Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
Cap. LXVIII.
Von den Mühlen.
[Spaltenumbruch]

OB die Mühlen/ wie wir sie jetzund haben/ be-
kannt gewesen bey den Alten/ ist zweifelhafft.
Procopius und Blondus melden/ als der Dapffere
Kriegs-Obriste Belisarius von den Gothen in Rom sey
belagert gewesen/ hab er die Weise erdacht/ wie die
Früchte durch des Wassers Antrieb von den Mühlen ge-
mahlen würden. Die Alten haben allein/ nach Servii
Gezeugnis/ die Früchte erstlich bey der Hitz gedörrt/ und
hernach in darzu gehörigen hohlen Geschirren (wie Mör-
sern) klein zerstossen/ wie Virgilius lib. 1. AEneid.
schreibet:

-- -- -- -- frugesque receptas
& torrere parant flammis, & frangere Saxo.

Weil aber dieses sehr mühesam/ haben sie hernach die
Hand-Mühlen erfunden/ die sie Molas versatiles &
trusatiles, vel pistrinum
genennt/ daselbst sind die Scla-
ven/ so etwas bey ihrer Herrschafft verschuldet hatten/
zur Straff/ die Mühlen herum zu treiben/ auf ihr leb-
lang verbannet worden. Endlich sind die Roß und Och-
sen zu diesem angetrieben und gebraucht worden; biß
endlich die Wasser- und Wind-Mühlen durch mensch-
liche Geschicklichkeit erfunden und zu Werck gerichtet
worden/ da man denn Tag und Nacht/ ohne einige wei-
tere Bemühung/ eine grosse Anzahl Korn aufschütten und
herab mahlen kan. Die Wasser-Mühlen sind besser
als die Wind-Mühlen/ und werden diese nur an ebenen
flachen Orten (wo man kein fliessendes genug starckes
Wasser hat) gebauet; sind darum beschwerlicher/ weil
das Wasser viel eine gleichere und sittsamere Bewegung
hat als die Winde/ welche bald zu schwach und bald zu
ungestümm sich ereignen; derenthalben auch die Flügel
entweder mit Tuch/ wie bey den Holländern/ oder aber
[Spaltenumbruch] mit breiten aus Holtz gemachten dinnen Spälten/ bald
dichter bald weniger eingespannt und eingeflochten werden;
Es ist auch noch dieser Vortheil erdacht worden/ weil die
Wind an ebenen Orten von unterschiedlichen Theilungen
der Welt her zu wehen pflegen/ daß man mit dem unten
angemachten Stertz oder Wend-Holtz das gantze Corpus
der Wind-Mühlen also wenden und kehren kan/ damit die
Mühl-Flügel gerad mit dem Winds-Trieb eintreffen
mögen. Die Wasser-Mühlen/ die an grossen Flüssen/
als der Donau/ gemacht sind/ dörffen keiner Wehren;
werden aber also gemacht/ daß man die Räder höher und
niedriger/ nachdem das Wasser steigt oder fället/ richten
kan. Was aber auf geringern Flüssen/ da muß das
Wasser vorher in eine Tieffe zusammen gefasset/ und von
den Mühl-Wieren gleichsam gezwungen werden/ da-
mit sie durch den Canal desto kräfftiger fallen/ und die
Mühl-Räder desto behender treiben können. Jn Oester-
reich zwar/ wo die Donau sehr groß ist/ werden keine als
Schiff-Mühlen auf der Donau gefunden/ die auf 2.
Schiffen liegend/ sich mit dem Wasser heben und sencken/
müssen aber mit starcken Ketten und Hafftungen an das
Land angemacht seyn/ und geschicht wol zu Zeiten/ daß
das angelauffene ungestümme Gewässer den Meister mit
der Mühl hinweg führt/ allein sie haben schon ihre Ruder
und Schiff-Gezeug/ daß sie gleichwol sehen können/ et-
wann zuzulenden; in Bayren und Schwaben aber/ wo
die Donau kleiner/ da sind schöne und treffliche Mühlen
zu sehen/ wie man sonderlich bey der Stadt Regenspurg/
als auch am Bayrischen Hof/ viel schöne Werck-Stätte
antrifft/ die mit grossen Nutzen und Gewinn daselbst un-
terhalten werden/ welche der löblichen Reichs-Stadt
Regenspurg schöne künstliche und nützliche Wasser-

