Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844.Caput X. Dicht hinter Hagen ward es Nacht, Und ich fühlte in den Gedärmen Ein seltsames Frösteln. Ich konnte mich erst Zu Unna, im Wirthshaus, erwärmen. Ein hübsches Mädchen fand ich dort, Die schenkte mir freundlich den Punsch ein; Wie gelbe Seide das Lockenhaar, Die Augen sanft wie Mondschein. Den lispelnd westphälischen Accent
Vernahm ich mit Wollust wieder. Viel süße Erinnerung dampfte der Punsch, Ich dachte der lieben Brüder, Heine's Deutschland. 4
Caput X. Dicht hinter Hagen ward es Nacht, Und ich fühlte in den Gedärmen Ein ſeltſames Fröſteln. Ich konnte mich erſt Zu Unna, im Wirthshaus, erwärmen. Ein hübſches Mädchen fand ich dort, Die ſchenkte mir freundlich den Punſch ein; Wie gelbe Seide das Lockenhaar, Die Augen ſanft wie Mondſchein. Den liſpelnd weſtphäliſchen Accent
Vernahm ich mit Wolluſt wieder. Viel ſüße Erinnerung dampfte der Punſch, Ich dachte der lieben Brüder, Heine's Deutſchland. 4
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Caput X.
Dicht hinter Hagen ward es Nacht,
Und ich fühlte in den Gedärmen
Ein ſeltſames Fröſteln. Ich konnte mich erſt
Zu Unna, im Wirthshaus, erwärmen.
Ein hübſches Mädchen fand ich dort,
Die ſchenkte mir freundlich den Punſch ein;
Wie gelbe Seide das Lockenhaar,
Die Augen ſanft wie Mondſchein.
Den liſpelnd weſtphäliſchen Accent
Vernahm ich mit Wolluſt wieder.
Viel ſüße Erinnerung dampfte der Punſch,
Ich dachte der lieben Brüder,
Heine's Deutſchland. 4
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/69>, abgerufen am 18.12.2024. |