Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt. Gärten
mälig erheben, und eine abwechselnde Fläche von Wald und Ebne bis an die Hügel
von Riverstown zeigen; rund umher ist alles von anmuthigen Strichen bebaueter
Hügel umgeben. Zur Linken erhebt sich ein waldigter Strich Landes aus dem Thal
bis an den Horizont, eine eingeschlossene, aber anmuthige Aussicht; ein Eichenwald,
der an den Hügeln des Thiergartens anstößt, verschönert den Prospect. Die einge-
zäunten Grundstücke des gegenseitigen Ufers fallen trefflich ins Auge.

k.
Caldwell.

Kein Anblick kann prächtiger seyn, als wenn man sich Caldwells Schloß nä-
hert. Die Vorgebirge eines dicken Waldes, welche in den See Earne sich hinein-
senken, und der Schatten einer großen Reihe von Bergen thun die schönste Wirkung,
die man sich gedenken kann. Sobald man durch die Thore ist, wende man sich zur
Linken auf zweyhundert Yarden zu der Spitze des Hügels, so siehet man die ganze
Herrschaft vor sich. Es ist ein sich in den See erstreckendes Vorgebirge von drey
(engl.) Meilen lang, eine anmuthige Verbindung von Wald und Ebne, an einer
Seite ein dicker Schatten, an der andern Gras mit untermischten Bäumen, mit Ge-
hölz sich endigend. An der östlichen Seite, die völlig waldigt ist, befindet sich ein
Meerbusen. Es sind sieben Eilande auf diesem See, davon Bow drey (engl.) Mei-
len lang und anderthalb breit ist. Dennoch hat man auf ihm eine sehr freye Fahrt,
indem er ein breites Wasser bleibt, und die große Reihe der Gebirge Turaw macht
die Gränzen des Sees aus. Zur Rechten hat er das Ansehen eines schönen Stroms,
mit zwey großen Inseln in demselben; und dies alles zusammengenommen bildet die
herrlichste Scene. Wenn man einen kleinen Hügel dieser Gegend besteigt, so verei-
nigen sich beyde Vorgebirge von Wald in einen, öffnen sich aber in der Mitte und
geben eine Aussicht auf den See ganz von Gehölz umgeben. Jenseits sind Eilande
auf dem Wasser verstreuet, dessen klare Silberfläche durch die dunkeln Schatten
des Waldes durchbricht. Um die Spitze, auf welcher man steht, ist der Boden rauh,
felsigt, wild und abwechselnd, und sticht gegen die glänzenden Schönheiten nicht übel
ab. Nicht weit von hier von der Spitze eines andern Hügels zeigt der See große
Massen von Wasser, die jenseits der waldigten Vorgebirge und Inseln herborbrechen.
Am Fuß dieser Anhöhe ist eine kleine Anfuhrt, und jenseits derselben liegen die Felder
dieser Herrschaft, mit vortrefflichen Hölzungen untermischt, die unmittelbar vom Ran-
de des Wassers anfangen. Das Haus, das zwischen den Bäumen ganz im Dunkeln
liegt, scheint ein bequemer Aufenthalt zu seyn, wenn man von allen irdischen Sorgen

und

Dritter Abſchnitt. Gaͤrten
maͤlig erheben, und eine abwechſelnde Flaͤche von Wald und Ebne bis an die Huͤgel
von Riverstown zeigen; rund umher iſt alles von anmuthigen Strichen bebaueter
Huͤgel umgeben. Zur Linken erhebt ſich ein waldigter Strich Landes aus dem Thal
bis an den Horizont, eine eingeſchloſſene, aber anmuthige Ausſicht; ein Eichenwald,
der an den Huͤgeln des Thiergartens anſtoͤßt, verſchoͤnert den Proſpect. Die einge-
zaͤunten Grundſtuͤcke des gegenſeitigen Ufers fallen trefflich ins Auge.

k.
Caldwell.

