Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Begräbniß-Gedichte. Daher sie auch mit ihm ein paradieß bekam/Das ihr in ewigkeit nicht wieder wird genommen. Schuldiger ehren-ruhm bey dem grabe Fr. Louyse Charlotte Stuartin gebohrnen Hahnemannin. BErühmte Fulvia/ an der das alterthum Nichts weibliches als nur die glieder können sehen * Laß/ weil du längst zu staub/ es endlich itzt geschehen/ Daß dein verewigt lob und helden-gleicher ruhm/ Nach aller ausspruch/ darff auff eine leiche kommen/ Die deine tugenden vollkommen angenommen. Die theure Stuartin kömmt heut in ihre grufft/ Die ihr geschicktes thun/ verstand und seltne gaben Weit über das geschlecht des frauen-volcks erhaben/ Von der die Linden-stadt gleich wie Budorgis rufft/ Daß Fulviens ihr lob auch ihr mit recht gebührte/ Weil sie ein männlich hertz in weibes-gliedern führte. Es wäre zwar ein trieb von der verwegenheit/ Wenn ich aus vorsatz hier die weiber wolte tadeln/ Die GOtt im paradieß schon wissen hoch zu adeln; Allein ein ieder weiß/ daß unbeständigkeit/ Das plaudern/ zaghafft seyn/ und lüsternes verlangen Am frauenzimmer meist wie feste kletten hangen. Doch unsre todte war nicht von so leichten sinn/ Jhr steter zeit-vertreib bestund in klugen schrifften/ Die sonst bey frauen leicht verdruß und eckel stifften/ Der sprachen wissenschafft/ die unsre Stuartin Nebst klugen reden ließ durch ihre lippen gehen/ Schien ihr weit zierlicher als männern anzustehen. Die * Vellejus Paterc. L. II. c. 74.
Begraͤbniß-Gedichte. Daher ſie auch mit ihm ein paradieß bekam/Das ihr in ewigkeit nicht wieder wird genommen. Schuldiger ehren-ruhm bey dem grabe Fr. Louyſe Charlotte Stuartin gebohrnen Hahnemannin. BEruͤhmte Fulvia/ an der das alterthum Nichts weibliches als nur die glieder koͤnnen ſehen * Laß/ weil du laͤngſt zu ſtaub/ es endlich itzt geſchehen/ Daß dein verewigt lob und helden-gleicher ruhm/ Nach aller ausſpruch/ darff auff eine leiche kommen/ Die deine tugenden vollkommen angenommen. Die theure Stuartin koͤmmt heut in ihre grufft/ Die ihr geſchicktes thun/ verſtand und ſeltne gaben Weit uͤber das geſchlecht des frauen-volcks erhaben/ Von der die Linden-ſtadt gleich wie Budorgis rufft/ Daß Fulviens ihr lob auch ihr mit recht gebuͤhrte/ Weil ſie ein maͤnnlich hertz in weibes-gliedern fuͤhrte. Es waͤre zwar ein trieb von der verwegenheit/ Wenn ich aus vorſatz hier die weiber wolte tadeln/ Die GOtt im paradieß ſchon wiſſen hoch zu adeln; Allein ein ieder weiß/ daß unbeſtaͤndigkeit/ Das plaudern/ zaghafft ſeyn/ und luͤſternes verlangen Am frauenzimmer meiſt wie feſte kletten hangen. Doch unſre todte war nicht von ſo leichten ſinn/ Jhr ſteter zeit-vertreib beſtund in klugen ſchrifften/ Die ſonſt bey frauen leicht verdruß und eckel ſtifften/ Der ſprachen wiſſenſchafft/ die unſre Stuartin Nebſt klugen reden ließ durch ihre lippen gehen/ Schien ihr weit zierlicher als maͤnnern anzuſtehen. Die * Vellejus Paterc. L. II. c. 74.
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Begraͤbniß-Gedichte.
Daher ſie auch mit ihm ein paradieß bekam/
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Schuldiger ehren-ruhm bey dem
grabe Fr. Louyſe Charlotte Stuartin
gebohrnen Hahnemannin.
BEruͤhmte Fulvia/ an der das alterthum
Nichts weibliches als nur die glieder koͤnnen ſehen *
Laß/ weil du laͤngſt zu ſtaub/ es endlich itzt geſchehen/
Daß dein verewigt lob und helden-gleicher ruhm/
Nach aller ausſpruch/ darff auff eine leiche kommen/
Die deine tugenden vollkommen angenommen.
Die theure Stuartin koͤmmt heut in ihre grufft/
Die ihr geſchicktes thun/ verſtand und ſeltne gaben
Weit uͤber das geſchlecht des frauen-volcks erhaben/
Von der die Linden-ſtadt gleich wie Budorgis rufft/
Daß Fulviens ihr lob auch ihr mit recht gebuͤhrte/
Weil ſie ein maͤnnlich hertz in weibes-gliedern fuͤhrte.
Es waͤre zwar ein trieb von der verwegenheit/
Wenn ich aus vorſatz hier die weiber wolte tadeln/
Die GOtt im paradieß ſchon wiſſen hoch zu adeln;
Allein ein ieder weiß/ daß unbeſtaͤndigkeit/
Das plaudern/ zaghafft ſeyn/ und luͤſternes verlangen
Am frauenzimmer meiſt wie feſte kletten hangen.
Doch unſre todte war nicht von ſo leichten ſinn/
Jhr ſteter zeit-vertreib beſtund in klugen ſchrifften/
Die ſonſt bey frauen leicht verdruß und eckel ſtifften/
Der ſprachen wiſſenſchafft/ die unſre Stuartin
Nebſt klugen reden ließ durch ihre lippen gehen/
Schien ihr weit zierlicher als maͤnnern anzuſtehen.
Die
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/231>, abgerufen am 22.02.2025. |