Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.Erstes Buch/ Land-Gut. [Spaltenumbruch]
Gebäue der gelehrte Stephanus Ulnandus Pighius inseinem Hercule Prodicio, von des jungen Printzen Ca- roli Friderici Hertzogen zu Jülich etc. Reisen/ artlich be- schreibet/ und sie nennet Magnae Industriae & ingeniosae Inventionis officinas, nullo manuum auxilio, sed a- quarum lapsu & versatilium Rotarum labore conti- nuo, nocte dieque, ad nutum unius hominis operan- tes. Wie dann dieser löblichen Stadt künstliche und nützliche Wasser-Gebäue/ so sie im untern und obern Wehrt daselbst haben/ ein schönes und löbliches Modell geben können allen den jenigen/ die dergleichen Wercke gut und wolbestellt verfertigen wollen. Wahr ist es zwar/ daß ein grosser Unkosten darauf gehet/ den ungestüm- men Eingriffen und Anstürmungen der reissenden Do- nau zu wiederstehen und vor zu bauen: so übertrifft doch der Nutzen solche sehr weit/ also daß ein löblicher Stadt- Cämmerer und Rath/ mit diesen und andern schön und artich eingerichteten Wirthschafften/ ob sie schon sonst keine Landschafft besitzen/ nicht allein ihr genugsames Einkommen und nothwendige Außgaben bestreiten; son- dern auch in dem währendem grossen Krieg/ ihren Credit mehr als kein andere Reichs-Stadt salvirt und erhal- ten haben/ so ihnen zu sonderbaren Ruhm nachzusagen/ und zu wünschen ist/ daß sie Gott noch ferner in ihrer guten Ordnung und Wolstand gnädig erhalten wolle. Jn Oesterreich werden die meisten Mühlen an den mit- telmässigen Flüssen und Bächen gebauet/ da denn der Einlaß/ bey allzugrossem Wasser/ mit einem Fürsatz kan verstopfft/ und das Wasser anderwerts in seinen ordi- nari Nebenlauff fortgetrieben werden; hingegen ist es klein/ kan man den völligen Fluß auf die Räder einlassen. Und diese Mühlen sind meistestheils unterschlächtig; was aber auf kleinen Bächen ist/ wird darum oberschlächtig [Spaltenumbruch] genennet/ weil das Wasser durch eine höher-aufgeführte Rinnen auf das tieffer-gelegte Rad/ von oben her getrie- ben wird/ und je grösser dieses Rad ist/ je mit einem we- nigern Wasser (wanns nur einmahl in den Schwung kommt) kan man mahlen; die unterschlächtigen Mühlen aber/ stehen auf grössern Flüssen/ und sind weit erträgli- cher/ kan man auch 3. 4. 6. und mehr Gänge haben und zu- gleich brauchen/ welches am Gewinn nicht wenig einträgt. Doch dörffen sie auch einen grossen Vorrath/ und muß man allzeit/ mit guten Holtz/ Mühlsteinen und andern darzu nothwendigen Materialien gefast seyn/ damit/ wann etwas bricht/ man solches bald wieder ersetzen könne. Es ist auch fast nicht möglich/ daß durch die unaufhörliche Bewegung/ die offt Tag und Nacht währet/ nicht sollte nach und nach eines und das andere sich abnutzen und in Abbau kommen/ so täglich wieder auszubessern/ zu flicken/ oder wol gar zu verneuren; daher man stets einen offenen Beutel haben muß. An vielen Orten sind die Müllner befreyet/ daß sie auch den Sonntag durch/ arbeiten dörffen/ weil wir auch am Sonntag des Brods nicht entbähren mögen. l. publicas. 