[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Erstes Wäldchen. als auf Unterschied, hiernach auf Gränzen, denn aufGesetze hätte sehen wollen. 20. Jch will nicht sagen, daß Hr. Lessing nicht, dem Der Dichter, z. E. der uns Schönheit mahlen wenn a) Laok. p. 204.
Erſtes Waͤldchen. als auf Unterſchied, hiernach auf Graͤnzen, denn aufGeſetze haͤtte ſehen wollen. 20. Jch will nicht ſagen, daß Hr. Leſſing nicht, dem Der Dichter, z. E. der uns Schoͤnheit mahlen wenn a) Laok. p. 204.
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Erſtes Waͤldchen.
als auf Unterſchied, hiernach auf Graͤnzen, denn auf
Geſetze haͤtte ſehen wollen.
20.
Jch will nicht ſagen, daß Hr. Leſſing nicht, dem
Hauptzwecke ſeines Buchs nach, gegen Caylus, und
gegen Caylus Affen an Unterſcheidung Recht be-
halte: nur nicht immer an Gruͤnden der Unterſchei-
dung, und am wenigſten im Hauptgrunde. Er
duͤnkt mich immer noch auf dem halben Wege, als
wenn die Poeſie durch Succeſſion auf ein Werk
arbeiten ſollte, und nicht ſchon eben in der Succeſ-
ſion ihr Werk liefere.
Der Dichter, z. E. der uns Schoͤnheit mahlen
wollte, es ſei nun ein Conſtantinus Manaſſes, oder
Arioſt, gieng nicht darauf aus, um hinten nach zu
fragen: wie ſahe Helena, wie ſahe Alcina aus? a)
uns mit ſeiner Beſchreibung ein vollſtaͤndiges Bild
zu hinterlaſſen, u. ſ. w. Er fuͤhrt uns durch die
Theile, um jeden derſelben als ſchoͤn anſchauend zu
machen, um, wenn wir alle Theile vergeſſen haͤtten,
ſo viel anſcheinend zu wiſſen: Helena, Alcina war
reizend. Hat Arioſt auf Hrn. Leſſing damit keine
Wirkung gemacht, ſo wird er vielleicht auf dieje-
nigen ſeiner Landesleute Eindruͤcke machen, die die
Schoͤnheit in einer Alcina wie in einer gehauenen
Venus theilweiſe anzuerkennen gewoͤhnt ſind: oder
wenn
a) Laok. p. 204.
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