Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Gedichte.
Die ehe führet euch ins paradieß hinein/
Wo die vergnügung heist nur göldne äpffel brechen.
Daß bey dem alterthum in Rom und zu Athen
Die ringer nackt und bloß auff schau-gerüsten stunden/
Und daß sie so entblöst zum kampffe musten gehn/
Hat gleichfalls Hercules zum denckmahl ihm erfunden.
Die liebe will auch euch/ ihr angenehmes paar/
An diesem abend noch ein gleiches spiel vergönnen/
Sie leget allen schertz zu euren diensten dar/
Jhr werdet unbekleidt zusammen ringen können.
Wohlan/ man wünscht euch viel. Jch wündsche nur indeß
Jhm/ werther bräutigam/ zu diesem neuen orden
Ein theil der fruchtbarkeit/ durch welche Hereules
Zugleich ein vater ist von funffzig söhnen worden.


Der einsamkeit verhaßte plage/ ver-
worffen an dem Hochzeit-Tage Herrn
Benedict. Peter Wincklers/ beyder Rech-
ten Doct. und Frauen/ Frauen
Margaretha Hövelin geb.
Kirchringin.

N. S.

WEg einsamkeit! Du strenges seelen-band;
Wer deines kerckers nacht mehr als den ehstand liebet/
Jst in der that ein ungebautes land.
So dornen herber noth und kummer diesteln giebet/
Woran kein hertz noch auge sich erfreut/
Weg einsamkeit!
Weg einsamkeit! was nützt ein apffel-baum/
Wenn er nicht hand und korb mit reichem seegen füllet?
Wer löscht den durst durch reben-safft im traum?
Den hunger hat noch nie gemahlte kost gestillet/
Die viel verspricht/ und nichts im wercke beut.
Weg einsamkeit!
Weg
Hochzeit-Gedichte.
Die ehe fuͤhret euch ins paradieß hinein/
Wo die vergnuͤgung heiſt nur goͤldne aͤpffel brechen.
Daß bey dem alterthum in Rom und zu Athen
Die ringer nackt und bloß auff ſchau-geruͤſten ſtunden/
Und daß ſie ſo entbloͤſt zum kampffe muſten gehn/
Hat gleichfalls Hercules zum denckmahl ihm erfunden.
Die liebe will auch euch/ ihr angenehmes paar/
An dieſem abend noch ein gleiches ſpiel vergoͤnnen/
Sie leget allen ſchertz zu euren dienſten dar/
Jhr werdet unbekleidt zuſammen ringen koͤnnen.
Wohlan/ man wuͤnſcht euch viel. Jch wuͤndſche nur indeß
Jhm/ werther braͤutigam/ zu dieſem neuen orden
Ein theil der fruchtbarkeit/ durch welche Hereules
Zugleich ein vater iſt von funffzig ſoͤhnen worden.


Der einſamkeit verhaßte plage/ ver-
worffen an dem Hochzeit-Tage Herrn
Benedict. Peter Wincklers/ beyder Rech-
ten Doct. und Frauen/ Frauen
Margaretha Hoͤvelin geb.
Kirchringin.

