BOhnenbaum/ Anagyris oder Laburnum, wäch- set in Italia, sonderlich in Apulia, wie auch in Franckreich und Hispanien/ bey uns muß er über Winter eingesetzt und vor der Kälte verwahret werden/ ist von zweyerley Art/ der erste ist ein Strauch/ kan aber durch Fleiß des Gärtners zu einem Baum erwachsen; hat gelbschwartze Rinden und bleiches Holtz; die Blät- ter sind drey und drey zusamm gesetzt/ oben grün und unten grau/ länglecht und zugespitzt/ ist eines widerwer- tigen üblen und stinckenden Geruchs.
Es ist aber noch eine Art/ die nicht stincket/ diese hat etwas breitere und rundlichte/ das andere aber schma- le Blätter/ hat ein Holtz auswendig gelblicht/ inwen- dig im Marck schwartz/ wie das Franzosen-Holtz/ und dermassen hart/ daß auch das schärffeste Eisen davon stumpf wird/ blühen beede im Majo und Junio, und tra- gen Goldfarbe Blumen; nach der Blühe folgen Schöt- lein Fingers lang und Daumens breit/ in welchen drey oder vier Bohnen ligen/ die sind erstlich weiß/ darnach Purpurfärbig/ und endlich blauschwartz/ geformt schier wie eine Nieren/ wird von den Nebenschößlein/ wie auch von dem Saamen/ fortgeziegelt.
Herr Stromer in seiner Horticultura Laurenber- giana schreibt/ er möge die Winters-Kälte wol leiden/ im Sommer aber verlange er bißweilen frisches Was- ser.
Die Blätter eines Quintels schwer in süssem Wein getruncken/ befördern/ nach Dioscoridis Meynung/ die Geburt und Menses, und machen den schweren Athem und den Kopfwehe leichter; der Saame gegessen/ er- weckt ein starckes Würgen und Brechen/ deßwegen er zu meiden.
Der aus der Wurtzen gepresste Safft zertheilet/ vertreibt und zeitiget; die zerstossene Blätter aufgelegt/ legen die Geschwulst; das Holtz gibt gute Bögen zum schiessen/ wird auch wegen seiner Schwärtze bisweilen für Ebenholtz verkaufft.
Borametz, wächst in Tartaria, in der Landschafft Zanolha, da die Jnnwohner einen Kern/ wie die Me- lon-Kerne/ doch ein wenig länger/ aussäen/ daraus er- wächst ein Kraut wie ein Lamm/ dem es mit Füssen/ Haubt/ Ohren und Wollen gleichet; die Woll ist zart und rein/ davon macht man Hauben/ wie bey uns aus der Baumwollen/ das Fleisch gleichet den Krebsen/ ist süß und sehr wolgeschmack/ und wann man darein schnei- det/ laufft Blut/ oder ein rother Safft/ daraus. Das Kraut treibet einen hohen Stengel/ und stehet an des Lamms Nabel/ und bleibt so lang es ein grünes Kraut herum zu verzehren hat; wann solches vergangen/ so welcket und erstirbt diß Frucht-Thier (wie sie von Herrn Harsdörffer in delit. Math. & Phys. T. 3. p. 10. quaest. 40. genennet wird) der Wolf trachtet dieser Frucht sehr nach/ und frisst es lieber als nichts anders. Wiewol nun dieses bey uns unbekannt/ halte ich doch/ wann es zu bekommen wäre/ es solte in unsern Ländern auch wol gedeyen. Andere wollen/ es sey eine Art eines rauhen härichten Kürbis-Geschlechts/ und sey eine Fabel/ daß [Spaltenumbruch]
es Gras fresse; sondern werde solches vielmehr von sei- nem Schatten und Blättern verdorret/ also daß der Platz unter diesem Gewächse kahl bleibe; unter welchen auch ist Herr de Verulam in Histor. naturali. Expe- rim. 609.
