heit, deren gleichgültige Seiten eben so sehr schlecht- hin nur Momente als Einer negativen Einheit sind, ist der Gegensatz.
Anmerkung.
Die Verschiedenheit wird, wie die Identität, in einem eigenen Satze ausgedrückt. Uebrigens bleiben die- se beyde Sätze in der gleichgültigen Verschiedenheit gegen- einander gehalten, so daß jeder für sich gilt ohne Rück- sicht auf den andern.
Alle Dinge sind verschieden, oder: Es gibt nicht zwey Dinge, die einander gleich sind. -- Dieser Satz ist in der That dem Satze der Identität entgegengesetzt, denn er sagt aus: A ist ein verschiedenes, also A ist auch nicht A; oder A ist einem andern ungleich, so ist es nicht A überhaupt, sondern vielmehr ein bestimmtes A. An die Stelle des A im identischen Satze kann jedes andere Substrat gesetzt, aber A als ungleiches nicht mehr mit jedem andern ver- tauscht werden. Es soll zwar nicht ein verschiedenes von sich, sondern nur von anderem seyn; aber diese Verschiedenheit ist seine eigene Bestimmung. Als mit sich identisches A ist es das Unbestimmte; aber als Bestimmtes ist es das Gegentheil hievon, es hat nicht mehr nur die Identität mit sich, sondern auch eine Ne- gation, somit eine Verschiedenheit seiner selbst von sich an ihm.
Daß alle Dinge verschieden sind von einander, ist ein sehr überflüssiger Satz, denn im Plural der Dinge liegt unmittelbar die Mehrheit und die ganz unbestimmte Verschiedenheit. -- Der Satz aber: es gibt nicht zwey Dinge, die einander vollkommen gleich sind, drückt mehr,
nem-
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Das Weſen.
heit, deren gleichguͤltige Seiten eben ſo ſehr ſchlecht- hin nur Momente als Einer negativen Einheit ſind, iſt der Gegenſatz.
Anmerkung.
Die Verſchiedenheit wird, wie die Identitaͤt, in einem eigenen Satze ausgedruͤckt. Uebrigens bleiben die- ſe beyde Saͤtze in der gleichguͤltigen Verſchiedenheit gegen- einander gehalten, ſo daß jeder fuͤr ſich gilt ohne Ruͤck- ſicht auf den andern.
Alle Dinge ſind verſchieden, oder: Es gibt nicht zwey Dinge, die einander gleich ſind. — Dieſer Satz iſt in der That dem Satze der Identitaͤt entgegengeſetzt, denn er ſagt aus: A iſt ein verſchiedenes, alſo A iſt auch nicht A; oder A iſt einem andern ungleich, ſo iſt es nicht A uͤberhaupt, ſondern vielmehr ein beſtimmtes A. An die Stelle des A im identiſchen Satze kann jedes andere Subſtrat geſetzt, aber A als ungleiches nicht mehr mit jedem andern ver- tauſcht werden. Es ſoll zwar nicht ein verſchiedenes von ſich, ſondern nur von anderem ſeyn; aber dieſe Verſchiedenheit iſt ſeine eigene Beſtimmung. Als mit ſich identiſches A iſt es das Unbeſtimmte; aber als Beſtimmtes iſt es das Gegentheil hievon, es hat nicht mehr nur die Identitaͤt mit ſich, ſondern auch eine Ne- gation, ſomit eine Verſchiedenheit ſeiner ſelbſt von ſich an ihm.
Daß alle Dinge verſchieden ſind von einander, iſt ein ſehr uͤberfluͤſſiger Satz, denn im Plural der Dinge liegt unmittelbar die Mehrheit und die ganz unbeſtimmte Verſchiedenheit. — Der Satz aber: es gibt nicht zwey Dinge, die einander vollkommen gleich ſind, druͤckt mehr,
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Das Weſen.
heit, deren gleichguͤltige Seiten eben ſo ſehr ſchlecht-
hin nur Momente als Einer negativen Einheit ſind,
iſt der Gegenſatz.
Anmerkung.
Die Verſchiedenheit wird, wie die Identitaͤt, in
einem eigenen Satze ausgedruͤckt. Uebrigens bleiben die-
ſe beyde Saͤtze in der gleichguͤltigen Verſchiedenheit gegen-
einander gehalten, ſo daß jeder fuͤr ſich gilt ohne Ruͤck-
ſicht auf den andern.
Alle Dinge ſind verſchieden, oder: Es
gibt nicht zwey Dinge, die einander gleich
ſind. — Dieſer Satz iſt in der That dem Satze der
Identitaͤt entgegengeſetzt, denn er ſagt aus: A iſt ein
verſchiedenes, alſo A iſt auch nicht A; oder A iſt einem
andern ungleich, ſo iſt es nicht A uͤberhaupt, ſondern
vielmehr ein beſtimmtes A. An die Stelle des A im
identiſchen Satze kann jedes andere Subſtrat geſetzt,
aber A als ungleiches nicht mehr mit jedem andern ver-
tauſcht werden. Es ſoll zwar nicht ein verſchiedenes
von ſich, ſondern nur von anderem ſeyn; aber
dieſe Verſchiedenheit iſt ſeine eigene Beſtimmung. Als
mit ſich identiſches A iſt es das Unbeſtimmte; aber als
Beſtimmtes iſt es das Gegentheil hievon, es hat nicht
mehr nur die Identitaͤt mit ſich, ſondern auch eine Ne-
gation, ſomit eine Verſchiedenheit ſeiner ſelbſt von ſich
an ihm.
Daß alle Dinge verſchieden ſind von einander, iſt
ein ſehr uͤberfluͤſſiger Satz, denn im Plural der Dinge
liegt unmittelbar die Mehrheit und die ganz unbeſtimmte
Verſchiedenheit. — Der Satz aber: es gibt nicht zwey
Dinge, die einander vollkommen gleich ſind, druͤckt mehr,
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/63>, abgerufen am 23.02.2025.
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