5. §. Pisto- riis c. de feriis und in Jure Canonico in cap. 3. extr. eod. ne scilicet occasione momenti, pereat Com- moditas coelesti provisione concessa, & Constantinus rescripsit in l. omnes 3. cap. eod. so hat doch nicht un- billich Käyser Leo solches Novel. 54. wieder abgestellt und verbotten: Welches auch noch also an vielen Orten gehalten/ und sonderlich durch die in Oesterreich ge- machten und publicirten Mühl-Ordnungen bestättigt wird. Was aber diese Müller-Ordnungen/ auch das Mahlen/ und andere Sachen/ so darzu gehörig/ be- trifft/ wird davon im siebenden Buch mehr Nachricht erfolgen. Cap. LXIX. [Spaltenumbruch]
Von allerhand Arten der Mühlen. WO etwan/ wie an etlichen Orten im March-Feld Gelegen- H iij
Erſtes Buch/ Land-Gut. [Spaltenumbruch]
Gebaͤue der gelehrte Stephanus Ulnandus Pighius inſeinem Hercule Prodicio, von des jungen Printzen Ca- roli Friderici Hertzogen zu Juͤlich ꝛc. Reiſen/ artlich be- ſchreibet/ und ſie nennet Magnæ Induſtriæ & ingenioſæ Inventionis officinas, nullo manuum auxilio, ſed a- quarum lapſu & verſatilium Rotarum labore conti- nuo, nocte diequè, ad nutum unius hominis operan- tes. Wie dann dieſer loͤblichen Stadt kuͤnſtliche und nuͤtzliche Waſſer-Gebaͤue/ ſo ſie im untern und obern Wehrt daſelbſt haben/ ein ſchoͤnes und loͤbliches Modell geben koͤnnen allen den jenigen/ die dergleichen Wercke gut und wolbeſtellt verfertigen wollen. Wahr iſt es zwar/ daß ein groſſer Unkoſten darauf gehet/ den ungeſtuͤm- men Eingriffen und Anſtuͤrmungen der reiſſenden Do- nau zu wiederſtehen und vor zu bauen: ſo uͤbertrifft doch der Nutzen ſolche ſehr weit/ alſo daß ein loͤblicher Stadt- Caͤmmerer und Rath/ mit dieſen und andern ſchoͤn und artich eingerichteten Wirthſchafften/ ob ſie ſchon ſonſt keine Landſchafft beſitzen/ nicht allein ihr genugſames Einkommen und nothwendige Außgaben beſtreiten; ſon- dern auch in dem waͤhrendem groſſen Krieg/ ihren Credit mehr als kein andere Reichs-Stadt ſalvirt und erhal- ten haben/ ſo ihnen zu ſonderbaren Ruhm nachzuſagen/ und zu wuͤnſchen iſt/ daß ſie Gott noch ferner in ihrer guten Ordnung und Wolſtand gnaͤdig erhalten wolle. Jn Oeſterreich werden die meiſten Muͤhlen an den mit- telmaͤſſigen Fluͤſſen und Baͤchen gebauet/ da denn der Einlaß/ bey allzugroſſem Waſſer/ mit einem Fuͤrſatz kan verſtopfft/ und das Waſſer anderwerts in ſeinen ordi- nari Nebenlauff fortgetrieben werden; hingegen iſt es klein/ kan man den voͤlligen Fluß auf die Raͤder einlaſſen. Und dieſe Muͤhlen ſind meiſtestheils unterſchlaͤchtig; was aber auf kleinen Baͤchen iſt/ wird darum oberſchlaͤchtig [Spaltenumbruch] genennet/ weil das Waſſer durch eine hoͤher-aufgefuͤhrte Rinnen auf das tieffer-gelegte Rad/ von oben her getrie- ben wird/ und je groͤſſer dieſes Rad iſt/ je mit einem we- nigern Waſſer (wanns nur einmahl in den Schwung kommt) kan man mahlen; die unterſchlaͤchtigen Muͤhlen aber/ ſtehen auf groͤſſern Fluͤſſen/ und ſind weit ertraͤgli- cher/ kan man auch 3. 4. 