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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Erster Theil/ Wein-Garten.
Cap. XXXVII.
Wie die Erde mit besserm Grunde zu erquicken.
[Spaltenumbruch]

NJcht allein darum/ weil der Mist nicht allent-
halben zu bekommen; als an Orten/ wo viel
Wein-Wachs und wenig Traydbau ist; son-
dern auch weil es dem Weingebürg nützer und ergäbiger
ist/ auch die Frucht zweifelsohne daher gesunder/ habe
ich hier von dieser Art reden wollen; die zwar auch den
alten Römern nicht unbekannt gewesen ist/ daß man des
Weinberges Erden mit fremder Erden beschütte und
gleichsam wieder verjünge. Und setzt Herr Rhagorius,
daß es auch zu jetziger Zeit nützlich gebraucht/ und aber
so geheim gehalten werde/ daß sie es niemand offenbah-
ren wollen. Nun wird zwar im siebenden Buch vom
Ackerbau diese Materi weitläufftiger ausgeführt seyn;
daher will ich hier nur mit wenigem vermelden/ daß ein
sorgfältiger Hauswirth seine Gründe wol erwegen soll
ob sie das rechtmässige Temperament an sich haben/
ob sie zu viel Leim/ oder zu viel Sand haben/ weil eines
und das andere zu den Reben undienlich. Daher kan
man eines mit dem andern also vermengen/ daß so sie
einander die Wage halten/ und also der Grund weder
zu fest noch zu märb werde/ weil in gar zu starckem
Grunde/ die Wurtzen sich nicht ausbreiten mögen/
daher die Weinstöck auch nicht wachsen können. Jn
gar zu sandigem lückern Boden aber/ kan so wol des
[Spaltenumbruch] Winters Frost/ als der Sonnen Hitz die Wurtzen be-
rühren und damit verderben/ welches durch geschlachte
mittelmässige Vermischung verhütet/ einem und dem
andern Raht geschafft/ auch alle Arbeit dardurch erleich-
tert und befördert wird.

Und ob schon der Grund des Weingebürges für sich
selbsten gut ist/ trägt er sich doch endlich aus/ daß er matt
und unkräfftig wird/ daher die Beyfügung einer frem-
den frischen Erden/ sonderlich wann sie vom Gassenkot/
zusamm-gehäufften Wasen/ oder sonst lang nicht ge-
brauchter doch wol abgelegner Erde hinein geschüttet
und mit dem Grunde vermischt ist/ weil der Mist aus-
raucht und endlich evaporirt/ der fremde Grund aber/
wann er frisch ist/ ungeändert verbleibt/ und sich nicht
selbst wie die Dung verzehret/ also auch den Reben
fürträglicher ist. So ist auch der Holtz-Mist/ und was
von faulem Laub/ Blättern und Holtz herkommt/ vor
allen aber/ wann man schwartzen fetten Grund haben
kan/ der besser ist als aller Mist/ sonderlich wann er an
dürre/ hohe und hitzige Ort genommen und wol mit dem
Grund einverleibt wird/ an welchem warhafftig keine
Unkosten zu erspahren/ weil alles durch die Ertragung
reichlich wieder abgestattet/ und der Weinberg auf viel
Jahr gebessert wird.

Cap. XXXVIII.
Speis-Wein/ und was zu verkauffen/ wie damit umzugehen.
[Spaltenumbruch]

