Die Existenz ist die Unmittelbarkeit des Seyns, zu der sich das Wesen wieder hergestellt hat. Diese Unmit- telbarkeit ist an sich die Reflexion des Wesens in sich. Das Wesen ist als Existenz aus seinem Grunde heraufge- treten, der selbst in sie übergegangen ist. Die Existenz ist diese reflectirte Unmittelbarkeit, insofern sie an ihr selbst die absolute Negativität ist. Sie ist nunmehr auch als diß gesetzt, indem sie sich als Erscheinung bestimmt hat.
Die Erscheinung ist daher zunächst das Wesen in seiner Existenz; das Wesen ist unmittelbar an ihr vor- handen. Daß sie nicht als unmittelbare, sondern die reflectirte Existenz ist, diß macht das Moment des Wesens an ihr aus; oder die Existenz als wesentli- che Existenz ist Erscheinung.
Es ist etwas nur Erscheinung, -- in dem Sinne daß die Existenz als solche nur ein gesetztes, nicht an- und für-sich-seyendes ist. Diß macht ihre Wesentlich- keit aus, an ihr selbst die Negativität der Reflexion, die Natur des Wesens, zu haben. Es ist diß nicht eine fremde, äusserliche Reflexion, welcher das Wesen zuge- hörte, und die durch Vergleichung desselben mit der Exi- stenz diese für Erscheinung erklärte. Sondern, wie sich ergeben hat, ist diese Wesentlichkeit der Existenz, Er- scheinung zu seyn, die eigne Wahrheit der Existenz. Die Reflexion, wodurch sie diß ist, gehört ihr selbst an.
Wenn
Zweytes Buch. II.Abſchnitt.
Zweytes Kapitel. Die Erſcheinung.
Die Exiſtenz iſt die Unmittelbarkeit des Seyns, zu der ſich das Weſen wieder hergeſtellt hat. Dieſe Unmit- telbarkeit iſt an ſich die Reflexion des Weſens in ſich. Das Weſen iſt als Exiſtenz aus ſeinem Grunde heraufge- treten, der ſelbſt in ſie uͤbergegangen iſt. Die Exiſtenz iſt dieſe reflectirte Unmittelbarkeit, inſofern ſie an ihr ſelbſt die abſolute Negativitaͤt iſt. Sie iſt nunmehr auch als diß geſetzt, indem ſie ſich als Erſcheinung beſtimmt hat.
Die Erſcheinung iſt daher zunaͤchſt das Weſen in ſeiner Exiſtenz; das Weſen iſt unmittelbar an ihr vor- handen. Daß ſie nicht als unmittelbare, ſondern die reflectirte Exiſtenz iſt, diß macht das Moment des Weſens an ihr aus; oder die Exiſtenz als weſentli- che Exiſtenz iſt Erſcheinung.
Es iſt etwas nur Erſcheinung, — in dem Sinne daß die Exiſtenz als ſolche nur ein geſetztes, nicht an- und fuͤr-ſich-ſeyendes iſt. Diß macht ihre Weſentlich- keit aus, an ihr ſelbſt die Negativitaͤt der Reflexion, die Natur des Weſens, zu haben. Es iſt diß nicht eine fremde, aͤuſſerliche Reflexion, welcher das Weſen zuge- hoͤrte, und die durch Vergleichung deſſelben mit der Exi- ſtenz dieſe fuͤr Erſcheinung erklaͤrte. Sondern, wie ſich ergeben hat, iſt dieſe Weſentlichkeit der Exiſtenz, Er- ſcheinung zu ſeyn, die eigne Wahrheit der Exiſtenz. Die Reflexion, wodurch ſie diß iſt, gehoͤrt ihr ſelbſt an.
Wenn
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Zweytes Buch. II. Abſchnitt.
Zweytes Kapitel.
Die Erſcheinung.
Die Exiſtenz iſt die Unmittelbarkeit des Seyns, zu
der ſich das Weſen wieder hergeſtellt hat. Dieſe Unmit-
telbarkeit iſt an ſich die Reflexion des Weſens in ſich.
Das Weſen iſt als Exiſtenz aus ſeinem Grunde heraufge-
treten, der ſelbſt in ſie uͤbergegangen iſt. Die Exiſtenz
iſt dieſe reflectirte Unmittelbarkeit, inſofern ſie an
ihr ſelbſt die abſolute Negativitaͤt iſt. Sie iſt nunmehr
auch als diß geſetzt, indem ſie ſich als Erſcheinung
beſtimmt hat.
Die Erſcheinung iſt daher zunaͤchſt das Weſen in
ſeiner Exiſtenz; das Weſen iſt unmittelbar an ihr vor-
handen. Daß ſie nicht als unmittelbare, ſondern die
reflectirte Exiſtenz iſt, diß macht das Moment des
Weſens an ihr aus; oder die Exiſtenz als weſentli-
che Exiſtenz iſt Erſcheinung.
Es iſt etwas nur Erſcheinung, — in dem Sinne
daß die Exiſtenz als ſolche nur ein geſetztes, nicht an-
und fuͤr-ſich-ſeyendes iſt. Diß macht ihre Weſentlich-
keit aus, an ihr ſelbſt die Negativitaͤt der Reflexion, die
Natur des Weſens, zu haben. Es iſt diß nicht eine
fremde, aͤuſſerliche Reflexion, welcher das Weſen zuge-
hoͤrte, und die durch Vergleichung deſſelben mit der Exi-
ſtenz dieſe fuͤr Erſcheinung erklaͤrte. Sondern, wie ſich
ergeben hat, iſt dieſe Weſentlichkeit der Exiſtenz, Er-
ſcheinung zu ſeyn, die eigne Wahrheit der Exiſtenz. Die
Reflexion, wodurch ſie diß iſt, gehoͤrt ihr ſelbſt an.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/178>, abgerufen am 16.07.2024.
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