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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Erster Theil/ Wein-Garten.
[Spaltenumbruch] Wein aus dem Faß darzu ab/ rührts wol untereinan-
der/ und geusst den Wein zu dreyenmalen in das Faß/
und rührt zu jedenmal wie vorher mit einem Rührscheid
wol ab/ und lässt ihn ruhen/ so wird er bald lauter. Zu
diesem muß man vorher alles in guter Vorbereitschafft
halten/ daß die Faß sauber/ nicht schmeckend/ wol ab-
gebunden seyen; Jtem ist im Ablassen zu verhüten/ so
viel möglich/ daß der Wein nicht verrauche/ daher am
besten/ wann man blechene eckichte in drey Beuche oder
Büge abgetheilte Röhren habe/ davon das obere Ort
in die Pippen/ das andere aber ins Faß gehe/ so man
beederseits mit einen saubern Tuch vermachen kan/
damit keine Lufft darzu möge/ auch muß man saubere
Schaff von Holtz oder Kupfer/ Füllkanten mit einem
Schnabel/ höltzerne oder blechene Trächter mit einem
weitem Mundloch/ und was man etwa sonst/ zum
Gebrauch vonnöthen hat/ daß alles in Vorbereitschafft
stehe.

Etliche machens also/ so auch gar gut ist: Sie neh-
men Schwefel so viel sie wollen/ und den dritten Theil
so viel Waid- oder Felber-Aschen/ thun den Schwefel
in ein neues Häfelein/ lassen ihn zergehen/ nehmen den
gepulverten Waid-Aschen und thun ihn unter den zer-
lassenen Schwefel/ nehmen dann ein neues rupfenes
Tuch/ ziehens in dem Schwefel und Waid-Aschen um/
weil alles warm ist/ daß es wol anklebe/ haben in Vor-
bereitschafft ein Pulver aus Holunder-Blühe/ das säen
sie auf das noch feuchte Tuch/ das kan man aufbehal-
ten so lang man will/ in ein halben Dreyling schneiden
sie vom Tuch 3 gute Finger breit und ein wenig länger/
zündens an mit einem Wachsliecht/ wie man sonsten
mit den Einschlägen umgeht/ und lassens vorher an
einem Trädel angemacht ins Faß/ verbailen es/ biß es
verbronnen/ thun das Trädel wieder heraus/ und ver-
schlagen den Spunt alsobald/ daß kein Dampf heraus
komme/ lassens über Nacht stehen/ des andern Ta-
ges lassen sie durch oben-bemeldtes Jnstrument den
Wein ab.

Theils füllen auf die letzte ein Maß frisches Bron-
nenwasser darzu; ist das Faß kleiner/ so muß des Ein-
[Spaltenumbruch] schlags auch weniger seyn/ davon wir drunten im Be-
richt vom Einschlag eigentlicher und weitläufftiger han-
deln wollen.

Wann man Benedicten-Wurtzen und etliche Nä-
gele gepulvert/ in einem halben Se[i]del guten Brand-
wein legt/ und also in den Wein thut/ so wird der abge-
zogene Wein schön/ lauter/ klar und gut. Man soll im
Abziehen auch bedencken/ daß es nicht windicht/ sondern
still und schön seye.

Jch hab für allen Einschlägen am besten und nutz-
lichsten befunden/ daß man auf einen 3 oder 4 Eymer ei-
ne ziemliche Muscatnuß/ auf grössere Band aber nach
Beduncken zwo oder mehr an Träte angemacht anzün-
det/ und durch den Spunt im Faß verbrennen läst/
welches nicht allein weit gesünder als alle andere Ein-
schläge/ sondern es macht auch Wein bey beständiger
Farb und Güte biß auf den letzten Tropfen verhar-
ren.

