Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] licher auf. Wiewol die Winter-Gersten völliger und
grösser ist/ als diese/ hat sie doch stärckere/ die Sommer-
Gersten aber subtilere Hülsen/ daher diese für Mehl-
reicher und zum Bierbräuen bequemlicher von allen ge-
halten wird.

Colerus meldet/ daß man die Werren/ die gemei-
[Spaltenumbruch] niglich in der Gersten grossen Schaden thun/ kan vertrei-
ben/ wann man erlene oder eichene Zweige in den Acker
steckt/ so sollen sie fliehen; oder wann man Wasser/ so auf
ungelöschten Kalch gegossen worden/ nimmt/ und den
Mist/ der auf das Gersten-Land geführt wird/ damit be-
geusset/ so lassen sie die Gersten wol zufrieden.

Cap. XXIII.
Vom Sommer-Korn und Sommer-Waitzen.
[Spaltenumbruch]

SOmmer-Korn wird etwas eher angebauet/ als
der Waitzen/ müssen beede einen guten wolzuge-
richteten Acker haben/ wie die Gersten/ und ist
am besten/ daß der Acker gleich nach dem Schnitt Halm-
bracht/ im October wieder umgerissen und geegt/ im
Winter etwas gedunget/ oder der Saamen in Dung-
Wasser eingeweicht/ und also in dem zum drittenmal
geackerten Feld angebauet und eingeegt werde/ ergiebt
zimlich wol/ aber die Körner sind etwas geringer/ als
des Winter-Korns.

Es bedarff einen starcken/ guten und trächtigen
Grund/ sonst werden die Aecker mit doppelter Tracht
des schweren Getraydes leichtlich verderbt; wo aber
Dung genug/ und der Boden ohne diß fett und gut ist/
giebt dieses der Wirhschafft keinen geringen Vorschub/
weil es fast dem Wintergetrayde gleich/ oder doch nicht
lang hernach zeitig/ und also zur Haushaltung bequem-
lich angewendet wird.

[Spaltenumbruch]

Jndem auch der Winter-Waitz dem Brand son-
derlich unterworffen/ ist vor Säung dessen/ nicht schäd-
lich/ das oben bey dem Waitzen im 17 Capitel aufge-
zeichnete Mittel zu brauchen/ ob es wol nicht für den
Staub-Brand helffen mag/ so hilfft es doch für den
Spitz-Brand/ denn dieser ist dem Waitzen der aller-
schädlichste/ und der Staub-Brand wird vom Wind
und Regen also hingeführt/ daß er den Körnern bey dem
Dreschen nicht das geringste schaden kan/ oder daß man
an dem Waitzen das geringste Zeichen einiges Brands
spüren solte.

Es geräth aber das Sommer-Korn und Waitzen
besser in den niedrigen feuchten Orten/ als das Winter-
Getrayd; weil es daselbst der anbrechenden Hitze desto
besser widersteht/ muß auch etwas dünner gesäet werden.
Doch wird dieses Sommer-Trayd an wenigen Orten
gebauet/ weil die meisten Bauleute mit der ordinari
Winter- und Sommer-Saat sich genügen lassen/ ihrer
Felder sowol als der Dung zu verschonen.

Cap. XXIV.
Von Erbsen.
[Spaltenumbruch]

ERbsen haben gern guten Grund/ man hält aber
darfür/ daß die in magern und sandichten Aeckern
wachsen/ sich besser sieden lassen/ als die in den
fetten; ob sie wol geringer und weniger (sowol als die
Linsen) ausgeben/ werden sie im Vollmonden gebauet/
so blühen sie viel/ und kommen weniger zur Zeitigung;
im abnehmenden aber blühen und zeitigen sie fein gleich
ab; die beste Saam-Zeit ist im letzten Viertel/ drey
Tag vor dem Neumonden; man ackert im Früling/
nur einmal darzu im Mertzen oder Anfang des Aprils/
und säet gleich darauf; theils säen sie vorher auf das
ungeackerte Feld/ und ackern sie erst hernach ein; sie
achten einen geringen Frost/ wann es schon darauf
schneyet/ nicht absonderlich.