Herr Erasmus Francisci in seinem Ost- und West- Jndianischen Lustgarten schreibt also davon: Jn der Europaeischen Tartarey/ zwischen den Strömen Don und Wolga, um die Gegend Samara, grünet ein Ge- wächse/ so einen ziemlich starcken Stengel bekommt/ oben wächset eine Frucht/ die dem äussern Ansehen nach/ wie ein Lamm gestaltet/ von den Reussen Boranez ge- nannt wird. Der Stengel an diesem Gewächse/ ist an statt des Nabels/ auf welchem es sich rings herum wen- den kan/ zu welcher Seiten es sich nun wendet/ verdor- ret das umstehende Gras. Wann die Frucht reiff wird/ beginnet der Stengel zu vertrocknen/ die Frucht aber ein rauhes Fell zu bekommen/ gleich einem Lamm/ wel- ches nachmals gegerbet/ und zum Gebrauch bereitet wird; hat sehr zarte und krause Wolle. Die Wölffe allein/ sonst kein ander Thier/ stehen dieser Frucht nach. Das Fleisch ist eines gar süssen Geschmacks/ und glei- chet der Krebsen Fleisch. Wann diese Frucht geschnit- ten wird/ fleust ein rother Safft aus dem Schnitt.
Ein Fell von einem solchen Lamm/ so in der Grösse eines Kaninichen/ davon die Wolle eines halben Fin- gers lang/ wie auch dergleichen schon gesponnene Wolle und Garn/ kan man zu Amsterdam/ in eines Apothekers Johann Schwammerdams Kunst-Kammer zu sehen be- kommen/ und daraus des vielleicht entstandenen Zwei- fels/ ob es auch wahr seyn möge/ sich entledigen. Und Loy Guyon in seinen diverses Lecons meldet von die- sem Borametz folgendes; Certes cecy sembleroit estre chose controuvee, s' il n' y avoit plusieurs hommes de Nom & d' autorite qui asseurent estre Chose Veritable, Comme de Moscovites, Poloniens & Valachiens, qui ont estez sur les Lieux, qui l' ont asseurez aux Francois, qui accompagnerent Henry le troisieme en Pologne.
Buxus deaurata arborescens, vergüldter Buchs- baum/ davon der Holländische Gärtner schreibt/ es sey eine Art von Buchsbaum mit grossen Blättern/ die ha- ben das Ansehen/ als ob sie verguldet wären/ weil alle Blätter mit einem gelben Rand eingefasst sind/ welches gar schön stehet; wird wie der ander Buchsbaum durch Zerreissung der Wurtzen und von eingesteckten Zweigen vermehret. Daraus kan man durch des Gärtners Ge- schicklichkeit/ Kronen/ Kugeln/ und allerley artliche Sachen formiren/ ist dieser Zeit bey uns noch unbe- kannt.
Es ist noch ein andere Art/ so um Narbona in Franck- reich wächst/ welches für das Lycium oder Buchsdorn gehalten wird/ hat feiste dicke Blätter wie der Buchs- baum/ wächst nicht gar hoch/ hat eine bleiche Rinden/ und eine Frucht/ wie der Pfeffer/ schwartz/ und ist mit scharffen langen Dornen besetzt/ wächst auch in Italia, ist aber ein
BOhnenbaum/ Anagyris oder Laburnum, waͤch- ſet in Italia, ſonderlich in Apulia, wie auch in Franckreich und Hiſpanien/ bey uns muß er uͤber Winter eingeſetzt und vor der Kaͤlte verwahret werden/ iſt von zweyerley Art/ der erſte iſt ein Strauch/ kan aber durch Fleiß des Gaͤrtners zu einem Baum erwachſen; hat gelbſchwartze Rinden und bleiches Holtz; die Blaͤt- ter ſind drey und drey zuſamm geſetzt/ oben gruͤn und unten grau/ laͤnglecht und zugeſpitzt/ iſt eines widerwer- tigen uͤblen und ſtinckenden Geruchs.