Theils nehmen eine Hand voll Saltz/ auf eine
eiserne Schaufel/ über ein Kohlfeuer/ lässt es darauf
braun werden/ thuts in das Faß/ und giesst nach Be-
duncken Brandwein darauf. Netzet hernach ein Tüch-
lein in Brandwein/ zündet es an/ und lässt es durch das
Bail in das Faß/ so wird davon der Brandwein/ den
man in das Faß gegossen auch angezündet/ diß gibt einen
Rauch/ der dem Faß und dem Wein sehr gut ist/ daß er
gut und beständig verbleibet.

Die Wein/ so kein gutes Geläger haben/ soll man
abziehen/ wann man ein langes hohles Rohr in ein Faß
steckt/ und mit dem Finger oder Daum das obere Loch
am Rohr zuhält/ und also wieder heraus nimmt/ so fin-
det man unten im Rohr etwas vom Gelager/ so lang es
wol riecht/ hat es kein Gefahr mit dem Wein/ hätte es
aber einen üblen Geruch/ dann ist nicht Zeit lang zu
warten/ sondern bald abzuziehen/ auszuspeisen/ vorzu-
legen oder zu verkauffen/ könnte aber deren keines seyn/
wäre am besten/ ihn auf ein frisches Gelager abzuziehen.
Etliche thun Reb-Aschen vorher in die Faß/ darein sie
den Wein ablassen wollen.

Cap. XL.
Vom Weinstein.
[Spaltenumbruch]

DEr Weinstein ist das dickeste und irdische Theil
des Weins/ der aus Erhartung dessen in den
Fässern sich anlegenden Gelägers entspringet;
und wie der Wein zu des Menschen Gesundheit dien-
lich/ also auch dieser in der Chymia, zu hohen/ treff-
lichen/ und dem Menschen wolgedeylichen anständigen
Mitteln gebraucht und gerühmet wird. In detergendo
compar non habet,
sagt Cardanus de subtilitate Lib. 7.
Darum er auch zu Säuberung und Reinigung der
Menschlichen Haut/ von aussen und innwendig/ zu vielen
Zuständen nützlich von denen Medicis verordnet wird;
wie denn der Cremor & Flores Tartari und das proe-
parirte Weinstein-Pulver den Magen von vielerley
Feuchtigkeit zu befreyen sehr gelobt ist.

Tanara sagt fol. 68. daß man den Weinstein stos-
sen/ sauber auswaschen und hernach sieden solle/ und
wann er den subtilen Schaum übersich wirfft/ soll man
[Spaltenumbruch] denselben abschöpffen und lassen dürr werden/ so sey es
der Cremor Tartari. Borellus Cent. 4. Observ. 62.
Festivissimo spectaculo conspexit in Holsatia apud
Ducem Fridericum, in ejus laboratorio, ex Tartaro
productas uvas, variaeque magnitudinis botros, non
peregrino aliquo fermento, sed illo ipso, quod erat
ex Tartaro, quod deinceps multoties, cum jucundis-
simo successu alibi tentatum,
wie D. Sachs in seiner
Gammarologia bezeuget. Zu Kranweth-Mösten wird
er darum genommen/ nicht allein weil er vim abstergen-
di & purificandi,
sondern auch/ weil er eine liebliche
Säuren in sich hält/ und die Constipationes Ventri-
culi
eröffnen kan.

Den Balsamum Tartari, weil er von den meisten
Leuten hochgehalten/ und zu allerley/ der innerlichen
Glieder Gebresten gebraucht wird/ will ich/ wie man
ihn pflegt zu proepariren/ kürtzlich hieher setzen. . zwey

