Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Wanderer. Einsam stand ich und sah in die afrikanischen dürren Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab. Fernhin schlich das hagre Gebirg, wie ein wandelnd Gerippe, Hohl und einsam und kahl blickt' aus der Höhe sein Haupt. Ach! nicht sprang, mit erfrischendem Grün, der schattende Wald hier In die säuselnde Luft üppig und herrlich empor, Bäche stürzten hier nicht in melodischem Fall vom Gebirge, Durch das blühende Thal schlingend den silbernen Strom, Keiner Heerde verging am plätschernden Brunnen der Mittag, Freundlich aus Bäumen hervor blickte kein wirth- liches Dach. Unter dem Strauche saß ein ernster Vogel ge- sanglos, Aengstig und eilend flohn wandernde Störche vorbei. Der Wanderer. Einſam ſtand ich und ſah in die afrikaniſchen duͤrren Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab. Fernhin ſchlich das hagre Gebirg, wie ein wandelnd Gerippe, Hohl und einſam und kahl blickt' aus der Hoͤhe ſein Haupt. Ach! nicht ſprang, mit erfriſchendem Gruͤn, der ſchattende Wald hier In die ſaͤuſelnde Luft uͤppig und herrlich empor, Baͤche ſtuͤrzten hier nicht in melodiſchem Fall vom Gebirge, Durch das bluͤhende Thal ſchlingend den ſilbernen Strom, Keiner Heerde verging am plaͤtſchernden Brunnen der Mittag, Freundlich aus Baͤumen hervor blickte kein wirth- liches Dach. Unter dem Strauche ſaß ein ernſter Vogel ge- ſanglos, Aengſtig und eilend flohn wandernde Stoͤrche vorbei. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0155" n="147"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Der Wanderer</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Einſam ſtand ich und ſah in die afrikaniſchen duͤrren</l><lb/> <l>Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab.</l><lb/> <l>Fernhin ſchlich das hagre Gebirg, wie ein wandelnd</l><lb/> <l>Gerippe,</l><lb/> <l>Hohl und einſam und kahl blickt' aus der Hoͤhe</l><lb/> <l>ſein Haupt.</l><lb/> <l>Ach! nicht ſprang, mit erfriſchendem Gruͤn, der</l><lb/> <l>ſchattende Wald hier</l><lb/> <l>In die ſaͤuſelnde Luft uͤppig und herrlich empor,</l><lb/> <l>Baͤche ſtuͤrzten hier nicht in melodiſchem Fall vom</l><lb/> <l>Gebirge,</l><lb/> <l>Durch das bluͤhende Thal ſchlingend den ſilbernen</l><lb/> <l>Strom,</l><lb/> <l>Keiner Heerde verging am plaͤtſchernden Brunnen</l><lb/> <l>der Mittag,</l><lb/> <l>Freundlich aus Baͤumen hervor blickte kein wirth-</l><lb/> <l>liches Dach.</l><lb/> <l>Unter dem Strauche ſaß ein ernſter Vogel ge-</l><lb/> <l>ſanglos,</l><lb/> <l>Aengſtig und eilend flohn wandernde Stoͤrche</l><lb/> <l>vorbei.</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [147/0155]
Der Wanderer.
Einſam ſtand ich und ſah in die afrikaniſchen duͤrren
Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab.
Fernhin ſchlich das hagre Gebirg, wie ein wandelnd
Gerippe,
Hohl und einſam und kahl blickt' aus der Hoͤhe
ſein Haupt.
Ach! nicht ſprang, mit erfriſchendem Gruͤn, der
ſchattende Wald hier
In die ſaͤuſelnde Luft uͤppig und herrlich empor,
Baͤche ſtuͤrzten hier nicht in melodiſchem Fall vom
Gebirge,
Durch das bluͤhende Thal ſchlingend den ſilbernen
Strom,
Keiner Heerde verging am plaͤtſchernden Brunnen
der Mittag,
Freundlich aus Baͤumen hervor blickte kein wirth-
liches Dach.
Unter dem Strauche ſaß ein ernſter Vogel ge-
ſanglos,
Aengſtig und eilend flohn wandernde Stoͤrche
vorbei.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/155>, abgerufen am 23.02.2025. |