[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XLVIII. Hölderlin. Den Klugen leiten sicher stets die Horen, Nur mit dem Genius spielen oft die Winde; Daß er, so Glück, wie Unglück, früher finde, Wird er mit Schwingen in die Welt geboren. Doch bleibt ihm treu die Gottheit zugeschworen; Sie legt am bösen Tag dem armen Kinde Mit weicher Hand ums Aug' des Wahnsinns Binde, Daß es nie sehe, was das Herz verloren. Die Götter haben freundlich Dein gedacht, Die Du so fromm gehalten einst in Ehren, Und lebend schon Dich aus der Welt gebracht. Nichts Irdisches kann fürder Dich versehren, Und reiner, denn ein Stern zum Schooß der Nacht, Wirst Du zurück zur großen Mutter kehren. XLVIII. Hölderlin. Den Klugen leiten ſicher ſtets die Horen, Nur mit dem Genius ſpielen oft die Winde; Daß er, ſo Glück, wie Unglück, früher finde, Wird er mit Schwingen in die Welt geboren. Doch bleibt ihm treu die Gottheit zugeſchworen; Sie legt am böſen Tag dem armen Kinde Mit weicher Hand ums Aug' des Wahnſinns Binde, Daß es nie ſehe, was das Herz verloren. Die Götter haben freundlich Dein gedacht, Die Du ſo fromm gehalten einſt in Ehren, Und lebend ſchon Dich aus der Welt gebracht. Nichts Irdiſches kann fürder Dich verſehren, Und reiner, denn ein Stern zum Schooß der Nacht, Wirſt Du zurück zur großen Mutter kehren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0184" n="178"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq #b">XLVIII.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head><hi rendition="#b #g">Hölderlin</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Den Klugen leiten ſicher ſtets die Horen,</l><lb/> <l>Nur mit dem Genius ſpielen oft die Winde;</l><lb/> <l>Daß er, ſo Glück, wie Unglück, früher finde,</l><lb/> <l>Wird er mit Schwingen in die Welt geboren.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Doch bleibt ihm treu die Gottheit zugeſchworen;</l><lb/> <l>Sie legt am böſen Tag dem armen Kinde</l><lb/> <l>Mit weicher Hand ums Aug' des Wahnſinns Binde,</l><lb/> <l>Daß es nie ſehe, was das Herz verloren.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Die Götter haben freundlich Dein gedacht,</l><lb/> <l>Die Du ſo fromm gehalten einſt in Ehren,</l><lb/> <l>Und <hi rendition="#g">lebend</hi> ſchon Dich aus der Welt gebracht.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Nichts Irdiſches kann fürder Dich verſehren,</l><lb/> <l>Und reiner, denn ein Stern zum Schooß der Nacht,</l><lb/> <l>Wirſt Du zurück zur großen Mutter kehren.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0184]
XLVIII.
Hölderlin.
Den Klugen leiten ſicher ſtets die Horen,
Nur mit dem Genius ſpielen oft die Winde;
Daß er, ſo Glück, wie Unglück, früher finde,
Wird er mit Schwingen in die Welt geboren.
Doch bleibt ihm treu die Gottheit zugeſchworen;
Sie legt am böſen Tag dem armen Kinde
Mit weicher Hand ums Aug' des Wahnſinns Binde,
Daß es nie ſehe, was das Herz verloren.
Die Götter haben freundlich Dein gedacht,
Die Du ſo fromm gehalten einſt in Ehren,
Und lebend ſchon Dich aus der Welt gebracht.
Nichts Irdiſches kann fürder Dich verſehren,
Und reiner, denn ein Stern zum Schooß der Nacht,
Wirſt Du zurück zur großen Mutter kehren.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/184>, abgerufen am 22.07.2024. |