Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 35, Hamburg, 26. August 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] dero Haupt-Flotte wieder an der Seiten unserer
Küsten sehen liessen: Wo dem also, möchte es in
kurtzem hiesigen Orths und in diesem Reiche neu-
es Lermen setzen. Man meynet, daß die Czaari-
schen Forderungen allzuhart, und die Alliirten Po-
tentzen durchaus nicht gut finden, darein zu willi-
gen; zumahl, da man in den meisten Stücken fast
alles nachgegeben, um nur einen Frieden zu er-
halten; Zwar gehen die Couriers noch hin und
her, und wollen etliche doch noch das beste hoffen,
welches sich bald weisen wird, weil auch nun der
Waffen-Stillstand zum Ende gehet.

Käyserliche Affairen.

Bey hiesigem Kay-
serl. Hof wird an einer Opera starck gearbeitet, wel-
che auf dem am 18. dieses einfallenden Geburts-
Tag Jh. Majest. der regierenden Käyserin in der
Favorita wird gehalten werden. Man ist nicht
wenig über die dermahlige Spanische Kriegs-Rü-
stungen consterniret, weilen an Ausrüstung der
Kriegs-Schiffe, imgleichen mit deren Bau in allen
Spanischen See-Hafen, nachdem der Duc d'
Anjou einen Brief vom Czaar erhalten, eyffrigst
fortgefahren wird. Für den neuen Päbstlichen
Nuncium, so nechster Tagen dahier ankommen sol,
wird eine sehr schöne prächtige Carosse verfertiget,
weil nun solche viel höher als vorige seyn wird,
als muß das Tohr in der Nunciatur um einen
starcken Schuh lang höher gemacht werden; die-
ser Nuncius hat vom Pabst expresse Ordre, sich
prächtiger als vorige aufzuführen, zu welchem En-
de ihm dann sein Appointement mit etliche 1000.
Scudi vermehret werden sol. Man hat Nachricht,
daß die Türcken denen Kauf-Leuten in Marsilien
grosse Summen Geld übergeschickt, um ihnen in ih-
rer Pest-Bedrängniß unter die Arme zu greiffen.
Nachdem die Reducirung 12. Kayserl. Regimen-
ttr völlig unterblieben, so haben Jh. Durchl. der
Printz Eugenius angehalten, daß die Hoff-Cam-
mer 2. Millionen fourniren möchte; zu deren Auf-
bringung dann der Hoff-Cammer-Präsident sich
anheischig gemacht. Dagegen obgedachter Printz
versichert hat, daß Sie mit dieser Summa die Kay-
serl. Trouppen noch eine lange Zeit in statu quo zu
erhalten getraueten, indem unter solcher Zeit man
vielleicht solche Trouppen nöhtig haben dürfte. Da
nun Jhro Kayserl. Majest. zu Unterhaltung aller
derer Trouppen jährlich 8. Millionen ausgewor-
fen, so wird dermahlen deliberiret, auf was vor ei-
nen Fuß selbige am besten zu setzen, und dürfften
zwar die Regimenter bleiben, die Compagnien a-
der etwas verringert, und vielleicht ein paar Spa-
[Spaltenumbruch] nis. Regimenter caßiret werden. Aus dem Wir-
tenbergischen vernimt man, daß selbiger Hertzog
kurtzlich zu Polltringen einen Catholischen Pfar-
rer ausgesetzet, und dagegen einen Evangelischen
mit gewaffneter Hand durch 3 bis 400 Mann
wieder einsetzen lassen; worüber das Kayserl. Mi-
nisterium nicht wenig allarmiret und solches hoch
empfunden hat.

Von Pohlnis. und Türckis. Affairen.

