Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.Einleitung. §. 5. Geschichtliche Genesis und Fortentwickelung des Völkerrechts. 1 5. Schon in der alten Welt finden sich gewisse übereinstim- Kein höherer Standpunct zeigt sich in dem Römerreiche. 5 Will man dieses nun das Völkerrecht der alten Welt nennen, 1 Hauptwerk, R. Ward, enquiry into the foundation and history of the law of nations in Europe, from the time of the Grecks and Romans to the age of H. Grotius. Lond. 1795. 2 Vols. Dann H. Whea- ton, histoire des progres du droit des gens depuis la Paix de West- phalie. Leipz. 1841. 2 "Cum alienigenis, cum barbaris aeternum omnibus Graecis bellum est." Liv. 31, 29. 3 Am deutlichsten Epicur bei Diog. L. Apopht. XXXI, 34--36. Aber auch Plato, Aristoteles. 4 Ein s. g. koinos nomos Ellenon. Thucyd. III, 58. Vgl. Sainte-Croix gouvernem. federatifs. Hier griff besonders der Amphictyonenbund ein, von welchem unten noch Näheres. 5 Man denke an das: adversus hostem aeterna auctoritas esto der Zwölf-
Tafeln und an den noch im Justinianischen Recht beibehaltenen Grundsatz, daß alle Völker, mit denen keinerlei Bündniß bestehe, hostes seien. l. 5. §. 2. l. 24. D. de captiv. l. 118. D. de V. S. Einleitung. §. 5. Geſchichtliche Geneſis und Fortentwickelung des Völkerrechts. 1 5. Schon in der alten Welt finden ſich gewiſſe übereinſtim- Kein höherer Standpunct zeigt ſich in dem Römerreiche. 5 Will man dieſes nun das Völkerrecht der alten Welt nennen, 1 Hauptwerk, R. Ward, enquiry into the foundation and history of the law of nations in Europe, from the time of the Grecks and Romans to the age of H. Grotius. Lond. 1795. 2 Vols. Dann H. Whea- ton, histoire des progrès du droit des gens depuis la Paix de West- phalie. Leipz. 1841. 2 „Cum alienigenis, cum barbaris aeternum omnibus Graecis bellum est.“ Liv. 31, 29. 3 Am deutlichſten Epicur bei Diog. L. Apopht. XXXI, 34—36. Aber auch Plato, Ariſtoteles. 4 Ein ſ. g. κοινὸς νόμος Ἑλλήνων. Thucyd. III, 58. Vgl. Sainte-Croix gouvernem. fédératifs. Hier griff beſonders der Amphictyonenbund ein, von welchem unten noch Näheres. 5 Man denke an das: adversus hostem aeterna auctoritas esto der Zwölf-
Tafeln und an den noch im Juſtinianiſchen Recht beibehaltenen Grundſatz, daß alle Völker, mit denen keinerlei Bündniß beſtehe, hostes ſeien. l. 5. §. 2. l. 24. D. de captiv. l. 118. D. de V. S. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0030" n="6"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>. §. 5.</fw><lb/> <div n="2"> <head>Geſchichtliche Geneſis und Fortentwickelung des Völkerrechts. <note place="foot" n="1">Hauptwerk, <hi rendition="#aq">R. Ward, enquiry into the foundation and history of the<lb/> law of nations in Europe, from the time of the Grecks and Romans<lb/> to the age of H. Grotius. Lond. 1795. 2 Vols.</hi> Dann <hi rendition="#aq">H. Whea-<lb/> ton, histoire des progrès du droit des gens depuis la Paix de West-<lb/> phalie. Leipz.</hi> 1841.</note></head><lb/> <p>5. Schon in der alten Welt finden ſich gewiſſe übereinſtim-<lb/> mende Völkergebräuche im wechſelſeitigen Verkehr, vornehmlich in<lb/> Betreff der Kriegführung, der Geſandtſchaften, Verträge und Zu-<lb/> fluchtſtätten; jedoch beruhte die Beobachtung dieſer Gebräuche nicht<lb/> ſowohl auf der Anerkennung einer Rechtsverbindlichkeit gegen an-<lb/> dere Völker, als vielmehr auf religiöſen Vorſtellungen und der da-<lb/> durch beſtimmten Sitte. Man hielt Geſandte und Flehende für<lb/> unverletzbar, weil ſie unter dem Schutz der Religion ſtanden und<lb/> mit heiligen Symbolen erſchienen; man ſtellte eben ſo die Verträge<lb/> durch Eide und feierliche Opfer unter jene Schutzmacht. An und<lb/> für ſich aber hielt man ſich keinem Fremden zu Recht verpflichtet;<lb/> „ewiger Krieg den Barbaren“ war das Schiboleth ſelbſt der ge-<lb/> bildetſten Nation des Alterthums, der Griechen; <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">„Cum alienigenis, cum barbaris aeternum omnibus Graecis bellum est.