DEr Zweck und die End-Ursach aller Wirtschaffts-
Sachen und Bemühungen im Bauwerck ist/
daß man sich und die seinigen davon versorgen/
und den Uberrest zu Geld machen möge. Daher auch
dieses ein Hauswirth bey seinem Weingewächs in Ob-
acht zu halten: 1 sie sauber und rein zu verwahren/ 2
und den Unterscheid seiner Wein wol zu kennen; Was
das erste anlangt/ soll er sich befleissen/ daß die Fässer/
darein er gegossen wird/ wol ausgesäubert/ mit Einschlä-
gen und guten Geruch vorbereitet/ wol und starck abgebun-
den/ auch wochentlich zwey oder wenigst einmal gewischt/
gefüllt und besehen seyen/ ob etwan an einem und dem an-
dern etwas mangelhafftes fürfiele/ solchen alsobald mit
gehörigem Raht zu begegnen/ und dardurch mehrerem
Schaden vorzukommen. Zum andern soll er seiner Wein
Beschaffenheit eigentlich erkennen/ was starck oder
schwach/ was picquant, sauer oder lieblich; was gern und
was ungerne bleibet/ weil etliche Gründe sind/ deren Ge-
wächse das Alterthum nicht ertragen können/ Farb oder
Geschmack verlieren; etliche aber/ die beständig und un-
verändert eines und das andere versprechen/ ja wol mit
den Jahren besser/ stärcker und angenehmer werden.

Da muß nun ein guter Hauswirth nicht der Speis-
meister zu Cana in Galilaea seyn/ der vermeinet/ jeder
gebe erstlich den besten/ und letzlich den geringsten; son-
dern das Widerspiel hierinnen practiciren/ und das
schlechtere voran verspeisen/ oder auf seine Schenck- und
Wirths-Häuser (wann es bräuchig) verlegen und
ausleitgeben lassen. Alle Wein ins gemein empfan-
[Spaltenumbruch] gen so wol in grosser übermässiger Hitze/ als in grimmi-
ger Kälte/ wie auch zu Zeit/ wann der kürtzeste oder läng-
ste Tag/ oder wann Tag und Nacht gleich sind/ einige
Veränderungen/ Jtem wann starcke reissende Winde/
und strenges Donnerwetter und Blitz entstehen/ und je
schwächer der Wein von Geistern und Kräfften ist/ je
mehr Würckung der verderblichen Verkehrung ist zu
sorgen/ also auch im Mertzen/ und wann der Weinstock
blühet/ daher um solche Zeiten sie fleissig und öffters zu
besuchen/ soll sich auch ein Hausvatter nicht verdriessen
lassen/ selbst monatlich zuzusehen/ ob sie sauber gehalten/
und der Instruction nach verpflegt werden.

Die Alten haben/ indem sie ihre Wein anzäpfen
wollen/ mancherley Betrachtungen des Gestirnes ge-
habt/ und vermeint/ wanns ihrem Aberglauben nach/
nicht zu rechter Zeit vorgenommen würde/ der Wein
solte nicht biß auf den letzten Tropfen gut bleiben/ wie
sie sonst/ wanns recht geschehen/ verhofft haben.

So haben auch etliche einen ausgesonderten gewis-
sen Tag in der Wochen/ darinnen sie alle Kälber-Arbeit
anstellen/ und meinen/ es gerathe sonsten nicht wol; wann
dieses nun was das Wischen und Füllen betrifft/ allein
der Ordnung halber geschicht/ und kein Aberglauben
mit unterlaufft/ so geht es schon hin/ und mag passiren;
wann man aber ihm einbilden wolte/ es müsse also seyn/
wurde man sich lächerlich und verächtlich machen. Weil
die Tagwehlerey im Christenthum verbotten; im gemei-
nem Leben aber gewisse Versicherung eines geringen
Verstandes gibt. Daher zu dergleichen Sachen die

Noht-
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Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten.
Cap. XXXVII.
Wie die Erde mit beſſerm Grunde zu erquicken.
[Spaltenumbruch]

