Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.licher erfolgen. Das zur Assimilirung nöthige, im Sehorgan vor- §. 29. Vom Gewichte der Gesichtsempfindungen. Wenn die Helligkeit oder Dunkelheit einer farblosen Ge- Ohne hier näher auf diese der allgemeinen Psychophysik Die absolute Größe eines gegebenen psychophysischen Pro- 6 *
licher erfolgen. Das zur Assimilirung nöthige, im Sehorgan vor- §. 29. Vom Gewichte der Gesichtsempfindungen. Wenn die Helligkeit oder Dunkelheit einer farblosen Ge- Ohne hier näher auf diese der allgemeinen Psychophysik Die absolute Größe eines gegebenen psychophysischen Pro- 6 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="83"/> licher erfolgen. Das zur Assimilirung nöthige, im Sehorgan vor-<lb/> handene, durch die Assimilirung stetig verbrauchte und vom<lb/> Blute immer wieder ersetzte <hi rendition="#i">A</hi>-Material wird mehr oder weniger<lb/> erschöpft werden können, sobald sein Verbrauch stärker ist, als<lb/> der gleichzeitige Wiederersatz aus dem Blute. Ferner wird die<lb/> Größe der Assimilirung vielleicht auch mit abhängen von der<lb/> jeweiligen Menge der assimilirenden erregbaren Substanz. Aus<lb/> alledem liesse sich schon ganz theoretisch eine Reihe von Sätzen<lb/> über Steigerung oder Herabsetzung des Assimilirungsvermögens<lb/> oder der <hi rendition="#i">A</hi>-Erregbarkeit, über <hi rendition="#i">A</hi>-Reize im Gegensatze zu den<lb/><hi rendition="#i">D</hi>-Reizen etc. ableiten. Indessen will ich mich vorläufig nur auf<lb/> solche Sätze aus der allgemeinen Nervenphysiologie beziehen,<lb/> welche bereits allgemein angenommen sind, und werde nur in<lb/> §. 35 auf diese Verhältnisse kurz zurückkommen, ihre ausführliche<lb/> Erörterung aber für später vorbehalten.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 29.<lb/><hi rendition="#g">Vom Gewichte der Gesichtsempfindungen</hi>.</head><lb/> <p>Wenn die Helligkeit oder Dunkelheit einer farblosen Ge-<lb/> sichtsempfindung lediglich abhängt von dem Verhältniß der Dis-<lb/> similirung zur gleichzeitigen Assimilirung und <hi rendition="#g">also unab-<lb/> hängig ist von der absoluten Größe der entsprechen-<lb/> den psychophysischen Processe,</hi> so fragt sich, welche<lb/> Bedeutung dieser absoluten Größe zukommt.</p><lb/> <p>Ohne hier näher auf diese der allgemeinen Psychophysik<lb/> angehörige Frage einzugehen, will ich mich bemühen, sie in der<lb/> Kürze vorläufig zu beantworten.</p><lb/> <p>Die absolute Größe eines gegebenen psychophysischen Pro-<lb/> cesses bestimmt — um hier einen neuen Ausdruck einzuführen<lb/> — das <hi rendition="#g">Gewicht</hi> der entsprechenden Empfindung. Liegen einer<lb/> Empfindung, wie z. B. dem Grau, zwei gleichzeitige psychophy-<lb/> sische Processe verschiedener Qualität zu Grunde, so gibt die<lb/> Summe der Größen beider Processe das Gewicht der resultirenden<lb/> oder Mischempfindung. Die Deutlichkeit, mit welcher in einer<lb/> solchen zusammengesetzten Empfindung jede einzelne relativ<lb/> einfache Empfindung hervortritt, hängt ab von dem Verhältnisse,<lb/> in welchem ihr eigenes Gewicht zum Gesammtgewichte der resul-<lb/> tirenden oder zusammengesetzten Empfindung steht. So ist, wie<lb/> <fw place="bottom" type="sig">6 *</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0091]
licher erfolgen. Das zur Assimilirung nöthige, im Sehorgan vor-
handene, durch die Assimilirung stetig verbrauchte und vom
Blute immer wieder ersetzte A-Material wird mehr oder weniger
erschöpft werden können, sobald sein Verbrauch stärker ist, als
der gleichzeitige Wiederersatz aus dem Blute. Ferner wird die
Größe der Assimilirung vielleicht auch mit abhängen von der
jeweiligen Menge der assimilirenden erregbaren Substanz. Aus
alledem liesse sich schon ganz theoretisch eine Reihe von Sätzen
über Steigerung oder Herabsetzung des Assimilirungsvermögens
oder der A-Erregbarkeit, über A-Reize im Gegensatze zu den
D-Reizen etc. ableiten. Indessen will ich mich vorläufig nur auf
solche Sätze aus der allgemeinen Nervenphysiologie beziehen,
welche bereits allgemein angenommen sind, und werde nur in
§. 35 auf diese Verhältnisse kurz zurückkommen, ihre ausführliche
Erörterung aber für später vorbehalten.
§. 29.
Vom Gewichte der Gesichtsempfindungen.
Wenn die Helligkeit oder Dunkelheit einer farblosen Ge-
sichtsempfindung lediglich abhängt von dem Verhältniß der Dis-
similirung zur gleichzeitigen Assimilirung und also unab-
hängig ist von der absoluten Größe der entsprechen-
den psychophysischen Processe, so fragt sich, welche
Bedeutung dieser absoluten Größe zukommt.
Ohne hier näher auf diese der allgemeinen Psychophysik
angehörige Frage einzugehen, will ich mich bemühen, sie in der
Kürze vorläufig zu beantworten.
Die absolute Größe eines gegebenen psychophysischen Pro-
cesses bestimmt — um hier einen neuen Ausdruck einzuführen
— das Gewicht der entsprechenden Empfindung. Liegen einer
Empfindung, wie z. B. dem Grau, zwei gleichzeitige psychophy-
sische Processe verschiedener Qualität zu Grunde, so gibt die
Summe der Größen beider Processe das Gewicht der resultirenden
oder Mischempfindung. Die Deutlichkeit, mit welcher in einer
solchen zusammengesetzten Empfindung jede einzelne relativ
einfache Empfindung hervortritt, hängt ab von dem Verhältnisse,
in welchem ihr eigenes Gewicht zum Gesammtgewichte der resul-
tirenden oder zusammengesetzten Empfindung steht. So ist, wie
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