Kein Anblick kann praͤchtiger ſeyn, als wenn man ſich Caldwells Schloß naͤ-
hert. Die Vorgebirge eines dicken Waldes, welche in den See Earne ſich hinein-
ſenken, und der Schatten einer großen Reihe von Bergen thun die ſchoͤnſte Wirkung,
die man ſich gedenken kann. Sobald man durch die Thore iſt, wende man ſich zur
Linken auf zweyhundert Yarden zu der Spitze des Huͤgels, ſo ſiehet man die ganze
Herrſchaft vor ſich. Es iſt ein ſich in den See erſtreckendes Vorgebirge von drey
(engl.) Meilen lang, eine anmuthige Verbindung von Wald und Ebne, an einer
Seite ein dicker Schatten, an der andern Gras mit untermiſchten Baͤumen, mit Ge-
hoͤlz ſich endigend. An der oͤſtlichen Seite, die voͤllig waldigt iſt, befindet ſich ein
Meerbuſen. Es ſind ſieben Eilande auf dieſem See, davon Bow drey (engl.) Mei-
len lang und anderthalb breit iſt. Dennoch hat man auf ihm eine ſehr freye Fahrt,
indem er ein breites Waſſer bleibt, und die große Reihe der Gebirge Turaw macht
die Graͤnzen des Sees aus. Zur Rechten hat er das Anſehen eines ſchoͤnen Stroms,
mit zwey großen Inſeln in demſelben; und dies alles zuſammengenommen bildet die
herrlichſte Scene. Wenn man einen kleinen Huͤgel dieſer Gegend beſteigt, ſo verei-
nigen ſich beyde Vorgebirge von Wald in einen, oͤffnen ſich aber in der Mitte und
geben eine Ausſicht auf den See ganz von Gehoͤlz umgeben. Jenſeits ſind Eilande
auf dem Waſſer verſtreuet, deſſen klare Silberflaͤche durch die dunkeln Schatten
des Waldes durchbricht. Um die Spitze, auf welcher man ſteht, iſt der Boden rauh,
felſigt, wild und abwechſelnd, und ſticht gegen die glaͤnzenden Schoͤnheiten nicht uͤbel
ab. Nicht weit von hier von der Spitze eines andern Huͤgels zeigt der See große
Maſſen von Waſſer, die jenſeits der waldigten Vorgebirge und Inſeln herborbrechen.
Am Fuß dieſer Anhoͤhe iſt eine kleine Anfuhrt, und jenſeits derſelben liegen die Felder
dieſer Herrſchaft, mit vortrefflichen Hoͤlzungen untermiſcht, die unmittelbar vom Ran-
de des Waſſers anfangen. Das Haus, das zwiſchen den Baͤumen ganz im Dunkeln
liegt, ſcheint ein bequemer Aufenthalt zu ſeyn, wenn man von allen irdiſchen Sorgen

