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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch]

Die Blätter im Wasser gesotten/ und den Mund
damit ausgespühlt/ heilen die Blattern im Mund/ und
den jungen Kindern die Mundfäule.

Die innerste Rinden eine Zeitlang ins Wasser ge-
legt/ gibt einen zähen Schleim/ welcher den Brand
gewaltig kühlet und löschet/ wann man den darauf
streicht.

Lindenblühe-Wasser ausgebrennt/ ist gut für die
Frayß der jungen Kinder.

Welchen der Schlag getroffen hat/ der nehme Lin-
denblühe-Wasser/ Mayenblumen-Wasser/ und schwar-
tzes Kirschen-Wasser mische es untereinander/ und
trincke jederzeit eine Untz davon/ diß Wasser vertilget
auch die Flecken im Angesicht.

Der Safft/ so aus dem Marck fleusset/ so man den
Baum stümmlet/ getruncken/ treibt und zermalmet den
reissenden Stein/ wie dieses und noch mehr anders Ta-
bernaemontanus
bezeuget.

In Appendice Miscell. Curios. ad ann. 6. & 7. fol. 50.
[Spaltenumbruch] ens sive liquor Tiliae ita refertur: Est illa aqua, seu suc-
cus Mercurialis e Tilia vulnerata, mense Febr. ex
Caudice seu Trunco prope terram collectus. Modus
colligendi eandem habet rationem cum succo betu-
lae. Usus hujus singularis est, ad morbum comitialem.
Et D. Joh. Tilemannus solo hoc liquore Epilepticum
integre restituit. Dosis iij ad iv. Singulis diebus
ter, scilicet mane, meridie & vesperi, liquor in vascu-
lo vitreato supposito collectus, in modum succi betu-
lae purificetur, & postea per se, vel adjectis floribus
Tilia fermentetur aut destilletur, prout Medico, qui
illius usum desiderat, videbitur, si talibus arboribus
(ut Tilemannus ait) solutio auri vel argenti implan-
tata fuerit, nullis Acidulis succus earum cedet, prae-
sertim si quintae essentiae Vitrioli participent. Modum
autem implantandi arboribus proprietates Medici-
nales & specificas, docet P. Kircherus in arte magnet.
l. 3. part. 3. c. 1. & Phil. Guibertus in suo Medico Of-
ficioso cap. 9. de fructib. laxativis
.

Cap. XXXII.
Von den Misteln und andern Waldgewächsen/ auch vom Mieß.
[Spaltenumbruch]

DJe Misteln sind ein Gewächse und Superfoeta-
tion
auf etlichen Bäumen/ mehrentheils auf den
Eych bäumen/ wol auch auf den Apfel- und Birn-
bäumen/ auch bißweilen auf den hartzichten Holtz/ selten
aber auf den Haselstauden; die Aestlein haben vornen
an ihren Spitzen zwey gegenander wie Flügel stehende
gelblicht und bleichgrüne dichte/ und wie eine Zunge
formirte Blätter/ bekommen viel Beerlein in der Grös-
se wie Erbsen/ erstlich grün/ darnach in ihrer Zeitigung
weiß/ und sind mit einem subtilen Häutlein überzogen/
darinnen ein zähes laimichtes und weiches Marck und
Safft ist/ daraus man den Laim macht/ wie unten in
diesem Buch weitläufftig soll angezeigt werden; in die-
sem Marck steckt sein kleiner Saamen.

Durantes sagt/ daß die Misteln/ so auf den Oelbaum
wachsen/ rothe Beerlein bekommen. Die Aeste sind
mit sonderbaren Knotten oder Knien/ als ob solche Zu-
sammenfügungen der Glieder wären/ versehen/ da man
leicht sehen kan/ wie sie an einander sich verhafften.
Das Holtz/ das man zur Artzney brauchen will/ soll noch
frisch seyn/ inwendig grünlicht/ auswendig dunckel-
Kestenbraun und glatt/ wird in der Artzney allein von
Eychen gebraucht/ bißweilen auch von Haselnüssen/ die
aber seltsam zu erlangen.

