Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.V. Der Gesang der Okeaniden. Abendlich blasser wird es am Meere,
Und einsam, mit seiner einsamen Seele, Sitzt dort ein Mann auf dem kahlen Strand, Und schaut, todtkalten Blickes, hinauf Nach der weiten, todtkalten Himmelswölbung, Und schaut auf das weite, wogende Meer, Und über das weite, wogende Meer, Wie Lüftesegler, ziehn seine Seufzer, Und kehren wieder, trübselig, Und hatten verschlossen gefunden das Herz, Worin sie ankern wollten -- Und er stöhnt so laut, daß die weißen Möven, Aufgescheucht aus den sandigen Nestern, Ihn heerdenweis' umflattern, Und er spricht zu ihnen die lachenden Worte: V. Der Geſang der Okeaniden. Abendlich blaſſer wird es am Meere,
Und einſam, mit ſeiner einſamen Seele, Sitzt dort ein Mann auf dem kahlen Strand, Und ſchaut, todtkalten Blickes, hinauf Nach der weiten, todtkalten Himmelswölbung, Und ſchaut auf das weite, wogende Meer, Und über das weite, wogende Meer, Wie Lüfteſegler, ziehn ſeine Seufzer, Und kehren wieder, trübſelig, Und hatten verſchloſſen gefunden das Herz, Worin ſie ankern wollten — Und er ſtöhnt ſo laut, daß die weißen Möven, Aufgeſcheucht aus den ſandigen Neſtern, Ihn heerdenweiſ' umflattern, Und er ſpricht zu ihnen die lachenden Worte: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0362" n="354"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">V.</hi><lb/><hi rendition="#g">Der Geſang der Okeaniden</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Abendlich blaſſer wird es am Meere,</l><lb/> <l>Und einſam, mit ſeiner einſamen Seele,</l><lb/> <l>Sitzt dort ein Mann auf dem kahlen Strand,</l><lb/> <l>Und ſchaut, todtkalten Blickes, hinauf</l><lb/> <l>Nach der weiten, todtkalten Himmelswölbung,</l><lb/> <l>Und ſchaut auf das weite, wogende Meer,</l><lb/> <l>Und über das weite, wogende Meer,</l><lb/> <l>Wie Lüfteſegler, ziehn ſeine Seufzer,</l><lb/> <l>Und kehren wieder, trübſelig,</l><lb/> <l>Und hatten verſchloſſen gefunden das Herz,</l><lb/> <l>Worin ſie ankern wollten —</l><lb/> <l>Und er ſtöhnt ſo laut, daß die weißen Möven,</l><lb/> <l>Aufgeſcheucht aus den ſandigen Neſtern,</l><lb/> <l>Ihn heerdenweiſ' umflattern,</l><lb/> <l>Und er ſpricht zu ihnen die lachenden Worte:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [354/0362]
V.
Der Geſang der Okeaniden.
Abendlich blaſſer wird es am Meere,
Und einſam, mit ſeiner einſamen Seele,
Sitzt dort ein Mann auf dem kahlen Strand,
Und ſchaut, todtkalten Blickes, hinauf
Nach der weiten, todtkalten Himmelswölbung,
Und ſchaut auf das weite, wogende Meer,
Und über das weite, wogende Meer,
Wie Lüfteſegler, ziehn ſeine Seufzer,
Und kehren wieder, trübſelig,
Und hatten verſchloſſen gefunden das Herz,
Worin ſie ankern wollten —
Und er ſtöhnt ſo laut, daß die weißen Möven,
Aufgeſcheucht aus den ſandigen Neſtern,
Ihn heerdenweiſ' umflattern,
Und er ſpricht zu ihnen die lachenden Worte:
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