Nachdeme die-
ser Tagen von Jhro Königl. Majest. neue Ordre
wegen der Tartarn Einfall dahier angelanget,
als sind solche dem Crohn-Feld-Herrn durch einen
Expressen zugeschickt worden, vermöge welcher er
die sämmtliche Pohlnische Fahnen nebst denen
Dragouner Regimentern zusammen ziehen und
Gewalt mit Gewalt vertilgen solte, dannenhero
es gar leicht auf die Extremität ankommen möch-
te, absonderlich wann die Tartarn von ihren Vor-
haben gantz nicht abstehen und noch dabey von
denen Türcken unterstützet werden solten; und ob-
schon man Türckischer Seits noch alleweil einer
beständigen Freundschafft versichert wird, so will
es je den noch hinführo keinen Glauben mehr fin-
den, aus Ursachen, weiln selbige nicht allein mit
Zuführung mehrer Ammunition eyffrigst beschäff-
tiget, sondern auch ihre Magazins mit Victualien
anzufüllen stets fortfahren, so durch einen aus der
Türckey bey dem Crohn-Feld-Herrn zurück ange-
langten Kundschaffter bestättiget wird, mit fer-
nern vermelden, wie daß fast täglich noch immer
mehrere Wagen mit Pulver, Bley, Kugeln, Bom-
ben und Granaten an der Donau anlangten, wel-
ches hin und wieder in die Gräntz-Festungen ver-
führet werden solte, auch sie in würcklicher Arbeit
begriffen, eine Brücke über selbigen Strohm zu
schlagen; weiln aber dieses kein beständiger Bau
ist, sondern gar leicht durch das Wasser weggeris-
sen wird, als sind selbige zugleich auf Lederne Pon-
tons bedacht, zu dem Ende aller Orten viele Och-
sen-Häute aufgekaufft werden, um solche hierzu
zu gebrauchen.

Mit der Lembergi-
schen Post hat man dieses mahl über die vorige
Zeitung nichts Veränderliches, ausser daß von Ka-
miniec berichtet wird, der Adel desselben Districts
sey auf Erfordern des Woywoden von Podolien
zusammeu gewesen, zur Vestung Kaminiec, auch
zu Proviants-Anschaffung in die Podolische For-
ten Geld zu verwilligen; weil sich aber viele hierzu
nicht verstehen wolten, ist diese Materie zum inste-
henden Land-Tag im September verleget wor-

[Spaltenumbruch] dero Haupt-Flotte wieder an der Seiten unſerer
Kuͤſten ſehen lieſſen: Wo dem alſo, moͤchte es in
kurtzem hieſigen Orths und in dieſem Reiche neu-
es Lermen ſetzen. Man meynet, daß die Czaari-
ſchen Forderungen allzuhart, und die Alliirten Po-
tentzen durchaus nicht gut finden, darein zu willi-
gen; zumahl, da man in den meiſten Stuͤcken faſt
alles nachgegeben, um nur einen Frieden zu er-
halten; Zwar gehen die Couriers noch hin und
her, und wollen etliche doch noch das beſte hoffen,
welches ſich bald weiſen wird, weil auch nun der
Waffen-Stillſtand zum Ende gehet.

Kaͤyſerliche Affairen.

Bey hieſigem Kay-
ſerl. Hof wird an einer Opera ſtarck gearbeitet, wel-
che auf dem am 18. dieſes einfallenden Geburts-
Tag Jh. Majeſt. der regierenden Kaͤyſerin in der
Favorita wird gehalten werden. Man iſt nicht
wenig uͤber die dermahlige Spaniſche Kriegs-Ruͤ-
ſtungen conſterniret, weilen an Ausruͤſtung der
Kriegs-Schiffe, imgleichen mit deren Bau in allen
Spaniſchen See-Hafen, nachdem der Duc d’
Anjou einen Brief vom Czaar erhalten, eyffrigſt
fortgefahren wird. Fuͤr den neuen Paͤbſtlichen
Nuncium, ſo nechſter Tagen dahier ankommen ſol,
wird eine ſehr ſchoͤne praͤchtige Caroſſe verfertiget,
weil nun ſolche viel hoͤher als vorige ſeyn wird,
als muß das Tohr in der Nunciatur um einen
ſtarcken Schuh lang hoͤher gemacht werden; die-
ſer Nuncius hat vom Pabſt expreſſe Ordre, ſich
praͤchtiger als vorige aufzufuͤhren, zu welchem En-
de ihm dann ſein Appointement mit etliche 1000.
Scudi vermehret werden ſol. Man hat Nachricht,
daß die Tuͤrcken denen Kauf-Leuten in Marſilien
groſſe Sum̃en Geld uͤbergeſchickt, um ihnen in ih-
rer Peſt-Bedraͤngniß unter die Arme zu greiffen.
