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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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"Ich kenn' ihn wohl; auch meinen Namen kennt er;
"Und seiner Freunde Freund bin ich. Ich wußte nicht,
"Daß er es war, da wir zuerst einander
"Begegneten, und lang erfuhr ich's nicht.
"Bald grüß' ich schöner dich. -- Armenion."


Emilie an Klara.
Er woll' ihn morgen sprechen, sagte mir
Mein Vater, morgen! und er schien nicht freundlich.
Nun sitz' ich hier und meine Augen ruhn
Und schlummern nicht; -- ach! schämen muß ich mich,
Es dir zu klagen, -- will ich stille werden,
So regt ein Laut mich auf; ich sinn' und bitte,
Und weiß nicht, was? und sagen möcht' ich viel,
Doch ist die Seele stumm; -- o fragen möcht' ich
Die sorgenfreien Bäume hier, die Stralen
Der Nacht und ihre Schatten, wie es nun
Mir endlich werden wird.
Zu still ist's mir
In dieser schönen Nacht, und ihre Lüfte
Sind mir nicht hold, wie sonst. Die Thörin!
So lang er ferne war, so liebt' ich ihn;
Nun bin ich kalt, und zag' und zürne mir
Und andern. -- Auch die Worte, so ich dir
In dieser bösen Stunde schreibe, lieb'

„Ich kenn' ihn wohl; auch meinen Namen kennt er;
„Und ſeiner Freunde Freund bin ich. Ich wußte nicht,
„Daß er es war, da wir zuerſt einander
„Begegneten, und lang erfuhr ich's nicht.
„Bald gruͤß' ich ſchoͤner dich. — Armenion.“


Emilie an Klara.
Er woll' ihn morgen ſprechen, ſagte mir
Mein Vater, morgen! und er ſchien nicht freundlich.
Nun ſitz' ich hier und meine Augen ruhn
Und ſchlummern nicht; — ach! ſchaͤmen muß ich mich,
Es dir zu klagen, — will ich ſtille werden,
So regt ein Laut mich auf; ich ſinn' und bitte,
Und weiß nicht, was? und ſagen moͤcht' ich viel,
Doch iſt die Seele ſtumm; — o fragen moͤcht' ich
Die ſorgenfreien Baͤume hier, die Stralen
Der Nacht und ihre Schatten, wie es nun
Mir endlich werden wird.
Zu ſtill iſt's mir
In dieſer ſchoͤnen Nacht, und ihre Luͤfte
Sind mir nicht hold, wie ſonſt. Die Thoͤrin!
So lang er ferne war, ſo liebt' ich ihn;
Nun bin ich kalt, und zag' und zuͤrne mir
Und andern. — Auch die Worte, ſo ich dir
In dieſer boͤſen Stunde ſchreibe, lieb'
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[107/0115] „Ich kenn' ihn wohl; auch meinen Namen kennt er; „Und ſeiner Freunde Freund bin ich. Ich wußte nicht, „Daß er es war, da wir zuerſt einander „Begegneten, und lang erfuhr ich's nicht. „Bald gruͤß' ich ſchoͤner dich. — Armenion.“ Emilie an Klara. Er woll' ihn morgen ſprechen, ſagte mir Mein Vater, morgen! und er ſchien nicht freundlich. Nun ſitz' ich hier und meine Augen ruhn Und ſchlummern nicht; — ach! ſchaͤmen muß ich mich, Es dir zu klagen, — will ich ſtille werden, So regt ein Laut mich auf; ich ſinn' und bitte, Und weiß nicht, was? und ſagen moͤcht' ich viel, Doch iſt die Seele ſtumm; — o fragen moͤcht' ich Die ſorgenfreien Baͤume hier, die Stralen Der Nacht und ihre Schatten, wie es nun Mir endlich werden wird. Zu ſtill iſt's mir In dieſer ſchoͤnen Nacht, und ihre Luͤfte Sind mir nicht hold, wie ſonſt. Die Thoͤrin! So lang er ferne war, ſo liebt' ich ihn; Nun bin ich kalt, und zag' und zuͤrne mir Und andern. — Auch die Worte, ſo ich dir In dieſer boͤſen Stunde ſchreibe, lieb'

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/115>, abgerufen am 03.12.2024.