Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Spaltenumbruch]
nicht/ wie Terra Sigillata thut/ haben doch mit derselbengleiche Eigenschafft und Wirckung/ sind aber doch nicht alle von einerley Krafft. Die Friabilia, und die einen Geruch haben/ sind besser/ sollen fürnemlich zur Austrei- bung der Kinds-Blattern tauglich seyn. Sunt haec Ar- chitectricis Naturae Opera, cujus ductu Spiritus ille Lapidificus pro subjecta Materia in matrice Terrae diverso modo ludit & operatur, sind/ gar in wenigen geänderte Wort des berühmten Schweinfurtischen D. Med. Herrn Joh. Laurentii Bauschens/ so ein lobwür- diger Urheber ist der Academiae Curiosorum Naturae per Germaniam. Sie werden/ nach der meisten Phi- lofophen Meinung/ von einer Feuchtigkeit/ die durch die unterirrdische Hitze geschmeltzet/ und deren Fluß in eine kalte Matricem der Erden fortgetrieben und erhärtet wird/ erzeuget/ und nachdem selbige feuchte Materi viel oder wenig/ rein oder unrein ist/ nachdem werden auch die Steine groß oder klein/ hell oder dunckel; denn obwol in Oesterreich keine sonderbaren Edelgesteine anzutreffen sind/ so gibt es dennoch um Horn und selbige Gegend herum eine Speciem Crystalli, die ins gemein Horner- Diamant genennt werden/ welche man hin und wieder auf den Feldern findet/ die/ so viel sie an der Klarheit und Härten dem Orientalischen Diamant weichen/ dennoch das gemeine Crystall so viel an einem und andern über- treffen/ ja auch von solcher Härten sind/ daß/ wann sie spitzig poliert und geschnitten werden/ sie auch/ in die Glas-Fenster zu schreiben/ dem rechten Diamant nach- ahmen. Wo es grosse hohe Gebürge gibt/ als bey Spi- tal und Claus/ gegen Steyer-Marckt/ da gibt es auch allerhand Farben/ meistes aber zwey- oder dreyfärbigen Marbelstein/ daraus allerley Seulen/ Postamenten/ Pflasterstein und andere Geschirr groß und klein ge- [Spaltenumbruch] hauen werden. Der Marbel/ ist wegen seiner dichten Zusammenpackung und grosser Härten/ bequem zum po- lieren/ dahero sie den Bild-Hauern/ Stein-Metzen und Baumeistern eine treffliche Materi geben/ ihre Kunst und Wissenschafft sehen zu lassen/ also daß kein vornehmer Pallast/ Kirchen/ Gottesacker oder Rathause zu finden/ darinn von dieser Zierde nichts zu sehen und zu bewundern wäre. Der Sand-Stein hat bißweilen mit dem Marbel etwas Gleichheit/ ist aber viel märber/ und bey weiten nicht so dauerhafft/ also daß er dem Gewitter in die Län- ge nicht so gut widerstehen kan. Die Nagelsteine und Tuff-Steine sind zum Bauen nicht untauglich/ weil der Kalch und der Mörtel fest darinn eingreiffen/ und sie desto stärcker zusammen halten kan. Wann auch sonsten von den Steinen kein anderer Nutzen zu hoffen wäre/ würden allein die Mühl-Steine/ so zu Unterhal- tung des menschlichen Lebens so dienstlich/ genugsames Lob bey der gantzen Welt erwerben/ von deren Güte al- lein die Müllner zu urtheilen wissen/ daß sie weder zu weich/ noch gar zu hart seyen. Es gibt auch sonst zum Gebrauch allerley nutzbare Steine/ als Wetz-Stein/ Feuer-Stein/ Kalch-Stein/ Kiesel-Stein/ Alabaster und dergleichen/ daß also ein Haus-Vatter/ der seines Grunds