[Spaltenumbruch]
die rothe Ruhr; der Safft des Krauts in die Nasen- löcher gethan/ stillet das Bluten/ und reiniget die fri- schen Wunden; mit rothem Wein gebaisst und distil- lirt/ stillet es die Blutflüsse noch kräfftiger/ heilet alles/ [Spaltenumbruch]
was innerlich im Leib zerbrochen/ beschädigt oder ver- sehrt ist/ wann man allzeit drey oder vier Loth Morgens/ Mittags und Abends trincket/ und seinen gewöhnlichen Tranck damit vermischet.
Cap. XCII. Gegen Orient:Thalictrum,Wegricht und Wegtritt/ oder Polygonum.
[Spaltenumbruch]
THalictrum, oder Regina prati, weil es seinen ge- wöhnlichsten Stand in den Wiesen pflegt zu neh- men/ ist einer abstergirenden und reinigenden Ei- genschafft/ seine Blätter gestossen und zu einem Pfla- ster gemacht/ heilen die alten Geschwere und Schäden gewaltig zu/ und meldet Durantes von diesem gantzen Gewächse/ daß es in die Kammer aufgehenckt/ oder am Halse getragen/ die Geburt der schwangern Frauen in Mutterleib vor aller Gefahr bewahre. Die Wurtzen in die Laugen gelegt/ bringt alle Läuse um; das aus den Blättern und Blumen gebrannte Wasser mit leinenen Tüchlein übergelegt/ heilet alle alte Geschwer und Schä- den zu; diß Gewächse hat Stengel/ wie die Rauten/ mit vielen glatten und gleichsam eckichten Aesten erfül- let/ die Blätter sind schier wie am Coriander/ doch et- was feister und länger/ rings herum zerkerbt/ und aus- wendig mehr grün/ als inwendig; die Blumen sind ähe- richt/ mosicht/ klein und einer weißbleichen Farbe/ auf welche dreyeckichte Hülslein erfolgen/ die den Saamen in sich halten; die Wurtzel ist rund/ auf die eine Seiten gekrümmt/ und gelb mit vielen Zasern.
Wegricht/ Plantago, ist spitzig und breit/ kleiner und grosser Gattung/ allenthalben so bekannt/ daß es unnöhtig ihn zu beschreiben/ wächst überall.
Der Saame von dem breiten Wegricht im Junio, wann er noch grünlich/ nicht gar zeitig/ doch vollkommen ist/ gibt den Sang-Vögeln/ als Canari-Vögeln/ Stiglitzen/ und andern/ eine angenehme Speise/ fres- sen ihn so gern als die Hünerdärm/ und ist ihnen ge- sund.
Der Wegricht kühlet und trocknet im andern Grad/ und zieht zusammen/ darum wird er nützlich zu allen bösen/ faulen und fliessenden Schäden gebraucht/ stillet das Blut/ stopffet die rothe Ruhr/ mit Essig ge- kocht und gegessen/ oder das Pulver davon eingenom- men; mag auch aufgelegt werden über den Brand/ hi- tzige Aposteme/ Geschwulsten und Kröpfe; sein Safft in die Fistulen getropft/ heilet sie; in die Augen/ reinigt [Spaltenumbruch]
sie; in die Ohren/ legt ihre Schmertzen/ öffnet Leber/ Miltz und Nieren/ und kühlet sie; heilet auch die von rasenden Hunden gebissene Wunden/ über die Wun- den gelegt; das Kraut auf die Fußsolen gelegt/ heilet die müden und geschwollenen Füsse; die Blätter mit Saltz gestossen und übergelegt/ lindert die hefftigen Schmertzen des Podagra; der Safft vertreibet das Keuchen; das Wasser davon gebrannt/ wann er in der Blühe ist/ stopft alle hefftige Bauchflüsse/ insonderheit die rothe Ruhr/ und heilet alle Versehrungen des Lei- bes; in paroxysmo febris tertianae einen guten Löffel voll getruncken/ kühlet es die Hitze/ und treibt die giff- tige böse Materi aus/ durch den Schweiß/ heilet auch/ übergelegt/ alle gifftige Biß/ ist gut/ die Wunden damit gewaschen und eingesprützt/ und dienet sonst zu vielerley Gebrechen und Schäden.