6. und mehr Gaͤnge haben und zu- gleich brauchen/ welches am Gewinn nicht wenig eintraͤgt. Doch doͤrffen ſie auch einen groſſen Vorrath/ und muß man allzeit/ mit guten Holtz/ Muͤhlſteinen und andern darzu nothwendigen Materialien gefaſt ſeyn/ damit/ wann etwas bricht/ man ſolches bald wieder erſetzen koͤnne. Es iſt auch faſt nicht moͤglich/ daß durch die unaufhoͤrliche Bewegung/ die offt Tag und Nacht waͤhret/ nicht ſollte nach und nach eines und das andere ſich abnutzen und in Abbau kommen/ ſo taͤglich wieder auszubeſſern/ zu flicken/ oder wol gar zu verneuren; daher man ſtets einen offenen Beutel haben muß. An vielen Orten ſind die Muͤllner befreyet/ daß ſie auch den Sonntag durch/ arbeiten doͤrffen/ weil wir auch am Sonntag des Brods nicht entbaͤhren moͤgen. l. publicas. 5. §. Piſto- riis c. de feriis und in Jure Canonico in cap. 3. extr. eod. ne ſcilicet occaſione momenti, pereat Com- moditas cœleſti proviſione conceſſa, & Conſtantinus reſcripſit in l. omnes 3. cap. eod. ſo hat doch nicht un- billich Kaͤyſer Leo ſolches Novel. 54. wieder abgeſtellt und verbotten: Welches auch noch alſo an vielen Orten gehalten/ und ſonderlich durch die in Oeſterreich ge- machten und publicirten Muͤhl-Ordnungen beſtaͤttigt wird. Was aber dieſe Muͤller-Ordnungen/ auch das Mahlen/ und andere Sachen/ ſo darzu gehoͤrig/ be- trifft/ wird davon im ſiebenden Buch mehr Nachricht erfolgen. Cap. LXIX. [Spaltenumbruch]
Von allerhand Arten der Muͤhlen. WO etwan/ wie an etlichen Orten im March-Feld Gelegen- H iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0087" n="69"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch/ Land-Gut.</hi></fw><lb/><cb/> Gebaͤue der gelehrte <hi rendition="#aq">Stephanus Ulnandus Pighius</hi> in<lb/> ſeinem <hi rendition="#aq">Hercule Prodicio,</hi> von des jungen Printzen <hi rendition="#aq">Ca-<lb/> roli Friderici</hi> Hertzogen zu Juͤlich ꝛc. Reiſen/ artlich be-<lb/> ſchreibet/ und ſie nennet <hi rendition="#aq">Magnæ Induſtriæ & ingenioſæ<lb/> Inventionis officinas, nullo manuum auxilio, ſed a-<lb/> quarum lapſu & verſatilium Rotarum labore conti-<lb/> nuo, nocte diequè, ad nutum unius hominis operan-<lb/> tes.</hi> Wie dann dieſer loͤblichen Stadt kuͤnſtliche und<lb/> nuͤtzliche Waſſer-Gebaͤue/ ſo ſie im untern und obern<lb/> Wehrt daſelbſt haben/ ein ſchoͤnes und loͤbliches Modell<lb/> geben koͤnnen allen den jenigen/ die dergleichen Wercke<lb/> gut und wolbeſtellt verfertigen wollen. Wahr iſt es<lb/> zwar/ daß ein groſſer Unkoſten darauf gehet/ den ungeſtuͤm-<lb/> men Eingriffen und Anſtuͤrmungen der reiſſenden Do-<lb/> nau zu wiederſtehen und vor zu bauen: ſo uͤbertrifft doch der<lb/> Nutzen ſolche ſehr weit/ alſo daß ein loͤblicher Stadt-<lb/> Caͤmmerer und Rath/ mit dieſen und andern ſchoͤn und<lb/> artich eingerichteten Wirthſchafften/ ob ſie ſchon ſonſt<lb/> keine Landſchafft beſitzen/ nicht allein ihr genugſames<lb/> Einkommen und nothwendige Außgaben beſtreiten; ſon-<lb/> dern auch in dem waͤhrendem groſſen Krieg/ ihren Credit<lb/> mehr als kein andere Reichs-Stadt <hi rendition="#aq">ſalvirt</hi> und erhal-<lb/> ten haben/ ſo ihnen zu ſonderbaren Ruhm nachzuſagen/<lb/> und zu wuͤnſchen iſt/ daß ſie Gott noch ferner in ihrer<lb/> guten Ordnung und Wolſtand gnaͤdig erhalten wolle.