Nachdem die Reducirung 12. Kayſerl. Regimen-
ttr voͤllig unterblieben, ſo haben Jh. Durchl. der
Printz Eugenius angehalten, daß die Hoff-Cam-
mer 2. Millionen fourniren moͤchte; zu deren Auf-
bringung dann der Hoff-Cammer-Praͤſident ſich
anheiſchig gemacht. Dagegen obgedachter Printz
verſichert hat, daß Sie mit dieſer Summa die Kay-
ſerl. Trouppen noch eine lange Zeit in ſtatu quo zu
erhalten getraueten, indem unter ſolcher Zeit man
vielleicht ſolche Tꝛouppen noͤhtig haben duͤrfte. Da
nun Jhro Kayſerl. Majeſt. zu Unterhaltung aller
derer Trouppen jaͤhrlich 8. Millionen ausgewor-
fen, ſo wird dermahlen deliberiret, auf was vor ei-
nen Fuß ſelbige am beſten zu ſetzen, und duͤrfften
zwar die Regimenter bleiben, die Compagnien a-
der etwas verringert, und vielleicht ein paar Spa-
[Spaltenumbruch] niſ. Regimenter caßiret werden. Aus dem Wir-
tenbergiſchen vernimt man, daß ſelbiger Hertzog
kurtzlich zu Polltringen einen Catholiſchen Pfar-
rer ausgeſetzet, und dagegen einen Evangeliſchen
mit gewaffneter Hand durch 3 bis 400 Mann
wieder einſetzen laſſen; woruͤber das Kayſerl. Mi-
niſterium nicht wenig allarmiret und ſolches hoch
empfunden hat.

Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen.

Nachdeme die-
ſer Tagen von Jhro Koͤnigl. Majeſt. neue Ordre
wegen der Tartarn Einfall dahier angelanget,
als ſind ſolche dem Crohn-Feld-Herrn durch einen
Expreſſen zugeſchickt worden, vermoͤge welcher er
die ſaͤmmtliche Pohlniſche Fahnen nebſt denen
Dragouner Regimentern zuſammen ziehen und
Gewalt mit Gewalt vertilgen ſolte, dannenhero
es gar leicht auf die Extremitaͤt ankommen moͤch-
te, abſonderlich wann die Tartarn von ihren Vor-
haben gantz nicht abſtehen und noch dabey von
denen Tuͤrcken unterſtuͤtzet werden ſolten; und ob-
ſchon man Tuͤrckiſcher Seits noch alleweil einer
beſtaͤndigen Freundſchafft verſichert wird, ſo will
es je den noch hinfuͤhro keinen Glauben mehr fin-
den, aus Urſachen, weiln ſelbige nicht allein mit
Zufuͤhrung mehrer Ammunition eyffrigſt beſchaͤff-
tiget, ſondern auch ihre Magazins mit Victualien
anzufuͤllen ſtets fortfahren, ſo durch einen aus der
Tuͤrckey bey dem Crohn-Feld-Herrn zuruͤck ange-
langten Kundſchaffter beſtaͤttiget wird, mit fer-
nern vermelden, wie daß faſt taͤglich noch immer
mehrere Wagen mit Pulver, Bley, Kugeln, Bom-
ben und Granaten an der Donau anlangten, wel-
ches hin und wieder in die Graͤntz-Feſtungen ver-
fuͤhret werden ſolte, auch ſie in wuͤrcklicher Arbeit
begriffen, eine Bruͤcke uͤber ſelbigen Strohm zu
ſchlagen; weiln aber dieſes kein beſtaͤndiger Bau
iſt, ſondern gar leicht durch das Waſſer weggeriſ-
ſen wird, als ſind ſelbige zugleich auf Lederne Pon-
tons bedacht, zu dem Ende aller Orten viele Och-
ſen-Haͤute aufgekaufft werden, um ſolche hierzu
zu gebrauchen.