N. S.

WEg einſamkeit! Du ſtrenges ſeelen-band;
Wer deines kerckers nacht mehr als den ehſtand liebet/
Jſt in der that ein ungebautes land.
So dornen herber noth und kummer dieſteln giebet/
Woran kein hertz noch auge ſich erfreut/
Weg einſamkeit!
Weg einſamkeit! was nuͤtzt ein apffel-baum/
Wenn er nicht hand und korb mit reichem ſeegen fuͤllet?
Wer loͤſcht den durſt durch reben-ſafft im traum?
Den hunger hat noch nie gemahlte koſt geſtillet/
Die viel verſpricht/ und nichts im wercke beut.
Weg einſamkeit!
Weg
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0176" n="166"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Die ehe fu&#x0364;hret euch ins paradieß hinein/</l><lb/>
            <l>Wo die vergnu&#x0364;gung hei&#x017F;t nur go&#x0364;ldne a&#x0364;pffel brechen.</l><lb/>
            <l>Daß bey dem alterthum in Rom und zu Athen</l><lb/>
            <l>Die ringer nackt und bloß auff &#x017F;chau-geru&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;tunden/</l><lb/>
            <l>Und daß &#x017F;ie &#x017F;o entblo&#x0364;&#x017F;t zum kampffe mu&#x017F;ten gehn/</l><lb/>
            <l>Hat gleichfalls Hercules zum denckmahl ihm erfunden.</l><lb/>
            <l>Die liebe will auch euch/ ihr angenehmes paar/</l><lb/>
            <l>An die&#x017F;em abend noch ein gleiches &#x017F;piel vergo&#x0364;nnen/</l><lb/>
            <l>Sie leget allen &#x017F;chertz zu euren dien&#x017F;ten dar/</l><lb/>
            <l>Jhr werdet unbekleidt zu&#x017F;ammen ringen ko&#x0364;nnen.</l><lb/>
            <l>Wohlan/ man wu&#x0364;n&#x017F;cht euch viel. Jch wu&#x0364;nd&#x017F;che nur indeß</l><lb/>
            <l>Jhm/ werther bra&#x0364;utigam/ zu die&#x017F;em neuen orden</l><lb/>
            <l>Ein theil der fruchtbarkeit/ durch welche Hereules</l><lb/>
            <l>Zugleich ein vater i&#x017F;t von funffzig &#x017F;o&#x0364;hnen worden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der ein&#x017F;amkeit verhaßte plage/ ver-<lb/>
worffen an dem Hochzeit-Tage Herrn<lb/>
Benedict. Peter Wincklers/ beyder Rech-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">Doct.</hi> und Frauen/ Frauen<lb/>
Margaretha Ho&#x0364;velin geb.<lb/>
Kirchringin.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">N. S.</hi> </p><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Eg ein&#x017F;amkeit! Du &#x017F;trenges &#x017F;eelen-band;</l><lb/>
            <l>Wer deines kerckers nacht mehr als den eh&#x017F;tand liebet/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t in der that ein ungebautes land.</l><lb/>
            <l>So dornen herber noth und kummer die&#x017F;teln giebet/</l><lb/>
            <l>Woran kein hertz noch auge &#x017F;ich erfreut/</l><lb/>
            <l>Weg ein&#x017F;amkeit!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Weg ein&#x017F;amkeit! was nu&#x0364;tzt ein apffel-baum/</l><lb/>
            <l>Wenn er nicht hand und korb mit reichem &#x017F;eegen fu&#x0364;llet?</l><lb/>
            <l>Wer lo&#x0364;&#x017F;cht den dur&#x017F;t durch reben-&#x017F;afft im traum?</l><lb/>
            <l>Den hunger hat noch nie gemahlte ko&#x017F;t ge&#x017F;tillet/</l><lb/>
            <l>Die viel ver&#x017F;pricht/ und nichts im wercke beut.</l><lb/>
            <l>Weg ein&#x017F;amkeit!</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Weg</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0176] Hochzeit-Gedichte. Die ehe fuͤhret euch ins paradieß hinein/ Wo die vergnuͤgung heiſt nur goͤldne aͤpffel brechen. Daß bey dem alterthum in Rom und zu Athen Die ringer nackt und bloß auff ſchau-geruͤſten ſtunden/ Und daß ſie ſo entbloͤſt zum kampffe muſten gehn/ Hat gleichfalls Hercules zum denckmahl ihm erfunden. Die liebe will auch euch/ ihr angenehmes paar/ An dieſem abend noch ein gleiches ſpiel vergoͤnnen/ Sie leget allen ſchertz zu euren dienſten dar/ Jhr werdet unbekleidt zuſammen ringen koͤnnen. Wohlan/ man wuͤnſcht euch viel. Jch wuͤndſche nur indeß Jhm/ werther braͤutigam/ zu dieſem neuen orden Ein theil der fruchtbarkeit/ durch welche Hereules Zugleich ein vater iſt von funffzig ſoͤhnen worden. Der einſamkeit verhaßte plage/ ver- worffen an dem Hochzeit-Tage Herrn Benedict. Peter Wincklers/ beyder Rech- ten Doct. und Frauen/ Frauen Margaretha Hoͤvelin geb. Kirchringin. N. S. WEg einſamkeit! Du ſtrenges ſeelen-band; Wer deines kerckers nacht mehr als den ehſtand liebet/ Jſt in der that ein ungebautes land. So dornen herber noth und kummer dieſteln giebet/ Woran kein hertz noch auge ſich erfreut/ Weg einſamkeit! Weg einſamkeit! was nuͤtzt ein apffel-baum/ Wenn er nicht hand und korb mit reichem ſeegen fuͤllet? Wer loͤſcht den durſt durch reben-ſafft im traum? Den hunger hat noch nie gemahlte koſt geſtillet/ Die viel verſpricht/ und nichts im wercke beut. Weg einſamkeit! Weg

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/176
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/176>, abgerufen am 21.11.2024.