Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

jetzt die Rede seyn soll; wie wäre es, wenn
wir darüber den alten Reformator
selbst hörten?

Luthers Gedanken von der Regiments-
änderung.

"Des weltlichen Regiments Werk und
Ehre ist, daß es aus wilden Thieren Men-
schen macht, und Menschen erhält, daß es
nicht wilde Thiere werden.

"Meinest du nicht, wenn die Vögel und
Thiere reden könnten, und das weltliche
Regiment unter den Menschen sehen soll-
ten; sie würden sagen: o ihr Lieben, ihr
seyd nicht Menschen, sondern Götter gegen
uns. Wer will dies Regiment nun erhal-
ten, ohne wir Menschen, denen es Gott
befohlen hat, und die sein auch selbst wahr-
lich bedörfen? Die wilden Thiere werdens
nicht thun; Holz und Steine auch nicht.

B 3

jetzt die Rede ſeyn ſoll; wie waͤre es, wenn
wir daruͤber den alten Reformator
ſelbſt hoͤrten?

Luthers Gedanken von der Regiments-
aͤnderung.

„Des weltlichen Regiments Werk und
Ehre iſt, daß es aus wilden Thieren Men-
ſchen macht, und Menſchen erhaͤlt, daß es
nicht wilde Thiere werden.

„Meineſt du nicht, wenn die Voͤgel und
Thiere reden koͤnnten, und das weltliche
Regiment unter den Menſchen ſehen ſoll-
ten; ſie wuͤrden ſagen: o ihr Lieben, ihr
ſeyd nicht Menſchen, ſondern Goͤtter gegen
uns. Wer will dies Regiment nun erhal-
ten, ohne wir Menſchen, denen es Gott
befohlen hat, und die ſein auch ſelbſt wahr-
lich bedoͤrfen? Die wilden Thiere werdens
nicht thun; Holz und Steine auch nicht.

B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="21"/>
jetzt die Rede &#x017F;eyn &#x017F;oll; wie wa&#x0364;re es, wenn<lb/>
wir daru&#x0364;ber den <hi rendition="#g">alten Reformator</hi><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ho&#x0364;rten?</p><lb/>
        <p>Luthers Gedanken von der Regiments-<lb/>
a&#x0364;nderung.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Des weltlichen Regiments Werk und<lb/>
Ehre i&#x017F;t, daß es aus wilden Thieren Men-<lb/>
&#x017F;chen macht, und Men&#x017F;chen erha&#x0364;lt, daß es<lb/>
nicht wilde Thiere werden.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Meine&#x017F;t du nicht, wenn die Vo&#x0364;gel und<lb/>
Thiere reden ko&#x0364;nnten, und das weltliche<lb/>
Regiment unter den Men&#x017F;chen &#x017F;ehen &#x017F;oll-<lb/>
ten; &#x017F;ie wu&#x0364;rden &#x017F;agen: o ihr Lieben, ihr<lb/>
&#x017F;eyd nicht Men&#x017F;chen, &#x017F;ondern Go&#x0364;tter gegen<lb/>
uns. Wer will dies Regiment nun erhal-<lb/>
ten, ohne wir Men&#x017F;chen, denen es Gott<lb/>
befohlen hat, und die &#x017F;ein auch &#x017F;elb&#x017F;t wahr-<lb/>
lich bedo&#x0364;rfen? Die wilden Thiere werdens<lb/>
nicht thun; Holz und Steine auch nicht.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0026] jetzt die Rede ſeyn ſoll; wie waͤre es, wenn wir daruͤber den alten Reformator ſelbſt hoͤrten? Luthers Gedanken von der Regiments- aͤnderung. „Des weltlichen Regiments Werk und Ehre iſt, daß es aus wilden Thieren Men- ſchen macht, und Menſchen erhaͤlt, daß es nicht wilde Thiere werden. „Meineſt du nicht, wenn die Voͤgel und Thiere reden koͤnnten, und das weltliche Regiment unter den Menſchen ſehen ſoll- ten; ſie wuͤrden ſagen: o ihr Lieben, ihr ſeyd nicht Menſchen, ſondern Goͤtter gegen uns. Wer will dies Regiment nun erhal- ten, ohne wir Menſchen, denen es Gott befohlen hat, und die ſein auch ſelbſt wahr- lich bedoͤrfen? Die wilden Thiere werdens nicht thun; Holz und Steine auch nicht. B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/26
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/26>, abgerufen am 26.04.2024.