und Bodens Wissenschafft hat/ wol aus einem oder dem andern ihm einen Nutzen schaffen kan. Es gibt auch im Land ob der Enns/ bey S. Veit und andern Orten/ ei- nen Stein/ der schwer/ glatt und zart ist/ auch etwas Ey- sen bey sich führet/ von den gemeinen Leuten wird er Täff-Stein genennet/ der lässet sich klein schaben wie Kreiden/ ohn daß er härter ist/ das Pulver darvon trock- net und heilet alle frische Schäden/ sonderlich wann man sich an einem Schienbein verletzt hat/ gantz sauber und gut. Cap. LXXVI. [Spaltenumbruch]
Von Bergwercken und von der Wünsch-Rut. GOTT hat die Erden nicht allein von aussen mit Gebühr
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Spaltenumbruch]
nicht/ wie Terra Sigillata thut/ haben doch mit derſelbengleiche Eigenſchafft und Wirckung/ ſind aber doch nicht alle von einerley Krafft. Die Friabilia, und die einen Geruch haben/ ſind beſſer/ ſollen fuͤrnemlich zur Austrei- bung der Kinds-Blattern tauglich ſeyn. Sunt hæc Ar- chitectricis Naturæ Opera, cujus ductu Spiritus ille Lapidificus pro ſubjectâ Materiâ in matrice Terræ diverſo modo ludit & operatur, ſind/ gar in wenigen geaͤnderte Wort des beruͤhmten Schweinfurtiſchen D. Med. Herrn Joh. Laurentii Bauſchens/ ſo ein lobwuͤr- diger Urheber iſt der Academiæ Curioſorum Naturæ per Germaniam. Sie werden/ nach der meiſten Phi- lofophen Meinung/ von einer Feuchtigkeit/ die durch die unterirrdiſche Hitze geſchmeltzet/ und deren Fluß in eine kalte Matricem der Erden fortgetrieben und erhaͤrtet wird/ erzeuget/ und nachdem ſelbige feuchte Materi viel oder wenig/ rein oder unrein iſt/ nachdem werden auch die Steine groß oder klein/ hell oder dunckel; denn obwol in Oeſterreich keine ſonderbaren Edelgeſteine anzutreffen ſind/ ſo gibt es dennoch um Horn und ſelbige Gegend herum eine Speciem Cryſtalli, die ins gemein Horner- Diamant genennt werden/ welche man hin und wieder auf den Feldern findet/ die/ ſo viel ſie an der Klarheit und Haͤrten dem Orientaliſchen Diamant weichen/ dennoch das gemeine Cryſtall ſo viel an einem und andern uͤber- treffen/ ja auch von ſolcher Haͤrten ſind/ daß/ wann ſie ſpitzig poliert und geſchnitten werden/ ſie auch/ in die Glas-Fenſter zu ſchreiben/ dem rechten Diamant nach- ahmen. Wo es groſſe hohe Gebuͤrge gibt/ als bey Spi- tal und Claus/ gegen Steyer-Marckt/ da gibt es auch allerhand Farben/ meiſtes aber zwey- oder dreyfaͤrbigen Marbelſtein/ daraus allerley Seulen/ Poſtamenten/ Pflaſterſtein und andere Geſchirr groß und klein ge- [Spaltenumbruch] hauen werden. Der Marbel/ iſt wegen ſeiner dichten Zuſammenpackung und groſſer Haͤrten/ bequem zum po- lieren/ dahero ſie den Bild-Hauern/ Stein-Metzen und Baumeiſtern eine treffliche Materi geben/ ihre Kunſt und Wiſſenſchafft ſehen zu laſſen/ alſo daß kein vornehmer Pallaſt/ Kirchen/ Gottesacker oder Rathauſe zu finden/ darinn von dieſer Zierde nichts zu ſehen und zu bewundern waͤre. Der Sand-Stein hat bißweilen mit dem Marbel etwas Gleichheit/ iſt aber viel maͤrber/ und bey weiten nicht ſo dauerhafft/ alſo daß er dem Gewitter in die Laͤn- ge nicht ſo gut widerſtehen kan. Die Nagelſteine und Tuff-Steine