Es iſt aber noch eine Art/ die nicht ſtincket/ dieſe hat etwas breitere und rundlichte/ das andere aber ſchma- le Blaͤtter/ hat ein Holtz auswendig gelblicht/ inwen- dig im Marck ſchwartz/ wie das Franzoſen-Holtz/ und dermaſſen hart/ daß auch das ſchaͤrffeſte Eiſen davon ſtumpf wird/ bluͤhen beede im Majo und Junio, und tra- gen Goldfarbe Blumen; nach der Bluͤhe folgen Schoͤt- lein Fingers lang und Daumens breit/ in welchen drey oder vier Bohnen ligen/ die ſind erſtlich weiß/ darnach Purpurfaͤrbig/ und endlich blauſchwartz/ geformt ſchier wie eine Nieren/ wird von den Nebenſchoͤßlein/ wie auch von dem Saamen/ fortgeziegelt.
Herr Stromer in ſeiner Horticulturâ Laurenber- gianâ ſchreibt/ er moͤge die Winters-Kaͤlte wol leiden/ im Sommer aber verlange er bißweilen friſches Waſ- ſer.
Die Blaͤtter eines Quintels ſchwer in ſuͤſſem Wein getruncken/ befoͤrdern/ nach Dioſcoridis Meynung/ die Geburt und Menſes, und machen den ſchweren Athem und den Kopfwehe leichter; der Saame gegeſſen/ er- weckt ein ſtarckes Wuͤrgen und Brechen/ deßwegen er zu meiden.
Der aus der Wurtzen gepreſſte Safft zertheilet/ vertreibt und zeitiget; die zerſtoſſene Blaͤtter aufgelegt/ legen die Geſchwulſt; das Holtz gibt gute Boͤgen zum ſchieſſen/ wird auch wegen ſeiner Schwaͤrtze bisweilen fuͤr Ebenholtz verkaufft.
Borametz, waͤchſt in Tartaria, in der Landſchafft Zanolha, da die Jnnwohner einen Kern/ wie die Me- lon-Kerne/ doch ein wenig laͤnger/ ausſaͤen/ daraus er- waͤchſt ein Kraut wie ein Lamm/ dem es mit Fuͤſſen/ Haubt/ Ohren und Wollen gleichet; die Woll iſt zart und rein/ davon macht man Hauben/ wie bey uns aus der Baumwollen/ das Fleiſch gleichet den Krebſen/ iſt ſuͤß und ſehr wolgeſchmack/ und wann man darein ſchnei- det/ laufft Blut/ oder ein rother Safft/ daraus. Das Kraut treibet einen hohen Stengel/ und ſtehet an des Lamms Nabel/ und bleibt ſo lang es ein gruͤnes Kraut herum zu verzehren hat; wann ſolches vergangen/ ſo welcket und erſtirbt diß Frucht-Thier (wie ſie von Herrn Harsdoͤrffer in delit. Math. & Phyſ. T. 3. p. 10. quæſt. 40. genennet wird) der Wolf trachtet dieſer Frucht ſehr nach/ und friſſt es lieber als nichts anders. Wiewol nun dieſes bey uns unbekannt/ halte ich doch/ wann es zu bekommen waͤre/ es ſolte in unſern Laͤndern auch wol gedeyen. Andere wollen/ es ſey eine Art eines rauhen haͤrichten Kuͤrbis-Geſchlechts/ und ſey eine Fabel/ daß [Spaltenumbruch]
es Gras freſſe; ſondern werde ſolches vielmehr von ſei- nem Schatten und Blaͤttern verdorret/ alſo daß der Platz unter dieſem Gewaͤchſe kahl bleibe; unter welchen auch iſt Herr de Verulam in Hiſtor. naturali. Expe- rim. 609.
