Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.Grab Schrifften Ander Theil. 26. Eines geilen Menschen. Hier liegt ein geiler Mann/ so der verkehrten Weldt
/
Den grif der schlipffrigkeit hat künstlich fürgestelt / Die Venus/ daß ihr Sohn den Bogen besser dehne / Nam ihr verbuhltes Glied/ und gab es ihm zur sehne. 27. Einer Hebammen. Durch meine kluge Handt lebt eine junge Welt /
Viel waß mich jetzt betrübt/ daß hab ich auffgestelt. Rühmt/ Rühmt euch Heldinen; Doch sagt wie sichs gebühret / Ihr habt viel abgeführt und ich viel auffgeführet. 28. Einer Mutter in Kindeßnöthen gestorben. Dem ich das Leben gab der hat es mir genommen /
Ich bin durch die gebührt an diese Stätt gekommen / Doch wil ich diese schmach nicht unbeklagt vertragen / Ich wil es alsobald der Grossen Mutter sagen. 29. Einer unkeüschen Ehefrawen. Sieh' erstlich deinen Leib und den die Grab-Schrifft an
/
In dehm nicht jederman alhier bestehen kan: Hier liegt ein geiles Weib/ so schmertzlich hat gebethen / Es soll kein Joseph nicht zu ihrem Grabe treten. 30. Eines Wochen Kindes. Ich Grüste kaum die Welt und dessen weite Pracht /
So zwang mich meine schuld/ zu geben guthe nacht / Das Früstück hat ich kaum in meinen Mundt genommen / Da war die Paßport mier schon in die Hände kommen. Eines so C ij
Grab Schrifften Ander Theil. 26. Eines geilen Menſchen. Hier liegt ein geiler Mann/ ſo der verkehrten Weldt
/
Den grif der ſchlipffrigkeit hat kuͤnſtlich fuͤrgeſtelt / Die Venus/ daß ihr Sohn den Bogen beſſer dehne / Nam ihr verbuhltes Glied/ und gab es ihm zur ſehne. 27. Einer Hebammen. Durch meine kluge Handt lebt eine junge Welt /
Viel waß mich jetzt betruͤbt/ daß hab ich auffgestelt. Ruͤhmt/ Ruͤhmt euch Heldinen; Doch ſagt wie ſichs gebuͤhret / Ihr habt viel abgefuͤhrt und ich viel auffgefuͤhret. 28. Einer Mutter in Kindeßnoͤthen geſtorben. Dem ich das Leben gab der hat es mir genommen /
Ich bin durch die gebuͤhrt an dieſe Staͤtt gekommen / Doch wil ich dieſe ſchmach nicht unbeklagt vertragen / Ich wil es alſobald der Groſſen Mutter ſagen. 29. Einer unkeuͤſchen Ehefrawen. Sieh’ erſtlich deinen Leib und den die Grab-Schrifft an
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In dehm nicht jederman alhier beſtehen kan: Hier liegt ein geiles Weib/ ſo ſchmertzlich hat gebethen / Es ſoll kein Joſeph nicht zu ihrem Grabe treten. 30. Eines Wochen Kindes. Ich Gruͤſte kaum die Welt und deſſen weite Pracht /
So zwang mich meine ſchuld/ zu geben guthe nacht / Das Fruͤſtuͤck hat ich kaum in meinen Mundt genommen / Da war die Paßport mier ſchon in die Haͤnde kommen. Eines ſo C ij
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Grab Schrifften Ander Theil.
26. Eines geilen Menſchen.
Hier liegt ein geiler Mann/ ſo der verkehrten Weldt /
Den grif der ſchlipffrigkeit hat kuͤnſtlich fuͤrgeſtelt /
Die Venus/ daß ihr Sohn den Bogen beſſer dehne /
Nam ihr verbuhltes Glied/ und gab es ihm zur ſehne.
27. Einer Hebammen.
Durch meine kluge Handt lebt eine junge Welt /
Viel waß mich jetzt betruͤbt/ daß hab ich auffgestelt.
Ruͤhmt/ Ruͤhmt euch Heldinen; Doch ſagt wie ſichs gebuͤhret /
Ihr habt viel abgefuͤhrt und ich viel auffgefuͤhret.
28. Einer Mutter in Kindeßnoͤthen geſtorben.
Dem ich das Leben gab der hat es mir genommen /
Ich bin durch die gebuͤhrt an dieſe Staͤtt gekommen /
Doch wil ich dieſe ſchmach nicht unbeklagt vertragen /
Ich wil es alſobald der Groſſen Mutter ſagen.
29. Einer unkeuͤſchen Ehefrawen.
Sieh’ erſtlich deinen Leib und den die Grab-Schrifft an /
In dehm nicht jederman alhier beſtehen kan:
Hier liegt ein geiles Weib/ ſo ſchmertzlich hat gebethen /
Es ſoll kein Joſeph nicht zu ihrem Grabe treten.
30. Eines Wochen Kindes.
Ich Gruͤſte kaum die Welt und deſſen weite Pracht /
So zwang mich meine ſchuld/ zu geben guthe nacht /
Das Fruͤſtuͤck hat ich kaum in meinen Mundt genommen /
Da war die Paßport mier ſchon in die Haͤnde kommen.
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Zitationshilfe: | Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/19>, abgerufen am 04.03.2025. |