Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt. Gärten
dicken Gebüschen, und von einem majestätischen kreisförmigen Hügel begränzt, wel-
cher des Grafen Thiergarten ist, und einen hohen Berg im Rücken hat. Zur Rech-
ten sind vier bis fünf Klumpen von düsterm Gebüsche, auf eben so vielen Inseln, die
kühn aus dem See hervorsteigen. Das Wasser bricht zwischen ihnen in schmalen
Gängen durch, und bildet eine ausnehmend malerische Scene. An der andern Seite
streckt sich der See hinter einem Wald in einer engen Straße hin, welche Belleisle
bildet. Lord Roß hat um die Insel Spatziergänge gemacht, woraus ein sehr ab-
wechselnder Prospect genossen wird. Auf einem anmuthigen Hügel ist ein Tempel
erbauet, der die Aussicht auf die oben erwähnten waldigten Eilande hat, aber der an-
genehmste Prospect auf dieselben ist aus der Grotte. Sie zeigen sich in einer unge-
meinen Schönheit; zwey scheinen sich zu vereinigen und das zwischen durchfließende
Wasser nimmt das Ansehen eines schönen Meerbusens an, der tief in einen dunkeln
Wald hineingeht. Der Hügel des Parks steigt über ihnen empor, und im Rücken
von allen sind Berge. Auch vor unsern Füßen ist alles schön. Eine mit Bäumen
bestreute Ebne, welche den Rand des Sees ausmacht, schließt sich allmälig in einen
dicken Wald von hohen Bäumen, über deren Gipfel man in der Ferne die Aussicht
auf das Gebirge Cultingh hat, welches dort in seiner stolzesten Feyerlichkeit ficht-
bar ist.

i.
Dunkettle.

Dunkettle ist einer der schönsten Plätze in Irland. Es ist ein Hügel von
einigen hundert Morgen, der durch sanfte Abschüsse in sehr abwechselnde Grundstücke
sich vertheilt; allenthalben ist ein wellenförmiger Umriß, und dieser Anblick verändert
sich in ein beträchtliches Gebüsch, das an einigen Orten dick genug ist, den Anschein
eines dunkeln Hayns anzunehmen, an andern Stellen aber wie ein zerstreueter Dickigt
und einzelne Gruppen von Bäumen anzusehen ist. Dieser Hügel oder eigentliche
Klump von Hügeln ist an der einen Seite von einem Strich des Hafens von Cork,
über welchen er hervorragt, und auf der andern von einem Thal, durch welches der
Glanmire fließt, umgeben. Das Ufer dieses Flusses an der andern Seite hat alle
Abwechselungen, welche eine anmuthige Landschaft zum Prospect von Dunkettle's
Gründen bilden konnte. An einigen Stellen sind enge Thäler, deren Boden ganz
mit Wasser angefüllet ist; die steilen Ufer sind mit dicken, einen dunkeln Schatten ver-
breitenden, Wäldern bedeckt. An andern Orten öffnet sich das Thal, die Lage eines
artigen muntern Dorfs, über welchem Wald und Hügel hervorragen, zu entdecken.