Mit der Lembergi-
ſchen Poſt hat man dieſes mahl uͤber die vorige
Zeitung nichts Veraͤnderliches, auſſer daß von Ka-
miniec berichtet wird, der Adel deſſelben Diſtricts
ſey auf Erfordern des Woywoden von Podolien
zuſammeu geweſen, zur Veſtung Kaminiec, auch
zu Proviants-Anſchaffung in die Podoliſche For-
ten Geld zu verwilligen; weil ſich aber viele hierzu
nicht verſtehen wolten, iſt dieſe Materie zum inſte-
henden Land-Tag im September verleget wor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jPoliticalNews">
            <div type="jArticle">
              <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/>
dero Haupt-Flotte wieder an der Seiten                         un&#x017F;erer<lb/>
Ku&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ehen lie&#x017F;&#x017F;en:                         Wo dem al&#x017F;o, mo&#x0364;chte es in<lb/>
kurtzem hie&#x017F;igen Orths                         und in die&#x017F;em Reiche neu-<lb/>
es Lermen &#x017F;etzen. Man meynet,                         daß die Czaari-<lb/>
&#x017F;chen Forderungen allzuhart, und die Alliirten                         Po-<lb/>
tentzen durchaus nicht gut finden, darein zu willi-<lb/>
gen; zumahl,                         da man in den mei&#x017F;ten Stu&#x0364;cken fa&#x017F;t<lb/>
alles                         nachgegeben, um nur einen Frieden zu er-<lb/>
halten; Zwar gehen die Couriers                         noch hin und<lb/>
her, und wollen etliche doch noch das be&#x017F;te                         hoffen,<lb/>
welches &#x017F;ich bald wei&#x017F;en wird, weil auch nun                         der<lb/>
Waffen-Still&#x017F;tand zum Ende gehet.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Ka&#x0364;y&#x017F;erliche</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Wien/</hi> den 16. Augu&#x017F;ti.</dateline>
              <p> Bey hie&#x017F;igem                         Kay-<lb/>
&#x017F;erl. Hof wird an einer Opera &#x017F;tarck gearbeitet,                         wel-<lb/>
che auf dem am 18. die&#x017F;es einfallenden Geburts-<lb/>
Tag Jh.                         Maje&#x017F;t. der regierenden Ka&#x0364;y&#x017F;erin in der<lb/>
Favorita                         wird gehalten werden. Man i&#x017F;t nicht<lb/>
wenig u&#x0364;ber die                         dermahlige Spani&#x017F;che Kriegs-Ru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tungen                         con&#x017F;terniret, weilen an Ausru&#x0364;&#x017F;tung                         der<lb/>
Kriegs-Schiffe, imgleichen mit deren Bau in                         allen<lb/>
Spani&#x017F;chen See-Hafen, nachdem der Duc d&#x2019;<lb/>
Anjou                         einen Brief vom Czaar erhalten, eyffrig&#x017F;t<lb/>
fortgefahren wird.                         Fu&#x0364;r den neuen Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen<lb/>
Nuncium, &#x017F;o                         nech&#x017F;ter Tagen dahier ankommen &#x017F;ol,<lb/>
wird eine &#x017F;ehr                         &#x017F;cho&#x0364;ne pra&#x0364;chtige Caro&#x017F;&#x017F;e                         verfertiget,<lb/>
weil nun &#x017F;olche viel ho&#x0364;her als vorige                         &#x017F;eyn wird,<lb/>
als muß das Tohr in der Nunciatur um                         einen<lb/>
&#x017F;tarcken Schuh lang ho&#x0364;her gemacht werden;                         die-<lb/>
&#x017F;er Nuncius hat vom Pab&#x017F;t expre&#x017F;&#x017F;e                         Ordre, &#x017F;ich<lb/>
pra&#x0364;chtiger als vorige aufzufu&#x0364;hren, zu                         welchem En-<lb/>
de ihm dann &#x017F;ein Appointement mit etliche                         1000.<lb/>
Scudi vermehret werden &#x017F;ol. Man hat Nachricht,<lb/>
daß die                         Tu&#x0364;rcken denen Kauf-Leuten in                         Mar&#x017F;ilien<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Sum&#x0303;en Geld                         u&#x0364;berge&#x017F;chickt, um ihnen in ih-<lb/>