Herr Eraſmus Franciſci in ſeinem Oſt- und Weſt- Jndianiſchen Luſtgarten ſchreibt alſo davon: Jn der Europæiſchen Tartarey/ zwiſchen den Stroͤmen Don und Wolga, um die Gegend Samara, gruͤnet ein Ge- waͤchſe/ ſo einen ziemlich ſtarcken Stengel bekommt/ oben waͤchſet eine Frucht/ die dem aͤuſſern Anſehen nach/ wie ein Lamm geſtaltet/ von den Reuſſen Boranez ge- nannt wird. Der Stengel an dieſem Gewaͤchſe/ iſt an ſtatt des Nabels/ auf welchem es ſich rings herum wen- den kan/ zu welcher Seiten es ſich nun wendet/ verdor- ret das umſtehende Gras. Wann die Frucht reiff wird/ beginnet der Stengel zu vertrocknen/ die Frucht aber ein rauhes Fell zu bekommen/ gleich einem Lamm/ wel- ches nachmals gegerbet/ und zum Gebrauch bereitet wird; hat ſehr zarte und krauſe Wolle. Die Woͤlffe allein/ ſonſt kein ander Thier/ ſtehen dieſer Frucht nach. Das Fleiſch iſt eines gar ſuͤſſen Geſchmacks/ und glei- chet der Krebſen Fleiſch. Wann dieſe Frucht geſchnit- ten wird/ fleuſt ein rother Safft aus dem Schnitt.
Ein Fell von einem ſolchen Lamm/ ſo in der Groͤſſe eines Kaninichen/ davon die Wolle eines halben Fin- gers lang/ wie auch dergleichen ſchon geſponnene Wolle und Garn/ kan man zu Amſterdam/ in eines Apothekers Johann Schwammerdams Kunſt-Kammer zu ſehen be- kommen/ und daraus des vielleicht entſtandenen Zwei- fels/ ob es auch wahr ſeyn moͤge/ ſich entledigen. Und Loy Guyon in ſeinen diverſes Leçons meldet von die- ſem Borametz folgendes; Certes cecy ſembleroit eſtre choſe controuvée, s’ il n’ y avoit pluſieurs hommes de Nom & d’ autorité qui aſſeurent eſtre Choſe Veritable, Comme de Moſcovites, Poloniens & Valachiens, qui ont eſtez ſur les Lieux, qui l’ ont aſſeurez aux François, qui accompagnerent Henry le troiſieme en Pologne.
Buxus deaurata arboreſcens, verguͤldter Buchs- baum/ davon der Hollaͤndiſche Gaͤrtner ſchreibt/ es ſey eine Art von Buchsbaum mit groſſen Blaͤttern/ die ha- ben das Anſehen/ als ob ſie verguldet waͤren/ weil alle Blaͤtter mit einem gelben Rand eingefaſſt ſind/ welches gar ſchoͤn ſtehet; wird wie der ander Buchsbaum durch Zerreiſſung der Wurtzen und von eingeſteckten Zweigen vermehret. Daraus kan man durch des Gaͤrtners Ge- ſchicklichkeit/ Kronen/ Kugeln/ und allerley artliche Sachen formiren/ iſt dieſer Zeit bey uns noch unbe- kannt.
Es iſt noch ein andere Art/ ſo um Narbona in Franck- reich waͤchſt/ welches fuͤr das Lycium oder Buchsdorn gehalten wird/ hat feiſte dicke Blaͤtter wie der Buchs- baum/ waͤchſt nicht gar hoch/ hat eine bleiche Rinden/ und eine Frucht/ wie der Pfeffer/ ſchwartz/ und iſt mit ſcharffen langen Dornen beſetzt/ waͤchſt auch in Italiâ, iſt aber ein
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[601[599]/0637]
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
Cap. XXII.
Bohnenbaum/ Anagyris, Borametz, Buxus deaurata und
Lycium.
BOhnenbaum/ Anagyris oder Laburnum, waͤch-
ſet in Italia, ſonderlich in Apulia, wie auch in
Franckreich und Hiſpanien/ bey uns muß er uͤber
Winter eingeſetzt und vor der Kaͤlte verwahret werden/
iſt von zweyerley Art/ der erſte iſt ein Strauch/ kan aber
durch Fleiß des Gaͤrtners zu einem Baum erwachſen;
hat gelbſchwartze Rinden und bleiches Holtz; die Blaͤt-
ter ſind drey und drey zuſamm geſetzt/ oben gruͤn und
unten grau/ laͤnglecht und zugeſpitzt/ iſt eines widerwer-
tigen uͤblen und ſtinckenden Geruchs.