<lb/> Jn Oeſterreich werden die meiſten Muͤhlen an den mit-<lb/> telmaͤſſigen Fluͤſſen und Baͤchen gebauet/ da denn der<lb/> Einlaß/ bey allzugroſſem Waſſer/ mit einem Fuͤrſatz kan<lb/> verſtopfft/ und das Waſſer anderwerts in ſeinen <hi rendition="#aq">ordi-<lb/> nari</hi> Nebenlauff fortgetrieben werden; hingegen iſt es<lb/> klein/ kan man den voͤlligen Fluß auf die Raͤder einlaſſen.<lb/> Und dieſe Muͤhlen ſind meiſtestheils unterſchlaͤchtig; was<lb/> aber auf kleinen Baͤchen iſt/ wird darum oberſchlaͤchtig<lb/><cb/> genennet/ weil das Waſſer durch eine hoͤher-aufgefuͤhrte<lb/> Rinnen auf das tieffer-gelegte Rad/ von oben her getrie-<lb/> ben wird/ und je groͤſſer dieſes Rad iſt/ je mit einem we-<lb/> nigern Waſſer (wanns nur einmahl in den Schwung<lb/> kommt) kan man mahlen; die unterſchlaͤchtigen Muͤhlen<lb/> aber/ ſtehen auf groͤſſern Fluͤſſen/ und ſind weit ertraͤgli-<lb/> cher/ kan man auch 3. 4. 6. und mehr Gaͤnge haben und zu-<lb/> gleich brauchen/ welches am Gewinn nicht wenig eintraͤgt.<lb/> Doch doͤrffen ſie auch einen groſſen Vorrath/ und muß<lb/> man allzeit/ mit guten Holtz/ Muͤhlſteinen und andern<lb/> darzu nothwendigen Materialien gefaſt ſeyn/ damit/ wann<lb/> etwas bricht/ man ſolches bald wieder erſetzen koͤnne. Es<lb/> iſt auch faſt nicht moͤglich/ daß durch die unaufhoͤrliche<lb/> Bewegung/ die offt Tag und Nacht waͤhret/ nicht ſollte<lb/> nach und nach eines und das andere ſich abnutzen und in<lb/> Abbau kommen/ ſo taͤglich wieder auszubeſſern/ zu<lb/> flicken/ oder wol gar zu verneuren; daher man ſtets<lb/> einen offenen Beutel haben muß. An vielen Orten<lb/> ſind die Muͤllner befreyet/ daß ſie auch den Sonntag<lb/> durch/ arbeiten doͤrffen/ weil wir auch am Sonntag des<lb/> Brods nicht entbaͤhren moͤgen. <hi rendition="#aq">l. publicas. 5. §. Piſto-<lb/> riis c. de feriis</hi> und <hi rendition="#aq">in Jure Canonico in cap. 3. extr.<lb/> eod. ne ſcilicet occaſione momenti, pereat Com-<lb/> moditas cœleſti proviſione conceſſa, & Conſtantinus<lb/> reſcripſit in l. omnes 3. cap. eod.</hi> ſo hat doch nicht un-<lb/> billich Kaͤyſer <hi rendition="#aq">Leo</hi> ſolches <hi rendition="#aq">Novel.</hi> 54. wieder abgeſtellt und<lb/> verbotten: Welches auch noch alſo an vielen Orten<lb/> gehalten/ und ſonderlich durch die in Oeſterreich ge-<lb/> machten und <hi rendition="#aq">publicir</hi>ten Muͤhl-Ordnungen beſtaͤttigt<lb/> wird. Was aber dieſe Muͤller-Ordnungen/ auch das<lb/> Mahlen/ und andere Sachen/ ſo darzu gehoͤrig/ be-<lb/> trifft/ wird davon im ſiebenden Buch mehr Nachricht<lb/> erfolgen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXIX</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von allerhand Arten der Muͤhlen.