Die Alten haben viel Aberglauben damit getrie-
ben/ es mit Geschoß von den Bäumen geworffen/ nicht
auf die Erden lassen fallen/ und andere gewisse Constel-
lationes
gesucht/ da doch nichts anders vonnöthen/ als
daß es bey schönem Wetter im abnehmenden Monden
verrichtet und abgebrochen sey. Die Beerlein werden
von den Droscheln/ Zaritzern und Kranwetsvögeln ge-
fressen/ und deren Koth/ darunter das Sämlein von den
Mistelbeeren vermischt ist; wann es auf die Aeste fällt/
machet wieder andere Misteln nachwachsen. Das Holtz
davon gepulvert/ und in Wein oder einem andern apto
Vehiculo
eingegeben/ vertreibt den Kindern die Frayß;
eines Quintels schwer mit Aqua vitae getruncken/ ret-
tet den Menschen vom Schlag und Schwindel.

Tabernaemontanus gibt folgendes Pulver für die
[Spaltenumbruch] Frayß: Nimm Poeonienwurtzen und Saamen ein
Quintel/ Seseli/ Aniß und Fenchel/ jedes ein halb Quint-
lein/ Eychenmistel ein Quintlein/ mach alles zu Pulver/
misch darunter Zucker-Candi ein Untz; von diesem Pul-
ver soll man des Morgens dem Kind ein Quintlein mit
Milch eingeben.

Andere lassen die Höltzlein oder Gliedlein davon
in Gold und Silber fassen/ und henckens den Kindern an.

Wann ein Kind die Spulwürm hat/ soll man die
Rinden von den Eychen Misteln zu Pulver stossen/ und
es dem Kind Morgens mit Milch eingeben/ sollen sie in
9 Stunden sterben. Diß Pulver den Niderkommen-
den eingegeben/ befördert die Geburt/ und verhütet die
Frucht vor der Frayß.

Die Misteln/ so auf den Birnbäumen wachsen/ mit
Kapaunen-Schmaltz gestossen/ und in einem Glas an
die Sonnen gesetzt/ gibt eine solche Feuchtigkeit von sich/
die zu allen Erlähmungen der Glieder gerühmet wird/
dieselben fein warm damit geschmiert. Ein Ring von
diesem Holtz am Finger getragen/ ist gut wider den
Schlag und die Frayß/ auch wider den Schwindel.

Wann die Frauen grosse Schmertzen an der Mut-
ter haben/ so soll es besser werden. Wer mehr davon
wissen will/ besehe die Kräuterbücher.

Was aber andere nützliche Gewächse und Sträu-
cher antrifft/ so man auch in die Wälder hin und wie-
der setzen/ oder theils zu Gehägen brauchen soll/ sind die
Weinscherling oder Saurach/ Hundsbeer/ Kranwet-
ten/ Dörnlein/ Schlehen/ Hartrigel/ wilde Pimper-
nüßlein/ allerley Gattungen Holunder/ Elixenbaum/
Arlesbeer/ Brombeer/ Himbeer und Heidelbeer/ Faul-
baum/ Spindelbaum/ Seidelbast/ Kellerhals/ Kreutz-
beer/ wilde Rosen/ und was des Zeuges mehr ist/ so hin
und wieder die Wälder zieren/ dem Menschen zu Nu-
tzen kommen/ und das Geflügel und Wildpret zu sich
locken; da mag ein jeder handeln und pflantzen/ wie ihn
gut dunckt/ und nachdem der Grund vermag/ nur daß er
den Bäumen ihr Gewächse nicht verhindere.

Der
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch]

Die Blaͤtter im Waſſer geſotten/ und den Mund
damit ausgeſpuͤhlt/ heilen die Blattern im Mund/ und
den jungen Kindern die Mundfaͤule.

Die innerſte Rinden eine Zeitlang ins Waſſer ge-
legt/ gibt einen zaͤhen Schleim/ welcher den Brand
gewaltig kuͤhlet und loͤſchet/ wann man den darauf
ſtreicht.

