

ES ist das Jagen eine tapfere und Ritterliche U-
bung/ und dem Adel gleichsam ein Praeludium
Belli,
darinnen sie lernen ein wildes Thier mit
List und Geschwindigkeit anfallen/ bestreiten und fäl-
len/ zu Fuß und zu Pferde ihre Waffen und Gewehr ge-
schicklich brauchen/ Kälte/ Hitz/ Regen und Ungewit-
ter/ sowol als der Sonnen heisse Strahlen/ ertragen und
dulten/ Hunger/ Durst und Abmattungen zu erleiden/
die Gegend und Nachbarschafft von schädlichen reissen-
den Thieren zu erledigen. Darum die Jagt von grossen
und berühmten Potentaten allzeit geliebt und getrieben
worden; dann sie ist eine Gemüths-Erquickung/ eine
Schwermuths-Vertreibung/ eine Feindin des Müs-
siggangs und aller deren daraus entspringenden Laster/
eine Ernehrerin der Gesundheit/ Ubung des Leibes/ Vor-
spiel und Spiegel des Kriegs/ und eine gute und reiche
Kuchenmeisterin/ die unsere Tafeln mit herrlichen Spei-
sen versorget; hat also weyland Kayser Ferdinandus II.
Lobwürdigster und seligster Gedächtnus/ recht gesagt:
Er werde in dreyen Sachen nicht überdrüssig; des Ge-
bets in der Kirchen/ der Berathschlagungen in der Re-
[Spaltenumbruch] gierung/ und der Jagten in den Wäldern; also daß
wol die Jagt eine Königliche Ubung und Zeitvertreib ist/
darinn sich der Leib an Mühe und Arbeit/ das Leben an
mancherley Gefahren/ und die Faust an den Sieg ge-
wöhnet/ wie man denn an allen hohen und grossen Höfen
sehen wird/ daß solche Potentaten nicht allein das Weid-
werck lieben und üben/ sondern auch diejenigen wehrt hal-
ten/ die sich wol darauf verstehen/ und mit Vortheil
damit wissen umzugehen.

Bey allen Jagten wären die Reguln/ welche Herr
Charles d' Arcuse, Seigneur d' Esparron von der Fal-
connerie
giebt/ billich in acht zu nehmen: 1. Daß man
sich fürnehme/ es lauffe gleich für/ was es wolle/ nicht
zu erzörnen/ und ihm und andern/ an statt des Spasses/
Unlust zu machen. 2. Daß man nicht auf die Jagt zie-
he/ an einem Sonn- oder Festtage/ oder auch sonst nie/
man habe dann sein Gebet und Gottesdienst vorher ver-
richtet. 3. Daß man der Früchte auf den Feldern/ so
viel möglich/ schone/ und der armen Leute Fluch nicht
auf sich lade.

Wann
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Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] meiſter und Forſtknechte betrifft/ auch in dieſe Ordnung
zu ziehen; weil aber vorhin ſchon abſonderlich auch hin
[Spaltenumbruch] und wieder etwas davon gedacht worden/ wollen wir den
guͤnſtigen Leſer dahin gewieſen haben.

Cap. XXXIV.
Ob den Unterthanen frey ſtehe zu jagen.
[Spaltenumbruch]

WJr wollen den Rechtsgelehrten uͤber dieſer Frag
hin und wieder ihre Meynungen laſſen/ und nicht
viel fragen/ was dem Geſetze der Natur nach/
billich oder unzulaͤſſig ſey/ ſondern wollen allein/ weil
die Jagten zu beſuchen/ den Unterthanen meiſtentheils
verbotten/ die Bewegungs-Gruͤnde anſehen und be-
trachten:

1. Jſt gewiß/ daß einer jeden Herrſchafft hoch
daran gelegen/ daß die Unterthanen ihrer Arbeit/ als die
Bauren dem Feldbau/ die Hauer der Weingart-Arbeit/
und die Handwercker ihrem Gewerbe obliegen; Nun
weiß man wol/ wo das Jagen/ Fiſchen und Vogelfan-
gen frey ſtuͤnde/ wuͤrde die junge fuͤrwitzige Burſch lie-
ber dieſen obliegen/ ihre Gebuͤhr verlaſſen/ und alſo dem
gemeinen Nutzen Schaden bringen.
2. Wie nun der Muͤſſiggang nichts gutes bringet/
wuͤrden die Leute den Luſt zur Arbeit verlieren/ zu ihrem
eignen Verderben/ allerley Suͤnde und Laſter trei-
ben.
3. Sonderlich weil die Jagten ohne Gewehr und
Geſchoß nicht wol zu treiben/ und die Gelegenheit in wuͤ-
ſten Orten/ Waͤldern/ Bergen und Thalen leichtlich
aufſtoſſen koͤnte/ daß ſolche zum Boͤſen geneigte muͤſſige
Leute ſich zu Moͤrden und andern verbottenen Stuͤcken
vom Teuffel verfuͤhren lieſſen.
Da auch zum vierten diß ſchon nicht zu fuͤrchten waͤ-
re/ wuͤrde es doch (wann Jus omnium in omnia Statt
haͤtte) ſich offtermals zutragen/ daß ihrer mehr einerley
Wildpret verfolgten und faͤlleten/ und indem einer ſo
viel Recht darzu/ als der andere/ zu haben vermeynen-
[Spaltenumbruch] de/ ſich viel Zanck und Haͤndel unter den gemeinen
Leuten erheben/ und der Staͤrckere des Schwaͤchern
Meiſter ſeyn wuͤrde/ dardurch Aufruhr und Schlaͤge-
reyen entſtehen moͤchten/ welches zu verhuͤten.
5. Muͤſte das Wildpret/ wann es Jederman frey
waͤre/ und zur Zeit und Unzeit von ſo vielen aufgeſucht
und gefaͤllet wuͤrde/ endlich gar ausgerottet werden/
welches nicht zu geſtatten/ weil deſſen ohne diß ſehr we-
nig iſt.
6. Jſt nicht unbillich/ daß die Obrigkeit/ weil ſie
ohne diß ein ſchweres Amt/ vor ihrer Unterthanen Wol-
ergehen ſorgen/ und manche ſchwere Laſt ertragen und
dulten muß/ auch eine wenige Ergetzlichkeit habe/ damit
ſie ſich erluſtigen/ und die Bitterkeit des Regierſtandes
verſuͤſſen koͤnne/ weil ſie es mit guter Ordnung zu rechter
Zeit und Weil exerciren/ auch die Mittel hat/ die auf
die Jagten aufgehende ſchwere Unkoſten deſto leichter
zu ertragen/ und hernach deſto williger und luſtiger an
die aufgetragene Amtsſorgen wieder zu tretten.

Endlichen/ weil dardurch keinem kein Unrecht zuge-
fuͤget wird/ ob ihm ſchon das Jagen verbotten iſt/ ſo iſt
dieſer Obrigkeitlichen Verordnung deſto williger zu ge-
horchen/ indem wer der Obrigkeit widerſtehet/ auch
GOttes Ordnung widerſtehet. Wiewol die Jagten
nicht allen Unterthanen ins gemein verbotten ſind/ die-
weil Jhr Kayſerl. Majeſt. Unſer allergnaͤdigſter Lands-
Fuͤrſt und Herr ſelbſt in ſeinen Erblanden/ auch andere
fuͤrnehme Fuͤrſten des Reichs/ ihrem Adel und getreuen
Vaſallen mehrentheils das Reißgejayd/ offt auch den
hohen Wildbahn/ gutwillig uͤberlaſſen.

Cap. XXXV.
Von der Jaͤgerey Brauch und Mißbrauch/ und von den Jaͤgern.
[Spaltenumbruch]

ES iſt das Jagen eine tapfere und Ritterliche U-
bung/ und dem Adel gleichſam ein Præludium
Belli,
darinnen ſie lernen ein wildes Thier mit
Liſt und Geſchwindigkeit anfallen/ beſtreiten und faͤl-
len/ zu Fuß und zu Pferde ihre Waffen und Gewehr ge-
ſchicklich brauchen/ Kaͤlte/ Hitz/ Regen und Ungewit-
ter/ ſowol als der Sonnen heiſſe Strahlen/ ertragen und
dulten/ Hunger/ Durſt und Abmattungen zu erleiden/
die Gegend und Nachbarſchafft von ſchaͤdlichen reiſſen-
den Thieren zu erledigen. Darum die Jagt von groſſen
und beruͤhmten Potentaten allzeit geliebt und getrieben
worden; dann ſie iſt eine Gemuͤths-Erquickung/ eine
Schwermuths-Vertreibung/ eine Feindin des Muͤſ-
ſiggangs und aller deren daraus entſpringenden Laſter/
eine Ernehrerin der Geſundheit/ Ubung des Leibes/ Vor-
ſpiel und Spiegel des Kriegs/ und eine gute und reiche
Kuchenmeiſterin/ die unſere Tafeln mit herrlichen Spei-
ſen verſorget; hat alſo weyland Kayſer Ferdinandus II.
Lobwuͤrdigſter und ſeligſter Gedaͤchtnus/ recht geſagt:
Er werde in dreyen Sachen nicht uͤberdruͤſſig; des Ge-
bets in der Kirchen/ der Berathſchlagungen in der Re-
[Spaltenumbruch] gierung/ und der Jagten in den Waͤldern; alſo daß
wol die Jagt eine Koͤnigliche Ubung und Zeitvertreib iſt/
darinn ſich der Leib an Muͤhe und Arbeit/ das Leben an
mancherley Gefahren/ und die Fauſt an den Sieg ge-
woͤhnet/ wie man denn an allen hohen und groſſen Hoͤfen
ſehen wird/ daß ſolche Potentaten nicht allein das Weid-
werck lieben und uͤben/ ſondern auch diejenigen wehrt hal-
ten/ die ſich wol darauf verſtehen/ und mit Vortheil
damit wiſſen umzugehen.

Bey allen Jagten waͤren die Reguln/ welche Herr
Charles d’ Arcúſe, Seigneur d’ Eſparron von der Fal-
connerie
giebt/ billich in acht zu nehmen: 1. Daß man
ſich fuͤrnehme/ es lauffe gleich fuͤr/ was es wolle/ nicht
zu erzoͤrnen/ und ihm und andern/ an ſtatt des Spaſſes/
Unluſt zu machen. 2. Daß man nicht auf die Jagt zie-
he/ an einem Sonn- oder Feſttage/ oder auch ſonſt nie/
man habe dann ſein Gebet und Gottesdienſt vorher ver-
richtet. 3. Daß man der Fruͤchte auf den Feldern/ ſo
viel moͤglich/ ſchone/ und der armen Leute Fluch nicht
auf ſich lade.

Wann
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[593/0611] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. meiſter und Forſtknechte betrifft/ auch in dieſe Ordnung zu ziehen; weil aber vorhin ſchon abſonderlich auch hin und wieder etwas davon gedacht worden/ wollen wir den guͤnſtigen Leſer dahin gewieſen haben. Cap. XXXIV. Ob den Unterthanen frey ſtehe zu jagen. WJr wollen den Rechtsgelehrten uͤber dieſer Frag hin und wieder ihre Meynungen laſſen/ und nicht viel fragen/ was dem Geſetze der Natur nach/ billich oder unzulaͤſſig ſey/ ſondern wollen allein/ weil die Jagten zu beſuchen/ den Unterthanen meiſtentheils verbotten/ die Bewegungs-Gruͤnde anſehen und be- trachten: 1. Jſt gewiß/ daß einer jeden Herrſchafft hoch daran gelegen/ daß die Unterthanen ihrer Arbeit/ als die Bauren dem Feldbau/ die Hauer der Weingart-Arbeit/ und die Handwercker ihrem Gewerbe obliegen; Nun weiß man wol/ wo das Jagen/ Fiſchen und Vogelfan- gen frey ſtuͤnde/ wuͤrde die junge fuͤrwitzige Burſch lie- ber dieſen obliegen/ ihre Gebuͤhr verlaſſen/ und alſo dem gemeinen Nutzen Schaden bringen. 2. Wie nun der Muͤſſiggang nichts gutes bringet/ wuͤrden die Leute den Luſt zur Arbeit verlieren/ zu ihrem eignen Verderben/ allerley Suͤnde und Laſter trei- ben. 3. Sonderlich weil die Jagten ohne Gewehr und Geſchoß nicht wol zu treiben/ und die Gelegenheit in wuͤ- ſten Orten/ Waͤldern/ Bergen und Thalen leichtlich aufſtoſſen koͤnte/ daß ſolche zum Boͤſen geneigte muͤſſige Leute ſich zu Moͤrden und andern verbottenen Stuͤcken vom Teuffel verfuͤhren lieſſen. Da auch zum vierten diß ſchon nicht zu fuͤrchten waͤ- re/ wuͤrde es doch (wann Jus omnium in omnia Statt haͤtte) ſich offtermals zutragen/ daß ihrer mehr einerley Wildpret verfolgten und faͤlleten/ und indem einer ſo viel Recht darzu/ als der andere/ zu haben vermeynen- de/ ſich viel Zanck und Haͤndel unter den gemeinen Leuten erheben/ und der Staͤrckere des Schwaͤchern Meiſter ſeyn wuͤrde/ dardurch Aufruhr und Schlaͤge- reyen entſtehen moͤchten/ welches zu verhuͤten. 5. Muͤſte das Wildpret/ wann es Jederman frey waͤre/ und zur Zeit und Unzeit von ſo vielen aufgeſucht und gefaͤllet wuͤrde/ endlich gar ausgerottet werden/ welches nicht zu geſtatten/ weil deſſen ohne diß ſehr we- nig iſt. 6. Jſt nicht unbillich/ daß die Obrigkeit/ weil ſie ohne diß ein ſchweres Amt/ vor ihrer Unterthanen Wol- ergehen ſorgen/ und manche ſchwere Laſt ertragen und dulten muß/ auch eine wenige Ergetzlichkeit habe/ damit ſie ſich erluſtigen/ und die Bitterkeit des Regierſtandes verſuͤſſen koͤnne/ weil ſie es mit