rer                         Pe&#x017F;t-Bedra&#x0364;ngniß unter die Arme zu greiffen.<lb/>
Nachdem die                         Reducirung 12. Kay&#x017F;erl. Regimen-<lb/>
ttr vo&#x0364;llig unterblieben,                         &#x017F;o haben Jh. Durchl. der<lb/>
Printz Eugenius angehalten, daß die                         Hoff-Cam-<lb/>
mer 2. Millionen fourniren mo&#x0364;chte; zu deren                         Auf-<lb/>
bringung dann der Hoff-Cammer-Pra&#x0364;&#x017F;ident                         &#x017F;ich<lb/>
anhei&#x017F;chig gemacht. Dagegen obgedachter                         Printz<lb/>
ver&#x017F;ichert hat, daß Sie mit die&#x017F;er Summa die                         Kay-<lb/>
&#x017F;erl. Trouppen noch eine lange Zeit in &#x017F;tatu quo                         zu<lb/>
erhalten getraueten, indem unter &#x017F;olcher Zeit                         man<lb/>
vielleicht &#x017F;olche T&#xA75B;ouppen no&#x0364;htig haben                         du&#x0364;rfte. Da<lb/>
nun Jhro Kay&#x017F;erl. Maje&#x017F;t. zu                         Unterhaltung aller<lb/>
derer Trouppen ja&#x0364;hrlich 8. Millionen                         ausgewor-<lb/>
fen, &#x017F;o wird dermahlen deliberiret, auf was vor                         ei-<lb/>
nen Fuß &#x017F;elbige am be&#x017F;ten zu &#x017F;etzen, und                         du&#x0364;rfften<lb/>
zwar die Regimenter bleiben, die Compagnien a-<lb/>
der                         etwas verringert, und vielleicht ein paar Spa-<lb/><cb/>
ni&#x017F;.                         Regimenter caßiret werden. Aus dem Wir-<lb/>
tenbergi&#x017F;chen vernimt                         man, daß &#x017F;elbiger Hertzog<lb/>
kurtzlich zu Polltringen einen                         Catholi&#x017F;chen Pfar-<lb/>
rer ausge&#x017F;etzet, und dagegen einen                         Evangeli&#x017F;chen<lb/>
mit gewaffneter Hand durch 3 bis 400                         Mann<lb/>
wieder ein&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en; woru&#x0364;ber das                         Kay&#x017F;erl. Mi-<lb/>
ni&#x017F;terium nicht wenig allarmiret und                         &#x017F;olches hoch<lb/>
empfunden hat.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von Pohlni&#x017F;. und Tu&#x0364;rcki&#x017F;.</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">War&#x017F;chau/</hi> den 16. Augu&#x017F;ti.</dateline>
              <p> Nachdeme                         die-<lb/>
&#x017F;er Tagen von Jhro Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;t. neue                         Ordre<lb/>
wegen der Tartarn Einfall dahier angelanget,<lb/>
als &#x017F;ind                         &#x017F;olche dem Crohn-Feld-Herrn durch einen<lb/>
Expre&#x017F;&#x017F;en                         zuge&#x017F;chickt worden, vermo&#x0364;ge welcher er<lb/>
die                         &#x017F;a&#x0364;mmtliche Pohlni&#x017F;che Fahnen neb&#x017F;t                         denen<lb/>
Dragouner Regimentern zu&#x017F;ammen ziehen und<lb/>
Gewalt mit                         Gewalt vertilgen &#x017F;olte, dannenhero<lb/>
es gar leicht auf die                         Extremita&#x0364;t ankommen mo&#x0364;ch-<lb/>
te, ab&#x017F;onderlich wann                         die Tartarn von ihren Vor-<lb/>
haben gantz nicht ab&#x017F;tehen und noch                         dabey von<lb/>
denen Tu&#x0364;rcken unter&#x017F;tu&#x0364;tzet werden                         &#x017F;olten; und ob-<lb/>
&#x017F;chon man Tu&#x0364;rcki&#x017F;cher Seits                         noch alleweil einer<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Freund&#x017F;chafft                         ver&#x017F;ichert wird, &#x017F;o will<lb/>
es je den noch hinfu&#x0364;hro                         keinen Glauben mehr fin-<lb/>
den, aus Ur&#x017F;achen, weiln &#x017F;elbige                         nicht allein mit<lb/>