Pfund
Z z ij

Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten.
[Spaltenumbruch] Wein aus dem Faß darzu ab/ ruͤhrts wol untereinan-
der/ und geuſſt den Wein zu dreyenmalen in das Faß/
und ruͤhrt zu jedenmal wie vorher mit einem Ruͤhrſcheid
wol ab/ und laͤſſt ihn ruhen/ ſo wird er bald lauter. Zu
dieſem muß man vorher alles in guter Vorbereitſchafft
halten/ daß die Faß ſauber/ nicht ſchmeckend/ wol ab-
gebunden ſeyen; Jtem iſt im Ablaſſen zu verhuͤten/ ſo
viel moͤglich/ daß der Wein nicht verrauche/ daher am
beſten/ wann man blechene eckichte in drey Beuche oder
Buͤge abgetheilte Roͤhren habe/ davon das obere Ort
in die Pippen/ das andere aber ins Faß gehe/ ſo man
beederſeits mit einen ſaubern Tuch vermachen kan/
damit keine Lufft darzu moͤge/ auch muß man ſaubere
Schaff von Holtz oder Kupfer/ Fuͤllkanten mit einem
Schnabel/ hoͤltzerne oder blechene Traͤchter mit einem
weitem Mundloch/ und was man etwa ſonſt/ zum
Gebrauch vonnoͤthen hat/ daß alles in Vorbereitſchafft
ſtehe.

Etliche machens alſo/ ſo auch gar gut iſt: Sie neh-
men Schwefel ſo viel ſie wollen/ und den dritten Theil
ſo viel Waid- oder Felber-Aſchen/ thun den Schwefel
in ein neues Haͤfelein/ laſſen ihn zergehen/ nehmen den
gepulverten Waid-Aſchen und thun ihn unter den zer-
laſſenen Schwefel/ nehmen dann ein neues rupfenes
Tuch/ ziehens in dem Schwefel und Waid-Aſchen um/
weil alles warm iſt/ daß es wol anklebe/ haben in Vor-
bereitſchafft ein Pulver aus Holunder-Bluͤhe/ das ſaͤen
ſie auf das noch feuchte Tuch/ das kan man aufbehal-
ten ſo lang man will/ in ein halben Dreyling ſchneiden
ſie vom Tuch 3 gute Finger breit und ein wenig laͤnger/
zuͤndens an mit einem Wachsliecht/ wie man ſonſten
mit den Einſchlaͤgen umgeht/ und laſſens vorher an
einem Traͤdel angemacht ins Faß/ verbailen es/ biß es
verbronnen/ thun das Traͤdel wieder heraus/ und ver-
ſchlagen den Spunt alſobald/ daß kein Dampf heraus
komme/ laſſens uͤber Nacht ſtehen/ des andern Ta-
ges laſſen ſie durch oben-bemeldtes Jnſtrument den
Wein ab.

Theils fuͤllen auf die letzte ein Maß friſches Bron-
nenwaſſer darzu; iſt das Faß kleiner/ ſo muß des Ein-
[Spaltenumbruch] ſchlags auch weniger ſeyn/ davon wir drunten im Be-
richt vom Einſchlag eigentlicher und weitlaͤufftiger han-
deln wollen.

Wann man Benedicten-Wurtzen und etliche Naͤ-
gele gepulvert/ in einem halben Se[i]del guten Brand-
wein legt/ und alſo in den Wein thut/ ſo wird der abge-
zogene Wein ſchoͤn/ lauter/ klar und gut. Man ſoll im
Abziehen auch bedencken/ daß es nicht windicht/ ſondern
ſtill und ſchoͤn ſeye.

Jch hab fuͤr allen Einſchlaͤgen am beſten und nutz-
lichſten befunden/ daß man auf einen 3 oder 4 Eymer ei-
ne ziemliche Muſcatnuß/ auf groͤſſere Band aber nach
Beduncken zwo oder mehr an Traͤte angemacht anzuͤn-
det/ und durch den Spunt im Faß verbrennen laͤſt/
welches nicht allein weit geſuͤnder als alle andere Ein-
ſchlaͤge/ ſondern es macht auch Wein bey beſtaͤndiger
Farb und Guͤte biß auf den letzten Tropfen verhar-
ren.