Das Feld muß mit der Waltzen bald nach der
Egen übergleicht werden/ und muß man nicht warten
biß sie aufgehen/ sie müssen nicht dick gesäet seyn; wann sie
im Mist-Wasser 24 Stunden eingequellt werden/ thun
die Tauben (die ihnen sonsten gefährlich sind) nicht so
leichtlich Schaden.

Wann Regenwetter nach der Erbsen-Saat ein-
fällt/ so werden die neugesäeten Erbsen entblöst; dieses
zu verbessern/ schicken die Liefländischen Bauren/ nach
Sal. Guberti Zeugnis/ ihre Kinder mit blossen Füssen/
geben ihnen lange Stecken/ zwo Elen lang/ lassen sie
so weit voneinander gehen/ daß sie mit den Stecken zu-
sammen reichen können/ die bohren Löcher in die Erden/
waltzen die blosen Erbsen hinein/ und verscharren sie.

[Spaltenumbruch]

Wann die Meelthaue in die Blühe fallen/ verder-
ben sie dieses Gewächse. Jn Summa/ sie gerathen
nicht alle Jahr/ haben sie aber bequemlichen Grund und
gut Wetter/ so bezahlen sie ihre Stelle reichlich.

Der Saamen soll gleichfalls wie alle andere
Sommer- und Winter-Getrayder (welches ein durch-
gehend allgemeiner Lehrsatz bleibt) in drey oder vier
Jahren abgewechselt/ und von einem magern Ort her-
geholt/ in einen bessern Grund (wann nur der Saame
lauter und rein ist) gesäet werden. Wann man die
Erbsen im Neumonden abschneidet/ lassen sie sich nicht
gerne kochen/ und bleiben hart.

Es sind vielerley Arten; theils sind groß/ die wol ausge-
ben; theils aber klein; theils sind weiß; theils schwartz/
die unter den schlechtesten; theils aber grün oder blaulicht/
die einen guten Geschmack haben/ und unter die besten zu
zehlen sind/ sie müssen aber an ein besonders Ort ge-
bauet/ und im Stadel an einem besondern Platz geschö-
bert seyn/ damit die weissen oder schwartzen sich nicht
darunter vermischen.

Erbsenstroh ist besser für die Kühe und Schaf im
Winter/ als für die Pferde/ weil sie davon Bauchflüs-
sig werden; wann es für die Kühe klein geschnitten/
und unter das andere Gesott gemengt wird/ so fressen sie
es gerne; Theils ziehen sie mit der Sägen ab; theils
rauffen sie nur aus wie den Flachs/ und meynen/ sie
schlagen sich nicht so sehr aus/ als mit der Sägen.

Saserna,

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] licher auf. Wiewol die Winter-Gerſten voͤlliger und
groͤſſer iſt/ als dieſe/ hat ſie doch ſtaͤrckere/ die Sommer-
Gerſten aber ſubtilere Huͤlſen/ daher dieſe fuͤr Mehl-
reicher und zum Bierbraͤuen bequemlicher von allen ge-
halten wird.

Colerus meldet/ daß man die Werren/ die gemei-
[Spaltenumbruch] niglich in der Gerſten groſſen Schaden thun/ kan vertrei-
ben/ wann man erlene oder eichene Zweige in den Acker
ſteckt/ ſo ſollen ſie fliehen; oder wann man Waſſer/ ſo auf
ungeloͤſchten Kalch gegoſſen worden/ nimmt/ und den
Miſt/ der auf das Gerſten-Land gefuͤhrt wird/ damit be-
geuſſet/ ſo laſſen ſie die Gerſten wol zufrieden.

Cap. XXIII.
Vom Sommer-Korn und Sommer-Waitzen.
[Spaltenumbruch]

SOmmer-Korn wird etwas eher angebauet/ als
der Waitzen/ muͤſſen beede einen guten wolzuge-
richteten Acker haben/ wie die Gerſten/ und iſt
am beſten/ daß der Acker gleich nach dem Schnitt Halm-
bracht/ im October wieder umgeriſſen und geegt/ im
Winter etwas gedunget/ oder der Saamen in Dung-
Waſſer eingeweicht/ und alſo in dem zum drittenmal
geackerten Feld angebauet und eingeegt werde/ ergiebt
zimlich wol/ aber die Koͤrner ſind etwas geringer/ als
des Winter-Korns.