Wegtritt/ Polygonum, wird nicht in die Gärten gepflantzet/ sondern als ein Unkraut ausgejetten und heraus geworffen/ da es doch in der Medicin ein vor- treffliches und nützliches Gewächse ist. Wächst schier ü- berall auf den Wegen und wüsten Orten/ und wird al- lenthalben mit Füssen getretten/ daher es auch den Nah- men hat/ wächst sonderlich gern an feuchten Stetten; ist feuchter und kühlender Eigenschafft/ ist bequem für das Blut-Speyen und rothe Ruhr/ heilet die schwüri- gen Ohren/ löschet das Rothlauf/ und heilet alle hitzige Geschwer; seine Blätter im rothen Wein gesotten und getruncken/ wird wider alles Gifft der Schlangen ge- rühmet/ und zu den Fiebern/ eine Stund vor dem Pa- roxysmo gebraucht/ treibet das Gifft und den Stein gewaltig aus/ und treibet die Würme aus dem Leib/ das Wasser reiniget alle Glieder des Harngangs vom Sand/ Grieß und Schleim/ heilet alle innerliche Ver- sehrungen/ kühlet und heilet alle Schäden membrorum genitalium, den Mund damit gewaschen/ löscht es alle Entzündungen und Schäden des Mundes und Zahn- fleisches/ befestet die Biller und Zähne/ und säubert sie von aller Fäulnus.
Kräuter gegen Mittag. Cap. XCIII. Alant/ Andorn/Botrys, Cardobenedict.
[Spaltenumbruch]
ALant/ Enula Campana, Helenium, wächst in allem Erdreich/ hoch oder nieder/ feucht oder trocken/ wird meistens in die Gärten von den Beyschößlingen fortgepflantzt/ und die Beysätze mit der Wurtzen geschicklich abgetheilet; die Wurtzen wird al- lein zur Medicin gebraucht/ im Früling und Herbst ge- graben/ scheiblicht zerschnitten/ und in schattichter Lufft [Spaltenumbruch]
aufgedörrt; man muß sie ausgraben ehe der Stengel sich aufrichtet/ ist warmer und trockener Natur/ doch mit Feuchtigkeit vermischet/ eröffnet/ verdauet und zer- trennet/ darum es dem kalten Magen und für das Keu- chen wol dienet; in Wein oder Most gesotten/ stillet die Husten und das beschwerliche Athemen.
Drey Loth rein gestossen Alant-Pulver mit einem
halben
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
die rothe Ruhr; der Safft des Krauts in die Naſen- loͤcher gethan/ ſtillet das Bluten/ und reiniget die fri- ſchen Wunden; mit rothem Wein gebaiſſt und diſtil- lirt/ ſtillet es die Blutfluͤſſe noch kraͤfftiger/ heilet alles/ [Spaltenumbruch]
was innerlich im Leib zerbrochen/ beſchaͤdigt oder ver- ſehrt iſt/ wann man allzeit drey oder vier Loth Morgens/ Mittags und Abends trincket/ und ſeinen gewoͤhnlichen Tranck damit vermiſchet.
Cap. XCII. Gegen Orient:Thalictrum,Wegricht und Wegtritt/ oder Polygonum.
[Spaltenumbruch]
THalictrum, oder Regina prati, weil es ſeinen ge- woͤhnlichſten Stand in den Wieſen pflegt zu neh- men/ iſt einer abſtergirenden und reinigenden Ei- genſchafft/ ſeine Blaͤtter geſtoſſen und zu einem Pfla- ſter gemacht/ heilen die alten Geſchwere und Schaͤden gewaltig zu/ und meldet Durantes von dieſem gantzen Gewaͤchſe/ daß es in die Kammer aufgehenckt/ oder am Halſe getragen/ die Geburt der ſchwangern Frauen in Mutterleib vor aller Gefahr bewahre. Die Wurtzen in die Laugen gelegt/ bringt alle Laͤuſe um; das aus den Blaͤttern und Blumen gebrannte Waſſer mit leinenen Tuͤchlein uͤbergelegt/ heilet alle alte Geſchwer und Schaͤ- den zu; diß Gewaͤchſe hat Stengel/ wie die Rauten/ mit vielen glatten und gleichſam eckichten Aeſten erfuͤl- let/ die Blaͤtter ſind ſchier wie am Coriander/ doch et- was feiſter und laͤnger/ rings herum zerkerbt/ und aus- wendig mehr gruͤn/ als inwendig; die Blumen ſind aͤhe- richt/ moſicht/ klein und einer weißbleichen Farbe/ auf welche dreyeckichte Huͤlslein erfolgen/ die den Saamen in ſich halten; die Wurtzel iſt rund/ auf die eine Seiten gekruͤmmt/ und gelb mit vielen Zaſern.