Theils nehmen eine Hand voll Saltz/ auf eine
eiſerne Schaufel/ uͤber ein Kohlfeuer/ laͤſſt es darauf
braun werden/ thuts in das Faß/ und gieſſt nach Be-
duncken Brandwein darauf. Netzet hernach ein Tuͤch-
lein in Brandwein/ zuͤndet es an/ und laͤſſt es durch das
Bail in das Faß/ ſo wird davon der Brandwein/ den
man in das Faß gegoſſen auch angezuͤndet/ diß gibt einen
Rauch/ der dem Faß und dem Wein ſehr gut iſt/ daß er
gut und beſtaͤndig verbleibet.

Die Wein/ ſo kein gutes Gelaͤger haben/ ſoll man
abziehen/ wann man ein langes hohles Rohr in ein Faß
ſteckt/ und mit dem Finger oder Daum das obere Loch
am Rohr zuhaͤlt/ und alſo wieder heraus nimmt/ ſo fin-
det man unten im Rohr etwas vom Gelager/ ſo lang es
wol riecht/ hat es kein Gefahr mit dem Wein/ haͤtte es
aber einen uͤblen Geruch/ dann iſt nicht Zeit lang zu
warten/ ſondern bald abzuziehen/ auszuſpeiſen/ vorzu-
legen oder zu verkauffen/ koͤnnte aber deren keines ſeyn/
waͤre am beſten/ ihn auf ein friſches Gelager abzuziehen.
Etliche thun Reb-Aſchen vorher in die Faß/ darein ſie
den Wein ablaſſen wollen.

Cap. XL.
Vom Weinſtein.
[Spaltenumbruch]

DEr Weinſtein iſt das dickeſte und irdiſche Theil
des Weins/ der aus Erhartung deſſen in den
Faͤſſern ſich anlegenden Gelaͤgers entſpringet;
und wie der Wein zu des Menſchen Geſundheit dien-
lich/ alſo auch dieſer in der Chymiâ, zu hohen/ treff-
lichen/ und dem Menſchen wolgedeylichen anſtaͤndigen
Mitteln gebraucht und geruͤhmet wird. In detergendo
compar non habet,
ſagt Cardanus de ſubtilitate Lib. 7.
Darum er auch zu Saͤuberung und Reinigung der
Menſchlichen Haut/ von auſſen und innwendig/ zu vielen
Zuſtaͤnden nuͤtzlich von denen Medicis verordnet wird;
wie denn der Cremor & Flores Tartari und das prœ-
parirte Weinſtein-Pulver den Magen von vielerley
Feuchtigkeit zu befreyen ſehr gelobt iſt.

Tanara ſagt fol. 68. daß man den Weinſtein ſtoſ-
ſen/ ſauber auswaſchen und hernach ſieden ſolle/ und
wann er den ſubtilen Schaum uͤberſich wirfft/ ſoll man
[Spaltenumbruch] denſelben abſchoͤpffen und laſſen duͤrr werden/ ſo ſey es
der Cremor Tartari. Borellus Cent. 4. Obſerv. 62.
Feſtiviſſimo ſpectaculo conſpexit in Holſatiâ apud
Ducem Fridericum, in ejus laboratorio, ex Tartaro
productas uvas, variæquè magnitudinis botros, non
peregrino aliquo fermento, ſed illo ipſo, quod erat
ex Tartaro, quod deinceps multoties, cum jucundiſ-
ſimo ſucceſſu alibi tentatum,
wie D. Sachs in ſeiner
Gammarologia bezeuget. Zu Kranweth-Moͤſten wird
er darum genommen/ nicht allein weil er vim abſtergen-
di & purificandi,
ſondern auch/ weil er eine liebliche
Saͤuren in ſich haͤlt/ und die Conſtipationes Ventri-
culi
eroͤffnen kan.