NJcht allein darum/ weil der Miſt nicht allent-
halben zu bekommen; als an Orten/ wo viel
Wein-Wachs und wenig Traydbau iſt; ſon-
dern auch weil es dem Weingebuͤrg nuͤtzer und ergaͤbiger
iſt/ auch die Frucht zweifelsohne daher geſunder/ habe
ich hier von dieſer Art reden wollen; die zwar auch den
alten Roͤmern nicht unbekannt geweſen iſt/ daß man des
Weinberges Erden mit fremder Erden beſchuͤtte und
gleichſam wieder verjuͤnge. Und ſetzt Herr Rhagorius,
daß es auch zu jetziger Zeit nuͤtzlich gebraucht/ und aber
ſo geheim gehalten werde/ daß ſie es niemand offenbah-
ren wollen. Nun wird zwar im ſiebenden Buch vom
Ackerbau dieſe Materi weitlaͤufftiger ausgefuͤhrt ſeyn;
daher will ich hier nur mit wenigem vermelden/ daß ein
ſorgfaͤltiger Hauswirth ſeine Gruͤnde wol erwegen ſoll
ob ſie das rechtmaͤſſige Temperament an ſich haben/
ob ſie zu viel Leim/ oder zu viel Sand haben/ weil eines
und das andere zu den Reben undienlich. Daher kan
man eines mit dem andern alſo vermengen/ daß ſo ſie
einander die Wage halten/ und alſo der Grund weder
zu feſt noch zu maͤrb werde/ weil in gar zu ſtarckem
Grunde/ die Wurtzen ſich nicht ausbreiten moͤgen/
daher die Weinſtoͤck auch nicht wachſen koͤnnen. Jn
gar zu ſandigem luͤckern Boden aber/ kan ſo wol des
[Spaltenumbruch] Winters Froſt/ als der Sonnen Hitz die Wurtzen be-
ruͤhren und damit verderben/ welches durch geſchlachte
mittelmaͤſſige Vermiſchung verhuͤtet/ einem und dem
andern Raht geſchafft/ auch alle Arbeit dardurch erleich-
tert und befoͤrdert wird.

Und ob ſchon der Grund des Weingebuͤrges fuͤr ſich
ſelbſten gut iſt/ traͤgt er ſich doch endlich aus/ daß er matt
und unkraͤfftig wird/ daher die Beyfuͤgung einer frem-
den friſchen Erden/ ſonderlich wann ſie vom Gaſſenkot/
zuſamm-gehaͤufften Waſen/ oder ſonſt lang nicht ge-
brauchter doch wol abgelegner Erde hinein geſchuͤttet
und mit dem Grunde vermiſcht iſt/ weil der Miſt aus-
raucht und endlich evaporirt/ der fremde Grund aber/
wann er friſch iſt/ ungeaͤndert verbleibt/ und ſich nicht
ſelbſt wie die Dung verzehret/ alſo auch den Reben
fuͤrtraͤglicher iſt. So iſt auch der Holtz-Miſt/ und was
von faulem Laub/ Blaͤttern und Holtz herkommt/ vor
allen aber/ wann man ſchwartzen fetten Grund haben
kan/ der beſſer iſt als aller Miſt/ ſonderlich wann er an
duͤrre/ hohe und hitzige Ort genommen und wol mit dem
Grund einverleibt wird/ an welchem warhafftig keine
Unkoſten zu erſpahren/ weil alles durch die Ertragung
reichlich wieder abgeſtattet/ und der Weinberg auf viel
Jahr gebeſſert wird.

Cap. XXXVIII.
Speis-Wein/ und was zu verkauffen/ wie damit umzugehen.
[Spaltenumbruch]