Wegricht/ Plantago, iſt ſpitzig und breit/ kleiner und groſſer Gattung/ allenthalben ſo bekannt/ daß es unnoͤhtig ihn zu beſchreiben/ waͤchſt uͤberall.
Der Saame von dem breiten Wegricht im Junio, wann er noch gruͤnlich/ nicht gar zeitig/ doch vollkommen iſt/ gibt den Sang-Voͤgeln/ als Canari-Voͤgeln/ Stiglitzen/ und andern/ eine angenehme Speiſe/ freſ- ſen ihn ſo gern als die Huͤnerdaͤrm/ und iſt ihnen ge- ſund.
Der Wegricht kuͤhlet und trocknet im andern Grad/ und zieht zuſammen/ darum wird er nuͤtzlich zu allen boͤſen/ faulen und flieſſenden Schaͤden gebraucht/ ſtillet das Blut/ ſtopffet die rothe Ruhr/ mit Eſſig ge- kocht und gegeſſen/ oder das Pulver davon eingenom- men; mag auch aufgelegt werden uͤber den Brand/ hi- tzige Apoſteme/ Geſchwulſten und Kroͤpfe; ſein Safft in die Fiſtulen getropft/ heilet ſie; in die Augen/ reinigt [Spaltenumbruch]
ſie; in die Ohren/ legt ihre Schmertzen/ oͤffnet Leber/ Miltz und Nieren/ und kuͤhlet ſie; heilet auch die von raſenden Hunden gebiſſene Wunden/ uͤber die Wun- den gelegt; das Kraut auf die Fußſolen gelegt/ heilet die muͤden und geſchwollenen Fuͤſſe; die Blaͤtter mit Saltz geſtoſſen und uͤbergelegt/ lindert die hefftigen Schmertzen des Podagra; der Safft vertreibet das Keuchen; das Waſſer davon gebrannt/ wann er in der Bluͤhe iſt/ ſtopft alle hefftige Bauchfluͤſſe/ inſonderheit die rothe Ruhr/ und heilet alle Verſehrungen des Lei- bes; in paroxyſmo febris tertianæ einen guten Loͤffel voll getruncken/ kuͤhlet es die Hitze/ und treibt die giff- tige boͤſe Materi aus/ durch den Schweiß/ heilet auch/ uͤbergelegt/ alle gifftige Biß/ iſt gut/ die Wunden damit gewaſchen und eingeſpruͤtzt/ und dienet ſonſt zu vielerley Gebrechen und Schaͤden.
Wegtritt/ Polygonum, wird nicht in die Gaͤrten gepflantzet/ ſondern als ein Unkraut ausgejetten und heraus geworffen/ da es doch in der Medicin ein vor- treffliches und nuͤtzliches Gewaͤchſe iſt. Waͤchſt ſchier uͤ- berall auf den Wegen und wuͤſten Orten/ und wird al- lenthalben mit Fuͤſſen getretten/ daher es auch den Nah- men hat/ waͤchſt ſonderlich gern an feuchten Stetten; iſt feuchter und kuͤhlender Eigenſchafft/ iſt bequem fuͤr das Blut-Speyen und rothe Ruhr/ heilet die ſchwuͤri- gen Ohren/ loͤſchet das Rothlauf/ und heilet alle hitzige Geſchwer; ſeine Blaͤtter im rothen Wein geſotten und getruncken/ wird wider alles Gifft der Schlangen ge- ruͤhmet/ und zu den Fiebern/ eine Stund vor dem Pa- roxyſmo gebraucht/ treibet das Gifft und den Stein gewaltig aus/ und treibet die Wuͤrme aus dem Leib/ das Waſſer reiniget alle Glieder des Harngangs vom Sand/ Grieß und Schleim/ heilet alle innerliche Ver- ſehrungen/ kuͤhlet und heilet alle Schaͤden membrorum genitalium, den Mund damit gewaſchen/ loͤſcht es alle Entzuͤndungen und Schaͤden des Mundes und Zahn- fleiſches/ befeſtet die Biller und Zaͤhne/ und ſaͤubert ſie von aller Faͤulnus.
Kraͤuter gegen Mittag. Cap. XCIII. Alant/ Andorn/Botrys, Cardobenedict.
