Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.Qualität. liche, -- in der gewöhnlichen Bedeutung des Worts, --genommen werden soll, wird ins Bestimmungslose erwei- tert, und verliert ihre Bedeutung. Die Güte Gottes solle nicht Güte im gewöhnlichen, sondern im eminenten Sinne, nicht verschieden von der Gerechtigkeit, sondern durch sie temperirt seyn, so wie umgekehrt die Ge- rechtigkeit durch die Güte; so ist weder Güte mehr Güte, noch Gerechtigkeit mehr Gerechtigkeit. -- Die Macht sol- le durch die Weisheit temperirt seyn, aber so ist sie nicht absolute Macht; -- die Weisheit solle zur Macht er- weitert seyn, aber so verschwindet sie als Zweck und Maaß bestimmende Weisheit. Es wird sich später der wahre Begriff des Unendlichen ergeben, so wie die ab- solute Einheit sich immer mehr näher bestimmen wird, die nicht in einem Temperiren, einem ge- genseitigen Beschränken oder Vermischen besteht, als welches eine höchst oberflächliche, in unbestimmtem Nebel gehaltene Beziehung ist, mit der sich nur das be- grifflose Vorstellen begnügen kann. -- Die Realität, wie sie in jener Definition Gottes als bestimmte Qualität genommen wird, über ihre Bestimmtheit hinausgeführt, hört auf Realität zu seyn; sie wird das einseitige Ansich, das leer ist; und Gott als das rein Reale in allem Rea- len, oder als Inbegriff aller Realitäten, ist dasselbe Bestimmungs- und Gehaltlose, was das vorhin erwähnte leere Absolute ist, in dem alles Eins ist. 3. Etwas. Das Daseyn ist als Realität die Unterscheidung sei- res
Qualitaͤt. liche, — in der gewoͤhnlichen Bedeutung des Worts, —genommen werden ſoll, wird ins Beſtimmungsloſe erwei- tert, und verliert ihre Bedeutung. Die Guͤte Gottes ſolle nicht Guͤte im gewoͤhnlichen, ſondern im eminenten Sinne, nicht verſchieden von der Gerechtigkeit, ſondern durch ſie temperirt ſeyn, ſo wie umgekehrt die Ge- rechtigkeit durch die Guͤte; ſo iſt weder Guͤte mehr Guͤte, noch Gerechtigkeit mehr Gerechtigkeit. — Die Macht ſol- le durch die Weisheit temperirt ſeyn, aber ſo iſt ſie nicht abſolute Macht; — die Weisheit ſolle zur Macht er- weitert ſeyn, aber ſo verſchwindet ſie als Zweck und Maaß beſtimmende Weisheit. Es wird ſich ſpaͤter der wahre Begriff des Unendlichen ergeben, ſo wie die ab- ſolute Einheit ſich immer mehr naͤher beſtimmen wird, die nicht in einem Temperiren, einem ge- genſeitigen Beſchraͤnken oder Vermiſchen beſteht, als welches eine hoͤchſt oberflaͤchliche, in unbeſtimmtem Nebel gehaltene Beziehung iſt, mit der ſich nur das be- griffloſe Vorſtellen begnuͤgen kann. — Die Realitaͤt, wie ſie in jener Definition Gottes als beſtimmte Qualitaͤt genommen wird, uͤber ihre Beſtimmtheit hinausgefuͤhrt, hoͤrt auf Realitaͤt zu ſeyn; ſie wird das einſeitige Anſich, das leer iſt; und Gott als das rein Reale in allem Rea- len, oder als Inbegriff aller Realitaͤten, iſt daſſelbe Beſtimmungs- und Gehaltloſe, was das vorhin erwaͤhnte leere Abſolute iſt, in dem alles Eins iſt. 3. Etwas. Das Daſeyn iſt als Realitaͤt die Unterſcheidung ſei- res
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Qualitaͤt.
liche, — in der gewoͤhnlichen Bedeutung des Worts, —
genommen werden ſoll, wird ins Beſtimmungsloſe erwei-
tert, und verliert ihre Bedeutung. Die Guͤte Gottes
ſolle nicht Guͤte im gewoͤhnlichen, ſondern im eminenten
Sinne, nicht verſchieden von der Gerechtigkeit, ſondern
durch ſie temperirt ſeyn, ſo wie umgekehrt die Ge-
rechtigkeit durch die Guͤte; ſo iſt weder Guͤte mehr Guͤte,
noch Gerechtigkeit mehr Gerechtigkeit. — Die Macht ſol-
le durch die Weisheit temperirt ſeyn, aber ſo iſt ſie nicht
abſolute Macht; — die Weisheit ſolle zur Macht er-
weitert ſeyn, aber ſo verſchwindet ſie als Zweck und
Maaß beſtimmende Weisheit. Es wird ſich ſpaͤter der
wahre Begriff des Unendlichen ergeben, ſo wie die ab-
ſolute Einheit ſich immer mehr naͤher beſtimmen
wird, die nicht in einem Temperiren, einem ge-
genſeitigen Beſchraͤnken oder Vermiſchen beſteht,
als welches eine hoͤchſt oberflaͤchliche, in unbeſtimmtem
Nebel gehaltene Beziehung iſt, mit der ſich nur das be-
griffloſe Vorſtellen begnuͤgen kann. — Die Realitaͤt,
wie ſie in jener Definition Gottes als beſtimmte Qualitaͤt
genommen wird, uͤber ihre Beſtimmtheit hinausgefuͤhrt,
hoͤrt auf Realitaͤt zu ſeyn; ſie wird das einſeitige Anſich,
das leer iſt; und Gott als das rein Reale in allem Rea-
len, oder als Inbegriff aller Realitaͤten, iſt daſſelbe
Beſtimmungs- und Gehaltloſe, was das vorhin erwaͤhnte
leere Abſolute iſt, in dem alles Eins iſt.
3.
Etwas.
Das Daſeyn iſt als Realitaͤt die Unterſcheidung ſei-
ner ſelbſt in Anſichſeyn, und Seyn-fuͤr-Anderes. Hier-
in iſt das Anſichſeyn als unterſchieden vom Seyn-fuͤr-
Anderes; aber es iſt ſomit nur als darauf bezogen, und
in der Einheit mit ihm. Eben ſo das Seyn-fuͤr-Ande-
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