Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] weisse Gerben nichts desto weniger im Sommer in ei-
nem kalten Keller/ oder in einer mit Kißlingsteinen aus-
gesetzter und gepflasteter Gruben/ in einem viereckichten
Kübel 14 Tag/ und im Winter noch viel länger behal-
ten kan/ wann sie nur nicht gefrieren; auch ist die Ger-
[Spaltenumbruch] ben gut/ wann sie nur nicht ansäuerlet. Es gieret aber
das Bier/ sonderlich Sommerszeiten/ nicht über zwey
Tag/ alsdann ists lauter genug/ und am dritten Tage
zu führen und zu trincken/ bleibt aber auch nicht lang/ son-
derlich/ wo es nicht kalte Keller gibt.

Cap. LXXI.
Wie die Fässer zum braunen Bier sollen zugerichtet werden.
[Spaltenumbruch]

DAs Pichen der Fässer ist allen Bindern bekannt/
man nimmt so offt ein neu Faß/ und so offt ein
Pfund Pech zu einem Eimer/ und über die An-
zahl der Eimer und des Pechs/ wann die Fässer groß
sind/ nimmt man noch eines oder anderthalb Pfund dar-
über/ das Pech aber wird also angemacht: Man nimmt
Lorbeer/ Saltz und Wachholderbeer jedes zwey Pfund/
oder so viel man brauchen will/ jedes gleich/ gedörrt und
klein gestossen/ und untereinander vermischt in einem
neuen Hafen/ der so groß ist/ daß zwölf Pfund Pechs
hinein komm/ und soll dieses zerrennt und zerflossen/ aber
nicht gehitztes Pech daran giessen/ und wol durcheinan-
der abrühren und hernach gestehen lassen; mit diesem
Pech soll man hernach die Fässer pichen/ so bleibt das
Bier gut darinn/ und wird nicht leicht sauer/ und ob
gleich ein Bier an der Würtz etwas zu wenig und gering
ist/ so kan es doch nicht bald anzick oder sauer werden/ we-
gen solcher Pichung/ und ob ein Bier gleich sauer würde/
kriegt es nur von diesem Stupp/ welches den Hopfen-
Geschmack zum Theil verzehret/ einen Wein-Ge-
schmack/ ist auch lustiger und lieblicher dann ein anders
Bier zu trincken/ wie es von vielen gerecht und gut be-
funden worden.

Wann man sich aber besorgt/ die Kräfften dieses
Pulvers würden an den Pichen durchs Feuer verbren-
[Spaltenumbruch] net/ so mag man die Fässer/ wie sonst/ nur mit blossen
Pech pichen lassen/ und als offt ein Faß gepicht ist/ des
obvermeldten Pulvers in die Fässer/ nach Grösse dersel-
ben/ dieweil das Pech noch warm und weich ist/ werffen/
und das Faß etlichmal umweltzen/ so theilt sich das Pul-
ver in den Fässern allenthalben aus/ und bleibt am Pech
klebend.

Also behält man das Bier in den rechten Bier-
Landen 10 und noch mehr Jahr/ auch so lang/ daß es
letzlich gar eine Haut gewinnt/ man muß aber fleissig
füllen/ und die Fässer nicht wahn stehen lassen/ auch her-
nach verzeichnete Deckel oder Stürtze über die Spünt
machen: Nemlich man nimmt Laim/ oder Tegl (wel-
ches besser) Saltz/ Wermuthkörner oder Blühe/ jedes
ein halb Pfund/ Pfefferkörner zimlich gestossen ein Vier-
tel Pfund/ alles durcheinander vermischt/ wol abge-
bört und Stürtzel daraus gemacht/ dieselben wol erhar-
ten lassen/ und über die Spunt stürtzen. Etliche ma-
chen aus dieser Massa nur schlecht ebene Deckel/ so breit/
daß sie einen Finger über das Spuntloch reichen/ legen
erstlich einen gescheibten löchrichten Span über den
Spunt/ darnach solche gelöcherte Deckel drauf/ damit
das Bier einen Lufft haben mag. Die Fässer aber sollen
nicht höher/ als biß Mitten in das Spuntloch gefüllt
werden/ damit das Bier an die Deckel nie rühre.