ſind zum Bauen nicht untauglich/ weil der Kalch und der Moͤrtel feſt darinn eingreiffen/ und ſie deſto ſtaͤrcker zuſammen halten kan. Wann auch ſonſten von den Steinen kein anderer Nutzen zu hoffen waͤre/ wuͤrden allein die Muͤhl-Steine/ ſo zu Unterhal- tung des menſchlichen Lebens ſo dienſtlich/ genugſames Lob bey der gantzen Welt erwerben/ von deren Guͤte al- lein die Muͤllner zu urtheilen wiſſen/ daß ſie weder zu weich/ noch gar zu hart ſeyen. Es gibt auch ſonſt zum Gebrauch allerley nutzbare Steine/ als Wetz-Stein/ Feuer-Stein/ Kalch-Stein/ Kieſel-Stein/ Alabaſter uñ dergleichen/ daß alſo ein Haus-Vatter/ der ſeines Grunds und Bodens Wiſſenſchafft hat/ wol aus einem oder dem andern ihm einen Nutzen ſchaffen kan. Es gibt auch im Land ob der Enns/ bey S. Veit und andern Orten/ ei- nen Stein/ der ſchwer/ glatt und zart iſt/ auch etwas Ey- ſen bey ſich fuͤhret/ von den gemeinen Leuten wird er Taͤff-Stein genennet/ der laͤſſet ſich klein ſchaben wie Kreiden/ ohn daß er haͤrter iſt/ das Pulver darvon trock- net und heilet alle friſche Schaͤden/ ſonderlich wann man ſich an einem Schienbein verletzt hat/ gantz ſauber und gut. Cap. LXXVI. [Spaltenumbruch]
Von Bergwercken und von der Wuͤnſch-Rut. GOTT hat die Erden nicht allein von auſſen mit Gebuͤhr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0094" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/> nicht/ wie <hi rendition="#aq">Terra Sigillata</hi> thut/ haben doch mit derſelben<lb/> gleiche Eigenſchafft und Wirckung/ ſind aber doch nicht<lb/> alle von einerley Krafft. Die <hi rendition="#aq">Friabilia,</hi> und die einen<lb/> Geruch haben/ ſind beſſer/ ſollen fuͤrnemlich zur Austrei-<lb/> bung der Kinds-Blattern tauglich ſeyn. <hi rendition="#aq">Sunt hæc Ar-<lb/> chitectricis Naturæ Opera, cujus ductu Spiritus ille<lb/> Lapidificus pro ſubjectâ Materiâ in matrice Terræ<lb/> diverſo modo ludit & operatur,</hi> ſind/ gar in wenigen<lb/> geaͤnderte Wort des beruͤhmten Schweinfurtiſchen <hi rendition="#aq">D.<lb/> Med.</hi> Herrn <hi rendition="#aq">Joh. Laurentii</hi> Bauſchens/ ſo ein lobwuͤr-<lb/> diger Urheber iſt der <hi rendition="#aq">Academiæ Curioſorum Naturæ<lb/> per Germaniam.</hi> Sie werden/ nach der meiſten Phi-<lb/> lofophen Meinung/ von einer Feuchtigkeit/ die durch die<lb/> unterirrdiſche Hitze geſchmeltzet/ und deren Fluß in eine<lb/> kalte <hi rendition="#aq">Matricem</hi> der Erden fortgetrieben und erhaͤrtet<lb/> wird/ erzeuget/ und nachdem ſelbige feuchte Materi viel<lb/> oder wenig/ rein oder unrein iſt/ nachdem werden auch<lb/> die Steine groß oder klein/ hell oder dunckel; denn obwol<lb/> in Oeſterreich keine ſonderbaren Edelgeſteine anzutreffen<lb/> ſind/ ſo gibt es dennoch um Horn und ſelbige Gegend<lb/> herum eine <hi rendition="#aq">Speciem Cryſtalli,</hi> die ins gemein Horner-<lb/> Diamant genennt werden/ welche man hin und wieder<lb/> auf den Feldern findet/ die/ ſo viel ſie an der Klarheit und<lb/> Haͤrten dem Orientaliſchen Diamant weichen/ dennoch<lb/> das gemeine Cryſtall ſo viel an einem und andern uͤber-<lb/> treffen/ ja auch von ſolcher Haͤrten ſind/ daß/ wann ſie<lb/> ſpitzig poliert und geſchnitten werden/ ſie auch/ in die<lb/> Glas-Fenſter zu ſchreiben/ dem rechten Diamant nach-<lb/> ahmen. Wo es groſſe hohe Gebuͤrge gibt/ als bey Spi-<lb/> tal und Claus/ gegen Steyer-Marckt/ da gibt es auch<lb/> allerhand Farben/ meiſtes aber zwey- oder dreyfaͤrbigen<lb/> Marbelſtein/ daraus allerley Seulen/ Poſtamenten/<lb/> Pflaſterſtein und andere Geſchirr groß und klein ge-<lb/><cb/> hauen werden. Der Marbel/ iſt wegen ſeiner dichten<lb/> Zuſammenpackung und groſſer Haͤrten/ bequem zum po-<lb/> lieren/ dahero ſie den Bild-Hauern/ Stein-Metzen und<lb/> Baumeiſtern eine treffliche Materi geben/ ihre Kunſt und<lb/> Wiſſenſchafft ſehen zu laſſen/ alſo daß kein vornehmer<lb/> Pallaſt/ Kirchen/ Gottesacker oder Rathauſe zu finden/<lb/> darinn von dieſer Zierde nichts zu ſehen und zu bewundern<lb/> waͤre. Der Sand-Stein hat bißweilen mit dem Marbel<lb/> etwas Gleichheit/ iſt aber viel maͤrber/ und bey weiten<lb/> nicht ſo dauerhafft/ alſo daß er dem Gewitter in die Laͤn-<lb/> ge nicht ſo gut widerſtehen kan. Die Nagelſteine und<lb/> Tuff-Steine ſind zum Bauen nicht untauglich/ weil<lb/> der Kalch und der Moͤrtel feſt darinn eingreiffen/ und<lb/> ſie deſto ſtaͤrcker zuſammen halten kan. Wann auch<lb/> ſonſten von den Steinen kein anderer Nutzen zu hoffen<lb/> waͤre/ wuͤrden allein die Muͤhl-Steine/ ſo zu Unterhal-<lb/> tung des menſchlichen Lebens ſo dienſtlich/ genugſames<lb/> Lob bey der gantzen Welt erwerben/ von deren Guͤte al-<lb/> lein die Muͤllner zu urtheilen wiſſen/ daß ſie weder zu<lb/> weich/ noch gar zu hart ſeyen. Es gibt auch ſonſt zum<lb/> Gebrauch allerley nutzbare Steine/ als Wetz-Stein/<lb/> Feuer-Stein/ Kalch-Stein/ Kieſel-Stein/ Alabaſter uñ<lb/> dergleichen/ daß alſo ein Haus-Vatter/ der ſeines Grunds<lb/> und Bodens Wiſſenſchafft hat/ wol aus einem oder dem<lb/> andern ihm einen Nutzen ſchaffen kan. Es gibt auch im<lb/> Land ob der Enns/ bey S. Veit und andern Orten/ ei-<lb/> nen Stein/ der ſchwer/ glatt und zart iſt/ auch etwas Ey-<lb/> ſen bey ſich fuͤhret/ von den gemeinen Leuten wird er<lb/> Taͤff-Stein genennet/ der laͤſſet ſich klein ſchaben wie<lb/> Kreiden/ ohn daß er haͤrter iſt/ das Pulver darvon trock-<lb/> net und heilet alle friſche Schaͤden/ ſonderlich wann man<lb/> ſich an einem Schienbein verletzt hat/ gantz ſauber<lb/> und gut.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXXVI.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Bergwercken und von der Wuͤnſch-Rut.</hi> </head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">G</hi>OTT hat die Erden nicht allein von auſſen mit<lb/> Herfuͤrbringung allerley Fruͤchten geſegnet/ ſon-<lb/> dern auch die unwegſame Felſen/ grauſame<lb/> Klippen/ ungeheure Gebuͤrge/ die den Menſchen nicht<lb/> allein unnuͤtz-ſondern auch verhinderlich erſcheinen/ inn-<lb/> wendig mit allerley Metallen/ Steinen und Mineralien<lb/> bereichert; und wie wol viel der Meinung ſind/ die Berg-<lb/> werck-Arbeit ſey eine koſtbare/ wagliche/ ungewiſſe und<lb/> gefaͤhrliche Muͤhe-Waltung/ die von Wenigen verſtan-<lb/> den und mit Vortheil gebraucht