Gebäue
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
Cap. LXVIII.
Von den Muͤhlen.
[Spaltenumbruch]

OB die Muͤhlen/ wie wir ſie jetzund haben/ be-
kannt geweſen bey den Alten/ iſt zweifelhafft.
Procopius und Blondus melden/ als der Dapffere
Kriegs-Obriſte Beliſarius von den Gothen in Rom ſey
belagert geweſen/ hab er die Weiſe erdacht/ wie die
Fruͤchte durch des Waſſers Antrieb von den Muͤhlen ge-
mahlen wuͤrden. Die Alten haben allein/ nach Servii
Gezeugnis/ die Fruͤchte erſtlich bey der Hitz gedoͤrrt/ und
hernach in darzu gehoͤrigen hohlen Geſchirren (wie Moͤr-
ſern) klein zerſtoſſen/ wie Virgilius lib. 1. Æneid.
ſchreibet:

— — — — frugesquè receptas
& torrere parant flammis, & frangere Saxo.

Weil aber dieſes ſehr muͤheſam/ haben ſie hernach die
Hand-Muͤhlen erfunden/ die ſie Molas verſatiles &
truſatiles, vel piſtrinum
genennt/ daſelbſt ſind die Scla-
ven/ ſo etwas bey ihrer Herrſchafft verſchuldet hatten/
zur Straff/ die Muͤhlen herum zu treiben/ auf ihr leb-
lang verbannet worden. Endlich ſind die Roß und Och-
ſen zu dieſem angetrieben und gebraucht worden; biß
endlich die Waſſer- und Wind-Muͤhlen durch menſch-
liche Geſchicklichkeit erfunden und zu Werck gerichtet
worden/ da man denn Tag und Nacht/ ohne einige wei-
tere Bemuͤhung/ eine groſſe Anzahl Korn aufſchuͤtten und
herab mahlen kan. Die Waſſer-Muͤhlen ſind beſſer
als die Wind-Muͤhlen/ und werden dieſe nur an ebenen
flachen Orten (wo man kein flieſſendes genug ſtarckes
Waſſer hat) gebauet; ſind darum beſchwerlicher/ weil
das Waſſer viel eine gleichere und ſittſamere Bewegung
hat als die Winde/ welche bald zu ſchwach und bald zu
ungeſtuͤmm ſich ereignen; derenthalben auch die Fluͤgel
entweder mit Tuch/ wie bey den Hollaͤndern/ oder aber
[Spaltenumbruch] mit breiten aus Holtz gemachten dinnen Spaͤlten/ bald
dichter bald weniger eingeſpannt uñ eingeflochten werdẽ;
Es iſt auch noch dieſer Vortheil erdacht worden/ weil die
Wind an ebenen Orten von unterſchiedlichẽ Theilungen
der Welt her zu wehen pflegen/ daß man mit dem unten
angemachtẽ Stertz oder Wend-Holtz das gantze Corpus
der Wind-Muͤhlen alſo wenden uñ kehren kan/ damit die
Muͤhl-Fluͤgel gerad mit dem Winds-Trieb eintreffen
moͤgen. Die Waſſer-Muͤhlen/ die an groſſen Fluͤſſen/
als der Donau/ gemacht ſind/ doͤrffen keiner Wehren;
werden aber alſo gemacht/ daß man die Raͤder hoͤher und
niedriger/ nachdem das Waſſer ſteigt oder faͤllet/ richten
kan. Was aber auf geringern Fluͤſſen/ da muß das
Waſſer vorher in eine Tieffe zuſammen gefaſſet/ und von
den Muͤhl-Wieren gleichſam gezwungen werden/ da-
mit ſie durch den Canal deſto kraͤfftiger fallen/ und die
Muͤhl-Raͤder deſto behender treiben koͤnnen. Jn Oeſter-
reich zwar/ wo die Donau ſehr groß iſt/ werden keine als
Schiff-Muͤhlen auf der Donau gefunden/ die auf 2.
Schiffen liegend/ ſich mit dem Waſſer heben uñ ſencken/
muͤſſen aber mit ſtarcken Ketten und Hafftungen an das
Land angemacht ſeyn/ und geſchicht wol zu Zeiten/ daß
das angelauffene ungeſtuͤmme Gewaͤſſer den Meiſter mit
der Muͤhl hinweg fuͤhrt/ allein ſie haben ſchon ihre Ruder
und Schiff-Gezeug/ daß ſie gleichwol ſehen koͤnnen/ et-
wann zuzulenden; in Bayren und Schwaben aber/ wo
die Donau kleiner/ da ſind ſchoͤne und treffliche Muͤhlen
zu ſehen/ wie man ſonderlich bey der Stadt Regenſpurg/
als auch am Bayriſchen Hof/ viel ſchoͤne Werck-Staͤtte
antrifft/ die mit groſſen Nutzen und Gewinn daſelbſt un-
terhalten werden/ welche der loͤblichen Reichs-Stadt
Regenſpurg ſchoͤne kuͤnſtliche und nuͤtzliche Waſſer-