Den Balſamum Tartari, weil er von den meiſten
Leuten hochgehalten/ und zu allerley/ der innerlichen
Glieder Gebreſten gebraucht wird/ will ich/ wie man
ihn pflegt zu prœpariren/ kuͤrtzlich hieher ſetzen. ℞. zwey

Pfund
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[363/0381] Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten. Wein aus dem Faß darzu ab/ ruͤhrts wol untereinan- der/ und geuſſt den Wein zu dreyenmalen in das Faß/ und ruͤhrt zu jedenmal wie vorher mit einem Ruͤhrſcheid wol ab/ und laͤſſt ihn ruhen/ ſo wird er bald lauter. Zu dieſem muß man vorher alles in guter Vorbereitſchafft halten/ daß die Faß ſauber/ nicht ſchmeckend/ wol ab- gebunden ſeyen; Jtem iſt im Ablaſſen zu verhuͤten/ ſo viel moͤglich/ daß der Wein nicht verrauche/ daher am beſten/ wann man blechene eckichte in drey Beuche oder Buͤge abgetheilte Roͤhren habe/ davon das obere Ort in die Pippen/ das andere aber ins Faß gehe/ ſo man beederſeits mit einen ſaubern Tuch vermachen kan/ damit keine Lufft darzu moͤge/ auch muß man ſaubere Schaff von Holtz oder Kupfer/ Fuͤllkanten mit einem Schnabel/ hoͤltzerne oder blechene Traͤchter mit einem weitem Mundloch/ und was man etwa ſonſt/ zum Gebrauch vonnoͤthen hat/ daß alles in Vorbereitſchafft ſtehe. Etliche machens alſo/ ſo auch gar gut iſt: Sie neh- men Schwefel ſo viel ſie wollen/ und den dritten Theil ſo viel Waid- oder Felber-Aſchen/ thun den Schwefel in ein neues Haͤfelein/ laſſen ihn zergehen/ nehmen den gepulverten Waid-Aſchen und thun ihn unter den zer- laſſenen Schwefel/ nehmen dann ein neues rupfenes Tuch/ ziehens in dem Schwefel und Waid-Aſchen um/ weil alles warm iſt/ daß es wol anklebe/ haben in Vor- bereitſchafft ein Pulver aus Holunder-Bluͤhe/ das ſaͤen ſie auf das noch feuchte Tuch/ das kan man aufbehal- ten ſo lang man will/ in ein halben Dreyling ſchneiden ſie vom Tuch 3 gute Finger breit und ein wenig laͤnger/ zuͤndens an mit einem Wachsliecht/ wie man ſonſten mit den Einſchlaͤgen umgeht/ und laſſens vorher an einem Traͤdel angemacht ins Faß/ verbailen es/ biß es verbronnen/ thun das Traͤdel wieder heraus/ und ver- ſchlagen den Spunt alſobald/ daß kein Dampf heraus komme/ laſſens uͤber Nacht ſtehen/ des andern Ta- ges laſſen ſie durch oben-bemeldtes Jnſtrument den Wein ab. Theils fuͤllen auf die letzte ein Maß friſches Bron- nenwaſſer darzu; iſt das Faß kleiner/ ſo muß des Ein- ſchlags auch weniger ſeyn/ davon wir drunten im Be- richt vom Einſchlag eigentlicher und weitlaͤufftiger han- deln wollen. Wann man Benedicten-Wurtzen und etliche Naͤ- gele gepulvert/ in einem halben Seidel guten Brand- wein legt/ und alſo in den Wein thut/ ſo wird der abge- zogene Wein ſchoͤn/ lauter/ klar und gut. Man ſoll im Abziehen auch bedencken/ daß es nicht windicht/ ſondern ſtill und ſchoͤn ſeye. Jch hab fuͤr allen Einſchlaͤgen am beſten und nutz- lichſten befunden/ daß man auf einen 3 oder 4 Eymer ei- ne ziemliche Muſcatnuß/ auf groͤſſere Band aber nach Beduncken zwo oder mehr an Traͤte angemacht anzuͤn- det/ und durch den Spunt im Faß verbrennen laͤſt/ welches nicht allein