“<lb/><hi rendition="#g">Liv.</hi></hi> 31, 29.</note> auch ihre Phi-<lb/> loſophen erkannten einen rechtlichen Zuſammenhang mit anderen Völ-<lb/> kern nur auf Grund von Verträgen an. <note place="foot" n="3">Am deutlichſten Epicur bei Diog. L. Apopht. <hi rendition="#aq">XXXI,</hi> 34—36. Aber<lb/> auch Plato, Ariſtoteles.</note> Ein engeres Band und<lb/> ein dauerndes Rechtsverhältniß beſtand wohl unter ſtammverwandten<lb/> Völkerſchaften, jedoch hauptſächlich nur durch den Einfluß des ge-<lb/> meinſamen Götter-Cultus und der damit zuſammenhängenden po-<lb/> litiſchen Bundes-Anſtalten. <note place="foot" n="4">Ein ſ. g. κοινὸς νόμος Ἑλλήνων. Thucyd. <hi rendition="#aq">III,</hi> 58. Vgl. Sainte-Croix<lb/><hi rendition="#aq">gouvernem. fédératifs.</hi> Hier griff beſonders der Amphictyonenbund ein,<lb/> von welchem unten noch Näheres.</note></p><lb/> <p>Kein höherer Standpunct zeigt ſich in dem Römerreiche. <note place="foot" n="5">Man denke an das: <hi rendition="#aq">adversus hostem aeterna auctoritas esto</hi> der Zwölf-<lb/> Tafeln und an den noch im Juſtinianiſchen Recht beibehaltenen Grundſatz,<lb/> daß alle Völker, mit denen keinerlei Bündniß beſtehe, <hi rendition="#aq">hostes</hi> ſeien. <hi rendition="#aq">l. 5.<lb/> §. 2. l. 24. D. de captiv. l. 118. D. de V. S.</hi></note></p><lb/> <p>Will man dieſes nun das Völkerrecht der alten Welt nennen,<lb/> ſo läßt ſich nicht widerſprechen; gewiß ſtand es auf einer ſehr ge-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0030]
Einleitung. §. 5.
Geſchichtliche Geneſis und Fortentwickelung des Völkerrechts. 1
5. Schon in der alten Welt finden ſich gewiſſe übereinſtim-
mende Völkergebräuche im wechſelſeitigen Verkehr, vornehmlich in
Betreff der Kriegführung, der Geſandtſchaften, Verträge und Zu-
fluchtſtätten; jedoch beruhte die Beobachtung dieſer Gebräuche nicht
ſowohl auf der Anerkennung einer Rechtsverbindlichkeit gegen an-
dere Völker, als vielmehr auf religiöſen Vorſtellungen und der da-
durch beſtimmten Sitte. Man hielt Geſandte und Flehende für
unverletzbar, weil ſie unter dem Schutz der Religion ſtanden und
mit heiligen Symbolen erſchienen; man ſtellte eben ſo die Verträge
durch Eide und feierliche Opfer unter jene Schutzmacht. An und
für ſich aber hielt man ſich keinem Fremden zu Recht verpflichtet;
„ewiger Krieg den Barbaren“ war das Schiboleth ſelbſt der ge-
bildetſten Nation des Alterthums, der Griechen; 2 auch ihre Phi-
loſophen erkannten einen rechtlichen Zuſammenhang mit anderen Völ-
kern nur auf Grund von Verträgen an. 3 Ein engeres Band und
ein dauerndes Rechtsverhältniß beſtand wohl unter ſtammverwandten
Völkerſchaften, jedoch hauptſächlich nur durch den Einfluß des ge-
meinſamen Götter-Cultus und der damit zuſammenhängenden po-
litiſchen Bundes-Anſtalten. 4
Kein höherer Standpunct zeigt ſich in dem Römerreiche. 5
Will man dieſes nun das Völkerrecht der alten Welt nennen,
ſo läßt ſich nicht widerſprechen; gewiß ſtand es auf einer ſehr ge-
1 Hauptwerk, R. Ward, enquiry into the foundation and history of the
law of nations in Europe, from the time of the Grecks and Romans
to the age of H. Grotius. Lond. 1795. 2 Vols. Dann H. Whea-
ton, histoire des progrès du droit des gens depuis la Paix de West-
phalie. Leipz. 1841.
2 „Cum alienigenis, cum barbaris aeternum omnibus Graecis bellum est.“
Liv. 31, 29.
3 Am deutlichſten Epicur bei Diog. L. Apopht. XXXI, 34—36. Aber
auch Plato, Ariſtoteles.
4 Ein ſ. g. κοινὸς νόμος Ἑλλήνων. Thucyd. III, 58. Vgl. Sainte-Croix
gouvernem. fédératifs. Hier griff beſonders der Amphictyonenbund ein,
von welchem unten noch Näheres.
5 Man denke an das: adversus hostem aeterna auctoritas esto der Zwölf-
Tafeln und an den noch im Juſtinianiſchen Recht beibehaltenen Grundſatz,
daß alle Völker, mit denen keinerlei Bündniß beſtehe, hostes ſeien. l. 5.
§. 2. l. 24. D. de captiv. l. 118. D. de V. S.
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