Hier

Dritter Abſchnitt. Gaͤrten
dicken Gebuͤſchen, und von einem majeſtaͤtiſchen kreisfoͤrmigen Huͤgel begraͤnzt, wel-
cher des Grafen Thiergarten iſt, und einen hohen Berg im Ruͤcken hat. Zur Rech-
ten ſind vier bis fuͤnf Klumpen von duͤſterm Gebuͤſche, auf eben ſo vielen Inſeln, die
kuͤhn aus dem See hervorſteigen. Das Waſſer bricht zwiſchen ihnen in ſchmalen
Gaͤngen durch, und bildet eine ausnehmend maleriſche Scene. An der andern Seite
ſtreckt ſich der See hinter einem Wald in einer engen Straße hin, welche Belleisle
bildet. Lord Roß hat um die Inſel Spatziergaͤnge gemacht, woraus ein ſehr ab-
wechſelnder Proſpect genoſſen wird. Auf einem anmuthigen Huͤgel iſt ein Tempel
erbauet, der die Ausſicht auf die oben erwaͤhnten waldigten Eilande hat, aber der an-
genehmſte Proſpect auf dieſelben iſt aus der Grotte. Sie zeigen ſich in einer unge-
meinen Schoͤnheit; zwey ſcheinen ſich zu vereinigen und das zwiſchen durchfließende
Waſſer nimmt das Anſehen eines ſchoͤnen Meerbuſens an, der tief in einen dunkeln
Wald hineingeht. Der Huͤgel des Parks ſteigt uͤber ihnen empor, und im Ruͤcken
von allen ſind Berge. Auch vor unſern Fuͤßen iſt alles ſchoͤn. Eine mit Baͤumen
beſtreute Ebne, welche den Rand des Sees ausmacht, ſchließt ſich allmaͤlig in einen
dicken Wald von hohen Baͤumen, uͤber deren Gipfel man in der Ferne die Ausſicht
auf das Gebirge Cultingh hat, welches dort in ſeiner ſtolzeſten Feyerlichkeit ficht-
bar iſt.

i.
Dunkettle.

Dunkettle iſt einer der ſchoͤnſten Plaͤtze in Irland. Es iſt ein Huͤgel von
einigen hundert Morgen, der durch ſanfte Abſchuͤſſe in ſehr abwechſelnde Grundſtuͤcke
ſich vertheilt; allenthalben iſt ein wellenfoͤrmiger Umriß, und dieſer Anblick veraͤndert
ſich in ein betraͤchtliches Gebuͤſch, das an einigen Orten dick genug iſt, den Anſchein
eines dunkeln Hayns anzunehmen, an andern Stellen aber wie ein zerſtreueter Dickigt
und einzelne Gruppen von Baͤumen anzuſehen iſt. Dieſer Huͤgel oder eigentliche
Klump von Huͤgeln iſt an der einen Seite von einem Strich des Hafens von Cork,
uͤber welchen er hervorragt, und auf der andern von einem Thal, durch welches der
Glanmire fließt, umgeben. Das Ufer dieſes Fluſſes an der andern Seite hat alle
Abwechſelungen, welche eine anmuthige Landſchaft zum Proſpect von Dunkettle’s
Gruͤnden bilden konnte. An einigen Stellen ſind enge Thaͤler, deren Boden ganz
mit Waſſer angefuͤllet iſt; die ſteilen Ufer ſind mit dicken, einen dunkeln Schatten ver-
breitenden, Waͤldern bedeckt. An andern Orten oͤffnet ſich das Thal, die Lage eines
artigen muntern Dorfs, uͤber welchem Wald und Huͤgel hervorragen, zu entdecken.

