Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
III.
Der Gott des Friedens will uns nimmer segnen,
Den Oelzweig weinend auf die Seite legen;
Vom Nil zum Tajo höret man schon regen
Die Kriegsdämonen sich, die wildverwegnen.
Und mancher sieht im Geist nur Helden regnen,
Die sollen auf den Spitzen ihrer Degen
Der Völker künftige Geschichte wägen,
Und so dem Sturme stürmisch auch begegnen.
Der Dichter aber denkt man nicht, der stillen,
Wenn blutig weithin sich die Felder röten
Und Unheil alle finstern Mächte brauen.
Und doch -- nur sie verstehn der Gottheit Willen;
Jetzt, eben jetzt sind Seher uns vonnöten,
Den Flug der Adler wieder zu beschauen!
III.
Der Gott des Friedens will uns nimmer ſegnen,
Den Oelzweig weinend auf die Seite legen;
Vom Nil zum Tajo höret man ſchon regen
Die Kriegsdämonen ſich, die wildverwegnen.
Und mancher ſieht im Geiſt nur Helden regnen,
Die ſollen auf den Spitzen ihrer Degen
Der Völker künftige Geſchichte wägen,
Und ſo dem Sturme ſtürmiſch auch begegnen.
Der Dichter aber denkt man nicht, der ſtillen,
Wenn blutig weithin ſich die Felder röten
Und Unheil alle finſtern Mächte brauen.
Und doch — nur ſie verſtehn der Gottheit Willen;
Jetzt, eben jetzt ſind Seher uns vonnöten,
Den Flug der Adler wieder zu beſchauen!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0139" n="133"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq #b">III.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der Gott des Friedens will uns nimmer &#x017F;egnen,</l><lb/>
              <l>Den Oelzweig weinend auf die Seite legen;</l><lb/>
              <l>Vom Nil zum Tajo höret man &#x017F;chon regen</l><lb/>
              <l>Die Kriegsdämonen &#x017F;ich, die wildverwegnen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Und mancher &#x017F;ieht im Gei&#x017F;t nur Helden regnen,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ollen auf den Spitzen ihrer Degen</l><lb/>
              <l>Der Völker künftige Ge&#x017F;chichte wägen,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o dem Sturme &#x017F;türmi&#x017F;ch auch begegnen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Der Dichter aber denkt man nicht, der &#x017F;tillen,</l><lb/>
              <l>Wenn blutig weithin &#x017F;ich die Felder röten</l><lb/>
              <l>Und Unheil alle fin&#x017F;tern Mächte brauen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Und doch &#x2014; nur <hi rendition="#g">&#x017F;ie</hi> ver&#x017F;tehn der Gottheit Willen;</l><lb/>
              <l>Jetzt, eben jetzt &#x017F;ind Seher uns vonnöten,</l><lb/>
              <l>Den Flug der Adler wieder zu be&#x017F;chauen!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0139] III. Der Gott des Friedens will uns nimmer ſegnen, Den Oelzweig weinend auf die Seite legen; Vom Nil zum Tajo höret man ſchon regen Die Kriegsdämonen ſich, die wildverwegnen. Und mancher ſieht im Geiſt nur Helden regnen, Die ſollen auf den Spitzen ihrer Degen Der Völker künftige Geſchichte wägen, Und ſo dem Sturme ſtürmiſch auch begegnen. Der Dichter aber denkt man nicht, der ſtillen, Wenn blutig weithin ſich die Felder röten Und Unheil alle finſtern Mächte brauen. Und doch — nur ſie verſtehn der Gottheit Willen; Jetzt, eben jetzt ſind Seher uns vonnöten, Den Flug der Adler wieder zu beſchauen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/139
Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/139>, abgerufen am 22.12.2024.