Es bedarff einen ſtarcken/ guten und traͤchtigen
Grund/ ſonſt werden die Aecker mit doppelter Tracht
des ſchweren Getraydes leichtlich verderbt; wo aber
Dung genug/ und der Boden ohne diß fett und gut iſt/
giebt dieſes der Wirhſchafft keinen geringen Vorſchub/
weil es faſt dem Wintergetrayde gleich/ oder doch nicht
lang hernach zeitig/ und alſo zur Haushaltung bequem-
lich angewendet wird.

[Spaltenumbruch]

Jndem auch der Winter-Waitz dem Brand ſon-
derlich unterworffen/ iſt vor Saͤung deſſen/ nicht ſchaͤd-
lich/ das oben bey dem Waitzen im 17 Capitel aufge-
zeichnete Mittel zu brauchen/ ob es wol nicht fuͤr den
Staub-Brand helffen mag/ ſo hilfft es doch fuͤr den
Spitz-Brand/ denn dieſer iſt dem Waitzen der aller-
ſchaͤdlichſte/ und der Staub-Brand wird vom Wind
und Regen alſo hingefuͤhrt/ daß er den Koͤrnern bey dem
Dreſchen nicht das geringſte ſchaden kan/ oder daß man
an dem Waitzen das geringſte Zeichen einiges Brands
ſpuͤren ſolte.

Es geraͤth aber das Sommer-Korn und Waitzen
beſſer in den niedrigen feuchten Orten/ als das Winter-
Getrayd; weil es daſelbſt der anbrechenden Hitze deſto
beſſer widerſteht/ muß auch etwas duͤnner geſaͤet werden.
Doch wird dieſes Sommer-Trayd an wenigen Orten
gebauet/ weil die meiſten Bauleute mit der ordinari
Winter- und Sommer-Saat ſich genuͤgen laſſen/ ihrer
Felder ſowol als der Dung zu verſchonen.

Cap. XXIV.
Von Erbſen.
[Spaltenumbruch]

ERbſen haben gern guten Grund/ man haͤlt aber
darfuͤr/ daß die in magern und ſandichten Aeckern
wachſen/ ſich beſſer ſieden laſſen/ als die in den
fetten; ob ſie wol geringer und weniger (ſowol als die
Linſen) ausgeben/ werden ſie im Vollmonden gebauet/
ſo bluͤhen ſie viel/ und kommen weniger zur Zeitigung;
im abnehmenden aber bluͤhen und zeitigen ſie fein gleich
ab; die beſte Saam-Zeit iſt im letzten Viertel/ drey
Tag vor dem Neumonden; man ackert im Fruͤling/
nur einmal darzu im Mertzen oder Anfang des Aprils/
und ſaͤet gleich darauf; theils ſaͤen ſie vorher auf das
ungeackerte Feld/ und ackern ſie erſt hernach ein; ſie
achten einen geringen Froſt/ wann es ſchon darauf
ſchneyet/ nicht abſonderlich.

Das Feld muß mit der Waltzen bald nach der
Egen uͤbergleicht werden/ und muß man nicht warten
biß ſie aufgehen/ ſie muͤſſen nicht dick geſaͤet ſeyn; wann ſie
im Miſt-Waſſer 24 Stunden eingequellt werden/ thun
die Tauben (die ihnen ſonſten gefaͤhrlich ſind) nicht ſo
leichtlich Schaden.

Wann Regenwetter nach der Erbſen-Saat ein-
faͤllt/ ſo werden die neugeſaͤeten Erbſen entbloͤſt; dieſes
zu verbeſſern/ ſchicken die Lieflaͤndiſchen Bauren/ nach
Sal. Guberti Zeugnis/ ihre Kinder mit bloſſen Fuͤſſen/
geben ihnen lange Stecken/ zwo Elen lang/ laſſen ſie
ſo weit voneinander gehen/ daß ſie mit den Stecken zu-
ſammen reichen koͤnnen/ die bohren Loͤcher in die Erden/
waltzen die bloſen Erbſen hinein/ und verſcharren ſie.