Gebaͤue
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0086" n="68"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi> </fw><lb/>
            <figure/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXVIII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von den Mu&#x0364;hlen.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>B die Mu&#x0364;hlen/ wie wir &#x017F;ie jetzund haben/ be-<lb/>
kannt gewe&#x017F;en bey den Alten/ i&#x017F;t zweifelhafft.<lb/><hi rendition="#aq">Procopius</hi> und <hi rendition="#aq">Blondus</hi> melden/ als der Dapffere<lb/>
Kriegs-Obri&#x017F;te <hi rendition="#aq">Beli&#x017F;arius</hi> von den Gothen in Rom &#x017F;ey<lb/>
belagert gewe&#x017F;en/ hab er die Wei&#x017F;e erdacht/ wie die<lb/>
Fru&#x0364;chte durch des Wa&#x017F;&#x017F;ers Antrieb von den Mu&#x0364;hlen ge-<lb/>
mahlen wu&#x0364;rden. Die Alten haben allein/ nach <hi rendition="#aq">Servii</hi><lb/>
Gezeugnis/ die Fru&#x0364;chte er&#x017F;tlich bey der Hitz gedo&#x0364;rrt/ und<lb/>
hernach in darzu geho&#x0364;rigen hohlen Ge&#x017F;chirren (wie Mo&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ern) klein zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ wie <hi rendition="#aq">Virgilius lib. 1. Æneid.</hi><lb/>
&#x017F;chreibet:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#et">&#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; <hi rendition="#aq">frugesquè receptas<lb/>
&amp; torrere parant flammis, &amp; frangere Saxo.</hi></hi> </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Weil aber die&#x017F;es &#x017F;ehr mu&#x0364;he&#x017F;am/ haben &#x017F;ie hernach die<lb/>
Hand-Mu&#x0364;hlen erfunden/ die &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Molas ver&#x017F;atiles &amp;<lb/>
tru&#x017F;atiles, vel pi&#x017F;trinum</hi> genennt/ da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind die Scla-<lb/>
ven/ &#x017F;o etwas bey ihrer Herr&#x017F;chafft ver&#x017F;chuldet hatten/<lb/>
zur Straff/ die Mu&#x0364;hlen herum zu treiben/ auf ihr leb-<lb/>
lang verbannet worden. Endlich &#x017F;ind die Roß und Och-<lb/>
&#x017F;en zu die&#x017F;em angetrieben und gebraucht worden; biß<lb/>
endlich die Wa&#x017F;&#x017F;er- und Wind-Mu&#x0364;hlen durch men&#x017F;ch-<lb/>
liche Ge&#x017F;chicklichkeit erfunden und zu Werck gerichtet<lb/>
worden/ da man denn Tag und Nacht/ ohne einige wei-<lb/>
tere Bemu&#x0364;hung/ eine gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl Korn auf&#x017F;chu&#x0364;tten und<lb/>
herab mahlen kan. Die Wa&#x017F;&#x017F;er-Mu&#x0364;hlen &#x017F;ind be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
als die Wind-Mu&#x0364;hlen/ und werden die&#x017F;e nur an ebenen<lb/>
flachen Orten (wo man kein flie&#x017F;&#x017F;endes genug &#x017F;tarckes<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er hat) gebauet; &#x017F;ind darum be&#x017F;chwerlicher/ weil<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er viel eine gleichere und &#x017F;itt&#x017F;amere Bewegung<lb/>
hat als die Winde/ welche bald zu &#x017F;chwach und bald zu<lb/>
unge&#x017F;tu&#x0364;mm &#x017F;ich ereignen; derenthalben auch die Flu&#x0364;gel<lb/>
entweder mit Tuch/ wie bey den Holla&#x0364;ndern/ oder aber<lb/><cb/>
