Sinn unaufhörlich in unendlich hoher Potenz thätig seyn
müßte. Jn Leibnitzens Lehre hing aber die Behauptung der bewußtlosen
Vorstellungen mit seinem metaphysischen Begriffe von der Substanz zusammen. Jn
Poleys Ueber- setzung des Lockischen Werks über den
menschlichen Verstand findet sich S. 89 das Nöthigste hierüber
beyeinander.
C. Reihenformen.
75. Raum und Zeit sind die Gegenstande einer sehr falschen Lehre geworden,
indem man sie für die eigenthüm- lichen, einzigen, unabhängig von einander
vorhandenen For- men der Sinnlichkeit angesehen hat.
Der Raum ist vielmehr die einzige völlig ausgearbeitete Reihenform; er wird vorzüglich bey Gelegenheit der Gesichts- und Gefühls- Empfindungen
producirt; ist aber hierauf gar nicht einge- schränkt, sondern eine ganz
ahnliche Art von Production geschieht bey manchen andern Veranlassungen,
entweder voll- ständig, oder innerhalb gewisser
Grenzen; entweder deutlich gedacht, oder undeutlich; manchmal mit
charakteristi- schen Nebenstimmungen, welche verursachen, daß man die damit behaftete Reihenform von dem Raume unterscheidet. Eine solche ist die
Zeit. Eine andre ist die Zahl.
Eine dritte ist der Grad, oder die intensive
Größe.
Minder deutlich, aber dennoch unvermeidlich, wird die Reihenform producirt
bey der Zusammenstellung der gleichartigen Empfindungen
nach der Möglich- keit des Uebergangs aus einer in die andre. Da- her die Tonlinie. (Wohl zu unterscheiden von der Ton- leiter, die auf ästhetischen Bestimmungen beruht.)
Jhr ähnlich würde die Farbenfläche zwischen den drey
Haupt- farben Gelb, Roth und Blau seyn, wenn man sicher wüßte, ob sich
alle Farben auf jene drey, verbunden mit dem Grad- unterschiede zwischen hell
und dunkel (vielleicht weiß und
Sinn unaufhörlich in unendlich hoher Potenz thätig seyn
müßte. Jn Leibnitzens Lehre hing aber die Behauptung der bewußtlosen
Vorstellungen mit seinem metaphysischen Begriffe von der Substanz zusammen. Jn
Poleys Ueber- setzung des Lockischen Werks über den
menschlichen Verstand findet sich S. 89 das Nöthigste hierüber
beyeinander.
C. Reihenformen.
75. Raum und Zeit sind die Gegenstande einer sehr falschen Lehre geworden,
indem man sie für die eigenthüm- lichen, einzigen, unabhängig von einander
vorhandenen For- men der Sinnlichkeit angesehen hat.
Der Raum ist vielmehr die einzige völlig ausgearbeitete Reihenform; er wird vorzüglich bey Gelegenheit der Gesichts- und Gefühls- Empfindungen
producirt; ist aber hierauf gar nicht einge- schränkt, sondern eine ganz
ahnliche Art von Production geschieht bey manchen andern Veranlassungen,
entweder voll- ständig, oder innerhalb gewisser
Grenzen; entweder deutlich gedacht, oder undeutlich; manchmal mit
charakteristi- schen Nebenstimmungen, welche verursachen, daß man die damit behaftete Reihenform von dem Raume unterscheidet. Eine solche ist die
Zeit. Eine andre ist die Zahl.
Eine dritte ist der Grad, oder die intensive
Größe.
Minder deutlich, aber dennoch unvermeidlich, wird die Reihenform producirt
bey der Zusammenstellung der gleichartigen Empfindungen
nach der Möglich- keit des Uebergangs aus einer in die andre. Da- her die Tonlinie. (Wohl zu unterscheiden von der Ton- leiter, die auf ästhetischen Bestimmungen beruht.)
Jhr ähnlich würde die Farbenfläche zwischen den drey
Haupt- farben Gelb, Roth und Blau seyn, wenn man sicher wüßte, ob sich
alle Farben auf jene drey, verbunden mit dem Grad- unterschiede zwischen hell
und dunkel (vielleicht weiß und
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Sinn unaufhörlich in unendlich hoher Potenz thätig seyn
müßte. Jn Leibnitzens Lehre hing aber die Behauptung
der bewußtlosen Vorstellungen mit seinem metaphysischen
Begriffe von der Substanz zusammen. Jn Poleys Ueber-
setzung des Lockischen Werks über den menschlichen Verstand
findet sich S. 89 das Nöthigste hierüber beyeinander.
C. Reihenformen.
75. Raum und Zeit sind die Gegenstande einer sehr
falschen Lehre geworden, indem man sie für die eigenthüm-
lichen, einzigen, unabhängig von einander vorhandenen For-
men der Sinnlichkeit angesehen hat. Der Raum ist
vielmehr die einzige völlig ausgearbeitete Reihenform; er
wird vorzüglich bey Gelegenheit der Gesichts-
und Gefühls-
Empfindungen producirt; ist aber hierauf gar nicht einge-
schränkt, sondern eine ganz ahnliche Art von Production
geschieht bey manchen andern Veranlassungen, entweder voll-
ständig, oder innerhalb gewisser Grenzen; entweder
deutlich gedacht, oder undeutlich; manchmal mit charakteristi-
schen Nebenstimmungen, welche verursachen, daß man die
damit behaftete Reihenform von dem Raume unterscheidet.
Eine solche ist die Zeit. Eine andre ist die Zahl. Eine
dritte ist der Grad, oder die intensive Größe.
Minder deutlich, aber dennoch unvermeidlich, wird die
Reihenform producirt bey der Zusammenstellung der
gleichartigen Empfindungen nach der Möglich-
keit des Uebergangs aus einer in die andre. Da-
her die Tonlinie. (Wohl zu unterscheiden von der Ton-
leiter, die auf ästhetischen Bestimmungen beruht.) Jhr
ähnlich würde die Farbenfläche zwischen den drey Haupt-
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ob sich alle Farben auf jene drey, verbunden mit dem Grad-
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/67>, abgerufen am 22.02.2025.
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