Cap. LXXII.
Wie man dem eingefassten Bier warten soll.
[Spaltenumbruch]

ERstlich ist zu wissen/ wer ein Getranck lang gut
und wolgeschmack/ sauber und ohne Kaim erhal-
ten will/ der soll die Fässer mit Füllen und Wi-
schen in und um die Spünte/ auch allenthalben fleissig
warten/ dieselbe nie wahn stehen lassen/ damit es nicht
kähmig werde/ denn diß kommt allein daher/ wann man
die Faß nicht fleissig füllet/ da setzt sich solcher Unlust am
ersten um den Spunt an/ und wolte es das Getränck
gerne ausschaumen; wanns aber nicht voll genug ist/
legt es sich am Geträncke an/ und nimmt je länger je
mehr zu/ wie auch an die Taufeln/ und allenthalben um
den Spunt. Daher ist am rathsamsten/ weil das Oel
keinen Kaim ansetzen oder wachsen lässt/ wann man die
Fässer zum Anfüllen hat zugerichtet/ daß man diesel-
ben/ so weit man zu den Spuntlöchern hinein greiffen
kan/ die obern und Seiten-Taufeln mit Oel bestreiche/
damit sich des Biers Unsauberkeit/ so von derselben
Reinigung und Läuterung wegen übersich und heraus
geschoben wird/ desto weniger anlegen noch erschimmlen/
und also kein Kaim daraus wachsen möge.

[Spaltenumbruch]

Darnach muß man die Faß/ ehe man sie füllet/ fein
um den Spunt/ und allenthalben herum/ so weit man mit
dem Finger reichen kan/ absaubern/ allen Schaum/
Unlust und Gest/ der von Natur aufwerts getrieben
wird/ abledigen und heraus thun/ und als offt sich das
Bier setzt/ mit gleichem frischen Getranck/ oder mit des
Biers Koffent/ wofern er nicht sauer/ oder im Sommer
auch wochentlich in Ermanglung der obigen zwey/ mit
frischen Bronnenwasser füllen.

Wann sich aber das Bier gar gesetzt/ und nicht mehr
übersich herscheubt/ soll man die Spuntlöcher fleissig ab-
trocknen und wischen/ und wieder mit Oel bestreichen/
und ohngefähr einer stehenden Hand hoch einen Spunt/
der oben ein Löchlein hat/ und inwendig zum Theil hohl
ist/ fürstecken/ damit das Bier Lufft haben mag. Es
schadet nicht/ nachdem die Spünte/ wann dieselben das
Bier nicht erreicht/ auch anheben zu schimmlen/ wann
man sie gleich unten mit Oel bestreicht/ darnach die Faß
fein gleich zuspüntet.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] weiſſe Gerben nichts deſto weniger im Sommer in ei-
nem kalten Keller/ oder in einer mit Kißlingſteinen aus-
geſetzter und gepflaſteter Gruben/ in einem viereckichten
Kuͤbel 14 Tag/ und im Winter noch viel laͤnger behal-
ten kan/ wann ſie nur nicht gefrieren; auch iſt die Ger-
[Spaltenumbruch] ben gut/ wann ſie nur nicht anſaͤuerlet. Es gieret aber
das Bier/ ſonderlich Sommerszeiten/ nicht uͤber zwey
Tag/ alsdann iſts lauter genug/ und am dritten Tage
zu fuͤhren und zu trincken/ bleibt aber auch nicht lang/ ſon-
derlich/ wo es nicht kalte Keller gibt.