Hier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <p><pb facs="#f0080" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt. Ga&#x0364;rten</hi></fw><lb/>
dicken Gebu&#x0364;&#x017F;chen, und von einem maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chen kreisfo&#x0364;rmigen Hu&#x0364;gel begra&#x0364;nzt, wel-<lb/>
cher des Grafen Thiergarten i&#x017F;t, und einen hohen Berg im Ru&#x0364;cken hat. Zur Rech-<lb/>
ten &#x017F;ind vier bis fu&#x0364;nf Klumpen von du&#x0364;&#x017F;term Gebu&#x0364;&#x017F;che, auf eben &#x017F;o vielen In&#x017F;eln, die<lb/>
ku&#x0364;hn aus dem See hervor&#x017F;teigen. Das Wa&#x017F;&#x017F;er bricht zwi&#x017F;chen ihnen in &#x017F;chmalen<lb/>
Ga&#x0364;ngen durch, und bildet eine ausnehmend maleri&#x017F;che Scene. An der andern Seite<lb/>
&#x017F;treckt &#x017F;ich der See hinter einem Wald in einer engen Straße hin, welche <hi rendition="#fr">Belleisle</hi><lb/>
bildet. Lord <hi rendition="#fr">Roß</hi> hat um die In&#x017F;el Spatzierga&#x0364;nge gemacht, woraus ein &#x017F;ehr ab-<lb/>
wech&#x017F;elnder Pro&#x017F;pect geno&#x017F;&#x017F;en wird. Auf einem anmuthigen Hu&#x0364;gel i&#x017F;t ein Tempel<lb/>
erbauet, der die Aus&#x017F;icht auf die oben erwa&#x0364;hnten waldigten Eilande hat, aber der an-<lb/>
genehm&#x017F;te Pro&#x017F;pect auf die&#x017F;elben i&#x017F;t aus der Grotte. Sie zeigen &#x017F;ich in einer unge-<lb/>
meinen Scho&#x0364;nheit; zwey &#x017F;cheinen &#x017F;ich zu vereinigen und das zwi&#x017F;chen durchfließende<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er nimmt das An&#x017F;ehen eines &#x017F;cho&#x0364;nen Meerbu&#x017F;ens an, der tief in einen dunkeln<lb/>
Wald hineingeht. Der Hu&#x0364;gel des Parks &#x017F;teigt u&#x0364;ber ihnen empor, und im Ru&#x0364;cken<lb/>
von allen &#x017F;ind Berge. Auch vor un&#x017F;ern Fu&#x0364;ßen i&#x017F;t alles &#x017F;cho&#x0364;n. Eine mit Ba&#x0364;umen<lb/>
be&#x017F;treute Ebne, welche den Rand des Sees ausmacht, &#x017F;chließt &#x017F;ich allma&#x0364;lig in einen<lb/>
dicken Wald von hohen Ba&#x0364;umen, u&#x0364;ber deren Gipfel man in der Ferne die Aus&#x017F;icht<lb/>
auf das Gebirge <hi rendition="#fr">Cultingh</hi> hat, welches dort in &#x017F;einer &#x017F;tolze&#x017F;ten Feyerlichkeit ficht-<lb/>
bar i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">i.</hi><lb/><hi rendition="#g">Dunkettle</hi>.</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Dunkettle</hi> i&#x017F;t einer der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Pla&#x0364;tze in <hi rendition="#fr">Irland</hi>. Es i&#x017F;t ein Hu&#x0364;gel von<lb/>
einigen hundert Morgen, der durch &#x017F;anfte Ab&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in &#x017F;ehr abwech&#x017F;elnde Grund&#x017F;tu&#x0364;cke<lb/>
&#x017F;ich vertheilt; allenthalben i&#x017F;t ein wellenfo&#x0364;rmiger Umriß, und die&#x017F;er Anblick vera&#x0364;ndert<lb/>
&#x017F;ich in ein betra&#x0364;chtliches Gebu&#x0364;&#x017F;ch, das an einigen Orten dick genug i&#x017F;t, den An&#x017F;chein<lb/>
eines dunkeln Hayns anzunehmen, an andern Stellen aber wie ein zer&#x017F;treueter Dickigt<lb/>
und einzelne Gruppen von Ba&#x0364;umen anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t. Die&#x017F;er Hu&#x0364;gel oder eigentliche<lb/>
Klump von Hu&#x0364;geln i&#x017F;t an der einen Seite von einem Strich des Hafens von <hi rendition="#fr">Cork</hi>,<lb/>
u&#x0364;ber welchen er hervorragt, und auf der andern von einem Thal, durch welches der<lb/>