[Spaltenumbruch]

Wann die Meelthaue in die Bluͤhe fallen/ verder-
ben ſie dieſes Gewaͤchſe. Jn Summa/ ſie gerathen
nicht alle Jahr/ haben ſie aber bequemlichen Grund und
gut Wetter/ ſo bezahlen ſie ihre Stelle reichlich.

Der Saamen ſoll gleichfalls wie alle andere
Sommer- und Winter-Getrayder (welches ein durch-
gehend allgemeiner Lehrſatz bleibt) in drey oder vier
Jahren abgewechſelt/ und von einem magern Ort her-
geholt/ in einen beſſern Grund (wann nur der Saame
lauter und rein iſt) geſaͤet werden. Wann man die
Erbſen im Neumonden abſchneidet/ laſſen ſie ſich nicht
gerne kochen/ und bleiben hart.

Es ſind vielerley Arten; theils ſind groß/ die wol ausge-
ben; theils aber klein; theils ſind weiß; theils ſchwartz/
die unter den ſchlechteſten; theils aber gruͤn oder blaulicht/
die einen guten Geſchmack haben/ und unter die beſten zu
zehlen ſind/ ſie muͤſſen aber an ein beſonders Ort ge-
bauet/ und im Stadel an einem beſondern Platz geſchoͤ-
bert ſeyn/ damit die weiſſen oder ſchwartzen ſich nicht
darunter vermiſchen.

Erbſenſtroh iſt beſſer fuͤr die Kuͤhe und Schaf im
Winter/ als fuͤr die Pferde/ weil ſie davon Bauchfluͤſ-
ſig werden; wann es fuͤr die Kuͤhe klein geſchnitten/
und unter das andere Geſott gemengt wird/ ſo freſſen ſie
es gerne; Theils ziehen ſie mit der Saͤgen ab; theils
rauffen ſie nur aus wie den Flachs/ und meynen/ ſie
ſchlagen ſich nicht ſo ſehr aus/ als mit der Saͤgen.

