Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Staatshändel in Europa 1661--1700.

24. Wenn gleich durch diesen langwierigen
Krieg der Wunsch der Alliirten, Zurückführung
der Dinge auf den Nimweger, oder wo möglich
selbst den Westphälischen und Pyrenäischen Frieden,
keineswegs völlig erreicht ward; so ward doch der
Hauptzweck erreicht; die wechselseitige Freyheit und
Unabhängigkeit der Staaten war behauptet und ge-
sichert. Drey Kriege zu diesem Zwecke geführt,
und durch drey solche Friedensschlüsse geendigt,
hatten die Wichtigkeit der Erhaltung des politischen
Gleichgewichts zu fühlbar gemacht, als daß sie in
der practischen Politik sich hätte leicht verlieren
können.

25. Eben damit stand als Folge dieses Kriegs
in einer engen Verbindung die Bestimmung der
Brittischen Continentalpolitik in ihren
Hauptformen. Sie gieng hervor aus der Rivali-
tät mit Frankreich; die durch Wilhelm III. dau-
ernd
gegründet ward. Zu schwach, um als
Landmacht Frankreich gegenüber zu stehen, schloß
es sich an die zweyte Landmacht des Continents,
an Oestreich, an; und so lange auch noch Habs-
burger in Spanien herrschten, natürlich zugleich an
dieses. Die enge Verbindung mit den Niederlan-
den war eine Folge der Thronbesteigung Wilhelm's
III., in Italien lernte man schon jetzt die Wich-

tigkeit
1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700.

24. Wenn gleich durch dieſen langwierigen
Krieg der Wunſch der Alliirten, Zuruͤckfuͤhrung
der Dinge auf den Nimweger, oder wo moͤglich
ſelbſt den Weſtphaͤliſchen und Pyrenaͤiſchen Frieden,
keineswegs voͤllig erreicht ward; ſo ward doch der
Hauptzweck erreicht; die wechſelſeitige Freyheit und
Unabhaͤngigkeit der Staaten war behauptet und ge-
ſichert. Drey Kriege zu dieſem Zwecke gefuͤhrt,
und durch drey ſolche Friedensſchluͤſſe geendigt,
hatten die Wichtigkeit der Erhaltung des politiſchen
Gleichgewichts zu fuͤhlbar gemacht, als daß ſie in
der practiſchen Politik ſich haͤtte leicht verlieren
koͤnnen.

25. Eben damit ſtand als Folge dieſes Kriegs
in einer engen Verbindung die Beſtimmung der
Brittiſchen Continentalpolitik in ihren
Hauptformen. Sie gieng hervor aus der Rivali-
taͤt mit Frankreich; die durch Wilhelm III. dau-
ernd
gegruͤndet ward. Zu ſchwach, um als
Landmacht Frankreich gegenuͤber zu ſtehen, ſchloß
es ſich an die zweyte Landmacht des Continents,
an Oeſtreich, an; und ſo lange auch noch Habs-
burger in Spanien herrſchten, natuͤrlich zugleich an
dieſes. Die enge Verbindung mit den Niederlan-
den war eine Folge der Thronbeſteigung Wilhelm's
III., in Italien lernte man ſchon jetzt die Wich-

tigkeit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0273" n="235"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa 1661--1700.</hi> </fw><lb/>
                <p>24. Wenn gleich durch die&#x017F;en langwierigen<lb/>
Krieg der Wun&#x017F;ch der Alliirten, Zuru&#x0364;ckfu&#x0364;hrung<lb/>
der Dinge auf den Nimweger, oder wo mo&#x0364;glich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t den We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen und Pyrena&#x0364;i&#x017F;chen Frieden,<lb/>
keineswegs vo&#x0364;llig erreicht ward; &#x017F;o ward doch der<lb/>
Hauptzweck erreicht; die wech&#x017F;el&#x017F;eitige Freyheit und<lb/>
Unabha&#x0364;ngigkeit der Staaten war behauptet und ge-<lb/>
&#x017F;ichert. <hi rendition="#g">Drey Kriege</hi> zu die&#x017F;em Zwecke gefu&#x0364;hrt,<lb/>
und durch drey &#x017F;olche Friedens&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e geendigt,<lb/>
hatten die Wichtigkeit der Erhaltung des politi&#x017F;chen<lb/>
Gleichgewichts zu fu&#x0364;hlbar gemacht, als daß &#x017F;ie in<lb/>
der practi&#x017F;chen Politik &#x017F;ich ha&#x0364;tte leicht verlieren<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
                <p>25. Eben damit &#x017F;tand als Folge die&#x017F;es Kriegs<lb/>
in einer engen Verbindung die Be&#x017F;timmung der<lb/><hi rendition="#g">Britti&#x017F;chen Continentalpolitik</hi> in ihren<lb/>
Hauptformen. Sie gieng hervor aus der Rivali-<lb/>
ta&#x0364;t mit Frankreich; die durch Wilhelm <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#g">dau-<lb/>
ernd</hi> gegru&#x0364;ndet ward. Zu &#x017F;chwach, um als<lb/>
Landmacht Frankreich gegenu&#x0364;ber zu &#x017F;tehen, &#x017F;chloß<lb/>
es &#x017F;ich an die zweyte Landmacht des Continents,<lb/>
an <hi rendition="#g">Oe&#x017F;treich</hi>, an; und &#x017F;o lange auch noch Habs-<lb/>
burger in Spanien herr&#x017F;chten, natu&#x0364;rlich zugleich an<lb/>
die&#x017F;es. Die enge Verbindung mit den Niederlan-<lb/>
den war eine Folge der Thronbe&#x017F;teigung Wilhelm's<lb/><hi rendition="#aq">III.</hi>, in Italien lernte man &#x017F;chon jetzt die Wich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tigkeit</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0273] 1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700. 24. Wenn gleich durch dieſen langwierigen Krieg der Wunſch der Alliirten, Zuruͤckfuͤhrung der Dinge auf den Nimweger, oder wo moͤglich ſelbſt den Weſtphaͤliſchen und Pyrenaͤiſchen Frieden, keineswegs voͤllig erreicht ward; ſo ward doch der Hauptzweck erreicht; die wechſelſeitige Freyheit und Unabhaͤngigkeit der Staaten war behauptet und ge- ſichert. Drey Kriege zu dieſem Zwecke gefuͤhrt, und durch drey ſolche Friedensſchluͤſſe geendigt, hatten die Wichtigkeit der Erhaltung des politiſchen Gleichgewichts zu fuͤhlbar gemacht, als daß ſie in der practiſchen Politik ſich haͤtte leicht verlieren koͤnnen. 25. Eben damit ſtand als Folge dieſes Kriegs in einer engen Verbindung die Beſtimmung der Brittiſchen Continentalpolitik in ihren Hauptformen. Sie gieng hervor aus der Rivali- taͤt mit Frankreich; die durch Wilhelm III. dau- ernd gegruͤndet ward. Zu ſchwach, um als Landmacht Frankreich gegenuͤber zu ſtehen, ſchloß es ſich an die zweyte Landmacht des Continents, an Oeſtreich, an; und ſo lange auch noch Habs- burger in Spanien herrſchten, natuͤrlich zugleich an dieſes. Die enge Verbindung mit den Niederlan- den war eine Folge der Thronbeſteigung Wilhelm's III., in Italien lernte man ſchon jetzt die Wich- tigkeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/273
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/273>, abgerufen am 26.04.2024.