Glanmire fließt, umgeben. Das Ufer die&#x017F;es Flu&#x017F;&#x017F;es an der andern Seite hat alle<lb/>
Abwech&#x017F;elungen, welche eine anmuthige Land&#x017F;chaft zum Pro&#x017F;pect von <hi rendition="#fr">Dunkettle&#x2019;s</hi><lb/>
Gru&#x0364;nden bilden konnte. An einigen Stellen &#x017F;ind enge Tha&#x0364;ler, deren Boden ganz<lb/>
mit Wa&#x017F;&#x017F;er angefu&#x0364;llet i&#x017F;t; die &#x017F;teilen Ufer &#x017F;ind mit dicken, einen dunkeln Schatten ver-<lb/>
breitenden, Wa&#x0364;ldern bedeckt. An andern Orten o&#x0364;ffnet &#x017F;ich das Thal, die Lage eines<lb/>
artigen muntern Dorfs, u&#x0364;ber welchem Wald und Hu&#x0364;gel hervorragen, zu entdecken.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0080] Dritter Abſchnitt. Gaͤrten dicken Gebuͤſchen, und von einem majeſtaͤtiſchen kreisfoͤrmigen Huͤgel begraͤnzt, wel- cher des Grafen Thiergarten iſt, und einen hohen Berg im Ruͤcken hat. Zur Rech- ten ſind vier bis fuͤnf Klumpen von duͤſterm Gebuͤſche, auf eben ſo vielen Inſeln, die kuͤhn aus dem See hervorſteigen. Das Waſſer bricht zwiſchen ihnen in ſchmalen Gaͤngen durch, und bildet eine ausnehmend maleriſche Scene. An der andern Seite ſtreckt ſich der See hinter einem Wald in einer engen Straße hin, welche Belleisle bildet. Lord Roß hat um die Inſel Spatziergaͤnge gemacht, woraus ein ſehr ab- wechſelnder Proſpect genoſſen wird. Auf einem anmuthigen Huͤgel iſt ein Tempel erbauet, der die Ausſicht auf die oben erwaͤhnten waldigten Eilande hat, aber der an- genehmſte Proſpect auf dieſelben iſt aus der Grotte. Sie zeigen ſich in einer unge- meinen Schoͤnheit; zwey ſcheinen ſich zu vereinigen und das zwiſchen durchfließende Waſſer nimmt das Anſehen eines ſchoͤnen Meerbuſens an, der tief in einen dunkeln Wald hineingeht. Der Huͤgel des Parks ſteigt uͤber ihnen empor, und im Ruͤcken von allen ſind Berge. Auch vor unſern Fuͤßen iſt alles ſchoͤn. Eine mit Baͤumen beſtreute Ebne, welche den Rand des Sees ausmacht, ſchließt ſich allmaͤlig in einen dicken Wald von hohen Baͤumen, uͤber deren Gipfel man in der Ferne die Ausſicht auf das Gebirge Cultingh hat, welches dort in ſeiner ſtolzeſten Feyerlichkeit ficht- bar iſt. i. Dunkettle. Dunkettle iſt einer der ſchoͤnſten Plaͤtze in Irland. Es iſt ein Huͤgel von einigen hundert Morgen, der durch ſanfte Abſchuͤſſe in ſehr abwechſelnde Grundſtuͤcke ſich vertheilt; allenthalben iſt ein wellenfoͤrmiger Umriß, und dieſer Anblick veraͤndert ſich in ein betraͤchtliches Gebuͤſch, das an einigen Orten dick genug iſt, den Anſchein eines dunkeln Hayns anzunehmen, an andern Stellen aber wie ein zerſtreueter Dickigt und einzelne Gruppen von Baͤumen anzuſehen iſt. Dieſer Huͤgel oder eigentliche Klump von Huͤgeln iſt an der einen Seite von einem Strich des Hafens von Cork, uͤber welchen er hervorragt, und auf der andern von einem Thal, durch welches der Glanmire fließt, umgeben. Das Ufer dieſes Fluſſes an der andern Seite hat alle Abwechſelungen, welche eine anmuthige Landſchaft zum Proſpect von Dunkettle’s Gruͤnden bilden konnte. An einigen Stellen ſind enge Thaͤler, deren Boden ganz mit Waſſer angefuͤllet iſt; die ſteilen Ufer ſind mit dicken, einen dunkeln Schatten ver- breitenden, Waͤldern bedeckt. An andern Orten oͤffnet ſich das Thal, die Lage eines artigen muntern Dorfs, uͤber welchem Wald und Huͤgel hervorragen, zu entdecken. Hier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/80
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/80>, abgerufen am 21.12.2024.