Lindenbluͤhe-Waſſer ausgebrennt/ iſt gut fuͤr die
Frayß der jungen Kinder.

Welchen der Schlag getroffen hat/ der nehme Lin-
denbluͤhe-Waſſer/ Mayenblumen-Waſſer/ und ſchwar-
tzes Kirſchen-Waſſer miſche es untereinander/ und
trincke jederzeit eine Untz davon/ diß Waſſer vertilget
auch die Flecken im Angeſicht.

Der Safft/ ſo aus dem Marck fleuſſet/ ſo man den
Baum ſtuͤmmlet/ getruncken/ treibt und zermalmet den
reiſſenden Stein/ wie dieſes und noch mehr anders Ta-
bernæmontanus
bezeuget.

In Appendice Miſcell. Curioſ. ad ann. 6. & 7. fol. 50.
[Spaltenumbruch] ens ſive liquor Tiliæ ita refertur: Eſt illa aqua, ſeu ſuc-
cus Mercurialis è Tiliâ vulneratâ, menſe Febr. ex
Caudice ſeu Trunco propè terram collectus. Modus
colligendi eandem habet rationem cum ſucco betu-
læ. Uſus hujus ſingularis eſt, ad morbum comitialem.
Et D. Joh. Tilemannus ſolo hoc liquore Epilepticum
integrè reſtituit. Doſis ℥iij ad iv. Singulis diebus
ter, ſcilicet manè, meridie & veſperi, liquor in vaſcu-
lo vitreato ſuppoſito collectus, in modum ſucci betu-
læ purificetur, & poſteà per ſe, vel adjectis floribus
Tilia fermentetur aut deſtilletur, prout Medico, qui
illius uſum deſiderat, videbitur, ſi talibus arboribus
(ut Tilemannus ait) ſolutio auri vel argenti implan-
tata fuerit, nullis Acidulis ſuccus earum cedet, præ-
ſertim ſi quintæ eſſentiæ Vitrioli participent. Modum
autem implantandi arboribus proprietates Medici-
nales & ſpecificas, docet P. Kircherus in arte magnet.
l. 3. part. 3. c. 1. & Phil. Guibertus in ſuo Medico Of-
ficioſo cap. 9. de fructib. laxativis
.

Cap. XXXII.
Von den Miſteln und andern Waldgewaͤchſen/ auch vom Mieß.
[Spaltenumbruch]

DJe Miſteln ſind ein Gewaͤchſe und Superfœta-
tion
auf etlichen Baͤumen/ mehrentheils auf den
Eych baͤumen/ wol auch auf den Apfel- und Birn-
baͤumen/ auch bißweilen auf den hartzichten Holtz/ ſelten
aber auf den Haſelſtauden; die Aeſtlein haben vornen
an ihren Spitzen zwey gegenander wie Fluͤgel ſtehende
gelblicht und bleichgruͤne dichte/ und wie eine Zunge
formirte Blaͤtter/ bekommen viel Beerlein in der Groͤſ-
ſe wie Erbſen/ erſtlich gruͤn/ darnach in ihrer Zeitigung
weiß/ und ſind mit einem ſubtilen Haͤutlein uͤberzogen/
darinnen ein zaͤhes laimichtes und weiches Marck und
Safft iſt/ daraus man den Laim macht/ wie unten in
dieſem Buch weitlaͤufftig ſoll angezeigt werden; in die-
ſem Marck ſteckt ſein kleiner Saamen.

Durantes ſagt/ daß die Miſteln/ ſo auf den Oelbaum
wachſen/ rothe Beerlein bekommen. Die Aeſte ſind
mit ſonderbaren Knotten oder Knien/ als ob ſolche Zu-
ſammenfuͤgungen der Glieder waͤren/ verſehen/ da man
leicht ſehen kan/ wie ſie an einander ſich verhafften.
Das Holtz/ das man zur Artzney brauchen will/ ſoll noch
friſch ſeyn/ inwendig gruͤnlicht/ auswendig dunckel-
Keſtenbraun und glatt/ wird in der Artzney allein von
Eychen gebraucht/ bißweilen auch von Haſelnuͤſſen/ die
aber ſeltſam zu erlangen.