</hi> </head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>O etwan/ wie an etlichen Orten im March-Feld<lb/> im Viertel unter Mainhards-Berg/ wenig Baͤ-<lb/> che uñ Fluͤſſe zu finden/ daß man bey heiſſen trock-<lb/> nen Jahren mit den Waſſermuͤhlen hart fortkommen<lb/> kan/ iſt einem Haus-Vatter nicht uͤbel gedient/ wañ er ſich<lb/> auf ſolchen Fall um andere Mittel bewirbt/ dieſem Un-<lb/> rath fuͤrzukommen/ wann er ſich um etliche Hand-Muͤh-<lb/> len bewirbt/ wie in allen vornehmen Haupt-Veſtungen<lb/> darum uͤblich iſt/ wo ſie ſchon Waſſer-Fluͤſſe und Muͤh-<lb/> len haben; in feindlichen Belagerungen/ entweder das<lb/> Waſſer abgegraben/ oder das Muͤhlwerck/ durch Stuck<lb/> und Feuer-einwerffen verwuͤſtet und untuͤchtig gemacht/<lb/> und alſo ihr Malter gehemmet wird/ man nichts deſto<lb/> weniger ſo wol in den Zeug-Haͤuſern/ als auch in den<lb/> buͤrgerlichen Wohnungen hin und wider ſolche Hand-<lb/> Muͤhlen habe/ deren man/ imfall der Noth/ ſich nuͤtzlich<lb/> bedienen moͤge/ weilen ſie theils nur durch eine/ theils a-<lb/> ber durch zwo Perſonen regiert werden koͤnnen/ und man<lb/> doch in weniger Zeit zimlich viel Fruͤchte mahlen und<lb/> haben kan; dieſe werden nun auf unterſchiedene Arten<lb/> zugerichtet mit Schwung-Raͤdern/ Schwengeln/ Zieh-<lb/> armen/ Wellbaͤumen/ Stirn-Raͤdern/ mit Kaͤſten/ Stei-<lb/> nen/ Beuteln und andern Muͤhl-Nothdurfften verſehen.<lb/> Dergleichen Hand-muͤhlen hat man nicht allein zum<lb/> Mehl/ ſondern auch Pulver zu ſtampffen auf vornehmen<lb/><cb/> Feſtungen/ auch zu Mahlung der Wein-Truͤſen/ daraus<lb/> die Kupffer-Drucker-Schwaͤrtze gemacht wird. Es<lb/> ſind auch etliche/ welche dergleichen Hand-Muͤhlen aus<lb/> Meſſing oder Eyſen/ groͤſſer und kleiner/ nach Belieben<lb/><hi rendition="#aq">formirt,</hi> da dann die <hi rendition="#aq">Experienz</hi> einer jeden Art Guͤte<lb/> mehr oder weniger/ durch den taͤglichen Gebrauch/ und<lb/> ſtaͤte Ubung/ erklaͤren/ und was das dienlichſte und<lb/> beſte ſey/ zeigen wird. Es werden auch wol an etlichen<lb/> Hand-Muͤhlen die Schwung-Raͤder mit 3. anhangen-<lb/> den Gewicht-Steinen/ zu beſſerer Forthelffung des Um-<lb/> treibens/ vernuͤnfftig verſehen. Wo man groͤſſere Wercke<lb/> haben will/ richtet man Trett-Muͤhlen an/ da durch ein<lb/> groſſes gehengtes/ oder flechliegendes Trett-Rad/ durch 2.<lb/> Perſonen/ das gantze Werck beweget wird; es muͤſſen<lb/> aber die Trett-Raͤder nicht zu klein/ ſondern mit ziemlich<lb/> weiten Einfang <hi rendition="#aq">formirt</hi> ſeyn; denn je kleiner ſie ſind/ je<lb/> beſchwerlicher und je groͤſſer ſie ſind/ je hurtiger die Be-<lb/> wegung beſchleunigt wird. Nicht weniger werden auch<lb/> dergleichen Trett-Muͤhlen verfertigt/ welche die Pferde/<lb/> ja wol auch die Ochſen ziehen muͤſſen/ doch auch auf un-<lb/> terſchiedlichen Formen; als daß man das <hi rendition="#aq">Horizontal</hi> lie-<lb/> gende groſſe Rad durch eine Stange/ daran das Pferd<lb/> angeſpannt wird/ herum treibe und dardurch das gantze<lb/> Muͤhl-Werck bewege/ dem auch durch ein an der Hebel<lb/> angehengtes Gegengewicht geholffen wird. Wo es die<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H iij</fw><fw place="bottom" type="catch">Gelegen-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0087]
Erſtes Buch/ Land-Gut.