Saſerna,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0058" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/>
licher auf. Wiewol die Winter-Ger&#x017F;ten vo&#x0364;lliger und<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t/ als die&#x017F;e/ hat &#x017F;ie doch &#x017F;ta&#x0364;rckere/ die Sommer-<lb/>
Ger&#x017F;ten aber &#x017F;ubtilere Hu&#x0364;l&#x017F;en/ daher die&#x017F;e fu&#x0364;r Mehl-<lb/>
reicher und zum Bierbra&#x0364;uen bequemlicher von allen ge-<lb/>
halten wird.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Colerus</hi> meldet/ daß man die Werren/ die gemei-<lb/><cb/>
niglich in der Ger&#x017F;ten gro&#x017F;&#x017F;en Schaden thun/ kan vertrei-<lb/>
ben/ wann man erlene oder eichene Zweige in den Acker<lb/>
&#x017F;teckt/ &#x017F;o &#x017F;ollen &#x017F;ie fliehen; oder wann man Wa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;o auf<lb/>
ungelo&#x0364;&#x017F;chten Kalch gego&#x017F;&#x017F;en worden/ nimmt/ und den<lb/>
Mi&#x017F;t/ der auf das Ger&#x017F;ten-Land gefu&#x0364;hrt wird/ damit be-<lb/>
geu&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die Ger&#x017F;ten wol zufrieden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap</hi>. XXIII.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Vom Sommer-Korn und Sommer-Waitzen.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Ommer-Korn wird etwas eher angebauet/ als<lb/>
der Waitzen/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en beede einen guten wolzuge-<lb/>
richteten Acker haben/ wie die Ger&#x017F;ten/ und i&#x017F;t<lb/>
am be&#x017F;ten/ daß der Acker gleich nach dem Schnitt Halm-<lb/>
bracht/ im October wieder umgeri&#x017F;&#x017F;en und geegt/ im<lb/>
Winter etwas gedunget/ oder der Saamen in Dung-<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er eingeweicht/ und al&#x017F;o in dem zum drittenmal<lb/>
geackerten Feld angebauet und eingeegt werde/ ergiebt<lb/>
zimlich wol/ aber die Ko&#x0364;rner &#x017F;ind etwas geringer/ als<lb/>
des Winter-Korns.</p><lb/>
            <p>Es bedarff einen &#x017F;tarcken/ guten und tra&#x0364;chtigen<lb/>
Grund/ &#x017F;on&#x017F;t werden die Aecker mit doppelter Tracht<lb/>
des &#x017F;chweren Getraydes leichtlich verderbt; wo aber<lb/>
Dung genug/ und der Boden ohne diß fett und gut i&#x017F;t/<lb/>
giebt die&#x017F;es der Wirh&#x017F;chafft keinen geringen Vor&#x017F;chub/<lb/>
weil es fa&#x017F;t dem Wintergetrayde gleich/ oder doch nicht<lb/>
lang hernach zeitig/ und al&#x017F;o zur Haushaltung bequem-<lb/>
lich angewendet wird.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Jndem auch der Winter-Waitz dem Brand &#x017F;on-<lb/>
derlich unterworffen/ i&#x017F;t vor Sa&#x0364;ung de&#x017F;&#x017F;en/ nicht &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lich/ das oben bey dem Waitzen im 17 Capitel aufge-<lb/>
zeichnete Mittel zu brauchen/ ob es wol nicht fu&#x0364;r den<lb/>
Staub-Brand helffen mag/ &#x017F;o hilfft es doch fu&#x0364;r den<lb/>
Spitz-Brand/ denn die&#x017F;er i&#x017F;t dem Waitzen der aller-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich&#x017F;te/ und der Staub-Brand wird vom Wind<lb/>
und Regen al&#x017F;o hingefu&#x0364;hrt/ daß er den Ko&#x0364;rnern bey dem<lb/>
Dre&#x017F;chen nicht das gering&#x017F;te &#x017F;chaden kan/ oder daß man<lb/>
an dem Waitzen das gering&#x017F;te Zeichen einiges Brands<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ren &#x017F;olte.</p><lb/>
            <p>Es gera&#x0364;th aber das Sommer-Korn und Waitzen<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er in den niedrigen feuchten Orten/ als das Winter-<lb/>