Die Alten haben viel Aberglauben damit getrie-
ben/ es mit Geſchoß von den Baͤumen geworffen/ nicht
auf die Erden laſſen fallen/ und andere gewiſſe Conſtel-
lationes
geſucht/ da doch nichts anders vonnoͤthen/ als
daß es bey ſchoͤnem Wetter im abnehmenden Monden
verrichtet und abgebrochen ſey. Die Beerlein werden
von den Droſcheln/ Zaritzern und Kranwetsvoͤgeln ge-
freſſen/ und deren Koth/ darunter das Saͤmlein von den
Miſtelbeeren vermiſcht iſt; wann es auf die Aeſte faͤllt/
machet wieder andere Miſteln nachwachſen. Das Holtz
davon gepulvert/ und in Wein oder einem andern apto
Vehiculo
eingegeben/ vertreibt den Kindern die Frayß;
eines Quintels ſchwer mit Aqua vitæ getruncken/ ret-
tet den Menſchen vom Schlag und Schwindel.

Tabernæmontanus gibt folgendes Pulver fuͤr die
[Spaltenumbruch] Frayß: Nimm Pœonienwurtzen und Saamen ein
Quintel/ Seſeli/ Aniß und Fenchel/ jedes ein halb Quint-
lein/ Eychenmiſtel ein Quintlein/ mach alles zu Pulver/
miſch darunter Zucker-Candi ein Untz; von dieſem Pul-
ver ſoll man des Morgens dem Kind ein Quintlein mit
Milch eingeben.

Andere laſſen die Hoͤltzlein oder Gliedlein davon
in Gold und Silber faſſen/ und henckens den Kindern an.

Wann ein Kind die Spulwuͤrm hat/ ſoll man die
Rinden von den Eychen Miſteln zu Pulver ſtoſſen/ und
es dem Kind Morgens mit Milch eingeben/ ſollen ſie in
9 Stunden ſterben. Diß Pulver den Niderkommen-
den eingegeben/ befoͤrdert die Geburt/ und verhuͤtet die
Frucht vor der Frayß.

Die Miſteln/ ſo auf den Birnbaͤumen wachſen/ mit
Kapaunen-Schmaltz geſtoſſen/ und in einem Glas an
die Sonnen geſetzt/ gibt eine ſolche Feuchtigkeit von ſich/
die zu allen Erlaͤhmungen der Glieder geruͤhmet wird/
dieſelben fein warm damit geſchmiert. Ein Ring von
dieſem Holtz am Finger getragen/ iſt gut wider den
Schlag und die Frayß/ auch wider den Schwindel.

Wann die Frauen groſſe Schmertzen an der Mut-
ter haben/ ſo ſoll es beſſer werden. Wer mehr davon
wiſſen will/ beſehe die Kraͤuterbuͤcher.

Was aber andere nuͤtzliche Gewaͤchſe und Straͤu-
cher antrifft/ ſo man auch in die Waͤlder hin und wie-
der ſetzen/ oder theils zu Gehaͤgen brauchen ſoll/ ſind die
Weinſcherling oder Saurach/ Hundsbeer/ Kranwet-
ten/ Doͤrnlein/ Schlehen/ Hartrigel/ wilde Pimper-
nuͤßlein/ allerley Gattungen Holunder/ Elixenbaum/
Arlesbeer/ Brombeer/ Himbeer und Heidelbeer/ Faul-
baum/ Spindelbaum/ Seidelbaſt/ Kellerhals/ Kreutz-
beer/ wilde Roſen/ und was des Zeuges mehr iſt/ ſo hin
und wieder die Waͤlder zieren/ dem Menſchen zu Nu-
tzen kommen/ und das Gefluͤgel und Wildpret zu ſich
locken; da mag ein jeder handeln und pflantzen/ wie ihn
gut dunckt/ und nachdem der Grund vermag/ nur daß er
den Baͤumen ihr Gewaͤchſe nicht verhindere.