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <p><pb facs="#f0082" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt. Ga&#x0364;rten</hi></fw><lb/>
ma&#x0364;lig erheben, und eine abwech&#x017F;elnde Fla&#x0364;che von Wald und Ebne bis an die Hu&#x0364;gel<lb/>
von <hi rendition="#fr">Riverstown</hi> zeigen; rund umher i&#x017F;t alles von anmuthigen Strichen bebaueter<lb/>
Hu&#x0364;gel umgeben. Zur Linken erhebt &#x017F;ich ein waldigter Strich Landes aus dem Thal<lb/>
bis an den Horizont, eine einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene, aber anmuthige Aus&#x017F;icht; ein Eichenwald,<lb/>
der an den Hu&#x0364;geln des Thiergartens an&#x017F;to&#x0364;ßt, ver&#x017F;cho&#x0364;nert den Pro&#x017F;pect. Die einge-<lb/>
za&#x0364;unten Grund&#x017F;tu&#x0364;cke des gegen&#x017F;eitigen Ufers fallen trefflich ins Auge.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">k.</hi><lb/><hi rendition="#g">Caldwell</hi>.</hi> </head><lb/>
              <p>Kein Anblick kann pra&#x0364;chtiger &#x017F;eyn, als wenn man &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Caldwells</hi> Schloß na&#x0364;-<lb/>
hert. Die Vorgebirge eines dicken Waldes, welche in den See <hi rendition="#fr">Earne</hi> &#x017F;ich hinein-<lb/>
&#x017F;enken, und der Schatten einer großen Reihe von Bergen thun die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Wirkung,<lb/>
die man &#x017F;ich gedenken kann. Sobald man durch die Thore i&#x017F;t, wende man &#x017F;ich zur<lb/>
Linken auf zweyhundert Yarden zu der Spitze des Hu&#x0364;gels, &#x017F;o &#x017F;iehet man die ganze<lb/>
Herr&#x017F;chaft vor &#x017F;ich. Es i&#x017F;t ein &#x017F;ich in den See er&#x017F;treckendes Vorgebirge von drey<lb/>
(engl.) Meilen lang, eine anmuthige Verbindung von Wald und Ebne, an einer<lb/>
Seite ein dicker Schatten, an der andern Gras mit untermi&#x017F;chten Ba&#x0364;umen, mit Ge-<lb/>
ho&#x0364;lz &#x017F;ich endigend. An der o&#x0364;&#x017F;tlichen Seite, die vo&#x0364;llig waldigt i&#x017F;t, befindet &#x017F;ich ein<lb/>
Meerbu&#x017F;en. Es &#x017F;ind &#x017F;ieben Eilande auf die&#x017F;em See, davon <hi rendition="#fr">Bow</hi> drey (engl.) Mei-<lb/>
len lang und anderthalb breit i&#x017F;t. Dennoch hat man auf ihm eine &#x017F;ehr freye Fahrt,<lb/>
indem er ein breites Wa&#x017F;&#x017F;er bleibt, und die große Reihe der Gebirge <hi rendition="#fr">Turaw</hi> macht<lb/>
die Gra&#x0364;nzen des Sees aus. Zur Rechten hat er das An&#x017F;ehen eines &#x017F;cho&#x0364;nen Stroms,<lb/>
mit zwey großen In&#x017F;eln in dem&#x017F;elben; und dies alles zu&#x017F;ammengenommen bildet die<lb/>
herrlich&#x017F;te Scene. Wenn man einen kleinen Hu&#x0364;gel die&#x017F;er Gegend be&#x017F;teigt, &#x017F;o verei-<lb/>
nigen &#x017F;ich beyde Vorgebirge von Wald in einen, o&#x0364;ffnen &#x017F;ich aber in der Mitte und<lb/>
geben eine Aus&#x017F;icht auf den See ganz von Geho&#x0364;lz umgeben. Jen&#x017F;eits &#x017F;ind Eilande<lb/>
auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;treuet, de&#x017F;&#x017F;en klare Silberfla&#x0364;che durch die dunkeln Schatten<lb/>
des Waldes durchbricht. Um die Spitze, auf welcher man &#x017F;teht, i&#x017F;t der Boden rauh,<lb/>
fel&#x017F;igt, wild und abwech&#x017F;elnd, und &#x017F;ticht gegen die gla&#x0364;nzenden Scho&#x0364;nheiten nicht u&#x0364;bel<lb/>
