Diesem Verhältnisse liegt noch die Gleichgültigkeit des Quantums zu Grunde, oder es ist nur formelle Ein- heit der Qualität und Quantität. Die Bewegung des Verhältnisses ist sein Uebergang in ihre absolute Einheit in das Maaß.
Anmerkung.
Im qualitativen Seyn erschien die Grenze zuerst als ein solches, das vom Insichseyn des Etwas unter- schieden, als ein äusserliches ist, wogegen das Etwas selbst gleichgültig ist. Aber diese Aeusserlichkeit der Gren- ze hob sich sogleich auf, und die Grenze zeigte sich als eins mit dem Insichseyn des Etwas, und als Bestimmt- heit. Aber jene Grenze war noch nicht die quantitative Grenze; denn das Insichseyn des Etwas ist nur erst un- mittelbar, welchem das Andere sich gegenüber erhält; es ist noch nicht das unendliche Zurückgekehrtseyn der Quantität, in welchem das Andersseyn sich an und für sich selbst aufgehoben hat. Am Etwas ist daher seine Grenze wesentlich seine Bestimmtheit.
Wenn wir sonach unter Grenze die quantitative Grenze verstehen, und z. B. ein Acker seine Grenze, nemlich die quantitative verändert, so bleibt er Acker vor wie nach. Wenn aber seine qualitative Grenze verän- dert wird, so ist diß seine Bestimmtheit, wodurch er Acker ist, und er wird Wiese, Wald u. s. f. -- Ein Roth, das intensiver oder schwächer ist, ist immer Roth; wenn es aber seine Qualität ändert, so hörte es auf Roth zu seyn; es würde Blau u. s. f. -- Der wahre und bestimmte Begriff der Größe, wie er sich hier erge- ben hat, daß ein Bleibendes zu Grunde liegt, das ge- gen die Bestimmtheit, die es hat, gleichgül- tig ist, ergibt sich an jedem andern Beyspiel.
Gewöhn-
Erſtes Buch. II.Abſchnitt.
Dieſem Verhaͤltniſſe liegt noch die Gleichguͤltigkeit des Quantums zu Grunde, oder es iſt nur formelle Ein- heit der Qualitaͤt und Quantitaͤt. Die Bewegung des Verhaͤltniſſes iſt ſein Uebergang in ihre abſolute Einheit in das Maaß.
Anmerkung.
Im qualitativen Seyn erſchien die Grenze zuerſt als ein ſolches, das vom Inſichſeyn des Etwas unter- ſchieden, als ein aͤuſſerliches iſt, wogegen das Etwas ſelbſt gleichguͤltig iſt. Aber dieſe Aeuſſerlichkeit der Gren- ze hob ſich ſogleich auf, und die Grenze zeigte ſich als eins mit dem Inſichſeyn des Etwas, und als Beſtimmt- heit. Aber jene Grenze war noch nicht die quantitative Grenze; denn das Inſichſeyn des Etwas iſt nur erſt un- mittelbar, welchem das Andere ſich gegenuͤber erhaͤlt; es iſt noch nicht das unendliche Zuruͤckgekehrtſeyn der Quantitaͤt, in welchem das Andersſeyn ſich an und fuͤr ſich ſelbſt aufgehoben hat. Am Etwas iſt daher ſeine Grenze weſentlich ſeine Beſtimmtheit.
Wenn wir ſonach unter Grenze die quantitative Grenze verſtehen, und z. B. ein Acker ſeine Grenze, nemlich die quantitative veraͤndert, ſo bleibt er Acker vor wie nach. Wenn aber ſeine qualitative Grenze veraͤn- dert wird, ſo iſt diß ſeine Beſtimmtheit, wodurch er Acker iſt, und er wird Wieſe, Wald u. ſ. f. — Ein Roth, das intenſiver oder ſchwaͤcher iſt, iſt immer Roth; wenn es aber ſeine Qualitaͤt aͤndert, ſo hoͤrte es auf Roth zu ſeyn; es wuͤrde Blau u. ſ. f. — Der wahre und beſtimmte Begriff der Groͤße, wie er ſich hier erge- ben hat, daß ein Bleibendes zu Grunde liegt, das ge- gen die Beſtimmtheit, die es hat, gleichguͤl- tig iſt, ergibt ſich an jedem andern Beyſpiel.