wird/ weil es ein<lb/> unbeſtaͤndig und ſorgliches Ding iſt/ wo unfehlbare<lb/> groſſe Ausgaben/ zweifelhaffte Einnahm und gewiſſer<lb/> Verluſt zu erwarten/ ohne daß den Berg-Knappen/<lb/> durch gifftige/ unterirrdiſche ungeſunde und toͤdliche<lb/> Daͤmpffe/ auch durch Niederfallung und Einbrechung<lb/> der Gruben und Fahrten/ groſſe Gefahr und der-<lb/> gleichen unzehliche wiederwertige Begegniſſen mehr zu<lb/> foͤrchten/ ſo iſt doch auch hingegen wahr/ daß/ wo das<lb/> Land ohne diß felſicht/ bergicht und mit Ertz verſehen/ un-<lb/> zehlbare Exempel ſind derẽ/ die durch das Berckwerck ſich<lb/> bald und wolbereicherthaben/ daher ſie auch an derglei-<lb/> chen beſchaffenen Orten mit Luſt und groſſen Vortheil<lb/> getrieben werden/ wie das Meißniſche/ Tyroliſche/<lb/> Saltzburgiſche/ Ungeriſche Gebuͤrge bezeuget. Und obwol<lb/> Oeſterreich an Gold- und Silber-Gruben Mangel hat/<lb/><cb/> ſo finden ſich doch in den Gebuͤrgen zwiſchen Oeſterreich<lb/> und Steyr groſſe Eyſen-Stahel- und Kupffer-Berg-<lb/> wercke/ die man mit groſſen Nutzen bauet und fortſetzet;<lb/> die Gebuͤrge/ die nicht gar zu gaͤhe und zu ſpitzig ſind/<lb/> ſondern welche ſaͤnfftiglich abhangen und viel Sonnen<lb/> haben/ werden am meiſten geachtet. Es iſt aber hier zu<lb/> wiſſen/ daß zwar dieſe Natur-Gaben dem Beſitzer oder<lb/> Eigenthuͤmern des Grundes/ darinn ſie wachſen/ ſol-<lb/> len freyeigen zuſtehen/ ſo iſt es doch ſchon vor uhralten<lb/> Zeiten zu einem Lands-Fuͤrſtlichen <hi rendition="#aq">Regale</hi> gemacht wor-<lb/> den; alſo daß man von jedem der hohen Obrigkeit/ (nach-<lb/> dem der Landes-Brauch und die Berg-Ordnungen ein-<lb/> gerichtet ſind) etwas benanntes und gewiſſes geben muß.<lb/> An etlichen Orten werden zwar die Bergwercke von der<lb/> Lands-Fuͤrſtlichen Obrigkeit ſelbſt gebauet und verleget/<lb/> weil aber ins gemein/ indem das Ertz nicht uͤberall reich-<lb/> lich erſcheinet/ groſſer Verlag erfordert wird/ ſo verkuͤn-<lb/> det da die Lands-Obrigkeit (wie Herꝛ Veit Ludwig von<lb/> Seckendorff in ſeinem Fuͤrſten-Staat/ <hi rendition="#aq">parte 3. cap.</hi> 3.<lb/> §. 3. ſagt) durch ein offenes Patent jederman einen<lb/> freyen Schurffen/ daß nemlich ein jeder Fug und Macht<lb/> habe/ wo er wolle/ und gedencke/ nach Berg-Arten zu gra-<lb/> ben und zu ſuchen/ nur daß er ſich vorhero bey denen<lb/> Bergmeiſtern angebe/ und den Ort/ da er einſchlagen<lb/> will/ muͤthe und benahme/ ihm ſolchen um eine geringe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gebuͤhr</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0094]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
nicht/ wie Terra Sigillata thut/ haben doch mit derſelben
gleiche Eigenſchafft und Wirckung/ ſind aber doch nicht
alle von einerley Krafft. Die Friabilia, und die einen
Geruch haben/ ſind beſſer/ ſollen fuͤrnemlich zur Austrei-
bung der Kinds-Blattern tauglich ſeyn. Sunt hæc Ar-
chitectricis Naturæ Opera, cujus ductu Spiritus ille
Lapidificus pro ſubjectâ Materiâ in matrice Terræ
diverſo modo ludit & operatur, ſind/ gar in wenigen
geaͤnderte Wort des beruͤhmten Schweinfurtiſchen D.
