Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Rückkehr in die Heimath. Ihr milden Lüfte, Boten Italiens! Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom! Ihr wogenden Gebirg'! o all' ihr Sonnigen Gipfel! so seyd ihr's wieder. Du stiller Ort! in Träumen erschienst du fern, Nach hoffnungslosem Tage dem Sehnenden, Und du, mein Haus, und ihr Gespielen, Bäume des Hügels, ihr wohlbekannten! Wie lang' ist's, o wie lange! des Kindes Ruh' Ist hin, und hin ist Jugend und Lieb' und Glück, Doch du, mein Vaterland, du Heilig- Duldendes, siehe, du bist geblieben! Und darum, daß sie dulden mit dir, mit dir Sich freu'n, erziehst du, Theures! die Deinen auch, Und mahnst in Träumen, wenn sie ferne Schweifen und irren, die Ungetreuen. Ruͤckkehr in die Heimath. Ihr milden Luͤfte, Boten Italiens! Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom! Ihr wogenden Gebirg'! o all' ihr Sonnigen Gipfel! ſo ſeyd ihr's wieder. Du ſtiller Ort! in Traͤumen erſchienſt du fern, Nach hoffnungsloſem Tage dem Sehnenden, Und du, mein Haus, und ihr Geſpielen, Baͤume des Huͤgels, ihr wohlbekannten! Wie lang' iſt's, o wie lange! des Kindes Ruh' Iſt hin, und hin iſt Jugend und Lieb' und Gluͤck, Doch du, mein Vaterland, du Heilig- Duldendes, ſiehe, du biſt geblieben! Und darum, daß ſie dulden mit dir, mit dir Sich freu'n, erziehſt du, Theures! die Deinen auch, Und mahnſt in Traͤumen, wenn ſie ferne Schweifen und irren, die Ungetreuen. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0088" n="80"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Ruͤckkehr in die Heimath</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ihr milden Luͤfte, Boten Italiens!</l><lb/> <l>Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom!</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ihr wogenden Gebirg'! o all' ihr</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Sonnigen Gipfel! ſo ſeyd ihr's wieder.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du ſtiller Ort! in Traͤumen erſchienſt du fern,</l><lb/> <l>Nach hoffnungsloſem Tage dem Sehnenden,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und du, mein Haus, und ihr Geſpielen,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Baͤume des Huͤgels, ihr wohlbekannten!</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie lang' iſt's, o wie lange! des Kindes Ruh'</l><lb/> <l>Iſt hin, und hin iſt Jugend und Lieb' und Gluͤck,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Doch du, mein Vaterland, du Heilig-</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Duldendes, ſiehe, du biſt geblieben!</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und darum, daß ſie dulden mit dir, mit dir</l><lb/> <l>Sich freu'n, erziehſt du, Theures! die Deinen auch,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und mahnſt in Traͤumen, wenn ſie ferne</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schweifen und irren, die Ungetreuen.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [80/0088]
Ruͤckkehr in die Heimath.
Ihr milden Luͤfte, Boten Italiens!
Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom!
Ihr wogenden Gebirg'! o all' ihr
Sonnigen Gipfel! ſo ſeyd ihr's wieder.
Du ſtiller Ort! in Traͤumen erſchienſt du fern,
Nach hoffnungsloſem Tage dem Sehnenden,
Und du, mein Haus, und ihr Geſpielen,
Baͤume des Huͤgels, ihr wohlbekannten!
Wie lang' iſt's, o wie lange! des Kindes Ruh'
Iſt hin, und hin iſt Jugend und Lieb' und Gluͤck,
Doch du, mein Vaterland, du Heilig-
Duldendes, ſiehe, du biſt geblieben!
Und darum, daß ſie dulden mit dir, mit dir
Sich freu'n, erziehſt du, Theures! die Deinen auch,
Und mahnſt in Traͤumen, wenn ſie ferne
Schweifen und irren, die Ungetreuen.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/88>, abgerufen am 23.02.2025. |