[Spaltenumbruch]
ALant/ Enula Campana, Helenium, waͤchſt in allem Erdreich/ hoch oder nieder/ feucht oder trocken/ wird meiſtens in die Gaͤrten von den Beyſchoͤßlingen fortgepflantzt/ und die Beyſaͤtze mit der Wurtzen geſchicklich abgetheilet; die Wurtzen wird al- lein zur Medicin gebraucht/ im Fruͤling und Herbſt ge- graben/ ſcheiblicht zerſchnitten/ und in ſchattichter Lufft [Spaltenumbruch]
aufgedoͤrrt; man muß ſie ausgraben ehe der Stengel ſich aufrichtet/ iſt warmer und trockener Natur/ doch mit Feuchtigkeit vermiſchet/ eroͤffnet/ verdauet und zer- trennet/ darum es dem kalten Magen und fuͤr das Keu- chen wol dienet; in Wein oder Moſt geſotten/ ſtillet die Huſten und das beſchwerliche Athemen.
Drey Loth rein geſtoſſen Alant-Pulver mit einem
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[540[538]/0556]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
die rothe Ruhr; der Safft des Krauts in die Naſen-
loͤcher gethan/ ſtillet das Bluten/ und reiniget die fri-
ſchen Wunden; mit rothem Wein gebaiſſt und diſtil-
lirt/ ſtillet es die Blutfluͤſſe noch kraͤfftiger/ heilet alles/
was innerlich im Leib zerbrochen/ beſchaͤdigt oder ver-
ſehrt iſt/ wann man allzeit drey oder vier Loth Morgens/
Mittags und Abends trincket/ und ſeinen gewoͤhnlichen
Tranck damit vermiſchet.
Cap. XCII.
Gegen Orient: Thalictrum, Wegricht und Wegtritt/ oder
Polygonum.
THalictrum, oder Regina prati, weil es ſeinen ge-
woͤhnlichſten Stand in den Wieſen pflegt zu neh-
men/ iſt einer abſtergirenden und reinigenden Ei-
genſchafft/ ſeine Blaͤtter geſtoſſen und zu einem Pfla-
ſter gemacht/ heilen die alten Geſchwere und Schaͤden
gewaltig zu/ und meldet Durantes von dieſem gantzen
Gewaͤchſe/ daß es in die Kammer aufgehenckt/ oder am
Halſe getragen/ die Geburt der ſchwangern Frauen in
Mutterleib vor aller Gefahr bewahre. Die Wurtzen
in die Laugen gelegt/ bringt alle Laͤuſe um; das aus den
Blaͤttern und Blumen gebrannte Waſſer mit leinenen
Tuͤchlein uͤbergelegt/ heilet alle alte Geſchwer und Schaͤ-
den zu; diß Gewaͤchſe hat Stengel/ wie die Rauten/
mit vielen glatten und gleichſam eckichten Aeſten erfuͤl-
let/ die Blaͤtter ſind ſchier wie am Coriander/ doch et-
was feiſter und laͤnger/ rings herum zerkerbt/ und aus-
wendig mehr gruͤn/ als inwendig; die Blumen ſind aͤhe-
richt/ moſicht/ klein und einer weißbleichen Farbe/ auf
welche dreyeckichte Huͤlslein erfolgen/ die den Saamen
in ſich halten; die Wurtzel iſt rund/ auf die eine Seiten
gekruͤmmt/ und gelb mit vielen Zaſern.
Wegricht/ Plantago, iſt ſpitzig und breit/ kleiner
und groſſer Gattung/ allenthalben ſo bekannt/ daß es
unnoͤhtig ihn zu beſchreiben/ waͤchſt uͤberall.
Der Saame von dem breiten Wegricht im Junio,
wann er noch gruͤnlich/ nicht gar zeitig/ doch vollkommen
iſt/ gibt den Sang-Voͤgeln/ als Canari-Voͤgeln/
Stiglitzen/ und andern/ eine angenehme Speiſe/ freſ-
ſen ihn ſo gern als die Huͤnerdaͤrm/ und iſt ihnen ge-
ſund.