Der
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[591/0609] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. Die Blaͤtter im Waſſer geſotten/ und den Mund damit ausgeſpuͤhlt/ heilen die Blattern im Mund/ und den jungen Kindern die Mundfaͤule. Die innerſte Rinden eine Zeitlang ins Waſſer ge- legt/ gibt einen zaͤhen Schleim/ welcher den Brand gewaltig kuͤhlet und loͤſchet/ wann man den darauf ſtreicht. Lindenbluͤhe-Waſſer ausgebrennt/ iſt gut fuͤr die Frayß der jungen Kinder. Welchen der Schlag getroffen hat/ der nehme Lin- denbluͤhe-Waſſer/ Mayenblumen-Waſſer/ und ſchwar- tzes Kirſchen-Waſſer miſche es untereinander/ und trincke jederzeit eine Untz davon/ diß Waſſer vertilget auch die Flecken im Angeſicht. Der Safft/ ſo aus dem Marck fleuſſet/ ſo man den Baum ſtuͤmmlet/ getruncken/ treibt und zermalmet den reiſſenden Stein/ wie dieſes und noch mehr anders Ta- bernæmontanus bezeuget. In Appendice Miſcell. Curioſ. ad ann. 6. & 7. fol. 50. ens ſive liquor Tiliæ ita refertur: Eſt illa aqua, ſeu ſuc- cus Mercurialis è Tiliâ vulneratâ, menſe Febr. ex Caudice ſeu Trunco propè terram collectus. Modus colligendi eandem habet rationem cum ſucco betu- læ. Uſus hujus ſingularis eſt, ad morbum comitialem. Et D. Joh. Tilemannus ſolo hoc liquore Epilepticum integrè reſtituit. Doſis ℥iij ad iv. Singulis diebus ter, ſcilicet manè, meridie & veſperi, liquor in vaſcu- lo vitreato ſuppoſito collectus, in modum ſucci betu- læ purificetur, & poſteà per ſe, vel adjectis floribus Tilia fermentetur aut deſtilletur, prout Medico, qui illius uſum deſiderat, videbitur, ſi talibus arboribus (ut Tilemannus ait) ſolutio auri vel argenti implan- tata fuerit, nullis Acidulis ſuccus earum cedet, præ- ſertim ſi quintæ eſſentiæ Vitrioli participent. Modum autem implantandi arboribus proprietates Medici- nales & ſpecificas, docet P. Kircherus in arte magnet. l. 3. part. 3. c. 1. & Phil. Guibertus in ſuo Medico Of- ficioſo cap. 9. de fructib. laxativis. Cap. XXXII. Von den Miſteln und andern Waldgewaͤchſen/ auch vom Mieß. DJe Miſteln ſind ein Gewaͤchſe und Superfœta- tion auf etlichen Baͤumen/ mehrentheils auf den Eych baͤumen/ wol auch auf den Apfel- und Birn- baͤumen/ auch bißweilen auf den hartzichten Holtz/ ſelten aber auf den Haſelſtauden; die Aeſtlein haben vornen an ihren Spitzen zwey gegenander wie Fluͤgel ſtehende gelblicht und bleichgruͤne dichte/ und wie eine Zunge formirte Blaͤtter/ bekommen viel Beerlein in der Groͤſ- ſe wie Erbſen/ erſtlich gruͤn/ darnach in ihrer Zeitigung weiß/ und ſind mit einem ſubtilen Haͤutlein uͤberzogen/ darinnen ein zaͤhes laimichtes und weiches Marck und Safft iſt/ daraus man den Laim macht/ wie unten in dieſem Buch weitlaͤufftig ſoll angezeigt werden; in die- ſem Marck ſteckt ſein kleiner Saamen. Durantes ſagt/ daß die Miſteln/ ſo auf den Oelbaum wachſen/ rothe Beerlein bekommen. Die Aeſte ſind mit ſonderbaren Knotten oder Knien/ als ob ſolche Zu- ſammenfuͤgungen der Glieder waͤren/ verſehen/ da man leicht ſehen kan/ wie ſie an einander ſich