Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Objectivität.

Drittes Kapitel.
Teleologie
.

Wo Zweckmässigkeit wahrgenommen wird,
wird ein Verstand als Urheber derselben angenom-
men, für den Zweck also die eigene, freye Existenz des
Begriffes gefordert. Die Teleologie wird vornem-
lich dem Mechanismus entgegengestellt, in welchem
die an dem Object gesetzte Bestimmtheit wesentlich als
äusserliche, eine solche ist, an der sich keine Selbstbe-
stimmung
manifestirt. Der Gegensatz von Causis
efficientibus
und Causis finalibus, bloß wirkenden und
Endursachen bezieht sich auf jenen Unterschied, auf
den, in concreter Form genommen auch die Untersuchung
zurückgeht, ob das absolute Wesen der Welt als blinder
Naturmechanismus, oder als ein nach Zwecken sich be-
stimmender Verstand zu fassen sey. Die Antinomie
des Fatalismus mit dem Determinismus, und
der Freyheit betrifft ebenfalls den Gegensatz des Me-
chanismus und der Teleologie; denn das Freye ist der
Begriff in seiner Existenz.

Die vormalige Metaphysik ist mit diesen Begrif-
fen, wie mit ihren andern verfahren; sie hat theils
eine Weltvorstellung vorausgesetzt, und sich bemüht, zu
zeigen, daß der eine oder der andere Begriff auf sie
passe, und der entgegengesetzte mangelhaft sey, weil sie

sich
II. Abſchnitt. Objectivitaͤt.

Drittes Kapitel.
Teleologie
.

Wo Zweckmaͤſſigkeit wahrgenommen wird,
wird ein Verſtand als Urheber derſelben angenom-
men, fuͤr den Zweck alſo die eigene, freye Exiſtenz des
Begriffes gefordert. Die Teleologie wird vornem-
lich dem Mechanismus entgegengeſtellt, in welchem
die an dem Object geſetzte Beſtimmtheit weſentlich als
aͤuſſerliche, eine ſolche iſt, an der ſich keine Selbſtbe-
ſtimmung
manifeſtirt. Der Gegenſatz von Cauſis
efficientibus
und Cauſis finalibus, bloß wirkenden und
Endurſachen bezieht ſich auf jenen Unterſchied, auf
den, in concreter Form genommen auch die Unterſuchung
zuruͤckgeht, ob das abſolute Weſen der Welt als blinder
Naturmechanismus, oder als ein nach Zwecken ſich be-
ſtimmender Verſtand zu faſſen ſey. Die Antinomie
des Fatalismus mit dem Determinismus, und
der Freyheit betrifft ebenfalls den Gegenſatz des Me-
chanismus und der Teleologie; denn das Freye iſt der
Begriff in ſeiner Exiſtenz.

Die vormalige Metaphyſik iſt mit dieſen Begrif-
fen, wie mit ihren andern verfahren; ſie hat theils
eine Weltvorſtellung vorausgeſetzt, und ſich bemuͤht, zu
zeigen, daß der eine oder der andere Begriff auf ſie
paſſe, und der entgegengeſetzte mangelhaft ſey, weil ſie

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0254" n="236"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Ab&#x017F;chnitt. Objectivita&#x0364;t</hi>.</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Drittes Kapitel.<lb/>
Teleologie</hi>.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>o <hi rendition="#g">Zweckma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit</hi> wahrgenommen wird,<lb/>
wird ein <hi rendition="#g">Ver&#x017F;tand</hi> als Urheber der&#x017F;elben angenom-<lb/>
men, fu&#x0364;r den Zweck al&#x017F;o die eigene, freye Exi&#x017F;tenz des<lb/>
Begriffes gefordert. Die <hi rendition="#g">Teleologie</hi> wird vornem-<lb/>
lich dem <hi rendition="#g">Mechanismus</hi> entgegenge&#x017F;tellt, in welchem<lb/>
die an dem Object ge&#x017F;etzte Be&#x017F;timmtheit we&#x017F;entlich als<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche, eine &#x017F;olche i&#x017F;t, an der &#x017F;ich keine <hi rendition="#g">Selb&#x017F;tbe-<lb/>
&#x017F;timmung</hi> manife&#x017F;tirt. Der Gegen&#x017F;atz von <hi rendition="#aq">Cau&#x017F;is<lb/>
efficientibus</hi> und <hi rendition="#aq">Cau&#x017F;is finalibus,</hi> bloß <hi rendition="#g">wirkenden</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Endur&#x017F;achen</hi> bezieht &#x017F;ich auf jenen Unter&#x017F;chied, auf<lb/>
den, in concreter Form genommen auch die Unter&#x017F;uchung<lb/>
zuru&#x0364;ckgeht, ob das ab&#x017F;olute We&#x017F;en der Welt als blinder<lb/>
Naturmechanismus, oder als ein nach Zwecken &#x017F;ich be-<lb/>
&#x017F;timmender Ver&#x017F;tand zu fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey. Die Antinomie<lb/>
des <hi rendition="#g">Fatalismus</hi> mit dem <hi rendition="#g">Determinismus</hi>, und<lb/>
der <hi rendition="#g">Freyheit</hi> betrifft ebenfalls den Gegen&#x017F;atz des Me-<lb/>
chanismus und der Teleologie; denn das Freye i&#x017F;t der<lb/>
Begriff in &#x017F;einer Exi&#x017F;tenz.</p><lb/>
            <p>Die vormalige Metaphy&#x017F;ik i&#x017F;t mit die&#x017F;en Begrif-<lb/>
fen, wie mit ihren andern verfahren; &#x017F;ie hat theils<lb/>
eine Weltvor&#x017F;tellung vorausge&#x017F;etzt, und &#x017F;ich bemu&#x0364;ht, zu<lb/>
zeigen, daß der eine oder der andere Begriff auf &#x017F;ie<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;e, und der entgegenge&#x017F;etzte mangelhaft &#x017F;ey, weil &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0254] II. Abſchnitt. Objectivitaͤt. Drittes Kapitel. Teleologie. Wo Zweckmaͤſſigkeit wahrgenommen wird, wird ein Verſtand als Urheber derſelben angenom- men, fuͤr den Zweck alſo die eigene, freye Exiſtenz des Begriffes gefordert. Die Teleologie wird vornem- lich dem Mechanismus entgegengeſtellt, in welchem die an dem Object geſetzte Beſtimmtheit weſentlich als aͤuſſerliche, eine ſolche iſt, an der ſich keine Selbſtbe- ſtimmung manifeſtirt. Der Gegenſatz von Cauſis efficientibus und Cauſis finalibus, bloß wirkenden und Endurſachen bezieht ſich auf jenen Unterſchied, auf den, in concreter Form genommen auch die Unterſuchung zuruͤckgeht, ob das abſolute Weſen der Welt als blinder Naturmechanismus, oder als ein nach Zwecken ſich be- ſtimmender Verſtand zu faſſen ſey. Die Antinomie des Fatalismus mit dem Determinismus, und der Freyheit betrifft ebenfalls den Gegenſatz des Me- chanismus und der Teleologie; denn das Freye iſt der Begriff in ſeiner Exiſtenz. Die vormalige Metaphyſik iſt mit dieſen Begrif- fen, wie mit ihren andern verfahren; ſie hat theils eine Weltvorſtellung vorausgeſetzt, und ſich bemuͤht, zu zeigen, daß der eine oder der andere Begriff auf ſie paſſe, und der entgegengeſetzte mangelhaft ſey, weil ſie ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/254
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/254>, abgerufen am 03.12.2024.