Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfter Abschnitt.

Uebrigens scheinen Teiche sich am besten an verborgenen schattigten Orten zu
schicken. Selten ist ihr Wasser von der Klarheit, daß es lebhafte Widerscheine giebt;
vielmehr wird seine gewöhnliche Dunkelheit von umherstehenden Bäumen noch ver-
mehrt. Diese Dunkelheit, verbunden mit der ewigen Unbeweglichkeit, macht einen
eigenen Charakter, der auf ihnen ruhet, den Charakter der Melancholie und Trauer.
Man kann daher mit Schicklichkeit in solche Reviere Urnen und andere Denkmäler
der Vergänglichkeit stellen.

[Abbildung]
4.
Wasserstücke.

Unter diesem Namen verstehen wir keine gewöhnlichen Bassins, sondern eine
Sammlung von natürlichen, freyen, ungleichen, mehr oder weniger ansehnlichen
Massen von Wasser, die weder einen See noch einen Teich bilden, sondern, ohne ein
Ganzes zu machen, in einem niedrigen Grunde zertheilt neben einander ruhen. Sie
bilden sich leicht in breiten Thälern bey häufigen Regengüssen und Bächen von den
Anhöhen, bey Austretungen der Flüsse, bey dem Reichthum unterirdischer Quellen;

sie
Fuͤnfter Abſchnitt.

Uebrigens ſcheinen Teiche ſich am beſten an verborgenen ſchattigten Orten zu
ſchicken. Selten iſt ihr Waſſer von der Klarheit, daß es lebhafte Widerſcheine giebt;
vielmehr wird ſeine gewoͤhnliche Dunkelheit von umherſtehenden Baͤumen noch ver-
mehrt. Dieſe Dunkelheit, verbunden mit der ewigen Unbeweglichkeit, macht einen
eigenen Charakter, der auf ihnen ruhet, den Charakter der Melancholie und Trauer.
Man kann daher mit Schicklichkeit in ſolche Reviere Urnen und andere Denkmaͤler
der Vergaͤnglichkeit ſtellen.

[Abbildung]
4.
Waſſerſtuͤcke.

Unter dieſem Namen verſtehen wir keine gewoͤhnlichen Baſſins, ſondern eine
Sammlung von natuͤrlichen, freyen, ungleichen, mehr oder weniger anſehnlichen
Maſſen von Waſſer, die weder einen See noch einen Teich bilden, ſondern, ohne ein
Ganzes zu machen, in einem niedrigen Grunde zertheilt neben einander ruhen. Sie
bilden ſich leicht in breiten Thaͤlern bey haͤufigen Regenguͤſſen und Baͤchen von den
Anhoͤhen, bey Austretungen der Fluͤſſe, bey dem Reichthum unterirdiſcher Quellen;

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0106" n="102"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
          <p>Uebrigens &#x017F;cheinen Teiche &#x017F;ich am be&#x017F;ten an verborgenen &#x017F;chattigten Orten zu<lb/>
&#x017F;chicken. Selten i&#x017F;t ihr Wa&#x017F;&#x017F;er von der Klarheit, daß es lebhafte Wider&#x017F;cheine giebt;<lb/>
vielmehr wird &#x017F;eine gewo&#x0364;hnliche Dunkelheit von umher&#x017F;tehenden Ba&#x0364;umen noch ver-<lb/>
mehrt. Die&#x017F;e Dunkelheit, verbunden mit der ewigen Unbeweglichkeit, macht einen<lb/>
eigenen Charakter, der auf ihnen ruhet, den Charakter der Melancholie und Trauer.<lb/>
Man kann daher mit Schicklichkeit in &#x017F;olche Reviere Urnen und andere Denkma&#x0364;ler<lb/>
der Verga&#x0364;nglichkeit &#x017F;tellen.</p><lb/>
          <figure/>
        </div>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b">4.<lb/><hi rendition="#g">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tu&#x0364;cke</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Unter die&#x017F;em Namen ver&#x017F;tehen wir keine gewo&#x0364;hnlichen Ba&#x017F;&#x017F;ins, &#x017F;ondern eine<lb/>
Sammlung von natu&#x0364;rlichen, freyen, ungleichen, mehr oder weniger an&#x017F;ehnlichen<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en von Wa&#x017F;&#x017F;er, die weder einen See noch einen Teich bilden, &#x017F;ondern, ohne ein<lb/>
Ganzes zu machen, in einem niedrigen Grunde zertheilt neben einander ruhen. Sie<lb/>
bilden &#x017F;ich leicht in breiten Tha&#x0364;lern bey ha&#x0364;ufigen Regengu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Ba&#x0364;chen von den<lb/>
Anho&#x0364;hen, bey Austretungen der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, bey dem Reichthum unterirdi&#x017F;cher Quellen;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0106] Fuͤnfter Abſchnitt. Uebrigens ſcheinen Teiche ſich am beſten an verborgenen ſchattigten Orten zu ſchicken. Selten iſt ihr Waſſer von der Klarheit, daß es lebhafte Widerſcheine giebt; vielmehr wird ſeine gewoͤhnliche Dunkelheit von umherſtehenden Baͤumen noch ver- mehrt. Dieſe Dunkelheit, verbunden mit der ewigen Unbeweglichkeit, macht einen eigenen Charakter, der auf ihnen ruhet, den Charakter der Melancholie und Trauer. Man kann daher mit Schicklichkeit in ſolche Reviere Urnen und andere Denkmaͤler der Vergaͤnglichkeit ſtellen. [Abbildung] 4. Waſſerſtuͤcke. Unter dieſem Namen verſtehen wir keine gewoͤhnlichen Baſſins, ſondern eine Sammlung von natuͤrlichen, freyen, ungleichen, mehr oder weniger anſehnlichen Maſſen von Waſſer, die weder einen See noch einen Teich bilden, ſondern, ohne ein Ganzes zu machen, in einem niedrigen Grunde zertheilt neben einander ruhen. Sie bilden ſich leicht in breiten Thaͤlern bey haͤufigen Regenguͤſſen und Baͤchen von den Anhoͤhen, bey Austretungen der Fluͤſſe, bey dem Reichthum unterirdiſcher Quellen; ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/106
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/106>, abgerufen am 21.11.2024.