Cap. LXXI.
Wie die Faͤſſer zum braunen Bier ſollen zugerichtet werden.
[Spaltenumbruch]

DAs Pichen der Faͤſſer iſt allen Bindern bekannt/
man nimmt ſo offt ein neu Faß/ und ſo offt ein
Pfund Pech zu einem Eimer/ und uͤber die An-
zahl der Eimer und des Pechs/ wann die Faͤſſer groß
ſind/ nimmt man noch eines oder anderthalb Pfund dar-
uͤber/ das Pech aber wird alſo angemacht: Man nimmt
Lorbeer/ Saltz und Wachholderbeer jedes zwey Pfund/
oder ſo viel man brauchen will/ jedes gleich/ gedoͤrꝛt und
klein geſtoſſen/ und untereinander vermiſcht in einem
neuen Hafen/ der ſo groß iſt/ daß zwoͤlf Pfund Pechs
hinein komm/ und ſoll dieſes zerrennt und zerfloſſen/ aber
nicht gehitztes Pech daran gieſſen/ und wol durcheinan-
der abruͤhren und hernach geſtehen laſſen; mit dieſem
Pech ſoll man hernach die Faͤſſer pichen/ ſo bleibt das
Bier gut darinn/ und wird nicht leicht ſauer/ und ob
gleich ein Bier an der Wuͤrtz etwas zu wenig und gering
iſt/ ſo kan es doch nicht bald anzick oder ſauer werden/ we-
gen ſolcher Pichung/ und ob ein Bier gleich ſauer wuͤrde/
kriegt es nur von dieſem Stupp/ welches den Hopfen-
Geſchmack zum Theil verzehret/ einen Wein-Ge-
ſchmack/ iſt auch luſtiger und lieblicher dann ein anders
Bier zu trincken/ wie es von vielen gerecht und gut be-
funden worden.

Wann man ſich aber beſorgt/ die Kraͤfften dieſes
Pulvers wuͤrden an den Pichen durchs Feuer verbren-
[Spaltenumbruch] net/ ſo mag man die Faͤſſer/ wie ſonſt/ nur mit bloſſen
Pech pichen laſſen/ und als offt ein Faß gepicht iſt/ des
obvermeldten Pulvers in die Faͤſſer/ nach Groͤſſe derſel-
ben/ dieweil das Pech noch warm und weich iſt/ werffen/
und das Faß etlichmal umweltzen/ ſo theilt ſich das Pul-
ver in den Faͤſſern allenthalben aus/ und bleibt am Pech
klebend.

Alſo behaͤlt man das Bier in den rechten Bier-
Landen 10 und noch mehr Jahr/ auch ſo lang/ daß es
letzlich gar eine Haut gewinnt/ man muß aber fleiſſig
fuͤllen/ und die Faͤſſer nicht wahn ſtehen laſſen/ auch her-
nach verzeichnete Deckel oder Stuͤrtze uͤber die Spuͤnt
machen: Nemlich man nimmt Laim/ oder Tegl (wel-
ches beſſer) Saltz/ Wermuthkoͤrner oder Bluͤhe/ jedes
ein halb Pfund/ Pfefferkoͤrner zimlich geſtoſſen ein Vier-
tel Pfund/ alles durcheinander vermiſcht/ wol abge-
boͤrt und Stuͤrtzel daraus gemacht/ dieſelben wol erhar-
ten laſſen/ und uͤber die Spunt ſtuͤrtzen. Etliche ma-
chen aus dieſer Maſſa nur ſchlecht ebene Deckel/ ſo breit/
daß ſie einen Finger uͤber das Spuntloch reichen/ legen
erſtlich einen geſcheibten loͤchrichten Span uͤber den
Spunt/ darnach ſolche geloͤcherte Deckel drauf/ damit
das Bier einen Lufft haben mag. Die Faͤſſer aber ſollen
nicht hoͤher/ als biß Mitten in das Spuntloch gefuͤllt
werden/ damit das Bier an die Deckel nie ruͤhre.

Cap. LXXII.
Wie man dem eingefaſſten Bier warten ſoll.
[Spaltenumbruch]

ERſtlich iſt zu wiſſen/ wer ein Getranck lang gut
und wolgeſchmack/ ſauber und ohne Kaim erhal-
ten will/ der ſoll die Faͤſſer mit Fuͤllen und Wi-
ſchen in und um die Spuͤnte/ auch allenthalben fleiſſig
warten/ dieſelbe nie wahn ſtehen laſſen/ damit es nicht
kaͤhmig werde/ denn diß kommt allein daher/ wann man
die Faß nicht fleiſſig fuͤllet/ da ſetzt ſich ſolcher Unluſt am
erſten um den Spunt an/ und wolte es das Getraͤnck
gerne ausſchaumen; wanns aber nicht voll genug iſt/
legt es ſich am Getraͤncke an/ und nimmt je laͤnger je
mehr zu/ wie auch an die Taufeln/ und allenthalben um
den Spunt. Daher iſt am rathſamſten/ weil das Oel
keinen Kaim anſetzen oder wachſen laͤſſt/ wann man die
Faͤſſer zum Anfuͤllen hat zugerichtet/ daß man dieſel-
ben/ ſo weit man zu den Spuntloͤchern hinein greiffen
kan/ die obern und Seiten-Taufeln mit Oel beſtreiche/
damit ſich des Biers Unſauberkeit/ ſo von derſelben
Reinigung und Laͤuterung wegen uͤberſich und heraus
geſchoben wird/ deſto weniger anlegen noch erſchimmlen/
und alſo kein Kaim daraus wachſen moͤge.

[Spaltenumbruch]

Darnach muß man die Faß/ ehe man ſie fuͤllet/ fein
um den Spunt/ und allenthalben herum/ ſo weit man mit
dem Finger reichen kan/ abſaubern/ allen Schaum/
Unluſt und Geſt/ der von Natur aufwerts getrieben
wird/ abledigen und heraus thun/ und als offt ſich das
Bier ſetzt/ mit gleichem friſchen Getranck/ oder mit des
Biers Koffent/ wofern er nicht ſauer/ oder im Sommer
auch wochentlich in Ermanglung der obigen zwey/ mit
friſchen Bronnenwaſſer fuͤllen.

Wann ſich aber das Bier gar geſetzt/ und nicht mehr
uͤberſich herſcheubt/ ſoll man die Spuntloͤcher fleiſſig ab-
trocknen und wiſchen/ und wieder mit Oel beſtreichen/
und ohngefaͤhr einer ſtehenden Hand hoch einen Spunt/
der oben ein Loͤchlein hat/ und inwendig zum Theil hohl
iſt/ fuͤrſtecken/ damit das Bier Lufft haben mag. Es
ſchadet nicht/ nachdem die Spuͤnte/ wann dieſelben das
Bier nicht erreicht/ auch anheben zu ſchimmlen/ wann
man ſie gleich unten mit Oel beſtreicht/ darnach die Faß
fein gleich zuſpuͤntet.

Cap.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0104" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/>
wei&#x017F;&#x017F;e Gerben nichts de&#x017F;to weniger im Sommer in ei-<lb/>
nem kalten Keller/ oder in einer mit Kißling&#x017F;teinen aus-<lb/>
ge&#x017F;etzter und gepfla&#x017F;teter Gruben/ in einem viereckichten<lb/>
Ku&#x0364;bel 14 Tag/ und im Winter noch viel la&#x0364;nger behal-<lb/>
ten kan/ wann &#x017F;ie nur nicht gefrieren; auch i&#x017F;t die Ger-<lb/><cb/>
ben gut/ wann &#x017F;ie nur nicht an&#x017F;a&#x0364;uerlet. Es gieret aber<lb/>
das Bier/ &#x017F;onderlich Sommerszeiten/ nicht u&#x0364;ber zwey<lb/>
Tag/ alsdann i&#x017F;ts lauter genug/ und am dritten Tage<lb/>
zu fu&#x0364;hren und zu trincken/ bleibt aber auch nicht lang/ &#x017F;on-<lb/>
derlich/ wo es nicht kalte Keller gibt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXXI.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wie die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er zum braunen Bier &#x017F;ollen zugerichtet werden.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As Pichen der Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t allen Bindern bekannt/<lb/>
man nimmt &#x017F;o offt ein neu Faß/ und &#x017F;o offt ein<lb/>
Pfund Pech zu einem Eimer/ und u&#x0364;ber die An-<lb/>
zahl der Eimer und des Pechs/ wann die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er groß<lb/>
&#x017F;ind/ nimmt man noch eines oder anderthalb Pfund dar-<lb/>
u&#x0364;ber/ das Pech aber wird al&#x017F;o angemacht: Man nimmt<lb/>
Lorbeer/ Saltz und Wachholderbeer jedes zwey Pfund/<lb/>
oder &#x017F;o viel man brauchen will/ jedes gleich/ gedo&#x0364;r&#xA75B;t und<lb/>
klein ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und untereinander vermi&#x017F;cht in einem<lb/>
neuen Hafen/ der &#x017F;o groß i&#x017F;t/ daß zwo&#x0364;lf Pfund Pechs<lb/>
hinein komm/ und &#x017F;oll die&#x017F;es zerrennt und zerflo&#x017F;&#x017F;en/ aber<lb/>
nicht gehitztes Pech daran gie&#x017F;&#x017F;en/ und wol durcheinan-<lb/>
der abru&#x0364;hren und hernach ge&#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en; mit die&#x017F;em<lb/>
Pech &#x017F;oll man hernach die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er pichen/ &#x017F;o bleibt das<lb/>
Bier gut darinn/ und wird nicht leicht &#x017F;auer/ und ob<lb/>
gleich ein Bier an der Wu&#x0364;rtz etwas zu wenig und gering<lb/>
i&#x017F;t/ &#x017F;o kan es doch nicht bald anzick oder &#x017F;auer werden/ we-<lb/>
gen &#x017F;olcher Pichung/ und ob ein Bier gleich &#x017F;auer wu&#x0364;rde/<lb/>
kriegt es nur von die&#x017F;em Stupp/ welches den Hopfen-<lb/>
Ge&#x017F;chmack zum Theil verzehret/ einen Wein-Ge-<lb/>
&#x017F;chmack/ i&#x017F;t auch lu&#x017F;tiger und lieblicher dann ein anders<lb/>
Bier zu trincken/ wie es von vielen gerecht und gut be-<lb/>
funden worden.</p><lb/>
            <p>Wann man &#x017F;ich aber be&#x017F;orgt/ die Kra&#x0364;fften die&#x017F;es<lb/>
Pulvers wu&#x0364;rden an den Pichen durchs Feuer verbren-<lb/><cb/>
net/ &#x017F;o mag man die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ wie &#x017F;on&#x017F;t/ nur mit blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Pech pichen la&#x017F;&#x017F;en/ und als offt ein Faß gepicht i&#x017F;t/ des<lb/>
obvermeldten Pulvers in die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ nach Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der&#x017F;el-<lb/>
ben/ dieweil das Pech noch warm und weich i&#x017F;t/ werffen/<lb/>
und das Faß etlichmal umweltzen/ &#x017F;o theilt &#x017F;ich das Pul-<lb/>
ver in den Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern allenthalben aus/ und bleibt am Pech<lb/>
klebend.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o beha&#x0364;lt man das Bier in den rechten Bier-<lb/>
Landen 10 und noch mehr Jahr/ auch &#x017F;o lang/ daß es<lb/>
letzlich gar eine Haut gewinnt/ man muß aber flei&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
fu&#x0364;llen/ und die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er nicht wahn &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en/ auch her-<lb/>
nach verzeichnete Deckel oder Stu&#x0364;rtze u&#x0364;ber die Spu&#x0364;nt<lb/>
machen: Nemlich man nimmt Laim/ oder Tegl (wel-<lb/>
ches be&#x017F;&#x017F;er) Saltz/ Wermuthko&#x0364;rner oder Blu&#x0364;he/ jedes<lb/>
ein halb Pfund/ Pfefferko&#x0364;rner zimlich ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ein Vier-<lb/>
tel Pfund/ alles durcheinander vermi&#x017F;cht/ wol abge-<lb/>
bo&#x0364;rt und Stu&#x0364;rtzel daraus gemacht/ die&#x017F;elben wol erhar-<lb/>
ten la&#x017F;&#x017F;en/ und u&#x0364;ber die Spunt &#x017F;tu&#x0364;rtzen. Etliche ma-<lb/>
chen aus die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;a</hi> nur &#x017F;chlecht ebene Deckel/ &#x017F;o breit/<lb/>
daß &#x017F;ie einen Finger u&#x0364;ber das Spuntloch reichen/ legen<lb/>
er&#x017F;tlich einen ge&#x017F;cheibten lo&#x0364;chrichten Span u&#x0364;ber den<lb/>
Spunt/ darnach &#x017F;olche gelo&#x0364;cherte Deckel drauf/ damit<lb/>
das Bier einen Lufft haben mag. Die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er aber &#x017F;ollen<lb/>
nicht ho&#x0364;her/ als biß Mitten in das Spuntloch gefu&#x0364;llt<lb/>
werden/ damit das Bier an die Deckel nie ru&#x0364;hre.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXXII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wie man dem eingefa&#x017F;&#x017F;ten Bier warten &#x017F;oll.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>R&#x017F;tlich i&#x017F;t zu wi&#x017F;&#x017F;en/ wer ein Getranck lang gut<lb/>
und wolge&#x017F;chmack/ &#x017F;auber und ohne Kaim erhal-<lb/>
ten will/ der &#x017F;oll die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er mit Fu&#x0364;llen und Wi-<lb/>
&#x017F;chen in und um die Spu&#x0364;nte/ auch allenthalben flei&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
warten/ die&#x017F;elbe nie wahn &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en/ damit es nicht<lb/>
ka&#x0364;hmig werde/ denn diß kommt allein daher/ wann man<lb/>
die Faß nicht flei&#x017F;&#x017F;ig fu&#x0364;llet/ da &#x017F;etzt &#x017F;ich &#x017F;olcher Unlu&#x017F;t am<lb/>
er&#x017F;ten um den Spunt an/ und wolte es das Getra&#x0364;nck<lb/>
gerne aus&#x017F;chaumen; wanns aber nicht voll genug i&#x017F;t/<lb/>
legt es &#x017F;ich am Getra&#x0364;ncke an/ und nimmt je la&#x0364;nger je<lb/>
mehr zu/ wie auch an die Taufeln/ und allenthalben um<lb/>
den Spunt. Daher i&#x017F;t am rath&#x017F;am&#x017F;ten/ weil das Oel<lb/>
keinen Kaim an&#x017F;etzen oder wach&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t/ wann man die<lb/>
Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er zum Anfu&#x0364;llen hat zugerichtet/ daß man die&#x017F;el-<lb/>
ben/ &#x017F;o weit man zu den Spuntlo&#x0364;chern hinein greiffen<lb/>
kan/ die obern und Seiten-Taufeln mit Oel be&#x017F;treiche/<lb/>
damit &#x017F;ich des Biers Un&#x017F;auberkeit/ &#x017F;o von der&#x017F;elben<lb/>
Reinigung und La&#x0364;uterung wegen u&#x0364;ber&#x017F;ich und heraus<lb/>
ge&#x017F;choben wird/ de&#x017F;to weniger anlegen noch er&#x017F;chimmlen/<lb/>