DEr Zweck und die End-Urſach aller Wirtſchaffts-
Sachen und Bemuͤhungen im Bauwerck iſt/
daß man ſich und die ſeinigen davon verſorgen/
und den Uberreſt zu Geld machen moͤge. Daher auch
dieſes ein Hauswirth bey ſeinem Weingewaͤchs in Ob-
acht zu halten: 1 ſie ſauber und rein zu verwahren/ 2
und den Unterſcheid ſeiner Wein wol zu kennen; Was
das erſte anlangt/ ſoll er ſich befleiſſen/ daß die Faͤſſer/
darein er gegoſſen wird/ wol ausgeſaͤubert/ mit Einſchlaͤ-
gen uñ guten Geruch vorbereitet/ wol und ſtarck abgebun-
den/ auch wochentlich zwey oder wenigſt einmal gewiſcht/
gefuͤllt und beſehen ſeyen/ ob etwan an einem und dem an-
dern etwas mangelhafftes fuͤrfiele/ ſolchen alſobald mit
gehoͤrigem Raht zu begegnen/ und dardurch mehrerem
Schaden vorzukommen. Zum andern ſoll er ſeiner Wein
Beſchaffenheit eigentlich erkennen/ was ſtarck oder
ſchwach/ was picquant, ſauer oder lieblich; was gern uñ
was ungerne bleibet/ weil etliche Gruͤnde ſind/ deren Ge-
waͤchſe das Alterthum nicht ertragen koͤnnen/ Farb oder
Geſchmack verlieren; etliche aber/ die beſtaͤndig und un-
veraͤndert eines und das andere verſprechen/ ja wol mit
den Jahren beſſer/ ſtaͤrcker und angenehmer werden.

Da muß nun ein guter Hauswirth nicht der Speis-
meiſter zu Cana in Galilæa ſeyn/ der vermeinet/ jeder
gebe erſtlich den beſten/ und letzlich den geringſten; ſon-
dern das Widerſpiel hierinnen practiciren/ und das
ſchlechtere voran verſpeiſen/ oder auf ſeine Schenck- und
Wirths-Haͤuſer (wann es braͤuchig) verlegen und
ausleitgeben laſſen. Alle Wein ins gemein empfan-
[Spaltenumbruch] gen ſo wol in groſſer uͤbermaͤſſiger Hitze/ als in grimmi-
ger Kaͤlte/ wie auch zu Zeit/ wann der kuͤrtzeſte oder laͤng-
ſte Tag/ oder wann Tag und Nacht gleich ſind/ einige
Veraͤnderungen/ Jtem wann ſtarcke reiſſende Winde/
und ſtrenges Donnerwetter und Blitz entſtehen/ und je
ſchwaͤcher der Wein von Geiſtern und Kraͤfften iſt/ je
mehr Wuͤrckung der verderblichen Verkehrung iſt zu
ſorgen/ alſo auch im Mertzen/ und wann der Weinſtock
bluͤhet/ daher um ſolche Zeiten ſie fleiſſig und oͤffters zu
beſuchen/ ſoll ſich auch ein Hausvatter nicht verdrieſſen
laſſen/ ſelbſt monatlich zuzuſehen/ ob ſie ſauber gehalten/
und der Inſtruction nach verpflegt werden.

Die Alten haben/ indem ſie ihre Wein anzaͤpfen
wollen/ mancherley Betrachtungen des Geſtirnes ge-
habt/ und vermeint/ wanns ihrem Aberglauben nach/
nicht zu rechter Zeit vorgenommen wuͤrde/ der Wein
ſolte nicht biß auf den letzten Tropfen gut bleiben/ wie
ſie ſonſt/ wanns recht geſchehen/ verhofft haben.

So haben auch etliche einen ausgeſonderten gewiſ-
ſen Tag in der Wochen/ darinnen ſie alle Kaͤlber-Arbeit
anſtellen/ und meinen/ es gerathe ſonſten nicht wol; wann
dieſes nun was das Wiſchen und Fuͤllen betrifft/ allein
der Ordnung halber geſchicht/ und kein Aberglauben
mit unterlaufft/ ſo geht es ſchon hin/ und mag paſſiren;
wann man aber ihm einbilden wolte/ es muͤſſe alſo ſeyn/
wurde man ſich laͤcherlich und veraͤchtlich machen. Weil
die Tagwehlerey im Chriſtenthum verbotten; im gemei-
nem Leben aber gewiſſe Verſicherung eines geringen
Verſtandes gibt. Daher zu dergleichen Sachen die