Gebaͤue der gelehrte Stephanus Ulnandus Pighius in
ſeinem Hercule Prodicio, von des jungen Printzen Ca-
roli Friderici Hertzogen zu Juͤlich ꝛc. Reiſen/ artlich be-
ſchreibet/ und ſie nennet Magnæ Induſtriæ & ingenioſæ
Inventionis officinas, nullo manuum auxilio, ſed a-
quarum lapſu & verſatilium Rotarum labore conti-
nuo, nocte diequè, ad nutum unius hominis operan-
tes. Wie dann dieſer loͤblichen Stadt kuͤnſtliche und
nuͤtzliche Waſſer-Gebaͤue/ ſo ſie im untern und obern
Wehrt daſelbſt haben/ ein ſchoͤnes und loͤbliches Modell
geben koͤnnen allen den jenigen/ die dergleichen Wercke
gut und wolbeſtellt verfertigen wollen. Wahr iſt es
zwar/ daß ein groſſer Unkoſten darauf gehet/ den ungeſtuͤm-
men Eingriffen und Anſtuͤrmungen der reiſſenden Do-
nau zu wiederſtehen und vor zu bauen: ſo uͤbertrifft doch der
Nutzen ſolche ſehr weit/ alſo daß ein loͤblicher Stadt-
Caͤmmerer und Rath/ mit dieſen und andern ſchoͤn und
artich eingerichteten Wirthſchafften/ ob ſie ſchon ſonſt
keine Landſchafft beſitzen/ nicht allein ihr genugſames
Einkommen und nothwendige Außgaben beſtreiten; ſon-
dern auch in dem waͤhrendem groſſen Krieg/ ihren Credit
mehr als kein andere Reichs-Stadt ſalvirt und erhal-
ten haben/ ſo ihnen zu ſonderbaren Ruhm nachzuſagen/
und zu wuͤnſchen iſt/ daß ſie Gott noch ferner in ihrer
guten Ordnung und Wolſtand gnaͤdig erhalten wolle.
Jn Oeſterreich werden die meiſten Muͤhlen an den mit-
telmaͤſſigen Fluͤſſen und Baͤchen gebauet/ da denn der
Einlaß/ bey allzugroſſem Waſſer/ mit einem Fuͤrſatz kan
verſtopfft/ und das Waſſer anderwerts in ſeinen ordi-
nari Nebenlauff fortgetrieben werden; hingegen iſt es
klein/ kan man den voͤlligen Fluß auf die Raͤder einlaſſen.
Und dieſe Muͤhlen ſind meiſtestheils unterſchlaͤchtig; was
aber auf kleinen Baͤchen iſt/ wird darum oberſchlaͤchtig
genennet/ weil das Waſſer durch eine hoͤher-aufgefuͤhrte
Rinnen auf das tieffer-gelegte Rad/ von oben her getrie-
ben wird/ und je groͤſſer dieſes Rad iſt/ je mit einem we-
nigern Waſſer (wanns nur einmahl in den Schwung
kommt) kan man mahlen; die unterſchlaͤchtigen Muͤhlen
aber/ ſtehen auf groͤſſern Fluͤſſen/ und ſind weit ertraͤgli-
cher/ kan man auch 3. 4. 6. und mehr Gaͤnge haben und zu-
gleich brauchen/ welches am Gewinn nicht wenig eintraͤgt.
Doch doͤrffen ſie auch einen groſſen Vorrath/ und muß
man allzeit/ mit guten Holtz/ Muͤhlſteinen und andern
darzu nothwendigen Materialien gefaſt ſeyn/ damit/ wann
etwas bricht/ man ſolches bald wieder erſetzen koͤnne. Es
iſt auch faſt nicht moͤglich/ daß durch die unaufhoͤrliche
Bewegung/ die offt Tag und Nacht waͤhret/ nicht ſollte
nach und nach eines und das andere ſich abnutzen und in
Abbau kommen/ ſo taͤglich wieder auszubeſſern/ zu
flicken/ oder wol gar zu verneuren; daher man ſtets
einen offenen Beutel haben muß. An vielen Orten
ſind die Muͤllner befreyet/ daß ſie auch den Sonntag
durch/ arbeiten doͤrffen/ weil wir auch am Sonntag des
Brods nicht entbaͤhren moͤgen. l. publicas. 5. §. Piſto-
riis c. de feriis und in Jure Canonico in cap. 3. extr.
eod. ne ſcilicet occaſione momenti, pereat Com-
moditas cœleſti proviſione conceſſa, & Conſtantinus
reſcripſit in l. omnes 3. cap. eod. ſo hat doch nicht un-
billich Kaͤyſer Leo ſolches Novel. 54. wieder abgeſtellt und
verbotten: Welches auch noch alſo an vielen Orten
gehalten/ und ſonderlich durch die in Oeſterreich ge-
machten und publicirten Muͤhl-Ordnungen beſtaͤttigt
wird. Was aber dieſe Muͤller-Ordnungen/ auch das
Mahlen/ und andere Sachen/ ſo darzu gehoͤrig/ be-
trifft/ wird davon im ſiebenden Buch mehr Nachricht
erfolgen.