Der Wegricht kuͤhlet und trocknet im andern
Grad/ und zieht zuſammen/ darum wird er nuͤtzlich zu
allen boͤſen/ faulen und flieſſenden Schaͤden gebraucht/
ſtillet das Blut/ ſtopffet die rothe Ruhr/ mit Eſſig ge-
kocht und gegeſſen/ oder das Pulver davon eingenom-
men; mag auch aufgelegt werden uͤber den Brand/ hi-
tzige Apoſteme/ Geſchwulſten und Kroͤpfe; ſein Safft
in die Fiſtulen getropft/ heilet ſie; in die Augen/ reinigt
ſie; in die Ohren/ legt ihre Schmertzen/ oͤffnet Leber/
Miltz und Nieren/ und kuͤhlet ſie; heilet auch die von
raſenden Hunden gebiſſene Wunden/ uͤber die Wun-
den gelegt; das Kraut auf die Fußſolen gelegt/ heilet
die muͤden und geſchwollenen Fuͤſſe; die Blaͤtter mit
Saltz geſtoſſen und uͤbergelegt/ lindert die hefftigen
Schmertzen des Podagra; der Safft vertreibet das
Keuchen; das Waſſer davon gebrannt/ wann er in der
Bluͤhe iſt/ ſtopft alle hefftige Bauchfluͤſſe/ inſonderheit
die rothe Ruhr/ und heilet alle Verſehrungen des Lei-
bes; in paroxyſmo febris tertianæ einen guten Loͤffel
voll getruncken/ kuͤhlet es die Hitze/ und treibt die giff-
tige boͤſe Materi aus/ durch den Schweiß/ heilet auch/
uͤbergelegt/ alle gifftige Biß/ iſt gut/ die Wunden damit
gewaſchen und eingeſpruͤtzt/ und dienet ſonſt zu vielerley
Gebrechen und Schaͤden.
Wegtritt/ Polygonum, wird nicht in die Gaͤrten
gepflantzet/ ſondern als ein Unkraut ausgejetten und
heraus geworffen/ da es doch in der Medicin ein vor-
treffliches und nuͤtzliches Gewaͤchſe iſt. Waͤchſt ſchier uͤ-
berall auf den Wegen und wuͤſten Orten/ und wird al-
lenthalben mit Fuͤſſen getretten/ daher es auch den Nah-
men hat/ waͤchſt ſonderlich gern an feuchten Stetten;
iſt feuchter und kuͤhlender Eigenſchafft/ iſt bequem fuͤr
das Blut-Speyen und rothe Ruhr/ heilet die ſchwuͤri-
gen Ohren/ loͤſchet das Rothlauf/ und heilet alle hitzige
Geſchwer; ſeine Blaͤtter im rothen Wein geſotten und
getruncken/ wird wider alles Gifft der Schlangen ge-
ruͤhmet/ und zu den Fiebern/ eine Stund vor dem Pa-
roxyſmo gebraucht/ treibet das Gifft und den Stein
gewaltig aus/ und treibet die Wuͤrme aus dem Leib/
das Waſſer reiniget alle Glieder des Harngangs vom
Sand/ Grieß und Schleim/ heilet alle innerliche Ver-
ſehrungen/ kuͤhlet und heilet alle Schaͤden membrorum
genitalium, den Mund damit gewaſchen/ loͤſcht es alle
Entzuͤndungen und Schaͤden des Mundes und Zahn-
fleiſches/ befeſtet die Biller und Zaͤhne/ und ſaͤubert ſie
von aller Faͤulnus.
Kraͤuter gegen Mittag.
Cap. XCIII.
Alant/ Andorn/ Botrys, Cardobenedict.
ALant/ Enula Campana, Helenium, waͤchſt
in allem Erdreich/ hoch oder nieder/ feucht oder
trocken/ wird meiſtens in die Gaͤrten von den
Beyſchoͤßlingen fortgepflantzt/ und die Beyſaͤtze mit der
Wurtzen geſchicklich abgetheilet; die Wurtzen wird al-
lein zur Medicin gebraucht/ im Fruͤling und Herbſt ge-
graben/ ſcheiblicht zerſchnitten/ und in ſchattichter Lufft
aufgedoͤrrt; man muß ſie ausgraben ehe der Stengel
ſich aufrichtet/ iſt warmer und trockener Natur/ doch
mit Feuchtigkeit vermiſchet/ eroͤffnet/ verdauet und zer-
trennet/ darum es dem kalten Magen und fuͤr das Keu-
chen wol dienet; in Wein oder Moſt geſotten/ ſtillet die
Huſten und das beſchwerliche Athemen.
Drey Loth rein geſtoſſen Alant-Pulver mit einem
halben
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 540[538]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/556>, abgerufen am 23.02.2025.
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