Die völlige Umänderung, welche die philosophi- sche Denkweise seit etwa fünf und zwanzig Jahren un- ter uns erlitten, der höhere Standpunkt, den das Selbstbewußtseyn des Geistes in dieser Zeitperiode über sich erreicht hat, hat bisher noch wenig Einfluß auf die Gestalt der Logik gehabt.
Dasjenige, was vor diesem Zeitraum Meta- physik hieß, ist, so zu sagen, mit Stumpf und Styl ausgerottet worden, und aus der Reihe der Wissenschaften verschwunden. Wo lassen, oder wo dürfen sich Laute der vormaligen Ontologie, der ratio- nellen Psychologie, der Kosmologie oder selbst gar der vormaligen natürlichen Theologie noch vernehmen las- sen? Untersuchungen, zum Beyspiel über die Imma- terialität der Seele, über die mechanischen und die Endursachen, wo sollten sie noch ein Interesse finden? auch die sonstigen Beweise vom Daseyn Gottes wer- den nur historisch, oder zum Behufe der Erbauung und Gemüthserhebung angeführt. Es ist diß ein Factum, daß das Interesse theils am Inhalte, theils an der Form der vormaligen Metaphysik, theils an beyden zugleich verlohren ist. So merkwürdig es ist,
wenn
Vorrede.
Die voͤllige Umaͤnderung, welche die philoſophi- ſche Denkweiſe ſeit etwa fuͤnf und zwanzig Jahren un- ter uns erlitten, der hoͤhere Standpunkt, den das Selbſtbewußtſeyn des Geiſtes in dieſer Zeitperiode uͤber ſich erreicht hat, hat bisher noch wenig Einfluß auf die Geſtalt der Logik gehabt.
Dasjenige, was vor dieſem Zeitraum Meta- phyſik hieß, iſt, ſo zu ſagen, mit Stumpf und Styl ausgerottet worden, und aus der Reihe der Wiſſenſchaften verſchwunden. Wo laſſen, oder wo duͤrfen ſich Laute der vormaligen Ontologie, der ratio- nellen Pſychologie, der Kosmologie oder ſelbſt gar der vormaligen natuͤrlichen Theologie noch vernehmen laſ- ſen? Unterſuchungen, zum Beyſpiel uͤber die Imma- terialitaͤt der Seele, uͤber die mechaniſchen und die Endurſachen, wo ſollten ſie noch ein Intereſſe finden? auch die ſonſtigen Beweiſe vom Daſeyn Gottes wer- den nur hiſtoriſch, oder zum Behufe der Erbauung und Gemuͤthserhebung angefuͤhrt. Es iſt diß ein Factum, daß das Intereſſe theils am Inhalte, theils an der Form der vormaligen Metaphyſik, theils an beyden zugleich verlohren iſt. So merkwuͤrdig es iſt,
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[[III]/0009]
Vorrede.
Die voͤllige Umaͤnderung, welche die philoſophi-
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ter uns erlitten, der hoͤhere Standpunkt, den das
Selbſtbewußtſeyn des Geiſtes in dieſer Zeitperiode
uͤber ſich erreicht hat, hat bisher noch wenig Einfluß
auf die Geſtalt der Logik gehabt.
Dasjenige, was vor dieſem Zeitraum Meta-
phyſik hieß, iſt, ſo zu ſagen, mit Stumpf und
Styl ausgerottet worden, und aus der Reihe der
Wiſſenſchaften verſchwunden. Wo laſſen, oder wo
duͤrfen ſich Laute der vormaligen Ontologie, der ratio-
nellen Pſychologie, der Kosmologie oder ſelbſt gar der
vormaligen natuͤrlichen Theologie noch vernehmen laſ-
ſen? Unterſuchungen, zum Beyſpiel uͤber die Imma-
terialitaͤt der Seele, uͤber die mechaniſchen und die
Endurſachen, wo ſollten ſie noch ein Intereſſe finden?
auch die ſonſtigen Beweiſe vom Daſeyn Gottes wer-
den nur hiſtoriſch, oder zum Behufe der Erbauung
und Gemuͤthserhebung angefuͤhrt. Es iſt diß ein
Factum, daß das Intereſſe theils am Inhalte, theils
an der Form der vormaligen Metaphyſik, theils an
beyden zugleich verlohren iſt. So merkwuͤrdig es iſt,
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/9>, abgerufen am 18.11.2024.
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