Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Heimath.

Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom,
Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat;
So käm' auch ich zur Heimath, hätt' ich
Güter so viele, wie Leid, geerntet.
Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einst,
Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir,
Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,
Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah,
Dort bin ich bald; euch traute Berge,
Die mich behüteten einst, der Heimath
Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus;
Und liebender Geschwister Umarmungen
Begrüß' ich bald, und ihr umschließt mich,
Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,
Die Heimath.

Froh kehrt der Schiffer heim an den ſtillen Strom,
Von Inſeln fernher, wenn er geerntet hat;
So kaͤm' auch ich zur Heimath, haͤtt' ich
Guͤter ſo viele, wie Leid, geerntet.
Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einſt,
Stillt ihr der Liebe Leiden, verſprecht ihr mir,
Ihr Waͤlder meiner Jugend, wenn ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
Am kuͤhlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,
Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe ſah,
Dort bin ich bald; euch traute Berge,
Die mich behuͤteten einſt, der Heimath
Verehrte ſichre Grenzen, der Mutter Haus;
Und liebender Geſchwiſter Umarmungen
Begruͤß' ich bald, und ihr umſchließt mich,
Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0079" n="71"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Die Heimath</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Froh kehrt der Schiffer heim an den &#x017F;tillen Strom,</l><lb/>
            <l>Von In&#x017F;eln fernher, wenn er geerntet hat;</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">So ka&#x0364;m' auch ich zur Heimath, ha&#x0364;tt' ich</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Gu&#x0364;ter &#x017F;o viele, wie Leid, geerntet.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Ihr theuern Ufer, die mich erzogen ein&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Stillt ihr der Liebe Leiden, ver&#x017F;precht ihr mir,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ihr Wa&#x0364;lder meiner Jugend, wenn ich</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Komme, die Ruhe noch einmal wieder?</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Am ku&#x0364;hlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,</l><lb/>
            <l>Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe &#x017F;ah,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Dort bin ich bald; euch traute Berge,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Die mich behu&#x0364;teten ein&#x017F;t, der Heimath</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Verehrte &#x017F;ichre Grenzen, der Mutter Haus;</l><lb/>
            <l>Und liebender Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter Umarmungen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Begru&#x0364;ß' ich bald, und ihr um&#x017F;chließt mich,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,</hi> </l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0079] Die Heimath. Froh kehrt der Schiffer heim an den ſtillen Strom, Von Inſeln fernher, wenn er geerntet hat; So kaͤm' auch ich zur Heimath, haͤtt' ich Guͤter ſo viele, wie Leid, geerntet. Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einſt, Stillt ihr der Liebe Leiden, verſprecht ihr mir, Ihr Waͤlder meiner Jugend, wenn ich Komme, die Ruhe noch einmal wieder? Am kuͤhlen Bache, wo ich der Wellen Spiel, Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe ſah, Dort bin ich bald; euch traute Berge, Die mich behuͤteten einſt, der Heimath Verehrte ſichre Grenzen, der Mutter Haus; Und liebender Geſchwiſter Umarmungen Begruͤß' ich bald, und ihr umſchließt mich, Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/79
Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/79>, abgerufen am 21.12.2024.