Es iſt aber noch eine Art/ die nicht ſtincket/ dieſe
hat etwas breitere und rundlichte/ das andere aber ſchma-
le Blaͤtter/ hat ein Holtz auswendig gelblicht/ inwen-
dig im Marck ſchwartz/ wie das Franzoſen-Holtz/ und
dermaſſen hart/ daß auch das ſchaͤrffeſte Eiſen davon
ſtumpf wird/ bluͤhen beede im Majo und Junio, und tra-
gen Goldfarbe Blumen; nach der Bluͤhe folgen Schoͤt-
lein Fingers lang und Daumens breit/ in welchen drey
oder vier Bohnen ligen/ die ſind erſtlich weiß/ darnach
Purpurfaͤrbig/ und endlich blauſchwartz/ geformt ſchier
wie eine Nieren/ wird von den Nebenſchoͤßlein/ wie auch
von dem Saamen/ fortgeziegelt.
Herr Stromer in ſeiner Horticulturâ Laurenber-
gianâ ſchreibt/ er moͤge die Winters-Kaͤlte wol leiden/
im Sommer aber verlange er bißweilen friſches Waſ-
ſer.
Die Blaͤtter eines Quintels ſchwer in ſuͤſſem Wein
getruncken/ befoͤrdern/ nach Dioſcoridis Meynung/ die
Geburt und Menſes, und machen den ſchweren Athem
und den Kopfwehe leichter; der Saame gegeſſen/ er-
weckt ein ſtarckes Wuͤrgen und Brechen/ deßwegen er
zu meiden.
Der aus der Wurtzen gepreſſte Safft zertheilet/
vertreibt und zeitiget; die zerſtoſſene Blaͤtter aufgelegt/
legen die Geſchwulſt; das Holtz gibt gute Boͤgen zum
ſchieſſen/ wird auch wegen ſeiner Schwaͤrtze bisweilen
fuͤr Ebenholtz verkaufft.
Borametz, waͤchſt in Tartaria, in der Landſchafft
Zanolha, da die Jnnwohner einen Kern/ wie die Me-
lon-Kerne/ doch ein wenig laͤnger/ ausſaͤen/ daraus er-
waͤchſt ein Kraut wie ein Lamm/ dem es mit Fuͤſſen/
Haubt/ Ohren und Wollen gleichet; die Woll iſt zart
und rein/ davon macht man Hauben/ wie bey uns aus
der Baumwollen/ das Fleiſch gleichet den Krebſen/ iſt
ſuͤß und ſehr wolgeſchmack/ und wann man darein ſchnei-
det/ laufft Blut/ oder ein rother Safft/ daraus. Das
Kraut treibet einen hohen Stengel/ und ſtehet an des
Lamms Nabel/ und bleibt ſo lang es ein gruͤnes Kraut
herum zu verzehren hat; wann ſolches vergangen/ ſo
welcket und erſtirbt diß Frucht-Thier (wie ſie von Herrn
Harsdoͤrffer in delit. Math. & Phyſ. T. 3. p. 10. quæſt.
40. genennet wird) der Wolf trachtet dieſer Frucht ſehr
nach/ und friſſt es lieber als nichts anders. Wiewol
nun dieſes bey uns unbekannt/ halte ich doch/ wann es
zu bekommen waͤre/ es ſolte in unſern Laͤndern auch wol
gedeyen. Andere wollen/ es ſey eine Art eines rauhen
haͤrichten Kuͤrbis-Geſchlechts/ und ſey eine Fabel/ daß
es Gras freſſe; ſondern werde ſolches vielmehr von ſei-
nem Schatten und Blaͤttern verdorret/ alſo daß der
Platz unter dieſem Gewaͤchſe kahl bleibe; unter welchen
auch iſt Herr de Verulam in Hiſtor. naturali. Expe-
rim. 609.