ab. Nicht weit von hier von der Spitze eines andern Hu&#x0364;gels zeigt der See große<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en von Wa&#x017F;&#x017F;er, die jen&#x017F;eits der waldigten Vorgebirge und In&#x017F;eln herborbrechen.<lb/>
Am Fuß die&#x017F;er Anho&#x0364;he i&#x017F;t eine kleine Anfuhrt, und jen&#x017F;eits der&#x017F;elben liegen die Felder<lb/>
die&#x017F;er Herr&#x017F;chaft, mit vortrefflichen Ho&#x0364;lzungen untermi&#x017F;cht, die unmittelbar vom Ran-<lb/>
de des Wa&#x017F;&#x017F;ers anfangen. Das Haus, das zwi&#x017F;chen den Ba&#x0364;umen ganz im Dunkeln<lb/>
liegt, &#x017F;cheint ein bequemer Aufenthalt zu &#x017F;eyn, wenn man von allen irdi&#x017F;chen Sorgen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0082] Dritter Abſchnitt. Gaͤrten maͤlig erheben, und eine abwechſelnde Flaͤche von Wald und Ebne bis an die Huͤgel von Riverstown zeigen; rund umher iſt alles von anmuthigen Strichen bebaueter Huͤgel umgeben. Zur Linken erhebt ſich ein waldigter Strich Landes aus dem Thal bis an den Horizont, eine eingeſchloſſene, aber anmuthige Ausſicht; ein Eichenwald, der an den Huͤgeln des Thiergartens anſtoͤßt, verſchoͤnert den Proſpect. Die einge- zaͤunten Grundſtuͤcke des gegenſeitigen Ufers fallen trefflich ins Auge. k. Caldwell. Kein Anblick kann praͤchtiger ſeyn, als wenn man ſich Caldwells Schloß naͤ- hert. Die Vorgebirge eines dicken Waldes, welche in den See Earne ſich hinein- ſenken, und der Schatten einer großen Reihe von Bergen thun die ſchoͤnſte Wirkung, die man ſich gedenken kann. Sobald man durch die Thore iſt, wende man ſich zur Linken auf zweyhundert Yarden zu der Spitze des Huͤgels, ſo ſiehet man die ganze Herrſchaft vor ſich. Es iſt ein ſich in den See erſtreckendes Vorgebirge von drey (engl.) Meilen lang, eine anmuthige Verbindung von Wald und Ebne, an einer Seite ein dicker Schatten, an der andern Gras mit untermiſchten Baͤumen, mit Ge- hoͤlz ſich endigend. An der oͤſtlichen Seite, die voͤllig waldigt iſt, befindet ſich ein Meerbuſen. Es ſind ſieben Eilande auf dieſem See, davon Bow drey (engl.) Mei- len lang und anderthalb breit iſt. Dennoch hat man auf ihm eine ſehr freye Fahrt, indem er ein breites Waſſer bleibt, und die große Reihe der Gebirge Turaw macht die Graͤnzen des Sees aus. Zur Rechten hat er das Anſehen eines ſchoͤnen Stroms, mit zwey großen Inſeln in demſelben; und dies alles zuſammengenommen bildet die herrlichſte Scene. Wenn man einen kleinen Huͤgel dieſer Gegend beſteigt, ſo verei- nigen ſich beyde Vorgebirge von Wald in einen, oͤffnen ſich aber in der Mitte und geben eine Ausſicht auf den See ganz von Gehoͤlz umgeben. Jenſeits ſind Eilande auf dem Waſſer verſtreuet, deſſen klare Silberflaͤche durch die dunkeln Schatten des Waldes durchbricht. Um die Spitze, auf welcher man ſteht, iſt der Boden rauh, felſigt, wild und abwechſelnd, und ſticht gegen die glaͤnzenden Schoͤnheiten nicht uͤbel ab. Nicht weit von hier von der Spitze eines andern Huͤgels zeigt der See große Maſſen von Waſſer, die jenſeits der waldigten Vorgebirge und Inſeln herborbrechen. Am Fuß dieſer Anhoͤhe iſt eine kleine Anfuhrt, und jenſeits derſelben liegen die Felder dieſer Herrſchaft, mit vortrefflichen Hoͤlzungen untermiſcht, die unmittelbar vom Ran- de des Waſſers anfangen. Das Haus, das zwiſchen den Baͤumen ganz im Dunkeln liegt, ſcheint ein bequemer Aufenthalt zu ſeyn, wenn man von allen irdiſchen Sorgen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/82
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/82>, abgerufen am 21.12.2024.