[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XXIV. Nimm nicht als Himmel an die Wolkenschichte, Erprobe selbst Dein jugendlich Gefieder, Wirf mutig in die schwanken Schalen nieder Des Zweifels Deine eigenen Gewichte! Erwärm' den Geist am selbstgeschaffnen Lichte, Und forsche heut und forsche morgen wieder, Senk' nie zufrieden Deine Augenlider, Ruf' Deinen Glauben täglich zu Gerichte! Doch was Du immer wagest, o beschönig's Nie vor den Menschen durch ein zaghaft Schweigen, Bekenn' es mit dem Freimut eines Königs! Ob sie Dir flammend auch den Holzstoß zeigen; Mit Flammen tauft der Ewige den Phönix, Der stolz soll über ihre Wasser steigen. XXIV. Nimm nicht als Himmel an die Wolkenſchichte, Erprobe ſelbſt Dein jugendlich Gefieder, Wirf mutig in die ſchwanken Schalen nieder Des Zweifels Deine eigenen Gewichte! Erwärm' den Geiſt am ſelbſtgeſchaffnen Lichte, Und forſche heut und forſche morgen wieder, Senk' nie zufrieden Deine Augenlider, Ruf' Deinen Glauben täglich zu Gerichte! Doch was Du immer wageſt, o beſchönig's Nie vor den Menſchen durch ein zaghaft Schweigen, Bekenn' es mit dem Freimut eines Königs! Ob ſie Dir flammend auch den Holzſtoß zeigen; Mit Flammen tauft der Ewige den Phönix, Der ſtolz ſoll über ihre Waſſer ſteigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0160" n="154"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XXIV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nimm nicht als Himmel an die Wolkenſchichte,</l><lb/> <l>Erprobe ſelbſt Dein jugendlich Gefieder,</l><lb/> <l>Wirf mutig in die ſchwanken Schalen nieder</l><lb/> <l>Des Zweifels Deine eigenen Gewichte!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Erwärm' den Geiſt am <hi rendition="#g">ſelbſtgeſchaffnen</hi> Lichte,</l><lb/> <l>Und forſche heut und forſche morgen wieder,</l><lb/> <l>Senk' nie zufrieden Deine Augenlider,</l><lb/> <l>Ruf' Deinen Glauben täglich zu Gerichte!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch was Du immer wageſt, o beſchönig's</l><lb/> <l>Nie vor den Menſchen durch ein zaghaft Schweigen,</l><lb/> <l>Bekenn' es mit dem Freimut eines Königs!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ob ſie Dir flammend auch den Holzſtoß zeigen;</l><lb/> <l>Mit Flammen tauft der Ewige den Phönix,</l><lb/> <l>Der ſtolz ſoll über ihre Waſſer ſteigen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0160]
XXIV.
Nimm nicht als Himmel an die Wolkenſchichte,
Erprobe ſelbſt Dein jugendlich Gefieder,
Wirf mutig in die ſchwanken Schalen nieder
Des Zweifels Deine eigenen Gewichte!
Erwärm' den Geiſt am ſelbſtgeſchaffnen Lichte,
Und forſche heut und forſche morgen wieder,
Senk' nie zufrieden Deine Augenlider,
Ruf' Deinen Glauben täglich zu Gerichte!
Doch was Du immer wageſt, o beſchönig's
Nie vor den Menſchen durch ein zaghaft Schweigen,
Bekenn' es mit dem Freimut eines Königs!
Ob ſie Dir flammend auch den Holzſtoß zeigen;
Mit Flammen tauft der Ewige den Phönix,
Der ſtolz ſoll über ihre Waſſer ſteigen.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/160>, abgerufen am 22.07.2024. |