Getrayd; weil es da&#x017F;elb&#x017F;t der anbrechenden Hitze de&#x017F;to<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er wider&#x017F;teht/ muß auch etwas du&#x0364;nner ge&#x017F;a&#x0364;et werden.<lb/>
Doch wird die&#x017F;es Sommer-Trayd an wenigen Orten<lb/>
gebauet/ weil die mei&#x017F;ten Bauleute mit der <hi rendition="#aq">ordinari</hi><lb/>
Winter- und Sommer-Saat &#x017F;ich genu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en/ ihrer<lb/>
Felder &#x017F;owol als der Dung zu ver&#x017F;chonen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap</hi>. XXIV.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Erb&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>Rb&#x017F;en haben gern guten Grund/ man ha&#x0364;lt aber<lb/>
darfu&#x0364;r/ daß die in magern und &#x017F;andichten Aeckern<lb/>
wach&#x017F;en/ &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ieden la&#x017F;&#x017F;en/ als die in den<lb/>
fetten; ob &#x017F;ie wol geringer und weniger (&#x017F;owol als die<lb/>
Lin&#x017F;en) ausgeben/ werden &#x017F;ie im Vollmonden gebauet/<lb/>
&#x017F;o blu&#x0364;hen &#x017F;ie viel/ und kommen weniger zur Zeitigung;<lb/>
im abnehmenden aber blu&#x0364;hen und zeitigen &#x017F;ie fein gleich<lb/>
ab; die be&#x017F;te Saam-Zeit i&#x017F;t im letzten Viertel/ drey<lb/>
Tag vor dem Neumonden; man ackert im Fru&#x0364;ling/<lb/>
nur einmal darzu im Mertzen oder Anfang des Aprils/<lb/>
und &#x017F;a&#x0364;et gleich darauf; theils &#x017F;a&#x0364;en &#x017F;ie vorher auf das<lb/>
ungeackerte Feld/ und ackern &#x017F;ie er&#x017F;t hernach ein; &#x017F;ie<lb/>
achten einen geringen Fro&#x017F;t/ wann es &#x017F;chon darauf<lb/>
&#x017F;chneyet/ nicht ab&#x017F;onderlich.</p><lb/>
            <p>Das Feld muß mit der Waltzen bald nach der<lb/>
Egen u&#x0364;bergleicht werden/ und muß man nicht warten<lb/>
biß &#x017F;ie aufgehen/ &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht dick ge&#x017F;a&#x0364;et &#x017F;eyn; wann &#x017F;ie<lb/>
im Mi&#x017F;t-Wa&#x017F;&#x017F;er 24 Stunden eingequellt werden/ thun<lb/>
die Tauben (die ihnen &#x017F;on&#x017F;ten gefa&#x0364;hrlich &#x017F;ind) nicht &#x017F;o<lb/>
leichtlich Schaden.</p><lb/>
            <p>Wann Regenwetter nach der Erb&#x017F;en-Saat ein-<lb/>
fa&#x0364;llt/ &#x017F;o werden die neuge&#x017F;a&#x0364;eten Erb&#x017F;en entblo&#x0364;&#x017F;t; die&#x017F;es<lb/>
zu verbe&#x017F;&#x017F;ern/ &#x017F;chicken die Liefla&#x0364;ndi&#x017F;chen Bauren/ nach<lb/><hi rendition="#aq">Sal. Guberti</hi> Zeugnis/ ihre Kinder mit blo&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
geben ihnen lange Stecken/ zwo Elen lang/ la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;o weit voneinander gehen/ daß &#x017F;ie mit den Stecken zu-<lb/>
&#x017F;ammen reichen ko&#x0364;nnen/ die bohren Lo&#x0364;cher in die Erden/<lb/>
waltzen die blo&#x017F;en Erb&#x017F;en hinein/ und ver&#x017F;charren &#x017F;ie.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Wann die Meelthaue in die Blu&#x0364;he fallen/ verder-<lb/>
ben &#x017F;ie die&#x017F;es Gewa&#x0364;ch&#x017F;e. Jn Summa/ &#x017F;ie gerathen<lb/>
nicht alle Jahr/ haben &#x017F;ie aber bequemlichen Grund und<lb/>
gut Wetter/ &#x017F;o bezahlen &#x017F;ie ihre Stelle reichlich.</p><lb/>
            <p>Der Saamen &#x017F;oll gleichfalls wie alle andere<lb/>
Sommer- und Winter-Getrayder (welches ein durch-<lb/>
gehend allgemeiner Lehr&#x017F;atz bleibt) in drey oder vier<lb/>
Jahren abgewech&#x017F;elt/ und von einem magern Ort her-<lb/>
geholt/ in einen be&#x017F;&#x017F;ern Grund (wann nur der Saame<lb/>