mit breiten aus Holtz gemachten dinnen Spa&#x0364;lten/ bald<lb/>
dichter bald weniger einge&#x017F;pannt un&#x0303; eingeflochten werde&#x0303;;<lb/>
Es i&#x017F;t auch noch die&#x017F;er Vortheil erdacht worden/ weil die<lb/>
Wind an ebenen Orten von unter&#x017F;chiedliche&#x0303; Theilungen<lb/>
der Welt her zu wehen pflegen/ daß man mit dem unten<lb/>
angemachte&#x0303; Stertz oder Wend-Holtz das gantze <hi rendition="#aq">Corpus</hi><lb/>
der Wind-Mu&#x0364;hlen al&#x017F;o wenden un&#x0303; kehren kan/ damit die<lb/>
Mu&#x0364;hl-Flu&#x0364;gel gerad mit dem Winds-Trieb eintreffen<lb/>
mo&#x0364;gen. Die Wa&#x017F;&#x017F;er-Mu&#x0364;hlen/ die an gro&#x017F;&#x017F;en Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
als der Donau/ gemacht &#x017F;ind/ do&#x0364;rffen keiner Wehren;<lb/>
werden aber al&#x017F;o gemacht/ daß man die Ra&#x0364;der ho&#x0364;her und<lb/>
niedriger/ nachdem das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;teigt oder fa&#x0364;llet/ richten<lb/>
kan. Was aber auf geringern Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ da muß das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er vorher in eine Tieffe zu&#x017F;ammen gefa&#x017F;&#x017F;et/ und von<lb/>
den Mu&#x0364;hl-Wieren gleich&#x017F;am gezwungen werden/ da-<lb/>
mit &#x017F;ie durch den Canal de&#x017F;to kra&#x0364;fftiger fallen/ und die<lb/>
Mu&#x0364;hl-Ra&#x0364;der de&#x017F;to behender treiben ko&#x0364;nnen. Jn Oe&#x017F;ter-<lb/>
reich zwar/ wo die Donau &#x017F;ehr groß i&#x017F;t/ werden keine als<lb/>
Schiff-Mu&#x0364;hlen auf der Donau gefunden/ die auf 2.<lb/>
Schiffen liegend/ &#x017F;ich mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er heben un&#x0303; &#x017F;encken/<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber mit &#x017F;tarcken Ketten und Hafftungen an das<lb/>
Land angemacht &#x017F;eyn/ und ge&#x017F;chicht wol zu Zeiten/ daß<lb/>
das angelauffene unge&#x017F;tu&#x0364;mme Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er den Mei&#x017F;ter mit<lb/>
der Mu&#x0364;hl hinweg fu&#x0364;hrt/ allein &#x017F;ie haben &#x017F;chon ihre Ruder<lb/>
und Schiff-Gezeug/ daß &#x017F;ie gleichwol &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen/ et-<lb/>
wann zuzulenden; in Bayren und Schwaben aber/ wo<lb/>
die Donau kleiner/ da &#x017F;ind &#x017F;cho&#x0364;ne und treffliche Mu&#x0364;hlen<lb/>
zu &#x017F;ehen/ wie man &#x017F;onderlich bey der Stadt Regen&#x017F;purg/<lb/>
als auch am Bayri&#x017F;chen Hof/ viel &#x017F;cho&#x0364;ne Werck-Sta&#x0364;tte<lb/>
antrifft/ die mit gro&#x017F;&#x017F;en Nutzen und Gewinn da&#x017F;elb&#x017F;t un-<lb/>
terhalten werden/ welche der lo&#x0364;blichen Reichs-Stadt<lb/>
Regen&#x017F;purg &#x017F;cho&#x0364;ne ku&#x0364;n&#x017F;tliche und nu&#x0364;tzliche Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Geba&#x0364;ue</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0086] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung] Cap. LXVIII. Von den Muͤhlen. OB die Muͤhlen/ wie wir ſie jetzund haben/ be- kannt geweſen bey den Alten/ iſt zweifelhafft. Procopius und Blondus melden/ als der Dapffere Kriegs-Obriſte Beliſarius von den Gothen in Rom ſey belagert geweſen/ hab er die Weiſe erdacht/ wie die Fruͤchte