Cap. LXIX.
Von allerhand Arten der Muͤhlen.
WO etwan/ wie an etlichen Orten im March-Feld
im Viertel unter Mainhards-Berg/ wenig Baͤ-
che uñ Fluͤſſe zu finden/ daß man bey heiſſen trock-
nen Jahren mit den Waſſermuͤhlen hart fortkommen
kan/ iſt einem Haus-Vatter nicht uͤbel gedient/ wañ er ſich
auf ſolchen Fall um andere Mittel bewirbt/ dieſem Un-
rath fuͤrzukommen/ wann er ſich um etliche Hand-Muͤh-
len bewirbt/ wie in allen vornehmen Haupt-Veſtungen
darum uͤblich iſt/ wo ſie ſchon Waſſer-Fluͤſſe und Muͤh-
len haben; in feindlichen Belagerungen/ entweder das
Waſſer abgegraben/ oder das Muͤhlwerck/ durch Stuck
und Feuer-einwerffen verwuͤſtet und untuͤchtig gemacht/
und alſo ihr Malter gehemmet wird/ man nichts deſto
weniger ſo wol in den Zeug-Haͤuſern/ als auch in den
buͤrgerlichen Wohnungen hin und wider ſolche Hand-
Muͤhlen habe/ deren man/ imfall der Noth/ ſich nuͤtzlich
bedienen moͤge/ weilen ſie theils nur durch eine/ theils a-
ber durch zwo Perſonen regiert werden koͤnnen/ und man
doch in weniger Zeit zimlich viel Fruͤchte mahlen und
haben kan; dieſe werden nun auf unterſchiedene Arten
zugerichtet mit Schwung-Raͤdern/ Schwengeln/ Zieh-
armen/ Wellbaͤumen/ Stirn-Raͤdern/ mit Kaͤſten/ Stei-
nen/ Beuteln und andern Muͤhl-Nothdurfften verſehen.
Dergleichen Hand-muͤhlen hat man nicht allein zum
Mehl/ ſondern auch Pulver zu ſtampffen auf vornehmen
Feſtungen/ auch zu Mahlung der Wein-Truͤſen/ daraus
die Kupffer-Drucker-Schwaͤrtze gemacht wird. Es
ſind auch etliche/ welche dergleichen Hand-Muͤhlen aus
Meſſing oder Eyſen/ groͤſſer und kleiner/ nach Belieben
formirt, da dann die Experienz einer jeden Art Guͤte
mehr oder weniger/ durch den taͤglichen Gebrauch/ und
ſtaͤte Ubung/ erklaͤren/ und was das dienlichſte und
beſte ſey/ zeigen wird. Es werden auch wol an etlichen
Hand-Muͤhlen die Schwung-Raͤder mit 3. anhangen-
den Gewicht-Steinen/ zu beſſerer Forthelffung des Um-
treibens/ vernuͤnfftig verſehen. Wo man groͤſſere Wercke
haben will/ richtet man Trett-Muͤhlen an/ da durch ein
groſſes gehengtes/ oder flechliegendes Trett-Rad/ durch 2.
Perſonen/ das gantze Werck beweget wird; es muͤſſen
aber die Trett-Raͤder nicht zu klein/ ſondern mit ziemlich
weiten Einfang formirt ſeyn; denn je kleiner ſie ſind/ je
beſchwerlicher und je groͤſſer ſie ſind/ je hurtiger die Be-
wegung beſchleunigt wird. Nicht weniger werden auch
dergleichen Trett-Muͤhlen verfertigt/ welche die Pferde/
ja wol auch die Ochſen ziehen muͤſſen/ doch auch auf un-
terſchiedlichen Formen; als daß man das Horizontal lie-
gende groſſe Rad durch eine Stange/ daran das Pferd
angeſpannt wird/ herum treibe und dardurch das gantze
Muͤhl-Werck bewege/ dem auch durch ein an der Hebel
angehengtes Gegengewicht geholffen wird. Wo es die
Gelegen-
H iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/87 |
Zitationshilfe: | Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/87>, abgerufen am 23.02.2025. |