guter Ordnung zu rechter Zeit und Weil exerciren/ auch die Mittel hat/ die auf die Jagten aufgehende ſchwere Unkoſten deſto leichter zu ertragen/ und hernach deſto williger und luſtiger an die aufgetragene Amtsſorgen wieder zu tretten. Endlichen/ weil dardurch keinem kein Unrecht zuge- fuͤget wird/ ob ihm ſchon das Jagen verbotten iſt/ ſo iſt dieſer Obrigkeitlichen Verordnung deſto williger zu ge- horchen/ indem wer der Obrigkeit widerſtehet/ auch GOttes Ordnung widerſtehet. Wiewol die Jagten nicht allen Unterthanen ins gemein verbotten ſind/ die- weil Jhr Kayſerl. Majeſt. Unſer allergnaͤdigſter Lands- Fuͤrſt und Herr ſelbſt in ſeinen Erblanden/ auch andere fuͤrnehme Fuͤrſten des Reichs/ ihrem Adel und getreuen Vaſallen mehrentheils das Reißgejayd/ offt auch den hohen Wildbahn/ gutwillig uͤberlaſſen. Cap. XXXV. Von der Jaͤgerey Brauch und Mißbrauch/ und von den Jaͤgern. ES iſt das Jagen eine tapfere und Ritterliche U- bung/ und dem Adel gleichſam ein Præludium Belli, darinnen ſie lernen ein wildes Thier mit Liſt und Geſchwindigkeit anfallen/ beſtreiten und faͤl- len/ zu Fuß und zu Pferde ihre Waffen und Gewehr ge- ſchicklich brauchen/ Kaͤlte/ Hitz/ Regen und Ungewit- ter/ ſowol als der Sonnen heiſſe Strahlen/ ertragen und dulten/ Hunger/ Durſt und Abmattungen zu erleiden/ die Gegend und Nachbarſchafft von ſchaͤdlichen reiſſen- den Thieren zu erledigen. Darum die Jagt von groſſen und beruͤhmten Potentaten allzeit geliebt und getrieben worden; dann ſie iſt eine Gemuͤths-Erquickung/ eine Schwermuths-Vertreibung/ eine Feindin des Muͤſ- ſiggangs und aller deren daraus entſpringenden Laſter/ eine Ernehrerin der Geſundheit/ Ubung des Leibes/ Vor- ſpiel und Spiegel des Kriegs/ und eine gute und reiche Kuchenmeiſterin/ die unſere Tafeln mit herrlichen Spei- ſen verſorget; hat alſo weyland Kayſer Ferdinandus II. Lobwuͤrdigſter und ſeligſter Gedaͤchtnus/ recht geſagt: Er werde in dreyen Sachen nicht uͤberdruͤſſig; des Ge- bets in der Kirchen/ der Berathſchlagungen in der Re- gierung/ und der Jagten in den Waͤldern; alſo daß wol die Jagt eine Koͤnigliche Ubung und Zeitvertreib iſt/ darinn ſich der Leib an Muͤhe und Arbeit/ das Leben an mancherley Gefahren/ und die Fauſt an den Sieg ge- woͤhnet/ wie man denn an allen hohen und groſſen Hoͤfen ſehen wird/ daß ſolche Potentaten nicht allein das Weid- werck lieben und uͤben/ ſondern auch diejenigen wehrt hal- ten/ die ſich wol darauf verſtehen/ und mit Vortheil damit wiſſen umzugehen. Bey allen Jagten waͤren die Reguln/ welche Herr Charles d’ Arcúſe, Seigneur d’ Eſparron von der Fal- connerie giebt/ billich in acht zu nehmen: 1. Daß man ſich fuͤrnehme/ es lauffe gleich fuͤr/ was es wolle/ nicht zu erzoͤrnen/ und ihm und andern/ an ſtatt des Spaſſes/ Unluſt zu machen. 2. Daß man nicht auf die Jagt zie- he/ an einem Sonn- oder Feſttage/ oder auch ſonſt nie/ man habe dann ſein Gebet und Gottesdienſt vorher ver- richtet. 3. Daß man der Fruͤchte auf den Feldern/ ſo viel moͤglich/ ſchone/ und der armen Leute Fluch nicht auf ſich lade. Wann ❁ F f f f

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/611>, abgerufen am 20.11.2024.