lauter und rein i&#x017F;t) ge&#x017F;a&#x0364;et werden. Wann man die<lb/>
Erb&#x017F;en im Neumonden ab&#x017F;chneidet/ la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich nicht<lb/>
gerne kochen/ und bleiben hart.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;ind vielerley Arten; theils &#x017F;ind groß/ die wol ausge-<lb/>
ben; theils aber klein; theils &#x017F;ind weiß; theils &#x017F;chwartz/<lb/>
die unter den &#x017F;chlechte&#x017F;ten; theils aber gru&#x0364;n oder blaulicht/<lb/>
die einen guten Ge&#x017F;chmack haben/ und unter die be&#x017F;ten zu<lb/>
zehlen &#x017F;ind/ &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber an ein be&#x017F;onders Ort ge-<lb/>
bauet/ und im Stadel an einem be&#x017F;ondern Platz ge&#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
bert &#x017F;eyn/ damit die wei&#x017F;&#x017F;en oder &#x017F;chwartzen &#x017F;ich nicht<lb/>
darunter vermi&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>Erb&#x017F;en&#x017F;troh i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r die Ku&#x0364;he und Schaf im<lb/>
Winter/ als fu&#x0364;r die Pferde/ weil &#x017F;ie davon Bauchflu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig werden; wann es fu&#x0364;r die Ku&#x0364;he klein ge&#x017F;chnitten/<lb/>
und unter das andere Ge&#x017F;ott gemengt wird/ &#x017F;o fre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
es gerne; Theils ziehen &#x017F;ie mit der Sa&#x0364;gen ab; theils<lb/>
rauffen &#x017F;ie nur aus wie den Flachs/ und meynen/ &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chlagen &#x017F;ich nicht &#x017F;o &#x017F;ehr aus/ als mit der Sa&#x0364;gen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Sa&#x017F;erna,</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0058] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens licher auf. Wiewol die Winter-Gerſten voͤlliger und groͤſſer iſt/ als dieſe/ hat ſie doch ſtaͤrckere/ die Sommer- Gerſten aber ſubtilere Huͤlſen/ daher dieſe fuͤr Mehl- reicher und zum Bierbraͤuen bequemlicher von allen ge- halten wird. Colerus meldet/ daß man die Werren/ die gemei- niglich in der Gerſten groſſen Schaden thun/ kan vertrei- ben/ wann man erlene oder eichene Zweige in den Acker ſteckt/ ſo ſollen ſie fliehen; oder wann man Waſſer/ ſo auf ungeloͤſchten Kalch gegoſſen worden/ nimmt/ und den Miſt/ der auf das Gerſten-Land gefuͤhrt wird/ damit be- geuſſet/ ſo laſſen ſie die Gerſten wol zufrieden. Cap. XXIII. Vom Sommer-Korn und Sommer-Waitzen. SOmmer-Korn wird etwas eher angebauet/ als der Waitzen/ muͤſſen beede einen guten wolzuge- richteten Acker haben/ wie die Gerſten/ und iſt am beſten/ daß der Acker gleich nach dem Schnitt Halm- bracht/ im October wieder umgeriſſen und geegt/ im Winter etwas gedunget/ oder der Saamen in Dung- Waſſer eingeweicht/ und alſo in dem zum drittenmal geackerten Feld angebauet und eingeegt werde/ ergiebt zimlich wol/ aber die Koͤrner ſind etwas geringer/ als des Winter-Korns. Es bedarff einen ſtarcken/ guten und traͤchtigen Grund/ ſonſt werden die Aecker mit doppelter Tracht des ſchweren Getraydes leichtlich verderbt; wo aber Dung genug/ und der Boden ohne diß fett und gut iſt/ giebt dieſes der Wirhſchafft keinen geringen Vorſchub/ weil es faſt dem Wintergetrayde gleich/ oder doch nicht lang hernach zeitig/ und alſo zur Haushaltung bequem- lich angewendet wird. Jndem auch der Winter-Waitz dem Brand ſon- derlich unterworffen/ iſt vor Saͤung deſſen/ nicht ſchaͤd- lich/ das oben bey dem Waitzen im 17 Capitel aufge- zeichnete Mittel zu brauchen/ ob es wol nicht fuͤr den Staub-Brand helffen mag/ ſo hilfft es doch fuͤr den Spitz-Brand/ denn dieſer iſt