Gewoͤhn-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0180"n="132"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Erſtes Buch</hi>. <hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#g">Abſchnitt</hi>.</fw><lb/><p>Dieſem Verhaͤltniſſe liegt noch die Gleichguͤltigkeit<lb/>
des Quantums zu Grunde, oder es iſt nur formelle Ein-<lb/>
heit der Qualitaͤt und Quantitaͤt. Die Bewegung des<lb/>
Verhaͤltniſſes iſt ſein Uebergang in ihre abſolute Einheit<lb/>
in das <hirendition="#g">Maaß</hi>.</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Anmerkung</hi>.</hi></head><lb/><p>Im qualitativen Seyn erſchien die Grenze zuerſt<lb/>
als ein ſolches, das vom Inſichſeyn des Etwas unter-<lb/>ſchieden, als ein aͤuſſerliches iſt, wogegen das Etwas<lb/>ſelbſt gleichguͤltig iſt. Aber dieſe Aeuſſerlichkeit der Gren-<lb/>
ze hob ſich ſogleich auf, und die Grenze zeigte ſich als<lb/>
eins mit dem Inſichſeyn des Etwas, und als Beſtimmt-<lb/>
heit. Aber jene Grenze war noch nicht die quantitative<lb/>
Grenze; denn das Inſichſeyn des Etwas iſt nur erſt un-<lb/>
mittelbar, welchem das Andere ſich gegenuͤber erhaͤlt;<lb/>
es iſt noch nicht das unendliche Zuruͤckgekehrtſeyn der<lb/>
Quantitaͤt, in welchem das Andersſeyn ſich an und fuͤr<lb/>ſich ſelbſt aufgehoben hat. Am Etwas iſt daher ſeine<lb/>
Grenze weſentlich ſeine Beſtimmtheit.</p><lb/><p>Wenn wir ſonach unter Grenze die quantitative<lb/>
Grenze verſtehen, und z. B. ein Acker ſeine Grenze,<lb/>
nemlich die quantitative veraͤndert, ſo bleibt er Acker vor<lb/>
wie nach. Wenn aber ſeine qualitative Grenze veraͤn-<lb/>
dert wird, ſo iſt diß ſeine Beſtimmtheit, wodurch er<lb/>
Acker iſt, und er wird Wieſe, Wald u. ſ. f. — Ein<lb/>
Roth, das intenſiver oder ſchwaͤcher iſt, iſt immer Roth;<lb/>
wenn es aber ſeine Qualitaͤt aͤndert, ſo hoͤrte es auf<lb/>
Roth zu ſeyn; es wuͤrde Blau u. ſ. f. — Der wahre<lb/>
und beſtimmte Begriff der Groͤße, wie er ſich hier erge-<lb/>
ben hat, daß ein Bleibendes zu Grunde liegt, <hirendition="#g">das ge-<lb/>
gen die Beſtimmtheit, die es hat, gleichguͤl-<lb/>
tig iſt</hi>, ergibt ſich an jedem andern Beyſpiel.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gewoͤhn-</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[132/0180]
Erſtes Buch. II. Abſchnitt.
Dieſem Verhaͤltniſſe liegt noch die Gleichguͤltigkeit
des Quantums zu Grunde, oder es iſt nur formelle Ein-
heit der Qualitaͤt und Quantitaͤt. Die Bewegung des
Verhaͤltniſſes iſt ſein Uebergang in ihre abſolute Einheit
in das Maaß.
Anmerkung.
Im qualitativen Seyn erſchien die Grenze zuerſt
als ein ſolches, das vom Inſichſeyn des Etwas unter-
ſchieden, als ein aͤuſſerliches iſt, wogegen das Etwas
ſelbſt gleichguͤltig iſt. Aber dieſe Aeuſſerlichkeit der Gren-
ze hob ſich ſogleich auf, und die Grenze zeigte ſich als
eins mit dem Inſichſeyn des Etwas, und als Beſtimmt-
heit. Aber jene Grenze war noch nicht die quantitative
Grenze; denn das Inſichſeyn des Etwas iſt nur erſt un-
mittelbar, welchem das Andere ſich gegenuͤber erhaͤlt;
es iſt noch nicht das unendliche Zuruͤckgekehrtſeyn der
Quantitaͤt, in welchem das Andersſeyn ſich an und fuͤr
ſich ſelbſt aufgehoben hat. Am Etwas iſt daher ſeine
Grenze weſentlich ſeine Beſtimmtheit.
Wenn wir ſonach unter Grenze die quantitative
Grenze verſtehen, und z. B. ein Acker ſeine Grenze,
nemlich die quantitative veraͤndert, ſo bleibt er Acker vor
wie nach. Wenn aber ſeine qualitative Grenze veraͤn-
dert wird, ſo iſt diß ſeine Beſtimmtheit, wodurch er
Acker iſt, und er wird Wieſe, Wald u. ſ. f. — Ein
Roth, das intenſiver oder ſchwaͤcher iſt, iſt immer Roth;
wenn es aber ſeine Qualitaͤt aͤndert, ſo hoͤrte es auf
Roth zu ſeyn; es wuͤrde Blau u. ſ. f. — Der wahre
und beſtimmte Begriff der Groͤße, wie er ſich hier erge-
ben hat, daß ein Bleibendes zu Grunde liegt, das ge-
gen die Beſtimmtheit, die es hat, gleichguͤl-
tig iſt, ergibt ſich an jedem andern Beyſpiel.
Gewoͤhn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/180>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.