durch des Waſſers Antrieb von den Muͤhlen ge- mahlen wuͤrden. Die Alten haben allein/ nach Servii Gezeugnis/ die Fruͤchte erſtlich bey der Hitz gedoͤrrt/ und hernach in darzu gehoͤrigen hohlen Geſchirren (wie Moͤr- ſern) klein zerſtoſſen/ wie Virgilius lib. 1. Æneid. ſchreibet: — — — — frugesquè receptas & torrere parant flammis, & frangere Saxo. Weil aber dieſes ſehr muͤheſam/ haben ſie hernach die Hand-Muͤhlen erfunden/ die ſie Molas verſatiles & truſatiles, vel piſtrinum genennt/ daſelbſt ſind die Scla- ven/ ſo etwas bey ihrer Herrſchafft verſchuldet hatten/ zur Straff/ die Muͤhlen herum zu treiben/ auf ihr leb- lang verbannet worden. Endlich ſind die Roß und Och- ſen zu dieſem angetrieben und gebraucht worden; biß endlich die Waſſer- und Wind-Muͤhlen durch menſch- liche Geſchicklichkeit erfunden und zu Werck gerichtet worden/ da man denn Tag und Nacht/ ohne einige wei- tere Bemuͤhung/ eine groſſe Anzahl Korn aufſchuͤtten und herab mahlen kan. Die Waſſer-Muͤhlen ſind beſſer als die Wind-Muͤhlen/ und werden dieſe nur an ebenen flachen Orten (wo man kein flieſſendes genug ſtarckes Waſſer hat) gebauet; ſind darum beſchwerlicher/ weil das Waſſer viel eine gleichere und ſittſamere Bewegung hat als die Winde/ welche bald zu ſchwach und bald zu ungeſtuͤmm ſich ereignen; derenthalben auch die Fluͤgel entweder mit Tuch/ wie bey den Hollaͤndern/ oder aber mit breiten aus Holtz gemachten dinnen Spaͤlten/ bald dichter bald weniger eingeſpannt uñ eingeflochten werdẽ; Es iſt auch noch dieſer Vortheil erdacht worden/ weil die Wind an ebenen Orten von unterſchiedlichẽ Theilungen der Welt her zu wehen pflegen/ daß man mit dem unten angemachtẽ Stertz oder Wend-Holtz das gantze Corpus der Wind-Muͤhlen alſo wenden uñ kehren kan/ damit die Muͤhl-Fluͤgel gerad mit dem Winds-Trieb eintreffen moͤgen. Die Waſſer-Muͤhlen/ die an groſſen Fluͤſſen/ als der Donau/ gemacht ſind/ doͤrffen keiner Wehren; werden aber alſo gemacht/ daß man die Raͤder hoͤher und niedriger/ nachdem das Waſſer ſteigt oder faͤllet/ richten kan. Was aber auf geringern Fluͤſſen/ da muß das Waſſer vorher in eine Tieffe zuſammen gefaſſet/ und von den Muͤhl-Wieren gleichſam gezwungen werden/ da- mit ſie durch den Canal deſto kraͤfftiger fallen/ und die Muͤhl-Raͤder deſto behender treiben koͤnnen. Jn Oeſter- reich zwar/ wo die Donau ſehr groß iſt/ werden keine als Schiff-Muͤhlen auf der Donau gefunden/ die auf 2. Schiffen liegend/ ſich mit dem Waſſer heben uñ ſencken/ muͤſſen aber mit ſtarcken Ketten und Hafftungen an das Land angemacht ſeyn/ und geſchicht wol zu Zeiten/ daß das angelauffene ungeſtuͤmme Gewaͤſſer den Meiſter mit der Muͤhl hinweg fuͤhrt/ allein ſie haben ſchon ihre Ruder und Schiff-Gezeug/ daß ſie gleichwol ſehen koͤnnen/ et- wann zuzulenden; in Bayren und Schwaben aber/ wo die Donau kleiner/ da ſind ſchoͤne und treffliche Muͤhlen zu ſehen/ wie man ſonderlich bey der Stadt Regenſpurg/ als auch am Bayriſchen Hof/ viel ſchoͤne Werck-Staͤtte antrifft/ die mit groſſen Nutzen und Gewinn daſelbſt un- terhalten werden/ welche der loͤblichen Reichs-Stadt Regenſpurg ſchoͤne kuͤnſtliche und nuͤtzliche Waſſer- Gebaͤue

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/86
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/86>, abgerufen am 30.12.2024.