schichtforscher, der den Wechsel der Verhältnisse zwischen diesen Staaten darstellen will, wird sie also als eine Gesellschaft unabhängiger Personen ansehen müssen, die unter einander in vielfacher Beziehung stehen. Ein neuerer Sprachgebrauch will zwar, daß man die Staaten nicht als solche, sondern als Maschinen betrachten soll; wenn es aber nicht mal möglich ist ein Heer zu einer blo- ßen Maschine zu machen, (sonst würde keines flie- hen); wie wäre es mit der bürgerlichen Gesell- schaft möglich? Daß diese Vorstellungsart aber am wenigsten auf die Europäischen Staaten pas- sen würde, zeigt schon allein die große Verschie- denheit ihrer Verfassungen.
Indem der Verfasser von diesen Grundideen ausging, mußte sich ihm das Feld seiner Unter- suchungen nothwendig sehr erweitern. Er durfte sich nicht blos auf das äußere Spiel der Ver- hältnisse beschränken; sondern mußte suchen in ihr Inneres zu dringen; und die Triebfedern aufzu- spüren, wodurch es in Bewegung gesetzt und er- halten wurde. In jeder Gesellschaft moralischer Personen werden aber erstlich nothwendig gewisse allgemeine Ideen herrschen, aus denen im Gan-
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Vorrede.
ſchichtforſcher, der den Wechſel der Verhaͤltniſſe zwiſchen dieſen Staaten darſtellen will, wird ſie alſo als eine Geſellſchaft unabhaͤngiger Perſonen anſehen muͤſſen, die unter einander in vielfacher Beziehung ſtehen. Ein neuerer Sprachgebrauch will zwar, daß man die Staaten nicht als ſolche, ſondern als Maſchinen betrachten ſoll; wenn es aber nicht mal moͤglich iſt ein Heer zu einer blo- ßen Maſchine zu machen, (ſonſt wuͤrde keines flie- hen); wie waͤre es mit der buͤrgerlichen Geſell- ſchaft moͤglich? Daß dieſe Vorſtellungsart aber am wenigſten auf die Europaͤiſchen Staaten paſ- ſen wuͤrde, zeigt ſchon allein die große Verſchie- denheit ihrer Verfaſſungen.
Indem der Verfaſſer von dieſen Grundideen ausging, mußte ſich ihm das Feld ſeiner Unter- ſuchungen nothwendig ſehr erweitern. Er durfte ſich nicht blos auf das aͤußere Spiel der Ver- haͤltniſſe beſchraͤnken; ſondern mußte ſuchen in ihr Inneres zu dringen; und die Triebfedern aufzu- ſpuͤren, wodurch es in Bewegung geſetzt und er- halten wurde. In jeder Geſellſchaft moraliſcher Perſonen werden aber erſtlich nothwendig gewiſſe allgemeine Ideen herrſchen, aus denen im Gan-
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[V/0011]
Vorrede.
ſchichtforſcher, der den Wechſel der Verhaͤltniſſe
zwiſchen dieſen Staaten darſtellen will, wird ſie
alſo als eine Geſellſchaft unabhaͤngiger Perſonen
anſehen muͤſſen, die unter einander in vielfacher
Beziehung ſtehen. Ein neuerer Sprachgebrauch
will zwar, daß man die Staaten nicht als ſolche,
ſondern als Maſchinen betrachten ſoll; wenn es
aber nicht mal moͤglich iſt ein Heer zu einer blo-
ßen Maſchine zu machen, (ſonſt wuͤrde keines flie-
hen); wie waͤre es mit der buͤrgerlichen Geſell-
ſchaft moͤglich? Daß dieſe Vorſtellungsart aber
am wenigſten auf die Europaͤiſchen Staaten paſ-
ſen wuͤrde, zeigt ſchon allein die große Verſchie-
denheit ihrer Verfaſſungen.
Indem der Verfaſſer von dieſen Grundideen
ausging, mußte ſich ihm das Feld ſeiner Unter-
ſuchungen nothwendig ſehr erweitern. Er durfte
ſich nicht blos auf das aͤußere Spiel der Ver-
haͤltniſſe beſchraͤnken; ſondern mußte ſuchen in ihr
Inneres zu dringen; und die Triebfedern aufzu-
ſpuͤren, wodurch es in Bewegung geſetzt und er-
halten wurde. In jeder Geſellſchaft moraliſcher
Perſonen werden aber erſtlich nothwendig gewiſſe
allgemeine Ideen herrſchen, aus denen im Gan-
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/11>, abgerufen am 26.04.2024.
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