Med. Herrn Joh. Laurentii Bauſchens/ ſo ein lobwuͤr-
diger Urheber iſt der Academiæ Curioſorum Naturæ
per Germaniam. Sie werden/ nach der meiſten Phi-
lofophen Meinung/ von einer Feuchtigkeit/ die durch die
unterirrdiſche Hitze geſchmeltzet/ und deren Fluß in eine
kalte Matricem der Erden fortgetrieben und erhaͤrtet
wird/ erzeuget/ und nachdem ſelbige feuchte Materi viel
oder wenig/ rein oder unrein iſt/ nachdem werden auch
die Steine groß oder klein/ hell oder dunckel; denn obwol
in Oeſterreich keine ſonderbaren Edelgeſteine anzutreffen
ſind/ ſo gibt es dennoch um Horn und ſelbige Gegend
herum eine Speciem Cryſtalli, die ins gemein Horner-
Diamant genennt werden/ welche man hin und wieder
auf den Feldern findet/ die/ ſo viel ſie an der Klarheit und
Haͤrten dem Orientaliſchen Diamant weichen/ dennoch
das gemeine Cryſtall ſo viel an einem und andern uͤber-
treffen/ ja auch von ſolcher Haͤrten ſind/ daß/ wann ſie
ſpitzig poliert und geſchnitten werden/ ſie auch/ in die
Glas-Fenſter zu ſchreiben/ dem rechten Diamant nach-
ahmen. Wo es groſſe hohe Gebuͤrge gibt/ als bey Spi-
tal und Claus/ gegen Steyer-Marckt/ da gibt es auch
allerhand Farben/ meiſtes aber zwey- oder dreyfaͤrbigen
Marbelſtein/ daraus allerley Seulen/ Poſtamenten/
Pflaſterſtein und andere Geſchirr groß und klein ge-
hauen werden. Der Marbel/ iſt wegen ſeiner dichten
Zuſammenpackung und groſſer Haͤrten/ bequem zum po-
lieren/ dahero ſie den Bild-Hauern/ Stein-Metzen und
Baumeiſtern eine treffliche Materi geben/ ihre Kunſt und
Wiſſenſchafft ſehen zu laſſen/ alſo daß kein vornehmer
Pallaſt/ Kirchen/ Gottesacker oder Rathauſe zu finden/
darinn von dieſer Zierde nichts zu ſehen und zu bewundern
waͤre. Der Sand-Stein hat bißweilen mit dem Marbel
etwas Gleichheit/ iſt aber viel maͤrber/ und bey weiten
nicht ſo dauerhafft/ alſo daß er dem Gewitter in die Laͤn-
ge nicht ſo gut widerſtehen kan. Die Nagelſteine und
Tuff-Steine ſind zum Bauen nicht untauglich/ weil
der Kalch und der Moͤrtel feſt darinn eingreiffen/ und
ſie deſto ſtaͤrcker zuſammen halten kan. Wann auch
ſonſten von den Steinen kein anderer Nutzen zu hoffen
waͤre/ wuͤrden allein die Muͤhl-Steine/ ſo zu Unterhal-
tung des menſchlichen Lebens ſo dienſtlich/ genugſames
Lob bey der gantzen Welt erwerben/ von deren Guͤte al-
lein die Muͤllner zu urtheilen wiſſen/ daß ſie weder zu
weich/ noch gar zu hart ſeyen. Es gibt auch ſonſt zum
Gebrauch allerley nutzbare Steine/ als Wetz-Stein/
Feuer-Stein/ Kalch-Stein/ Kieſel-Stein/ Alabaſter uñ
dergleichen/ daß alſo ein Haus-Vatter/ der ſeines Grunds
und Bodens Wiſſenſchafft hat/ wol aus einem oder dem
andern ihm einen Nutzen ſchaffen kan. Es gibt auch im
Land ob der Enns/ bey S. Veit und andern Orten/ ei-
nen Stein/ der ſchwer/ glatt und zart iſt/ auch etwas Ey-
ſen bey ſich fuͤhret/ von den gemeinen Leuten wird er
Taͤff-Stein genennet/ der laͤſſet ſich klein ſchaben wie
Kreiden/ ohn daß er haͤrter iſt/ das Pulver darvon trock-
net und heilet alle friſche Schaͤden/ ſonderlich wann man
ſich an einem Schienbein verletzt hat/ gantz ſauber
und gut.
