Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Die Mainacht. Wann der silberne Mond durch die Gesträuche blinkt, Und sein schlummerndes Licht über den Rasen streut, Und die Nachtigall flötet, Wandl' ich traurig von Busch zu Busch. Selig preis' ich dich dann, flötende Nachtigall, Weil dein Weibchen mit dir wohnet in Einem Nest, Ihrem singenden Gatten Tausend trauliche Küsse giebt. Ueberhüllet von Laub, girret ein Taubenpaar Sein Entzücken mir vor; aber ich wende mich, Suche dunklere Schatten, Und die einsame Thräne rinnt. Wann, o lächelndes Bild, welches wie Morgenroth Durch die Seele mir stralt, find' ich auf Erden dich? Und die einsame Thräne Bebt mir heisser die Wang' herab. Der
Die Mainacht. Wann der ſilberne Mond durch die Geſträuche blinkt, Und ſein ſchlummerndes Licht über den Raſen ſtreut, Und die Nachtigall flötet, Wandl' ich traurig von Buſch zu Buſch. Selig preiſ' ich dich dann, flötende Nachtigall, Weil dein Weibchen mit dir wohnet in Einem Neſt, Ihrem ſingenden Gatten Tauſend trauliche Küſſe giebt. Ueberhüllet von Laub, girret ein Taubenpaar Sein Entzücken mir vor; aber ich wende mich, Suche dunklere Schatten, Und die einſame Thräne rinnt. Wann, o lächelndes Bild, welches wie Morgenroth Durch die Seele mir ſtralt, find' ich auf Erden dich? Und die einſame Thräne Bebt mir heiſſer die Wang' herab. Der
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Die Mainacht.
Wann der ſilberne Mond durch die Geſträuche blinkt,
Und ſein ſchlummerndes Licht über den Raſen ſtreut,
Und die Nachtigall flötet,
Wandl' ich traurig von Buſch zu Buſch.
Selig preiſ' ich dich dann, flötende Nachtigall,
Weil dein Weibchen mit dir wohnet in Einem Neſt,
Ihrem ſingenden Gatten
Tauſend trauliche Küſſe giebt.
Ueberhüllet von Laub, girret ein Taubenpaar
Sein Entzücken mir vor; aber ich wende mich,
Suche dunklere Schatten,
Und die einſame Thräne rinnt.
Wann, o lächelndes Bild, welches wie Morgenroth
Durch die Seele mir ſtralt, find' ich auf Erden dich?
Und die einſame Thräne
Bebt mir heiſſer die Wang' herab.
Der
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