Zufu&#x0364;hrung mehrer Ammunition eyffrig&#x017F;t                         be&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
tiget, &#x017F;ondern auch ihre Magazins mit                         Victualien<lb/>
anzufu&#x0364;llen &#x017F;tets fortfahren, &#x017F;o durch                         einen aus der<lb/>
Tu&#x0364;rckey bey dem Crohn-Feld-Herrn zuru&#x0364;ck                         ange-<lb/>
langten Kund&#x017F;chaffter be&#x017F;ta&#x0364;ttiget wird, mit                         fer-<lb/>
nern vermelden, wie daß fa&#x017F;t ta&#x0364;glich noch                         immer<lb/>
mehrere Wagen mit Pulver, Bley, Kugeln, Bom-<lb/>
ben und Granaten                         an der Donau anlangten, wel-<lb/>
ches hin und wieder in die                         Gra&#x0364;ntz-Fe&#x017F;tungen ver-<lb/>
fu&#x0364;hret werden &#x017F;olte,                         auch &#x017F;ie in wu&#x0364;rcklicher Arbeit<lb/>
begriffen, eine                         Bru&#x0364;cke u&#x0364;ber &#x017F;elbigen Strohm zu<lb/>
&#x017F;chlagen;                         weiln aber die&#x017F;es kein be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Bau<lb/>
i&#x017F;t,                         &#x017F;ondern gar leicht durch das Wa&#x017F;&#x017F;er                         weggeri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wird, als &#x017F;ind &#x017F;elbige                         zugleich auf Lederne Pon-<lb/>
tons bedacht, zu dem Ende aller Orten viele                         Och-<lb/>
&#x017F;en-Ha&#x0364;ute aufgekaufft werden, um &#x017F;olche                         hierzu<lb/>
zu gebrauchen.</p>
            </div><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Lublin/</hi> den 10. Augu&#x017F;ti.</dateline>
              <p> Mit der                         Lembergi-<lb/>
&#x017F;chen Po&#x017F;t hat man die&#x017F;es mahl                         u&#x0364;ber die vorige<lb/>
Zeitung nichts Vera&#x0364;nderliches,                         au&#x017F;&#x017F;er daß von Ka-<lb/>
miniec berichtet wird, der Adel                         de&#x017F;&#x017F;elben Di&#x017F;tricts<lb/>
&#x017F;ey auf Erfordern des                         Woywoden von Podolien<lb/>
zu&#x017F;ammeu gewe&#x017F;en, zur Ve&#x017F;tung                         Kaminiec, auch<lb/>
zu Proviants-An&#x017F;chaffung in die Podoli&#x017F;che                         For-<lb/>
ten Geld zu verwilligen; weil &#x017F;ich aber viele                         hierzu<lb/>
nicht ver&#x017F;tehen wolten, i&#x017F;t die&#x017F;e Materie                         zum in&#x017F;te-<lb/>
henden Land-Tag im September verleget wor-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] dero Haupt-Flotte wieder an der Seiten unſerer Kuͤſten ſehen lieſſen: Wo dem alſo, moͤchte es in kurtzem hieſigen Orths und in dieſem Reiche neu- es Lermen ſetzen. Man meynet, daß die Czaari- ſchen Forderungen allzuhart, und die Alliirten Po- tentzen durchaus nicht gut finden, darein zu willi- gen; zumahl, da man in den meiſten Stuͤcken faſt alles nachgegeben, um nur einen Frieden zu er- halten; Zwar gehen die Couriers noch hin und her, und wollen etliche doch noch das beſte hoffen, welches ſich bald weiſen wird, weil auch nun der Waffen-Stillſtand zum Ende gehet. Kaͤyſerliche Affairen. Wien/ den 16. Auguſti. Bey hieſigem Kay- ſerl. Hof wird an einer Opera ſtarck gearbeitet, wel- che auf dem am 18. dieſes einfallenden Geburts- Tag Jh. Majeſt. der regierenden Kaͤyſerin in der Favorita wird gehalten werden. Man iſt nicht wenig uͤber die dermahlige Spaniſche Kriegs-Ruͤ- ſtungen conſterniret, weilen an Ausruͤſtung der Kriegs-Schiffe, imgleichen mit deren Bau in allen Spaniſchen See-Hafen, nachdem der Duc d’ Anjou einen Brief vom Czaar erhalten, eyffrigſt fortgefahren wird. Fuͤr den neuen Paͤbſtlichen Nuncium, ſo nechſter Tagen dahier ankommen ſol, wird eine ſehr ſchoͤne praͤchtige Caroſſe verfertiget, weil nun ſolche viel hoͤher als vorige ſeyn wird, als muß das Tohr in der Nunciatur um einen