Cap. LXXVI.
Von Bergwercken und von der Wuͤnſch-Rut.
GOTT hat die Erden nicht allein von auſſen mit
Herfuͤrbringung allerley Fruͤchten geſegnet/ ſon-
dern auch die unwegſame Felſen/ grauſame
Klippen/ ungeheure Gebuͤrge/ die den Menſchen nicht
allein unnuͤtz-ſondern auch verhinderlich erſcheinen/ inn-
wendig mit allerley Metallen/ Steinen und Mineralien
bereichert; und wie wol viel der Meinung ſind/ die Berg-
werck-Arbeit ſey eine koſtbare/ wagliche/ ungewiſſe und
gefaͤhrliche Muͤhe-Waltung/ die von Wenigen verſtan-
den und mit Vortheil gebraucht wird/ weil es ein
unbeſtaͤndig und ſorgliches Ding iſt/ wo unfehlbare
groſſe Ausgaben/ zweifelhaffte Einnahm und gewiſſer
Verluſt zu erwarten/ ohne daß den Berg-Knappen/
durch gifftige/ unterirrdiſche ungeſunde und toͤdliche
Daͤmpffe/ auch durch Niederfallung und Einbrechung
der Gruben und Fahrten/ groſſe Gefahr und der-
gleichen unzehliche wiederwertige Begegniſſen mehr zu
foͤrchten/ ſo iſt doch auch hingegen wahr/ daß/ wo das
Land ohne diß felſicht/ bergicht und mit Ertz verſehen/ un-
zehlbare Exempel ſind derẽ/ die durch das Berckwerck ſich
bald und wolbereicherthaben/ daher ſie auch an derglei-
chen beſchaffenen Orten mit Luſt und groſſen Vortheil
getrieben werden/ wie das Meißniſche/ Tyroliſche/
Saltzburgiſche/ Ungeriſche Gebuͤrge bezeuget. Und obwol
Oeſterreich an Gold- und Silber-Gruben Mangel hat/
ſo finden ſich doch in den Gebuͤrgen zwiſchen Oeſterreich
und Steyr groſſe Eyſen-Stahel- und Kupffer-Berg-
wercke/ die man mit groſſen Nutzen bauet und fortſetzet;
die Gebuͤrge/ die nicht gar zu gaͤhe und zu ſpitzig ſind/
ſondern welche ſaͤnfftiglich abhangen und viel Sonnen
haben/ werden am meiſten geachtet. Es iſt aber hier zu
wiſſen/ daß zwar dieſe Natur-Gaben dem Beſitzer oder
Eigenthuͤmern des Grundes/ darinn ſie wachſen/ ſol-
len freyeigen zuſtehen/ ſo iſt es doch ſchon vor uhralten
Zeiten zu einem Lands-Fuͤrſtlichen Regale gemacht wor-
den; alſo daß man von jedem der hohen Obrigkeit/ (nach-
dem der Landes-Brauch und die Berg-Ordnungen ein-
gerichtet ſind) etwas benanntes und gewiſſes geben muß.
An etlichen Orten werden zwar die Bergwercke von der
Lands-Fuͤrſtlichen Obrigkeit ſelbſt gebauet und verleget/
weil aber ins gemein/ indem das Ertz nicht uͤberall reich-
lich erſcheinet/ groſſer Verlag erfordert wird/ ſo verkuͤn-
det da die Lands-Obrigkeit (wie Herꝛ Veit Ludwig von
Seckendorff in ſeinem Fuͤrſten-Staat/ parte 3. cap. 3.
§. 3. ſagt) durch ein offenes Patent jederman einen
freyen Schurffen/ daß nemlich ein jeder Fug und Macht
habe/ wo er wolle/ und gedencke/ nach Berg-Arten zu gra-
ben und zu ſuchen/ nur daß er ſich vorhero bey denen
Bergmeiſtern angebe/ und den Ort/ da er einſchlagen
will/ muͤthe und benahme/ ihm ſolchen um eine geringe
Gebuͤhr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |