Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 160, Hamburg, 8. Oktober 1751.[Spaltenumbruch]
erst die Bücher, welche zu den 4 Facultäten gehö- Bey Hollen ist zu haben: Sammlung rarer Herr Picander ist noch in der Welt. Der fünfte Oft werden die Gemüther hitzig, Wenn sich der falsche Neid entrüst, [Spaltenumbruch] Und wie der Ermel meistens spitzig Und sehr bequem zum Stossen ist, So spricht man zu dergleichen Leuten: Küßt mich in Ermel recht mit Macht. Und das will eben das bedeuten, Was jener Goldschmidt hat gedacht. Es ist aus die Erfahrung bekannt, daß ein Dich- Hört, Meister Schneider, nehmet mir Das Maaß zu einem Kleide, Jch zahl euch was ihr wollt dafür, Doch lasset mir die Freude, Daß eure Frau, das wackre Weib, Mir solches anprobire, Denn sie verstehet meinen Leib, Und wie ich ihn regiere. Göttingen. Vandenhöeks Wittwe verlegt: Cr. N. St. 26. [Spaltenumbruch]
erſt die Buͤcher, welche zu den 4 Facultaͤten gehoͤ- Bey Hollen iſt zu haben: Sammlung rarer Herr Picander iſt noch in der Welt. Der fuͤnfte Oft werden die Gemuͤther hitzig, Wenn ſich der falſche Neid entruͤſt, [Spaltenumbruch] Und wie der Ermel meiſtens ſpitzig Und ſehr bequem zum Stoſſen iſt, So ſpricht man zu dergleichen Leuten: Kuͤßt mich in Ermel recht mit Macht. Und das will eben das bedeuten, Was jener Goldſchmidt hat gedacht. Es iſt aus die Erfahrung bekannt, daß ein Dich- Hoͤrt, Meiſter Schneider, nehmet mir Das Maaß zu einem Kleide, Jch zahl euch was ihr wollt dafuͤr, Doch laſſet mir die Freude, Daß eure Frau, das wackre Weib, Mir ſolches anprobire, Denn ſie verſtehet meinen Leib, Und wie ich ihn regiere. Goͤttingen. Vandenhoͤeks Wittwe verlegt: Cr. N. St. 26. <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="jFeuilleton"> <div type="jFeuilleton"> <p><pb facs="#f0008" n="[8]"/><cb/> erſt die Buͤcher, welche zu den 4 Facultaͤten gehoͤ-<lb/> ren. Ueberhaupt erzeigt der Herr Graf allen Ge-<lb/> lehrten einen ausnehmenden Gefallen durch die-<lb/> ſes Verzeichniß ſeiner praͤchtigen Bibliothek.<lb/> Wenn dieſes Werk zu Stande iſt, wird man mit<lb/> einer erleichterten Muͤhe den Stoff finden koͤnnen,<lb/> den man haben will. <hi rendition="#et">G. G. Z. St. 23.</hi></p> </div><lb/> <div type="jFeuilleton"> <p>Bey Hollen iſt zu haben: Sammlung rarer<lb/> und merkwuͤrdiger Gold- und Silber-Muͤnzen,<lb/> hiſtoriſch und kritiſch beſchrieben. in Quarto.<lb/> Muͤnzen werden wegen gewiſſer Umſtaͤnde merk-<lb/> wuͤrdig. Sie verdienen deswegen einen aufmerk-<lb/> ſamen Blick, weil dergleichen Umſtaͤnde oft in<lb/> die Geſchichte einſchlagen. Der Herr Verfaſſer<lb/> hat in dieſer Sammlung 50 Stuͤck von allerhand<lb/> Muͤnzen bekannt gemacht. Sie ſind auf das ge-<lb/> naueſte in Kupfer geſtochen, ausfuͤhrlich beſchrie-<lb/> ben und hinlaͤnglich erklaͤret. Was an jeder an-<lb/> gefuͤhrten Muͤnze merkwuͤrdig zu betrachten iſt,<lb/> hat man in der Ueberſchrift angemerkt. Bey-<lb/> laͤufig redet der Verfaſſer auch von andern ſelte-<lb/> nen Thalern, und meldet, wie ſie in der Selten-<lb/> heit auf einander folgen. Man findet hier viele<lb/> Stuͤcke, welche man aller moͤglichen Bemuͤhun-<lb/> gen ungeachtet nicht hat bekommen koͤnnen. Es<lb/> wird alſo dieſe kleine Sammlung den Liebhabern<lb/> der Muͤnzen deſto angenehmer ſeyn, weil zugleich<lb/> die Geſchichte dadurch um ein vieles erlaͤutert<lb/> wird. <hi rendition="#et">L. G. Z. St. 54.</hi></p> </div><lb/> <div type="jFeuilleton"> <p>Herr Picander iſt noch in der Welt. Der fuͤnfte<lb/> Theil ſeiner vortrefflichen ernſt- ſcherz- p ‒ ‒ haf-<lb/> ten und ſatyriſchen Gedichte iſt der galanten Welt<lb/> zum Vergnuͤgen aus der Preſſe kommen. Es waͤre<lb/> uͤberfluͤßig einen Mann zu loben, der ſich durch<lb/> ſeine beſondre Art zu Dichten ſo beruͤhmt gemacht<lb/> hat. Sein Reim und ſein Witz haben ihn noch<lb/> nicht verlaſſen. Jns beſondre hat ihn die Natur<lb/> mit einer beſondern Faͤhigkeit begabt, ſeinen Ver-<lb/> ſtand in Wortſpielen zu zeigen. Folgende ſeine<lb/> Gedanken moͤgen davon eine Probe geben. 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Man hat<lb/> ihn erſucht, dieſe Artikel, wie man in jedem Mo-<lb/> nat und in den beſondern Jahrszeiten die Pflan-<lb/> zen bauen und warten ſoll, beſonders herauszu-<lb/> geben. Er hat es gethan, die Artikel vermehrt,<lb/> und dieſen Calender verfertigt. So nuͤtzlich die-<lb/> ſes Buch den Gaͤrten-Liebhabern ſeyn koͤnnte,<lb/> wenn es einen Gartenverſtaͤndigen Ueberſetzer ge-<lb/> habt haͤtte, ſo wenigen Nutzen wird es ihnen<lb/> ſchaffen. Denn bey uns koͤnnen wir im Jenner<lb/> noch keinen Sallat und keine Erbſen, wie in<lb/> London, ſaͤen. Auch bluͤhen bey uns im Lande<lb/> die Hyazinthen den Februar-Monat noch nicht.<lb/> Und was noch mehr, ſo iſt die Ueberfetzung auch<lb/> etwas undeutſch gerathen. Die Verlegerinn muß<lb/> alſo, wenn ſich die erſte Auflage vergreifen ſollte,<lb/> bey einer neuen auch eine neue Ueberſetzung be-<lb/> ſorgen, und ſie von einem Manne machen laſſen,<lb/> der die Regeln eines Muͤllers auf unſre Gegend<lb/> anzuwenden weiß.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Cr. N. St. 26.</hi> </p> </div> </div> </body> <cb type="end"/> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [[8]/0008]
erſt die Buͤcher, welche zu den 4 Facultaͤten gehoͤ-
ren. Ueberhaupt erzeigt der Herr Graf allen Ge-
lehrten einen ausnehmenden Gefallen durch die-
ſes Verzeichniß ſeiner praͤchtigen Bibliothek.
Wenn dieſes Werk zu Stande iſt, wird man mit
einer erleichterten Muͤhe den Stoff finden koͤnnen,
den man haben will. G. G. Z. St. 23.
Bey Hollen iſt zu haben: Sammlung rarer
und merkwuͤrdiger Gold- und Silber-Muͤnzen,
hiſtoriſch und kritiſch beſchrieben. in Quarto.
Muͤnzen werden wegen gewiſſer Umſtaͤnde merk-
wuͤrdig. Sie verdienen deswegen einen aufmerk-
ſamen Blick, weil dergleichen Umſtaͤnde oft in
die Geſchichte einſchlagen. Der Herr Verfaſſer
hat in dieſer Sammlung 50 Stuͤck von allerhand
Muͤnzen bekannt gemacht. Sie ſind auf das ge-
naueſte in Kupfer geſtochen, ausfuͤhrlich beſchrie-
ben und hinlaͤnglich erklaͤret. Was an jeder an-
gefuͤhrten Muͤnze merkwuͤrdig zu betrachten iſt,
hat man in der Ueberſchrift angemerkt. Bey-
laͤufig redet der Verfaſſer auch von andern ſelte-
nen Thalern, und meldet, wie ſie in der Selten-
heit auf einander folgen. Man findet hier viele
Stuͤcke, welche man aller moͤglichen Bemuͤhun-
gen ungeachtet nicht hat bekommen koͤnnen. Es
wird alſo dieſe kleine Sammlung den Liebhabern
der Muͤnzen deſto angenehmer ſeyn, weil zugleich
die Geſchichte dadurch um ein vieles erlaͤutert
wird. L. G. Z. St. 54.
Herr Picander iſt noch in der Welt. Der fuͤnfte
Theil ſeiner vortrefflichen ernſt- ſcherz- p ‒ ‒ haf-
ten und ſatyriſchen Gedichte iſt der galanten Welt
zum Vergnuͤgen aus der Preſſe kommen. Es waͤre
uͤberfluͤßig einen Mann zu loben, der ſich durch
ſeine beſondre Art zu Dichten ſo beruͤhmt gemacht
hat. Sein Reim und ſein Witz haben ihn noch
nicht verlaſſen. Jns beſondre hat ihn die Natur
mit einer beſondern Faͤhigkeit begabt, ſeinen Ver-
ſtand in Wortſpielen zu zeigen. Folgende ſeine
Gedanken moͤgen davon eine Probe geben. Das
Gedichte iſt auf einen Braͤutigam gemacht, wel-
cher Ermel heißt.
Oft werden die Gemuͤther hitzig,
Wenn ſich der falſche Neid entruͤſt,
Und wie der Ermel meiſtens ſpitzig
Und ſehr bequem zum Stoſſen iſt,
So ſpricht man zu dergleichen Leuten:
Kuͤßt mich in Ermel recht mit Macht.
Und das will eben das bedeuten,
Was jener Goldſchmidt hat gedacht.
Es iſt aus die Erfahrung bekannt, daß ein Dich-
ter in einer gewiſſen Art der Dichtkunſt immer
vor den andern etwas voraus hat. Picander iſt
ein Meiſter in Quodlibet oder unſinnigen Verſen.
Man leſe dieſe Zeilen, welche aus der Feder die-
ſes beruͤhmten Mannes gefloſſen ſind:
Hoͤrt, Meiſter Schneider, nehmet mir
Das Maaß zu einem Kleide,
Jch zahl euch was ihr wollt dafuͤr,
Doch laſſet mir die Freude,
Daß eure Frau, das wackre Weib,
Mir ſolches anprobire,
Denn ſie verſtehet meinen Leib,
Und wie ich ihn regiere.
Goͤttingen. Vandenhoͤeks Wittwe verlegt:
Philipp Muͤllers Gaͤrtuer-Calender etc. Der Ver-
faſſer iſt Gaͤrtner bey dem botaniſchen Garten
der Londonſchen Apotheker-Geſellſchaft. Man hat
ihn erſucht, dieſe Artikel, wie man in jedem Mo-
nat und in den beſondern Jahrszeiten die Pflan-
zen bauen und warten ſoll, beſonders herauszu-
geben. Er hat es gethan, die Artikel vermehrt,
und dieſen Calender verfertigt. So nuͤtzlich die-
ſes Buch den Gaͤrten-Liebhabern ſeyn koͤnnte,
wenn es einen Gartenverſtaͤndigen Ueberſetzer ge-
habt haͤtte, ſo wenigen Nutzen wird es ihnen
ſchaffen. Denn bey uns koͤnnen wir im Jenner
noch keinen Sallat und keine Erbſen, wie in
London, ſaͤen. Auch bluͤhen bey uns im Lande
die Hyazinthen den Februar-Monat noch nicht.
Und was noch mehr, ſo iſt die Ueberfetzung auch
etwas undeutſch gerathen. Die Verlegerinn muß
alſo, wenn ſich die erſte Auflage vergreifen ſollte,
bey einer neuen auch eine neue Ueberſetzung be-
ſorgen, und ſie von einem Manne machen laſſen,
der die Regeln eines Muͤllers auf unſre Gegend
anzuwenden weiß.
Cr. N. St. 26.
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(2014-07-07T10:32:49Z)
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