ſtarcken Schuh lang hoͤher gemacht werden; die- ſer Nuncius hat vom Pabſt expreſſe Ordre, ſich praͤchtiger als vorige aufzufuͤhren, zu welchem En- de ihm dann ſein Appointement mit etliche 1000. Scudi vermehret werden ſol. Man hat Nachricht, daß die Tuͤrcken denen Kauf-Leuten in Marſilien groſſe Sum̃en Geld uͤbergeſchickt, um ihnen in ih- rer Peſt-Bedraͤngniß unter die Arme zu greiffen. Nachdem die Reducirung 12. Kayſerl. Regimen- ttr voͤllig unterblieben, ſo haben Jh. Durchl. der Printz Eugenius angehalten, daß die Hoff-Cam- mer 2. Millionen fourniren moͤchte; zu deren Auf- bringung dann der Hoff-Cammer-Praͤſident ſich anheiſchig gemacht. Dagegen obgedachter Printz verſichert hat, daß Sie mit dieſer Summa die Kay- ſerl. Trouppen noch eine lange Zeit in ſtatu quo zu erhalten getraueten, indem unter ſolcher Zeit man vielleicht ſolche Tꝛouppen noͤhtig haben duͤrfte. Da nun Jhro Kayſerl. Majeſt. zu Unterhaltung aller derer Trouppen jaͤhrlich 8. Millionen ausgewor- fen, ſo wird dermahlen deliberiret, auf was vor ei- nen Fuß ſelbige am beſten zu ſetzen, und duͤrfften zwar die Regimenter bleiben, die Compagnien a- der etwas verringert, und vielleicht ein paar Spa- niſ. Regimenter caßiret werden. Aus dem Wir- tenbergiſchen vernimt man, daß ſelbiger Hertzog kurtzlich zu Polltringen einen Catholiſchen Pfar- rer ausgeſetzet, und dagegen einen Evangeliſchen mit gewaffneter Hand durch 3 bis 400 Mann wieder einſetzen laſſen; woruͤber das Kayſerl. Mi- niſterium nicht wenig allarmiret und ſolches hoch empfunden hat. Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen. Warſchau/ den 16. Auguſti. Nachdeme die- ſer Tagen von Jhro Koͤnigl. Majeſt. neue Ordre wegen der Tartarn Einfall dahier angelanget, als ſind ſolche dem Crohn-Feld-Herrn durch einen Expreſſen zugeſchickt worden, vermoͤge welcher er die ſaͤmmtliche Pohlniſche Fahnen nebſt denen Dragouner Regimentern zuſammen ziehen und Gewalt mit Gewalt vertilgen ſolte, dannenhero es gar leicht auf die Extremitaͤt ankommen moͤch- te, abſonderlich wann die Tartarn von ihren Vor- haben gantz nicht abſtehen und noch dabey von denen Tuͤrcken unterſtuͤtzet werden ſolten; und ob- ſchon man Tuͤrckiſcher Seits noch alleweil einer beſtaͤndigen Freundſchafft verſichert wird, ſo will es je den noch hinfuͤhro keinen Glauben mehr fin- den, aus Urſachen, weiln ſelbige nicht allein mit Zufuͤhrung mehrer Ammunition eyffrigſt beſchaͤff- tiget, ſondern auch ihre Magazins mit Victualien anzufuͤllen ſtets fortfahren, ſo durch einen aus der Tuͤrckey bey dem Crohn-Feld-Herrn zuruͤck ange- langten Kundſchaffter beſtaͤttiget wird, mit fer- nern vermelden, wie daß faſt taͤglich noch immer mehrere Wagen mit Pulver, Bley, Kugeln, Bom- ben und Granaten an der Donau anlangten, wel- ches hin und wieder in die Graͤntz-Feſtungen ver- fuͤhret werden ſolte, auch ſie in wuͤrcklicher Arbeit begriffen, eine Bruͤcke uͤber ſelbigen Strohm zu ſchlagen; weiln aber dieſes kein beſtaͤndiger Bau iſt, ſondern gar leicht durch das Waſſer weggeriſ- ſen wird, als ſind ſelbige zugleich auf Lederne Pon- tons bedacht, zu dem Ende aller Orten viele Och- ſen-Haͤute aufgekaufft werden, um ſolche hierzu zu gebrauchen. Lublin/ den 10. Auguſti. Mit der Lembergi- ſchen Poſt hat man dieſes mahl uͤber die vorige Zeitung nichts Veraͤnderliches, auſſer daß von Ka- miniec berichtet wird, der Adel deſſelben Diſtricts ſey auf Erfordern des Woywoden von Podolien zuſammeu geweſen, zur Veſtung Kaminiec, auch zu Proviants-Anſchaffung in die Podoliſche For- ten Geld zu verwilligen; weil ſich aber viele hierzu nicht verſtehen wolten, iſt dieſe Materie zum inſte- henden Land-Tag im September verleget wor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_352608_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_352608_1721/2
Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 35, Hamburg, 26. August 1721, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_352608_1721/2>, abgerufen am 21.12.2024.