Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.

Als daß uns die natur/ die alles bey getragen/
Was dich unsterblich macht/ nicht auch dein bild gegönt.
Doch der hat ja dein bild/ der deine thaten kennt.

Lebstu in kindern nicht/ so lebstu doch in seelen/
Die/ was du gutes pflantzst/ zu keiner zeit verhöhlen/
Und dich im hertzen längst als vater auffgestellt.
Wer solche zeugen hat/ der stirbt nicht in der welt/
Last andre ihren ruhm in grosse bücher bringen:
Das ist das beste lob was auch die kinder singen/
Das von sich selbst gefällt/ und keiner kunst bedarff?
Ach! wäre/ theurer Stosch/ gleich mein verstand so scharff/
Als dein verdienst erheischt/ wie könt' ich anders schreiben?
Wer that und wahrheit schreibt/ muß bey der einfalt bleiben:
Denn stoltze farben sind für reine tugend nicht.
Jch sage/ was die stadt/ was ieder bürger spricht.
Was mir das hertz gerührt/ hat auch den kiel getrieben.
Stosch sey nur so beglückt/ als ich hier wahr geschrieben!


Auf Sr. Hochfürstl. Durchl. Her-
tzog Rudolph Augusti nahmens-
fest den 3. Aug. 1688.

J. F. K.

DUrchlauchtigst-hoher Fürst/ und Vater dieses landes/
Jn den die tugend selbst ihr ebenbild gepregt/
Die teutsche redligkeit ein wohnhauß hat gelegt/
Du himmel-wehrtes pfand/ und sonne deines standes/
Wirff einen gnadenstraal auf dieses schlechte blat/
Das dein geringster knecht hier legt zu deinen füssen:
Erlaube/ daß ich darff der feeude mit geniessen/
Die dein gesammtes land heut' angezündet hat.
Wer eingebohrnen ist/ brennt tausend freuden-kertzen/
Jm innersten gemach der seelen billig an/
Weil

Vermiſchte Gedichte.

Als daß uns die natur/ die alles bey getragen/
Was dich unſterblich macht/ nicht auch dein bild gegoͤnt.
Doch der hat ja dein bild/ der deine thaten kennt.

Lebſtu in kindern nicht/ ſo lebſtu doch in ſeelen/
Die/ was du gutes pflantzſt/ zu keiner zeit verhoͤhlen/
Und dich im hertzen laͤngſt als vater auffgeſtellt.
Wer ſolche zeugen hat/ der ſtirbt nicht in der welt/
Laſt andre ihren ruhm in groſſe buͤcher bringen:
Das iſt das beſte lob was auch die kinder ſingen/
Das von ſich ſelbſt gefaͤllt/ und keiner kunſt bedarff?
Ach! waͤre/ theurer Stoſch/ gleich mein verſtand ſo ſcharff/
Als dein verdienſt erheiſcht/ wie koͤnt’ ich anders ſchreiben?
Wer that und wahrheit ſchreibt/ muß bey der einfalt bleiben:
Denn ſtoltze farben ſind fuͤr reine tugend nicht.
Jch ſage/ was die ſtadt/ was ieder buͤrger ſpricht.
Was mir das hertz geruͤhrt/ hat auch den kiel getrieben.
Stoſch ſey nur ſo begluͤckt/ als ich hier wahr geſchrieben!


Auf Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. Her-
tzog Rudolph Auguſti nahmens-
feſt den 3. Aug. 1688.