dem Waitzen der aller- ſchaͤdlichſte/ und der Staub-Brand wird vom Wind und Regen alſo hingefuͤhrt/ daß er den Koͤrnern bey dem Dreſchen nicht das geringſte ſchaden kan/ oder daß man an dem Waitzen das geringſte Zeichen einiges Brands ſpuͤren ſolte. Es geraͤth aber das Sommer-Korn und Waitzen beſſer in den niedrigen feuchten Orten/ als das Winter- Getrayd; weil es daſelbſt der anbrechenden Hitze deſto beſſer widerſteht/ muß auch etwas duͤnner geſaͤet werden. Doch wird dieſes Sommer-Trayd an wenigen Orten gebauet/ weil die meiſten Bauleute mit der ordinari Winter- und Sommer-Saat ſich genuͤgen laſſen/ ihrer Felder ſowol als der Dung zu verſchonen. Cap. XXIV. Von Erbſen. ERbſen haben gern guten Grund/ man haͤlt aber darfuͤr/ daß die in magern und ſandichten Aeckern wachſen/ ſich beſſer ſieden laſſen/ als die in den fetten; ob ſie wol geringer und weniger (ſowol als die Linſen) ausgeben/ werden ſie im Vollmonden gebauet/ ſo bluͤhen ſie viel/ und kommen weniger zur Zeitigung; im abnehmenden aber bluͤhen und zeitigen ſie fein gleich ab; die beſte Saam-Zeit iſt im letzten Viertel/ drey Tag vor dem Neumonden; man ackert im Fruͤling/ nur einmal darzu im Mertzen oder Anfang des Aprils/ und ſaͤet gleich darauf; theils ſaͤen ſie vorher auf das ungeackerte Feld/ und ackern ſie erſt hernach ein; ſie achten einen geringen Froſt/ wann es ſchon darauf ſchneyet/ nicht abſonderlich. Das Feld muß mit der Waltzen bald nach der Egen uͤbergleicht werden/ und muß man nicht warten biß ſie aufgehen/ ſie muͤſſen nicht dick geſaͤet ſeyn; wann ſie im Miſt-Waſſer 24 Stunden eingequellt werden/ thun die Tauben (die ihnen ſonſten gefaͤhrlich ſind) nicht ſo leichtlich Schaden. Wann Regenwetter nach der Erbſen-Saat ein- faͤllt/ ſo werden die neugeſaͤeten Erbſen entbloͤſt; dieſes zu verbeſſern/ ſchicken die Lieflaͤndiſchen Bauren/ nach Sal. Guberti Zeugnis/ ihre Kinder mit bloſſen Fuͤſſen/ geben ihnen lange Stecken/ zwo Elen lang/ laſſen ſie ſo weit voneinander gehen/ daß ſie mit den Stecken zu- ſammen reichen koͤnnen/ die bohren Loͤcher in die Erden/ waltzen die bloſen Erbſen hinein/ und verſcharren ſie. Wann die Meelthaue in die Bluͤhe fallen/ verder- ben ſie dieſes Gewaͤchſe. Jn Summa/ ſie gerathen nicht alle Jahr/ haben ſie aber bequemlichen Grund und gut Wetter/ ſo bezahlen ſie ihre Stelle reichlich. Der Saamen ſoll gleichfalls wie alle andere Sommer- und Winter-Getrayder (welches ein durch- gehend allgemeiner Lehrſatz bleibt) in drey oder vier Jahren abgewechſelt/ und von einem magern Ort her- geholt/ in einen beſſern Grund (wann nur der Saame lauter und rein iſt) geſaͤet werden. Wann man die Erbſen im Neumonden abſchneidet/ laſſen ſie ſich nicht gerne kochen/ und bleiben hart. Es ſind vielerley Arten; theils ſind groß/ die wol ausge- ben; theils aber klein; theils ſind weiß; theils ſchwartz/ die unter den ſchlechteſten; theils aber gruͤn oder blaulicht/ die einen guten Geſchmack haben/ und unter die beſten zu zehlen ſind/ ſie muͤſſen aber an ein beſonders Ort ge- bauet/ und im Stadel an einem beſondern Platz geſchoͤ- bert ſeyn/ damit die weiſſen oder ſchwartzen ſich nicht darunter vermiſchen. Erbſenſtroh iſt beſſer fuͤr die Kuͤhe und Schaf im Winter/ als fuͤr die Pferde/ weil ſie davon Bauchfluͤſ- ſig werden; wann es fuͤr die Kuͤhe klein geſchnitten/ und unter das andere Geſott gemengt wird/ ſo freſſen ſie es gerne; Theils ziehen ſie mit der Saͤgen ab; theils rauffen ſie nur aus wie den Flachs/ und meynen/ ſie ſchlagen ſich nicht ſo ſehr aus/ als mit der Saͤgen. Saſerna,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/58
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/58>, abgerufen am 20.11.2024.