weit geſuͤnder als alle andere Ein- ſchlaͤge/ ſondern es macht auch Wein bey beſtaͤndiger Farb und Guͤte biß auf den letzten Tropfen verhar- ren. Theils nehmen eine Hand voll Saltz/ auf eine eiſerne Schaufel/ uͤber ein Kohlfeuer/ laͤſſt es darauf braun werden/ thuts in das Faß/ und gieſſt nach Be- duncken Brandwein darauf. Netzet hernach ein Tuͤch- lein in Brandwein/ zuͤndet es an/ und laͤſſt es durch das Bail in das Faß/ ſo wird davon der Brandwein/ den man in das Faß gegoſſen auch angezuͤndet/ diß gibt einen Rauch/ der dem Faß und dem Wein ſehr gut iſt/ daß er gut und beſtaͤndig verbleibet. Die Wein/ ſo kein gutes Gelaͤger haben/ ſoll man abziehen/ wann man ein langes hohles Rohr in ein Faß ſteckt/ und mit dem Finger oder Daum das obere Loch am Rohr zuhaͤlt/ und alſo wieder heraus nimmt/ ſo fin- det man unten im Rohr etwas vom Gelager/ ſo lang es wol riecht/ hat es kein Gefahr mit dem Wein/ haͤtte es aber einen uͤblen Geruch/ dann iſt nicht Zeit lang zu warten/ ſondern bald abzuziehen/ auszuſpeiſen/ vorzu- legen oder zu verkauffen/ koͤnnte aber deren keines ſeyn/ waͤre am beſten/ ihn auf ein friſches Gelager abzuziehen. Etliche thun Reb-Aſchen vorher in die Faß/ darein ſie den Wein ablaſſen wollen. Cap. XL. Vom Weinſtein. DEr Weinſtein iſt das dickeſte und irdiſche Theil des Weins/ der aus Erhartung deſſen in den Faͤſſern ſich anlegenden Gelaͤgers entſpringet; und wie der Wein zu des Menſchen Geſundheit dien- lich/ alſo auch dieſer in der Chymiâ, zu hohen/ treff- lichen/ und dem Menſchen wolgedeylichen anſtaͤndigen Mitteln gebraucht und geruͤhmet wird. In detergendo compar non habet, ſagt Cardanus de ſubtilitate Lib. 7. Darum er auch zu Saͤuberung und Reinigung der Menſchlichen Haut/ von auſſen und innwendig/ zu vielen Zuſtaͤnden nuͤtzlich von denen Medicis verordnet wird; wie denn der Cremor & Flores Tartari und das prœ- parirte Weinſtein-Pulver den Magen von vielerley Feuchtigkeit zu befreyen ſehr gelobt iſt. Tanara ſagt fol. 68. daß man den Weinſtein ſtoſ- ſen/ ſauber auswaſchen und hernach ſieden ſolle/ und wann er den ſubtilen Schaum uͤberſich wirfft/ ſoll man denſelben abſchoͤpffen und laſſen duͤrr werden/ ſo ſey es der Cremor Tartari. Borellus Cent. 4. Obſerv. 62. Feſtiviſſimo ſpectaculo conſpexit in Holſatiâ apud Ducem Fridericum, in ejus laboratorio, ex Tartaro productas uvas, variæquè magnitudinis botros, non peregrino aliquo fermento, ſed illo ipſo, quod erat ex Tartaro, quod deinceps multoties, cum jucundiſ- ſimo ſucceſſu alibi tentatum, wie D. Sachs in ſeiner Gammarologia bezeuget. Zu Kranweth-Moͤſten wird er darum genommen/ nicht allein weil er vim abſtergen- di & purificandi, ſondern auch/ weil er eine liebliche Saͤuren in ſich haͤlt/ und die Conſtipationes Ventri- culi eroͤffnen kan. Den Balſamum Tartari, weil er von den meiſten Leuten hochgehalten/ und zu allerley/ der innerlichen Glieder Gebreſten gebraucht wird/ will ich/ wie man ihn pflegt zu prœpariren/ kuͤrtzlich hieher ſetzen. ℞. zwey Pfund Z z ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/381>, abgerufen am 21.12.2024.