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[361/0379] Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten. Cap. XXXVII. Wie die Erde mit beſſerm Grunde zu erquicken. NJcht allein darum/ weil der Miſt nicht allent- halben zu bekommen; als an Orten/ wo viel Wein-Wachs und wenig Traydbau iſt; ſon- dern auch weil es dem Weingebuͤrg nuͤtzer und ergaͤbiger iſt/ auch die Frucht zweifelsohne daher geſunder/ habe ich hier von dieſer Art reden wollen; die zwar auch den alten Roͤmern nicht unbekannt geweſen iſt/ daß man des Weinberges Erden mit fremder Erden beſchuͤtte und gleichſam wieder verjuͤnge. Und ſetzt Herr Rhagorius, daß es auch zu jetziger Zeit nuͤtzlich gebraucht/ und aber ſo geheim gehalten werde/ daß ſie es niemand offenbah- ren wollen. Nun wird zwar im ſiebenden Buch vom Ackerbau dieſe Materi weitlaͤufftiger ausgefuͤhrt ſeyn; daher will ich hier nur mit wenigem vermelden/ daß ein ſorgfaͤltiger Hauswirth ſeine Gruͤnde wol erwegen ſoll ob ſie das rechtmaͤſſige Temperament an ſich haben/ ob ſie zu viel Leim/ oder zu viel Sand haben/ weil eines und das andere zu den Reben undienlich. Daher kan man eines mit dem andern alſo vermengen/ daß ſo ſie einander die Wage halten/ und alſo der Grund weder zu feſt noch zu maͤrb werde/ weil in gar zu ſtarckem Grunde/ die Wurtzen ſich nicht ausbreiten moͤgen/ daher die Weinſtoͤck auch nicht wachſen koͤnnen. Jn gar zu ſandigem luͤckern Boden aber/ kan ſo wol des Winters Froſt/ als der Sonnen Hitz die Wurtzen be- ruͤhren und damit verderben/ welches durch geſchlachte mittelmaͤſſige Vermiſchung verhuͤtet/ einem und dem andern Raht geſchafft/ auch alle Arbeit dardurch erleich- tert und befoͤrdert wird. Und ob ſchon der Grund des Weingebuͤrges fuͤr ſich ſelbſten gut iſt/ traͤgt er ſich doch endlich aus/ daß er matt und unkraͤfftig wird/ daher die Beyfuͤgung einer frem- den friſchen Erden/ ſonderlich wann ſie vom Gaſſenkot/ zuſamm-gehaͤufften Waſen/ oder ſonſt lang nicht ge- brauchter doch wol abgelegner Erde hinein geſchuͤttet und mit dem Grunde vermiſcht iſt/ weil der Miſt aus- raucht und endlich evaporirt/ der fremde Grund aber/ wann er friſch iſt/ ungeaͤndert verbleibt/ und ſich nicht ſelbſt wie die Dung verzehret/ alſo auch den Reben fuͤrtraͤglicher iſt. So iſt auch der Holtz-Miſt/ und was von faulem Laub/ Blaͤttern und Holtz herkommt/ vor allen aber/ wann man ſchwartzen fetten Grund haben kan/ der beſſer iſt als aller Miſt/ ſonderlich wann er an duͤrre/ hohe und hitzige Ort genommen und wol mit dem Grund einverleibt wird/ an welchem warhafftig keine Unkoſten zu erſpahren/ weil alles durch die Ertragung reichlich wieder abgeſtattet/ und der Weinberg auf viel Jahr gebeſſert wird. Cap. XXXVIII. Speis-Wein/ und was zu verkauffen/ wie damit umzugehen. DEr Zweck und die End-Urſach aller Wirtſchaffts- Sachen und Bemuͤhungen im Bauwerck iſt/ daß man ſich und die ſeinigen davon verſorgen/ und den Uberreſt zu Geld machen moͤge. Daher auch dieſes ein Hauswirth bey ſeinem Weingewaͤchs