Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

Minuten lang aus, wiewohl nicht ohne Beschwerden. Einer von ihnen trieb den Versuch noch weiter. In einer Hitze, wo frische Eier in 10 Minuten in der Luft hart gebacken wurden, hielt er 8 Minuten aus.

Das war nun freylich eine gemachte künstliche Hitze. Aber auch in der Natur geht es manchen Orten nicht viel besser. So weht bisweilen in heißen Gegenden auf einmal ein so trockener und heißer Wind von den Sandwüsten her, daß die Blätter an den Bäumen, wo er durchzieht, augenblicklich versengt werden und abdorren. Menschen, die alsdann im Freyen sind, müßen sich freylich ohne Verzug mit dem Gesicht auf die Erde niederlegen, damit sie nicht ersticken, und haben gleichwohl noch viel dabei auszustehen. Selbst in geschlossenen Zimmern kann man sich vor Mattigkeit fast nicht mehr bewegen. Aber gleichwohl übersteht man es, wenn man vorsichtig ist und Erfahrungen benutzt.

Wenn man so etwas liest oder hört, so lernt man doch zufrieden seyn daheim, wenn sonst schon nicht alles ist, wie man gerne mögte.


Der schlaue Husar.

Ein Husar im letzten Kriege wußte wohl, daß der Bauer, dem er jezt auf der Straße entgegen gieng, 100 fl. für geliefertes Heu eingenommen hatte, und heimtragen wollte. Deswegen bat er ihn um ein kleines Geschenk zu Tabak und Branntwein. Wer weiß, ob er mit ein paar Bazen nicht zufrieden gewesen wäre. Aber der Landmann versicherte und betheuerte bei Himmel und Hölle, daß er den eigenen letzten Kreuzer

Minuten lang aus, wiewohl nicht ohne Beschwerden. Einer von ihnen trieb den Versuch noch weiter. In einer Hitze, wo frische Eier in 10 Minuten in der Luft hart gebacken wurden, hielt er 8 Minuten aus.

Das war nun freylich eine gemachte künstliche Hitze. Aber auch in der Natur geht es manchen Orten nicht viel besser. So weht bisweilen in heißen Gegenden auf einmal ein so trockener und heißer Wind von den Sandwüsten her, daß die Blätter an den Bäumen, wo er durchzieht, augenblicklich versengt werden und abdorren. Menschen, die alsdann im Freyen sind, müßen sich freylich ohne Verzug mit dem Gesicht auf die Erde niederlegen, damit sie nicht ersticken, und haben gleichwohl noch viel dabei auszustehen. Selbst in geschlossenen Zimmern kann man sich vor Mattigkeit fast nicht mehr bewegen. Aber gleichwohl übersteht man es, wenn man vorsichtig ist und Erfahrungen benutzt.

Wenn man so etwas liest oder hört, so lernt man doch zufrieden seyn daheim, wenn sonst schon nicht alles ist, wie man gerne mögte.


Der schlaue Husar.

Ein Husar im letzten Kriege wußte wohl, daß der Bauer, dem er jezt auf der Straße entgegen gieng, 100 fl. für geliefertes Heu eingenommen hatte, und heimtragen wollte. Deswegen bat er ihn um ein kleines Geschenk zu Tabak und Branntwein. Wer weiß, ob er mit ein paar Bazen nicht zufrieden gewesen wäre. Aber der Landmann versicherte und betheuerte bei Himmel und Hölle, daß er den eigenen letzten Kreuzer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="64"/>
Minuten lang aus, wiewohl nicht ohne Beschwerden. Einer von ihnen trieb den Versuch noch weiter. In einer Hitze, wo frische Eier in 10 Minuten in der Luft hart gebacken wurden, hielt er 8 Minuten aus.</p>
        <p>Das war nun freylich eine gemachte künstliche Hitze. Aber auch in der Natur geht es manchen Orten nicht viel besser. So weht bisweilen in heißen Gegenden auf einmal ein so trockener und heißer Wind von den Sandwüsten her, daß die Blätter an den Bäumen, wo er durchzieht, augenblicklich versengt werden und abdorren. Menschen, die alsdann im Freyen sind, müßen sich freylich ohne Verzug mit dem Gesicht auf die Erde niederlegen, damit sie nicht ersticken, und haben gleichwohl noch viel dabei auszustehen. Selbst in geschlossenen Zimmern kann man sich vor Mattigkeit fast nicht mehr bewegen. Aber gleichwohl übersteht man es, wenn man vorsichtig ist und Erfahrungen benutzt.</p>
        <p>Wenn man so etwas liest oder hört, so lernt man doch zufrieden seyn daheim, wenn sonst schon nicht alles ist, wie man gerne mögte.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Der schlaue Husar.</head><lb/>
        <p>Ein Husar im letzten Kriege wußte wohl, daß der Bauer, dem er jezt auf der Straße entgegen gieng, 100 fl. für geliefertes Heu eingenommen hatte, und heimtragen wollte. Deswegen bat er ihn um ein kleines Geschenk zu Tabak und Branntwein. Wer weiß, ob er mit ein paar Bazen nicht zufrieden gewesen wäre. Aber der Landmann versicherte und betheuerte bei Himmel und Hölle, daß er den eigenen letzten Kreuzer
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0072] Minuten lang aus, wiewohl nicht ohne Beschwerden. Einer von ihnen trieb den Versuch noch weiter. In einer Hitze, wo frische Eier in 10 Minuten in der Luft hart gebacken wurden, hielt er 8 Minuten aus. Das war nun freylich eine gemachte künstliche Hitze. Aber auch in der Natur geht es manchen Orten nicht viel besser. So weht bisweilen in heißen Gegenden auf einmal ein so trockener und heißer Wind von den Sandwüsten her, daß die Blätter an den Bäumen, wo er durchzieht, augenblicklich versengt werden und abdorren. Menschen, die alsdann im Freyen sind, müßen sich freylich ohne Verzug mit dem Gesicht auf die Erde niederlegen, damit sie nicht ersticken, und haben gleichwohl noch viel dabei auszustehen. Selbst in geschlossenen Zimmern kann man sich vor Mattigkeit fast nicht mehr bewegen. Aber gleichwohl übersteht man es, wenn man vorsichtig ist und Erfahrungen benutzt. Wenn man so etwas liest oder hört, so lernt man doch zufrieden seyn daheim, wenn sonst schon nicht alles ist, wie man gerne mögte. Der schlaue Husar. Ein Husar im letzten Kriege wußte wohl, daß der Bauer, dem er jezt auf der Straße entgegen gieng, 100 fl. für geliefertes Heu eingenommen hatte, und heimtragen wollte. Deswegen bat er ihn um ein kleines Geschenk zu Tabak und Branntwein. Wer weiß, ob er mit ein paar Bazen nicht zufrieden gewesen wäre. Aber der Landmann versicherte und betheuerte bei Himmel und Hölle, daß er den eigenen letzten Kreuzer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-12-03T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-03T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-12-03T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/72
Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/72>, abgerufen am 22.12.2024.