und al&#x017F;o kein Kaim daraus wach&#x017F;en mo&#x0364;ge.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Darnach muß man die Faß/ ehe man &#x017F;ie fu&#x0364;llet/ fein<lb/>
um den Spunt/ und allenthalben herum/ &#x017F;o weit man mit<lb/>
dem Finger reichen kan/ ab&#x017F;aubern/ allen Schaum/<lb/>
Unlu&#x017F;t und Ge&#x017F;t/ der von Natur aufwerts getrieben<lb/>
wird/ abledigen und heraus thun/ und als offt &#x017F;ich das<lb/>
Bier &#x017F;etzt/ mit gleichem fri&#x017F;chen Getranck/ oder mit des<lb/>
Biers Koffent/ wofern er nicht &#x017F;auer/ oder im Sommer<lb/>
auch wochentlich in Ermanglung der obigen zwey/ mit<lb/>
fri&#x017F;chen Bronnenwa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;llen.</p><lb/>
            <p>Wann &#x017F;ich aber das Bier gar ge&#x017F;etzt/ und nicht mehr<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ich her&#x017F;cheubt/ &#x017F;oll man die Spuntlo&#x0364;cher flei&#x017F;&#x017F;ig ab-<lb/>
trocknen und wi&#x017F;chen/ und wieder mit Oel be&#x017F;treichen/<lb/>
und ohngefa&#x0364;hr einer &#x017F;tehenden Hand hoch einen Spunt/<lb/>
der oben ein Lo&#x0364;chlein hat/ und inwendig zum Theil hohl<lb/>
i&#x017F;t/ fu&#x0364;r&#x017F;tecken/ damit das Bier Lufft haben mag. Es<lb/>
&#x017F;chadet nicht/ nachdem die Spu&#x0364;nte/ wann die&#x017F;elben das<lb/>
Bier nicht erreicht/ auch anheben zu &#x017F;chimmlen/ wann<lb/>
man &#x017F;ie gleich unten mit Oel be&#x017F;treicht/ darnach die Faß<lb/>
fein gleich zu&#x017F;pu&#x0364;ntet.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Cap.</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0104] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens weiſſe Gerben nichts deſto weniger im Sommer in ei- nem kalten Keller/ oder in einer mit Kißlingſteinen aus- geſetzter und gepflaſteter Gruben/ in einem viereckichten Kuͤbel 14 Tag/ und im Winter noch viel laͤnger behal- ten kan/ wann ſie nur nicht gefrieren; auch iſt die Ger- ben gut/ wann ſie nur nicht anſaͤuerlet. Es gieret aber das Bier/ ſonderlich Sommerszeiten/ nicht uͤber zwey Tag/ alsdann iſts lauter genug/ und am dritten Tage zu fuͤhren und zu trincken/ bleibt aber auch nicht lang/ ſon- derlich/ wo es nicht kalte Keller gibt. Cap. LXXI. Wie die Faͤſſer zum braunen Bier ſollen zugerichtet werden. DAs Pichen der Faͤſſer iſt allen Bindern bekannt/ man nimmt ſo offt ein neu Faß/ und ſo offt ein Pfund Pech zu einem Eimer/ und uͤber die An- zahl der Eimer und des Pechs/ wann die Faͤſſer groß ſind/ nimmt man noch eines oder anderthalb Pfund dar- uͤber/ das Pech aber wird alſo angemacht: Man nimmt Lorbeer/ Saltz und Wachholderbeer jedes zwey Pfund/ oder ſo viel man brauchen will/ jedes gleich/ gedoͤrꝛt und klein geſtoſſen/ und untereinander vermiſcht in einem neuen Hafen/ der ſo groß iſt/ daß zwoͤlf Pfund Pechs hinein komm/ und ſoll dieſes zerrennt und zerfloſſen/ aber nicht gehitztes Pech daran gieſſen/ und wol durcheinan- der abruͤhren und hernach geſtehen laſſen; mit dieſem Pech ſoll man hernach die Faͤſſer pichen/ ſo bleibt das Bier gut darinn/ und wird nicht leicht ſauer/ und ob gleich ein Bier an der Wuͤrtz etwas zu wenig und gering iſt/ ſo kan es doch nicht bald anzick oder ſauer werden/ we- gen ſolcher Pichung/ und ob ein Bier gleich ſauer wuͤrde/ kriegt es nur von dieſem Stupp/ welches den Hopfen- Geſchmack zum Theil verzehret/ einen Wein-Ge- ſchmack/ iſt auch luſtiger und lieblicher dann ein anders Bier zu trincken/ wie es von vielen gerecht und gut be- funden worden. Wann man ſich aber beſorgt/ die Kraͤfften dieſes Pulvers