in Ob- acht zu halten: 1 ſie ſauber und rein zu verwahren/ 2 und den Unterſcheid ſeiner Wein wol zu kennen; Was das erſte anlangt/ ſoll er ſich befleiſſen/ daß die Faͤſſer/ darein er gegoſſen wird/ wol ausgeſaͤubert/ mit Einſchlaͤ- gen uñ guten Geruch vorbereitet/ wol und ſtarck abgebun- den/ auch wochentlich zwey oder wenigſt einmal gewiſcht/ gefuͤllt und beſehen ſeyen/ ob etwan an einem und dem an- dern etwas mangelhafftes fuͤrfiele/ ſolchen alſobald mit gehoͤrigem Raht zu begegnen/ und dardurch mehrerem Schaden vorzukommen. Zum andern ſoll er ſeiner Wein Beſchaffenheit eigentlich erkennen/ was ſtarck oder ſchwach/ was picquant, ſauer oder lieblich; was gern uñ was ungerne bleibet/ weil etliche Gruͤnde ſind/ deren Ge- waͤchſe das Alterthum nicht ertragen koͤnnen/ Farb oder Geſchmack verlieren; etliche aber/ die beſtaͤndig und un- veraͤndert eines und das andere verſprechen/ ja wol mit den Jahren beſſer/ ſtaͤrcker und angenehmer werden. Da muß nun ein guter Hauswirth nicht der Speis- meiſter zu Cana in Galilæa ſeyn/ der vermeinet/ jeder gebe erſtlich den beſten/ und letzlich den geringſten; ſon- dern das Widerſpiel hierinnen practiciren/ und das ſchlechtere voran verſpeiſen/ oder auf ſeine Schenck- und Wirths-Haͤuſer (wann es braͤuchig) verlegen und ausleitgeben laſſen. Alle Wein ins gemein empfan- gen ſo wol in groſſer uͤbermaͤſſiger Hitze/ als in grimmi- ger Kaͤlte/ wie auch zu Zeit/ wann der kuͤrtzeſte oder laͤng- ſte Tag/ oder wann Tag und Nacht gleich ſind/ einige Veraͤnderungen/ Jtem wann ſtarcke reiſſende Winde/ und ſtrenges Donnerwetter und Blitz entſtehen/ und je ſchwaͤcher der Wein von Geiſtern und Kraͤfften iſt/ je mehr Wuͤrckung der verderblichen Verkehrung iſt zu ſorgen/ alſo auch im Mertzen/ und wann der Weinſtock bluͤhet/ daher um ſolche Zeiten ſie fleiſſig und oͤffters zu beſuchen/ ſoll ſich auch ein Hausvatter nicht verdrieſſen laſſen/ ſelbſt monatlich zuzuſehen/ ob ſie ſauber gehalten/ und der Inſtruction nach verpflegt werden. Die Alten haben/ indem ſie ihre Wein anzaͤpfen wollen/ mancherley Betrachtungen des Geſtirnes ge- habt/ und vermeint/ wanns ihrem Aberglauben nach/ nicht zu rechter Zeit vorgenommen wuͤrde/ der Wein ſolte nicht biß auf den letzten Tropfen gut bleiben/ wie ſie ſonſt/ wanns recht geſchehen/ verhofft haben. So haben auch etliche einen ausgeſonderten gewiſ- ſen Tag in der Wochen/ darinnen ſie alle Kaͤlber-Arbeit anſtellen/ und meinen/ es gerathe ſonſten nicht wol; wann dieſes nun was das Wiſchen und Fuͤllen betrifft/ allein der Ordnung halber geſchicht/ und kein Aberglauben mit unterlaufft/ ſo geht es ſchon hin/ und mag paſſiren; wann man aber ihm einbilden wolte/ es muͤſſe alſo ſeyn/ wurde man ſich laͤcherlich und veraͤchtlich machen. Weil die Tagwehlerey im Chriſtenthum verbotten; im gemei- nem Leben aber gewiſſe Verſicherung eines geringen Verſtandes gibt. Daher zu dergleichen Sachen die Noht- Z z

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/379>, abgerufen am 20.11.2024.