Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.Fragmente. 1. Die Sprache ist ein Werkzeug der Wissen- Ein Volk, das ohne poetische Sprache ner B 2
Fragmente. 1. Die Sprache iſt ein Werkzeug der Wiſſen- Ein Volk, das ohne poetiſche Sprache ner B 2
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Fragmente.
1.
Die Sprache iſt ein Werkzeug der Wiſſen-
ſchaften, und ein Theil derſelben: wer
uͤber die Litteratur eines Landes ſchreibt, muß
ihre Sprache auch nicht aus der Acht laſſen.
Ein Volk, das ohne poetiſche Sprache
große Dichter, ohne eine biegſame Sprache
gute Proſaiſten, ohne eine genaue Sprache
große Weiſe gehabt haͤtte, iſt ein Unding.
Wenigſtens muͤſten bei einer unausgebildeten
Sprache die Geiſter, die gebohren ſind, Hin-
derniſſe zu uͤberwinden, ſelbſt erfinden, ſie muͤſten
verwuͤſten und ſchaffen: ſchwaͤchere Nachfol-
ger aber quaͤlen ſich, ohne nachher zeigen zu
koͤnnen: das habe ich geliefert. Lernet alſo, ihr
Kunſtrichter! eure Sprache kennen: und ſucht
ſie zur Poeſie, zur Weltweisheit und zur Proſe zu
bereiten. Alsdenn ebnet ihr einen Boden, damit
er ein Gebaͤude trage. Oder noch mehr! ihr lie-
fert Werkzeuge fuͤr den Schriftſteller: fuͤr den
Dichter ſchmiedet ihr Donnerkeile; fuͤr den Red-
ner
B 2
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