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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Verliebte
und
Galante Getichte.
Als Er Melinden durch einen kuß
erzörnet hatte.

ARIA.
C. H. v. H.
1.
MEin frühling ist verschwunden,
Jch spühre nichts, als rauhe winters-zeit;
Das haupt hält flor umwunden,
Mein hertze steht in schwartzen boy gekleidt;
Was ist die grösse meiner missethat,
Daß ich mich soll im leben selbst begraben?
Mein kind! der himmel lobt nicht diesen rath,
Du wilst zu schwere buß' auf kleine fehler haben.
2.
Jch habe nichts verbrochen,
Mein mund hat deinen purpur nur berührt;
Muß dieser seyn gerochen
Mit blitz und feur, das dein gesichte führt?
Dein glantz wird ja durch keinen kuß versehrt:
Was himmlisch ist, wird nie von irrdischen beflecket.
Was hat die sonn an ihrem schein gestöhrt,
Obgleich ihr helles licht auch schwartze erde decket.
3. Dein
VI. Theil. A


Verliebte
und
Galante Getichte.
Als Er Melinden durch einen kuß
erzoͤrnet hatte.

ARIA.
C. H. v. H.
1.
MEin fruͤhling iſt verſchwunden,
Jch ſpuͤhre nichts, als rauhe winters-zeit;
Das haupt haͤlt flor umwunden,
Mein hertze ſteht in ſchwartzen boy gekleidt;
Was iſt die groͤſſe meiner miſſethat,
Daß ich mich ſoll im leben ſelbſt begraben?
Mein kind! der himmel lobt nicht dieſen rath,
Du wilſt zu ſchwere buß’ auf kleine fehler haben.
2.
Jch habe nichts verbrochen,
Mein mund hat deinen purpur nur beruͤhrt;
Muß dieſer ſeyn gerochen
Mit blitz und feur, das dein geſichte fuͤhrt?
Dein glantz wird ja durch keinen kuß verſehrt:
Was himmliſch iſt, wird nie von irꝛdiſchen beflecket.
Was hat die ſonn an ihrem ſchein geſtoͤhrt,
Obgleich ihr helles licht auch ſchwartze erde decket.
3. Dein
VI. Theil. A
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[[1]/0025] Verliebte und Galante Getichte. Als Er Melinden durch einen kuß erzoͤrnet hatte. ARIA. C. H. v. H. 1. MEin fruͤhling iſt verſchwunden, Jch ſpuͤhre nichts, als rauhe winters-zeit; Das haupt haͤlt flor umwunden, Mein hertze ſteht in ſchwartzen boy gekleidt; Was iſt die groͤſſe meiner miſſethat, Daß ich mich ſoll im leben ſelbſt begraben? Mein kind! der himmel lobt nicht dieſen rath, Du wilſt zu ſchwere buß’ auf kleine fehler haben. 2. Jch habe nichts verbrochen, Mein mund hat deinen purpur nur beruͤhrt; Muß dieſer ſeyn gerochen Mit blitz und feur, das dein geſichte fuͤhrt? Dein glantz wird ja durch keinen kuß verſehrt: Was himmliſch iſt, wird nie von irꝛdiſchen beflecket. Was hat die ſonn an ihrem ſchein geſtoͤhrt, Obgleich ihr helles licht auch ſchwartze erde decket. 3. Dein VI. Theil. A

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/25>, abgerufen am 03.12.2024.