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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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nur die gemeine Vorstellung vom Ich aufs äusserste, um
sie an offenbare Unmöglichkeiten anstossen zu machen;
woraus sich ergiebt, dass der Begriff des Ich, der ein
täuschendes Erzeugniss unseres Denkens war, einer Ver-
besserung bedarf, und dass die zum Irrthum führende
Dunkelheit des gemeinen Bewusstseyns hier, wie in an-
dern Fällen, durch Philosophie erleuchtet werden muss.

Wir bleiben also für jetzt bey der Erklärung: das
Ich ist die Identität des Objects und Subjects; nachdem
wir gesehn haben, dass dieselbe für den Anfang der
Untersuchung
einzig zulässig ist. Wir werden die
Widersprüche entwickeln, die hierin liegen. Wir werden
aus diesen Widersprüchen erkennen, was in dem Be-
griffe des Ich muss verändert, und was hinzugedacht wer-
den. Die Leser mögen sich hüten, sich bey dieser Un-
tersuchung nicht von angenommenen psychologischen
Vorstellungsarten beschleichen zu lassen. Das Problem
ist viel zu schwer, als dass es durch bisher gewohnte
Meinungen zu bezwingen wäre; wohl aber kann es durch
Einmengung derselben verdunkelt und entstellt werden.


Zweytes Capitel.
Darstellung des im Begriff des Ich enthaltenen
Problems, nebst den ersten Schritten zu dessen
Auflösung.
§. 27.

Das Problem entsteht aus den Widersprüchen im
Begriff des Ich; und es ist kein anderes, als, diejenige
nothwendige Umwandlung dieses Begriffs zu finden, wo-
durch die Widersprüche verschwinden.

Die erwähnten Widersprüche lassen sich auf zwey
zurückführen (ungerechnet diejenigen, welche durch das
Nicht-Ich, in Fichte's Sprache, herbeygeführt werden).

nur die gemeine Vorstellung vom Ich aufs äuſserste, um
sie an offenbare Unmöglichkeiten anstoſsen zu machen;
woraus sich ergiebt, daſs der Begriff des Ich, der ein
täuschendes Erzeugniſs unseres Denkens war, einer Ver-
besserung bedarf, und daſs die zum Irrthum führende
Dunkelheit des gemeinen Bewuſstseyns hier, wie in an-
dern Fällen, durch Philosophie erleuchtet werden muſs.

Wir bleiben also für jetzt bey der Erklärung: das
Ich ist die Identität des Objects und Subjects; nachdem
wir gesehn haben, daſs dieselbe für den Anfang der
Untersuchung
einzig zulässig ist. Wir werden die
Widersprüche entwickeln, die hierin liegen. Wir werden
aus diesen Widersprüchen erkennen, was in dem Be-
griffe des Ich muſs verändert, und was hinzugedacht wer-
den. Die Leser mögen sich hüten, sich bey dieser Un-
tersuchung nicht von angenommenen psychologischen
Vorstellungsarten beschleichen zu lassen. Das Problem
ist viel zu schwer, als daſs es durch bisher gewohnte
Meinungen zu bezwingen wäre; wohl aber kann es durch
Einmengung derselben verdunkelt und entstellt werden.


Zweytes Capitel.
Darstellung des im Begriff des Ich enthaltenen
Problems, nebst den ersten Schritten zu dessen
Auflösung.
§. 27.

Das Problem entsteht aus den Widersprüchen im
Begriff des Ich; und es ist kein anderes, als, diejenige
nothwendige Umwandlung dieses Begriffs zu finden, wo-
durch die Widersprüche verschwinden.

Die erwähnten Widersprüche lassen sich auf zwey
zurückführen (ungerechnet diejenigen, welche durch das
Nicht-Ich, in Fichte’s Sprache, herbeygeführt werden).

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[93/0113] nur die gemeine Vorstellung vom Ich aufs äuſserste, um sie an offenbare Unmöglichkeiten anstoſsen zu machen; woraus sich ergiebt, daſs der Begriff des Ich, der ein täuschendes Erzeugniſs unseres Denkens war, einer Ver- besserung bedarf, und daſs die zum Irrthum führende Dunkelheit des gemeinen Bewuſstseyns hier, wie in an- dern Fällen, durch Philosophie erleuchtet werden muſs. Wir bleiben also für jetzt bey der Erklärung: das Ich ist die Identität des Objects und Subjects; nachdem wir gesehn haben, daſs dieselbe für den Anfang der Untersuchung einzig zulässig ist. Wir werden die Widersprüche entwickeln, die hierin liegen. Wir werden aus diesen Widersprüchen erkennen, was in dem Be- griffe des Ich muſs verändert, und was hinzugedacht wer- den. Die Leser mögen sich hüten, sich bey dieser Un- tersuchung nicht von angenommenen psychologischen Vorstellungsarten beschleichen zu lassen. Das Problem ist viel zu schwer, als daſs es durch bisher gewohnte Meinungen zu bezwingen wäre; wohl aber kann es durch Einmengung derselben verdunkelt und entstellt werden. Zweytes Capitel. Darstellung des im Begriff des Ich enthaltenen Problems, nebst den ersten Schritten zu dessen Auflösung. §. 27. Das Problem entsteht aus den Widersprüchen im Begriff des Ich; und es ist kein anderes, als, diejenige nothwendige Umwandlung dieses Begriffs zu finden, wo- durch die Widersprüche verschwinden. Die erwähnten Widersprüche lassen sich auf zwey zurückführen (ungerechnet diejenigen, welche durch das Nicht-Ich, in Fichte’s Sprache, herbeygeführt werden).

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/113>, abgerufen am 21.11.2024.