wuͤrden an den Pichen durchs Feuer verbren- net/ ſo mag man die Faͤſſer/ wie ſonſt/ nur mit bloſſen Pech pichen laſſen/ und als offt ein Faß gepicht iſt/ des obvermeldten Pulvers in die Faͤſſer/ nach Groͤſſe derſel- ben/ dieweil das Pech noch warm und weich iſt/ werffen/ und das Faß etlichmal umweltzen/ ſo theilt ſich das Pul- ver in den Faͤſſern allenthalben aus/ und bleibt am Pech klebend. Alſo behaͤlt man das Bier in den rechten Bier- Landen 10 und noch mehr Jahr/ auch ſo lang/ daß es letzlich gar eine Haut gewinnt/ man muß aber fleiſſig fuͤllen/ und die Faͤſſer nicht wahn ſtehen laſſen/ auch her- nach verzeichnete Deckel oder Stuͤrtze uͤber die Spuͤnt machen: Nemlich man nimmt Laim/ oder Tegl (wel- ches beſſer) Saltz/ Wermuthkoͤrner oder Bluͤhe/ jedes ein halb Pfund/ Pfefferkoͤrner zimlich geſtoſſen ein Vier- tel Pfund/ alles durcheinander vermiſcht/ wol abge- boͤrt und Stuͤrtzel daraus gemacht/ dieſelben wol erhar- ten laſſen/ und uͤber die Spunt ſtuͤrtzen. Etliche ma- chen aus dieſer Maſſa nur ſchlecht ebene Deckel/ ſo breit/ daß ſie einen Finger uͤber das Spuntloch reichen/ legen erſtlich einen geſcheibten loͤchrichten Span uͤber den Spunt/ darnach ſolche geloͤcherte Deckel drauf/ damit das Bier einen Lufft haben mag. Die Faͤſſer aber ſollen nicht hoͤher/ als biß Mitten in das Spuntloch gefuͤllt werden/ damit das Bier an die Deckel nie ruͤhre. Cap. LXXII. Wie man dem eingefaſſten Bier warten ſoll. ERſtlich iſt zu wiſſen/ wer ein Getranck lang gut und wolgeſchmack/ ſauber und ohne Kaim erhal- ten will/ der ſoll die Faͤſſer mit Fuͤllen und Wi- ſchen in und um die Spuͤnte/ auch allenthalben fleiſſig warten/ dieſelbe nie wahn ſtehen laſſen/ damit es nicht kaͤhmig werde/ denn diß kommt allein daher/ wann man die Faß nicht fleiſſig fuͤllet/ da ſetzt ſich ſolcher Unluſt am erſten um den Spunt an/ und wolte es das Getraͤnck gerne ausſchaumen; wanns aber nicht voll genug iſt/ legt es ſich am Getraͤncke an/ und nimmt je laͤnger je mehr zu/ wie auch an die Taufeln/ und allenthalben um den Spunt. Daher iſt am rathſamſten/ weil das Oel keinen Kaim anſetzen oder wachſen laͤſſt/ wann man die Faͤſſer zum Anfuͤllen hat zugerichtet/ daß man dieſel- ben/ ſo weit man zu den Spuntloͤchern hinein greiffen kan/ die obern und Seiten-Taufeln mit Oel beſtreiche/ damit ſich des Biers Unſauberkeit/ ſo von derſelben Reinigung und Laͤuterung wegen uͤberſich und heraus geſchoben wird/ deſto weniger anlegen noch erſchimmlen/ und alſo kein Kaim daraus wachſen moͤge. Darnach muß man die Faß/ ehe man ſie fuͤllet/ fein um den Spunt/ und allenthalben herum/ ſo weit man mit dem Finger reichen kan/ abſaubern/ allen Schaum/ Unluſt und Geſt/ der von Natur aufwerts getrieben wird/ abledigen und heraus thun/ und als offt ſich das Bier ſetzt/ mit gleichem friſchen Getranck/ oder mit des Biers Koffent/ wofern er nicht ſauer/ oder im Sommer auch wochentlich in Ermanglung der obigen zwey/ mit friſchen Bronnenwaſſer fuͤllen. Wann ſich aber das Bier gar geſetzt/ und nicht mehr uͤberſich herſcheubt/ ſoll man die Spuntloͤcher fleiſſig ab- trocknen und wiſchen/ und wieder mit Oel beſtreichen/ und ohngefaͤhr einer ſtehenden Hand hoch einen Spunt/ der oben ein Loͤchlein hat/ und inwendig zum Theil hohl iſt/ fuͤrſtecken/ damit das Bier Lufft haben mag. Es ſchadet nicht/ nachdem die Spuͤnte/ wann dieſelben das Bier nicht erreicht/ auch anheben zu ſchimmlen/ wann man ſie gleich unten mit Oel beſtreicht/ darnach die Faß fein gleich zuſpuͤntet. Cap.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/104
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/104>, abgerufen am 20.11.2024.