Herr Eraſmus Franciſci in ſeinem Oſt- und Weſt-
Jndianiſchen Luſtgarten ſchreibt alſo davon: Jn der
Europæiſchen Tartarey/ zwiſchen den Stroͤmen Don
und Wolga, um die Gegend Samara, gruͤnet ein Ge-
waͤchſe/ ſo einen ziemlich ſtarcken Stengel bekommt/
oben waͤchſet eine Frucht/ die dem aͤuſſern Anſehen nach/
wie ein Lamm geſtaltet/ von den Reuſſen Boranez ge-
nannt wird. Der Stengel an dieſem Gewaͤchſe/ iſt an
ſtatt des Nabels/ auf welchem es ſich rings herum wen-
den kan/ zu welcher Seiten es ſich nun wendet/ verdor-
ret das umſtehende Gras. Wann die Frucht reiff wird/
beginnet der Stengel zu vertrocknen/ die Frucht aber ein
rauhes Fell zu bekommen/ gleich einem Lamm/ wel-
ches nachmals gegerbet/ und zum Gebrauch bereitet
wird; hat ſehr zarte und krauſe Wolle. Die Woͤlffe
allein/ ſonſt kein ander Thier/ ſtehen dieſer Frucht nach.
Das Fleiſch iſt eines gar ſuͤſſen Geſchmacks/ und glei-
chet der Krebſen Fleiſch. Wann dieſe Frucht geſchnit-
ten wird/ fleuſt ein rother Safft aus dem Schnitt.
Ein Fell von einem ſolchen Lamm/ ſo in der Groͤſſe
eines Kaninichen/ davon die Wolle eines halben Fin-
gers lang/ wie auch dergleichen ſchon geſponnene Wolle
und Garn/ kan man zu Amſterdam/ in eines Apothekers
Johann Schwammerdams Kunſt-Kammer zu ſehen be-
kommen/ und daraus des vielleicht entſtandenen Zwei-
fels/ ob es auch wahr ſeyn moͤge/ ſich entledigen. Und
Loy Guyon in ſeinen diverſes Leçons meldet von die-
ſem Borametz folgendes; Certes cecy ſembleroit
eſtre choſe controuvée, s’ il n’ y avoit pluſieurs
hommes de Nom & d’ autorité qui aſſeurent eſtre
Choſe Veritable, Comme de Moſcovites, Poloniens
& Valachiens, qui ont eſtez ſur les Lieux, qui l’ ont
aſſeurez aux François, qui accompagnerent Henry
le troiſieme en Pologne.
Buxus deaurata arboreſcens, verguͤldter Buchs-
baum/ davon der Hollaͤndiſche Gaͤrtner ſchreibt/ es ſey
eine Art von Buchsbaum mit groſſen Blaͤttern/ die ha-
ben das Anſehen/ als ob ſie verguldet waͤren/ weil alle
Blaͤtter mit einem gelben Rand eingefaſſt ſind/ welches
gar ſchoͤn ſtehet; wird wie der ander Buchsbaum durch
Zerreiſſung der Wurtzen und von eingeſteckten Zweigen
vermehret. Daraus kan man durch des Gaͤrtners Ge-
ſchicklichkeit/ Kronen/ Kugeln/ und allerley artliche
Sachen formiren/ iſt dieſer Zeit bey uns noch unbe-
kannt.
Es iſt noch ein andere Art/ ſo um Narbona in Franck-
reich waͤchſt/ welches fuͤr das Lycium oder Buchsdorn
gehalten wird/ hat feiſte dicke Blaͤtter wie der Buchs-
baum/ waͤchſt nicht gar hoch/ hat eine bleiche Rinden/ und
eine Frucht/ wie der Pfeffer/ ſchwartz/ und iſt mit ſcharffen
langen Dornen beſetzt/ waͤchſt auch in Italiâ, iſt aber ein
wenig
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 601[599]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/637>, abgerufen am 20.11.2024.
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