verhafften. Das Holtz/ das man zur Artzney brauchen will/ ſoll noch friſch ſeyn/ inwendig gruͤnlicht/ auswendig dunckel- Keſtenbraun und glatt/ wird in der Artzney allein von Eychen gebraucht/ bißweilen auch von Haſelnuͤſſen/ die aber ſeltſam zu erlangen. Die Alten haben viel Aberglauben damit getrie- ben/ es mit Geſchoß von den Baͤumen geworffen/ nicht auf die Erden laſſen fallen/ und andere gewiſſe Conſtel- lationes geſucht/ da doch nichts anders vonnoͤthen/ als daß es bey ſchoͤnem Wetter im abnehmenden Monden verrichtet und abgebrochen ſey. Die Beerlein werden von den Droſcheln/ Zaritzern und Kranwetsvoͤgeln ge- freſſen/ und deren Koth/ darunter das Saͤmlein von den Miſtelbeeren vermiſcht iſt; wann es auf die Aeſte faͤllt/ machet wieder andere Miſteln nachwachſen. Das Holtz davon gepulvert/ und in Wein oder einem andern apto Vehiculo eingegeben/ vertreibt den Kindern die Frayß; eines Quintels ſchwer mit Aqua vitæ getruncken/ ret- tet den Menſchen vom Schlag und Schwindel. Tabernæmontanus gibt folgendes Pulver fuͤr die Frayß: Nimm Pœonienwurtzen und Saamen ein Quintel/ Seſeli/ Aniß und Fenchel/ jedes ein halb Quint- lein/ Eychenmiſtel ein Quintlein/ mach alles zu Pulver/ miſch darunter Zucker-Candi ein Untz; von dieſem Pul- ver ſoll man des Morgens dem Kind ein Quintlein mit Milch eingeben. Andere laſſen die Hoͤltzlein oder Gliedlein davon in Gold und Silber faſſen/ und henckens den Kindern an. Wann ein Kind die Spulwuͤrm hat/ ſoll man die Rinden von den Eychen Miſteln zu Pulver ſtoſſen/ und es dem Kind Morgens mit Milch eingeben/ ſollen ſie in 9 Stunden ſterben. Diß Pulver den Niderkommen- den eingegeben/ befoͤrdert die Geburt/ und verhuͤtet die Frucht vor der Frayß. Die Miſteln/ ſo auf den Birnbaͤumen wachſen/ mit Kapaunen-Schmaltz geſtoſſen/ und in einem Glas an die Sonnen geſetzt/ gibt eine ſolche Feuchtigkeit von ſich/ die zu allen Erlaͤhmungen der Glieder geruͤhmet wird/ dieſelben fein warm damit geſchmiert. Ein Ring von dieſem Holtz am Finger getragen/ iſt gut wider den Schlag und die Frayß/ auch wider den Schwindel. Wann die Frauen groſſe Schmertzen an der Mut- ter haben/ ſo ſoll es beſſer werden. Wer mehr davon wiſſen will/ beſehe die Kraͤuterbuͤcher. Was aber andere nuͤtzliche Gewaͤchſe und Straͤu- cher antrifft/ ſo man auch in die Waͤlder hin und wie- der ſetzen/ oder theils zu Gehaͤgen brauchen ſoll/ ſind die Weinſcherling oder Saurach/ Hundsbeer/ Kranwet- ten/ Doͤrnlein/ Schlehen/ Hartrigel/ wilde Pimper- nuͤßlein/ allerley Gattungen Holunder/ Elixenbaum/ Arlesbeer/ Brombeer/ Himbeer und Heidelbeer/ Faul- baum/ Spindelbaum/ Seidelbaſt/ Kellerhals/ Kreutz- beer/ wilde Roſen/ und was des Zeuges mehr iſt/ ſo hin und wieder die Waͤlder zieren/ dem Menſchen zu Nu- tzen kommen/ und das Gefluͤgel und Wildpret zu ſich locken; da mag ein jeder handeln und pflantzen/ wie ihn gut dunckt/ und nachdem der Grund vermag/ nur daß er den Baͤumen ihr Gewaͤchſe nicht verhindere. Der

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/609>, abgerufen am 21.12.2024.