J. F. K.

DUrchlauchtigſt-hoher Fuͤrſt/ und Vater dieſes landes/
Jn den die tugend ſelbſt ihr ebenbild gepregt/
Die teutſche redligkeit ein wohnhauß hat gelegt/
Du himmel-wehrtes pfand/ und ſonne deines ſtandes/
Wirff einen gnadenſtraal auf dieſes ſchlechte blat/
Das dein geringſter knecht hier legt zu deinen fuͤſſen:
Erlaube/ daß ich darff der feeude mit genieſſen/
Die dein geſammtes land heut’ angezuͤndet hat.
Wer eingebohrnen iſt/ brennt tauſend freuden-kertzen/
Jm innerſten gemach der ſeelen billig an/
Weil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="10">
            <l>
              <pb facs="#f0259" n="249"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Als daß uns die natur/ die alles bey getragen/</l><lb/>
            <l>Was dich un&#x017F;terblich macht/ nicht auch dein bild gego&#x0364;nt.</l><lb/>
            <l>Doch der hat ja dein bild/ der deine thaten kennt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Leb&#x017F;tu in kindern nicht/ &#x017F;o leb&#x017F;tu doch in &#x017F;eelen/</l><lb/>
            <l>Die/ was du gutes pflantz&#x017F;t/ zu keiner zeit verho&#x0364;hlen/</l><lb/>
            <l>Und dich im hertzen la&#x0364;ng&#x017F;t als vater auffge&#x017F;tellt.</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;olche zeugen hat/ der &#x017F;tirbt nicht in der welt/</l><lb/>
            <l>La&#x017F;t andre ihren ruhm in gro&#x017F;&#x017F;e bu&#x0364;cher bringen:</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t das be&#x017F;te lob was auch die kinder &#x017F;ingen/</l><lb/>
            <l>Das von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gefa&#x0364;llt/ und keiner kun&#x017F;t bedarff?</l><lb/>
            <l>Ach! wa&#x0364;re/ theurer Sto&#x017F;ch/ gleich mein ver&#x017F;tand &#x017F;o &#x017F;charff/</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>Als dein verdien&#x017F;t erhei&#x017F;cht/ wie ko&#x0364;nt&#x2019; ich anders &#x017F;chreiben?</l><lb/>
            <l>Wer that und wahrheit &#x017F;chreibt/ muß bey der einfalt bleiben:</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;toltze farben &#x017F;ind fu&#x0364;r reine tugend nicht.</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;age/ was die &#x017F;tadt/ was ieder bu&#x0364;rger &#x017F;pricht.</l><lb/>
            <l>Was mir das hertz geru&#x0364;hrt/ hat auch den kiel getrieben.</l><lb/>
            <l>Sto&#x017F;ch &#x017F;ey nur &#x017F;o beglu&#x0364;ckt/ als ich hier wahr ge&#x017F;chrieben!</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf Sr. Hochfu&#x0364;r&#x017F;tl. Durchl. Her-<lb/>
tzog Rudolph Augu&#x017F;ti nahmens-<lb/>
fe&#x017F;t den 3. Aug. 1688.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">J. F. K.</hi> </p><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Urchlauchtig&#x017F;t-hoher Fu&#x0364;r&#x017F;t/ und Vater die&#x017F;es landes/</l><lb/>
            <l>Jn den die tugend &#x017F;elb&#x017F;t ihr ebenbild gepregt/</l><lb/>
            <l>Die teut&#x017F;che redligkeit ein wohnhauß hat gelegt/</l><lb/>
            <l>Du himmel-wehrtes pfand/ und &#x017F;onne deines &#x017F;tandes/</l><lb/>
            <l>Wirff einen gnaden&#x017F;traal auf die&#x017F;es &#x017F;chlechte blat/</l><lb/>
            <l>Das dein gering&#x017F;ter knecht hier legt zu deinen fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Erlaube/ daß ich darff der feeude mit genie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Die dein ge&#x017F;ammtes land heut&#x2019; angezu&#x0364;ndet hat.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Wer eingebohrnen i&#x017F;t/ brennt tau&#x017F;end freuden-kertzen/</l><lb/>
            <l>Jm inner&#x017F;ten gemach der &#x017F;eelen billig an/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Weil</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0259] Vermiſchte Gedichte. Als daß uns die natur/ die alles bey getragen/ Was dich unſterblich macht/ nicht auch dein bild gegoͤnt. Doch der hat ja dein bild/ der deine thaten kennt. Lebſtu in kindern nicht/ ſo lebſtu doch in ſeelen/ Die/ was du gutes pflantzſt/ zu keiner zeit verhoͤhlen/ Und dich im hertzen laͤngſt als vater auffgeſtellt. Wer ſolche zeugen hat/ der ſtirbt nicht in der welt/ Laſt andre ihren ruhm in groſſe buͤcher bringen: Das iſt das beſte lob was auch die kinder ſingen/ Das von ſich ſelbſt gefaͤllt/ und keiner kunſt bedarff? Ach! waͤre/ theurer Stoſch/ gleich mein verſtand ſo ſcharff/ Als dein verdienſt erheiſcht/ wie koͤnt’ ich anders ſchreiben? Wer that und wahrheit ſchreibt/ muß bey der einfalt bleiben: Denn ſtoltze farben ſind fuͤr reine tugend nicht. Jch ſage/ was die ſtadt/ was ieder buͤrger ſpricht. Was mir das hertz geruͤhrt/ hat auch den kiel getrieben. Stoſch ſey nur ſo begluͤckt/ als ich hier wahr geſchrieben! Auf Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. Her- tzog Rudolph Auguſti nahmens- feſt den 3. Aug. 1688. J. F. K. DUrchlauchtigſt-hoher Fuͤrſt/ und Vater dieſes landes/ Jn den die tugend ſelbſt ihr ebenbild gepregt/ Die teutſche redligkeit ein wohnhauß hat gelegt/ Du himmel-wehrtes pfand/ und ſonne deines ſtandes/ Wirff einen gnadenſtraal auf dieſes ſchlechte blat/ Das dein geringſter knecht hier legt zu deinen fuͤſſen: Erlaube/ daß ich darff der feeude mit genieſſen/ Die dein geſammtes land heut’ angezuͤndet hat. Wer eingebohrnen iſt/ brennt tauſend freuden-kertzen/ Jm innerſten gemach der ſeelen billig an/ Weil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/259
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/259>, abgerufen am 22.12.2024.